Winke und Anregungen zum Bibelstudium (8)

Die Heilszeitalter

9. Studien über die verschiedenen Heilszeitalter

Wenn der Leser sich die Mühe genommen hat, die verschiedenen Methoden des Bibelstudiums, die wir empfohlen haben, auch auszuführen, wird er mit seiner Bibel ganz vertraut worden sein. Er hat bestimmt auch eine gute Kenntnis des Wortlauts des Alten und des Neuen Testaments erhalten. Nachdem ihm der Inhalt jedes Buches der Heiligen Schrift geläufig geworden ist, wird der aufmerksame Leser zweifellos den grossen Unterschied in den verschiedenen Büchern und in den Zeitabschnitten, die sie umfassen, festgestellt haben.

Gewiss, man wird sich bald des grossen Unterschiedes zwischen dem Alten und Neuen Testament bewusst. Bei genauerer Betrachtung entdeckt man, dass es auch in den Zeitperioden des Alten Testaments Unterschiede gibt. Desgleichen findet man im Neuen Testament einen Unterschied zwischen der Zeitperiode, die die Evangelien umfasst und jener, die die Apostelgeschichte und die Briefe einschliesst. Und die Offenbarung enthält noch eine weitere, andere Ordnung der Dinge.

So wird man sich der Tatsache bewusst, dass es in der Zeitspanne, die die Bibel von der Erschaffung der Welt bis zur Erscheinung des neuen Himmels und der neuen Erde, oder der kommenden Ewigkeit umfasst, verschiedene Perioden, Zeitalter, Haushaltungen oder Verwaltungen gibt. Durch sorgfältiges Studium der Schriften erkennt man, dass Gott während diesen vergangenen Zeitabschnitten mit der Menschheit nicht immer gleich gehandelt hat. Er wird auch in den kommenden Perioden anders mit den Menschen handeln als Er es in der gegenwärtigen Zeit tut.

Dadurch wird einem die Notwendigkeit bewusst, die Schriften auch hinsichtlich der Ver­wal­tungs­pe­rio­den zu studieren. Damit meinen wir das Studium der verschiedenen Zeitalter, Epochen oder Haushaltungen, in die das Handeln Gottes mit den Menschen vom Anfang bis zum Ende eingeteilt ist. Das Wort «Verwaltung» oder «Haushaltung» findet sich in verschiedenen Stellen des Neuen Testaments (1. Kor 9,17; Eph 1,10 (siehe Fussnote); Eph 3,2; Kol 1,25). Im Urtext dieser Verse bedeutet es: die Ordnung, Leitung, oder Verwaltung eines Haushaltes oder einer Familie. Es hat auch den Sinn von Hausverwaltung (Lk 16,2). Mit dem Ausdruck «Haushaltung» meinen wir also gewisse Anordnungen oder die Art und Weise, durch die Gott während einer bestimmten Zeitepoche mit der Menschheit handelte, im Unterschied zu anderen Zeitepochen.

In Epheser 3,2 spricht Paulus von «der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist». Hier weist er auf die göttliche Einrichtung oder Anordnung der Gnade hin, die ihm anvertraut war, auf das Geheimnis, das er unter den Nationen verkündigen sollte, als die charakteristische Wahrheit dieser gegenwärtigen Zeitperiode. Deshalb ist der gegenwärtige Zeitabschnitt, vom Tag der Pfingsten bis zum Kommen des Herrn für seine Braut, die Versammlung, bekannt als die Haushaltung der Gnade. Aus der Apostelgeschichte und den Briefen, besonders den paulinischen, lernen wir die Merkmale des Handelns Gottes mit den Menschen während dieser Zeit kennen. Wir ersehen daraus, dass Er jetzt mit der ganzen Welt, mit Juden und Nationen, in unumschränkter Gnade handelt, nicht herrschend, wie unter dem Gesetz im Alten Testament, oder richtend, wie Er es in der Zukunft tun wird. Diese Zeitperiode der Gnade ist die wunderbarste aller Haushaltungen. Gottes Absicht während des Zeitalters der Gnade ist, «aus den Nationen ein Volk für seinen Namen zu nehmen» (Apg 15,14), als eine himmlische Braut für seinen Sohn.

Wir hoffen, dass diese allgemeinen Bemerkungen einen kleinen Begriff von dem geben, was mit dem Studium der Zeitperioden in der Bibel gemeint ist und uns seine Wichtigkeit vorstellen. Wer die verschiedenen Verwaltungsperioden nicht unterscheidet und kein klares Verständnis über Gottes Absichten und Handeln mit der Menschheit während jeder Periode hat, kann die Schriften unmöglich richtig verstehen und anwenden. Er wird Gesetz und Gnade vermischen, Israel und die Versammlung, das Kommen des Herrn für die Versammlung und sein Kommen, um die Nationen zu richten, usw. Grösste Verwirrung wird das Resultat sein. Augustinus, einer der frühen Kirchenväter, sagte: «Unterscheide die Zeitalter, und die Schriften sind einfach.»

