Der hebräische Knecht (4)

2. Mose 21,2-6; Epheser 5,25-27; Offenbarung 21,9-10

Einleitung

Der hebräische Knecht hat gesagt: «Ich liebe meine Frau.» Genauso hat der Herr Jesus seine Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben:

  • Sie ist die eine sehr kostbare Perle, für die Er als Kaufmann alles verkaufte, was Er hatte, um sie zu besitzen (Mt 13,45.46).
  • Sie ist die eine Herde des guten Hirten, zu der in der Zeit der Gnade die Gläubigen aus den Juden und jene aus den Nationen gehören (Joh 10,16).

Diese beiden Bilder haben wir im letzten Artikel betrachtet. Zwei weitere Stellen zeigen uns die Liebe des Herrn Jesus zu seiner Versammlung.

Christus gibt sich selbst

Epheser 5,25-27

Hier lesen wir, dass der Herr Jesus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat. Sich selbst geben ist mehr als alles verkaufen, was man hat. Christus hat sich selbst hingegeben. Das bedeutet, dass Er alles, was Er in seiner Person ist, für die Versammlung in den Tod gegeben hat, damit sie dies alles bekommt. Mit all seinen Eigenschaften ist Er in den Tod gegangen, um diese Vorzüge seiner Person der Versammlung zu schenken. In ihrer Stellung besitzt sie diese Eigenschaften jetzt schon. Von uns Gläubigen, die wir gemeinsam die Versammlung bilden, heisst es, «dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe» (Eph 1,4). Das ist eine herrliche Aussage, die mich tief beglückt. Ich stehe in Christus heilig und untadelig vor Gott in Liebe. Ich spreche nicht von meiner Praxis, sondern von meiner Stellung. Gott sieht mich in der ganzen Vorzüglichkeit des Herrn Jesus. Gott selbst ist heilig. Die Gedanken seines Herzens sind Liebe. Jetzt stehen wir, weil Er uns in Christus sieht, in diesen göttlichen Eigenschaften vor Ihm.

Wir haben in unserem Abschnitt drei Tatsachen. Sie betreffen die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft:

  1. Die Liebe hat in der Vergangenheit die Beziehung geknüpft: Christus hat sich selbst für die Versammlung in den Tod gegeben.
  2. Die Liebe bleibt in der Gegenwart: Der Herr Jesus heiligt und reinigt seine Versammlung.
  3. Die Liebe wird in der Zukunft vollendet sein: Christus wird die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellen.

Wenn wir die Menschen betrachten, so sehen wir, wie die Liebe manche eheliche Beziehung geknüpft hat. Aber ist sie auch beständig geblieben? Ich denke z.B. an Isaak und Rebekka. Die Art und Weise, wie ihre Beziehung geknüpft wurde, wird uns als Vorbild gezeigt. Aber dann lebten sie sich als Ehepaar auseinander. Die Liebe blieb nicht. Wie tragisch! Am Anfang war sie da, Isaak und Rebekka scherzten miteinander (1. Mo 26,8). Es ist ein Ausdruck der Liebe, wenn man zusammen lacht. Könnt ihr als Ehepaar lachen? Wir tun das. Manchmal lachen wir sogar über uns selbst. Es ist schön, wenn die Liebe bleibt. Das wird bei Christus und seiner Versammlung auch deutlich. Weil Er sie liebt, heiligt und reinigt Er sie. Das sind zwei Wahrheiten der christlichen Zeit: Erstens heiligt uns der Herr, indem Er uns mit dem Himmel verbindet. Zweitens reinigt Er uns, indem Er uns von der Erde löst.