In 2. Timotheus 2,15 werden wir ermahnt uns zu befleissigen, uns selbst als bewährte Arbeiter darzustellen, «die das Wort der Wahrheit recht teilen». 1. Korinther 10,32 spricht von drei Klassen, denen wir ohne Anstoss sein sollen: den Juden, den Griechen oder Nationen und der Versammlung Gottes. Dieser Vers zeigt uns die drei verschiedenen Gruppen, die wir in der Schrift finden. Daher müssen wir das Wort untersuchen und herausfinden, was die Nationen betrifft und was die Versammlung angeht.

Auf diesen Seiten können wir nur kurz die verschiedenen Verwaltungsperioden erwähnen, die in der Bibel gefunden werden. Wir überlassen es dem Leser, sich mit jeder einzelnen näher zu befassen. Zur weiteren Hilfe, die Haushaltungen zu unterscheiden, werden wir zuerst folgende Definition einer Haushaltung oder Verwaltungsperiode anführen: «Eine Haushaltung ist eine längere oder kürzere Zeitperiode, während der Gott anders mit den Menschen handelt als Er es bis dahin getan hat.»

Sieben Hauptzeitalter

Am Anfang der Menschheitsgeschichte finden wir Adam und Eva in Unschuld im Garten Eden. Sie hatten Gewalt über die ganze Schöpfung, aber standen selbst unter einem Gebot – nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen. Das war die Zeitperiode der Unschuld. Bald übertraten sie das Gebot und wurden aus dem Garten vertrieben. Sie waren nicht länger unschuldig, sondern Sünder. So endete die erste Haushaltung und Gott begann auf andere Weise mit der gefallenen Menschheit zu handeln.

Als Adam und Eva sündigten, erlangten sie ein Gewissen über Gut und Böse. Untersuchen wir die Periode vom Sündenfall Adams bis zur Flut, so stellen wir fest, dass Gott den Menschen seinem Gewissen überlassen hat, damit es sich erweise, ob er das Gute wählen und das Böse ablehnen würde. Das war die Haushaltung des Gewissens, die so schrecklich böse und verdorben endete, dass Gott die Menschen durch die Flut richten musste.

Mit Noah und seiner Familie nach der Flut haben wir den Anfang einer anderen Haushaltung: die Herrschaft des Menschen. Soweit uns berichtet ist, setzte Gott mit Noah den ersten obrigkeitlichen Beamten ein, den die Welt je hatte. Er gab ihm das Schwert der Regierung. Das dauerte fort bis zur Zeit Abrahams, wo wir das ganze Menschengeschlecht dem Götzendienst verfallen finden. In Verbindung mit dem Turmbau zu Babel sandte Gott in dieser Zeit das Gericht der Spra­chen­ver­wir­rung.

In 1. Mose 12 ruft Gott Abraham und damit beginnt ein neues Zeitalter. Wir können es die Haushaltung der Verheissung nennen. Gott rief aus der Masse der götzendienerischen Menschen einen Mann heraus und verhiess ihm, ihn zu einer grossen Nation zu machen. Er gab ihm auch die Verheissung des kommenden Erlösers. Nun sehen wir, wie Gott mit einer Nation handelt, mit seinem auserwählten Volk Israel, das Er aus der Sklaverei Ägyptens befreite und in das Land Kanaan führte.

Aber als sie in der Wüste zum Berg Sinai kamen, stellten sie sich selbst auf den Boden des Gesetzes. Eine neue Verwaltung wurde ihnen gegeben: die Haushaltung des Gesetzes. Diese dauerte bis zum Kommen Christi im Neuen Testament. Während dieser Periode handelte Gott nur mit Israel und den Juden. Da Gottes Handeln mit Israel als Volk bei Abraham begann, werden das Zeitalter der Verheissung und das des Gesetzes manchmal zusammen als eine Epoche betrachtet.

Mit der Geburt von Jesus Christus zeigt sich das Handeln Gottes mit den Menschen in einer ganz neuen Weise. Sein Dienst der Gnade führte die Haushaltung der Gnade ein, die sich nach seinem Tod und dem Herabkommen des Heiligen Geistes in ihrer Fülle entfaltete. Diese Zeitperiode dauert fort durch die Gegenwart, bis die Versammlung vollzählig ist und der Herr sie bei seinem Kommen zu sich in die Herrlichkeit nimmt. Dieses Ereignis wird als Entrückung bezeichnet. Dann wird das Zeitalter reiner Gnade vorüber sein.

Aus vielen Stellen des Alten und Neuen Testaments lernen wir, dass nach Abschluss der Gnadenzeit eine kurze Periode beispielloser Gerichte und Drangsale über die Welt kommen wird. Gott wird mit der Christenheit im Gericht handeln und aus seinem Volk Israel einen Überrest erwecken. Das Kommen des Herrn Jesus mit Gericht über die Nationen und als König Israels wird diese Zeit beenden und die herrliche tausendjährige Regierung der Gerechtigkeit einleiten. Im neuen Himmel und auf der neuen Erde, die darauf folgen, wird es keine Zeit mehr geben.

Das ist ein kleiner Abriss über die aufeinanderfolgenden Zeitperioden. Der Leser wird gut tun, dieses wichtige Thema ausführlicher zu studieren.