Diese Reihenfolge ist christlich. Wir sagen den jungen Gläubigen (und manchmal muss es auch älteren gesagt werden), dass die Welt gefährlich ist. Das ist auch wahr. Wir fordern sie auf: Liebt nicht die Welt noch das, was in ihr ist! Tatsächlich können wir nicht ernst genug vor der Welt und ihrem Einfluss warnen. Aber woher haben wir die Kraft, abgesondert von ihr zu leben? Wir brauchen etwas, was unser Herz erfüllt. Das ist Christus im Himmel. Darum lenkt Er unsere Gedanken auf sich selbst, wie Er im Himmel verherrlicht ist, um uns zu heiligen. Das finden wir auch in Johannes 17, wo der Herr Jesus für seine Jünger betet. Zuerst bittet Er für ihr Verhältnis zum Vater (V. 11). Wenn diese Beziehung in Ordnung ist, wird auch das Verhältnis zur Welt richtig sein. Dann erklärt der Herr: «Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch die Wahrheit» (V. 19). Er geht in den Himmel, um dort der Anziehungspunkt der Gläubigen zu sein, damit sie auf der Erde für Gott geheiligt sind. So wollen auch wir unseren Jugendlichen den Himmel öffnen und ihnen Christus vorstellen, damit sie die Kraft haben, «Nein» zur Welt zu sagen. Das ist Heiligung.

Bei der Reinigung geht es primär um Sünden, die der Herr bei den Seinen nie ertragen kann. Wenn wir gesündigt haben, wird Er als Sachwalter tätig, damit das begangene Unrecht in Ordnung kommt. Das ist seine bleibende Liebe. Doch die Reinigung betrifft auch das Loslösen vom Irdischen. Christus möchte nicht, dass unser Herz nur mit irdischen Freuden erfüllt ist. Wir dürfen sie geniessen, aber sie sollen nicht unser Lebensglück ausmachen.

Bei Christus und seiner Versammlung sehen wir auch, was Liebe in Vollendung ist. Wenn Er wiederkommt, wird Er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellen. Dann wird unsere Praxis mit unserer Stellung übereinstimmen. Wir werden heilig und untadelig vor Ihm stehen. Darauf freue ich mich. Wenn wir über unser Verhalten nachdenken, sind wir oft enttäuscht über uns selbst. Wir sind beschämt, weil wir Dinge in Ordnung bringen müssen, die Gott nicht gefallen. Doch lasst uns dann wieder ans Ziel blicken. Dort wird die Liebe des Herrn zu seiner Versammlung vollendet werden. Sie wird in einem untadeligen Zustand vor Ihm stehen und seiner Liebe völlig entsprechen.

Der Herr Jesus bleibt das Lamm

Offenbarung 21,9.10

Christus wird mit einem Lamm verglichen. Dieser Gedanke zieht sich durch die ganze Bibel. Zwei Stellen im Alten Testament zeigen uns die beiden Charakterzüge des Lammes, die auch beim Herrn Jesus zu sehen sind:

  • In 2. Mose 12,5 heisst es vom Passahlamm, dass es ohne Fehl sein musste. Das betont seine Reinheit. Von Jesus Christus lesen wir, dass Er das Lamm ohne Fehl und ohne Flecken ist (1. Pet 1,19).
  • In Jesaja 53,7 finden wir die Ergebenheit des Lammes: «Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf.»

Die Versammlung ist die Braut des Lammes. Das finden wir in Offenbarung 19,7-9. Dort wird gesagt, dass sich seine Frau bereitet hat. Sie trägt ein schönes Hochzeitskleid. Vom Stoff, aus dem das Hochzeitskleid gemacht ist, heisst es: Das sind die Gerechtigkeiten der Heiligen. Wenn du heute an deinem Platz dem Herrn Jesus treu bist, webst du am Hochzeitskleid der Braut des Lammes. Welche Bedeutung hat denn das Kleid der Braut an der Hochzeit? Das habe ich an meiner Hochzeit gelernt. Ich ging mit meiner Frau, die ein weisses Kleid trug, durch die Menge und hörte jemand flüstern: Max hat Glück gehabt, so eine schöne Braut! Da habe ich gemerkt, dass das Brautkleid die Herrlichkeit des Bräutigams erhöht. Spornt es uns nicht an, unserem Herrn treu zu sein, wenn wir wissen, dass wir dadurch zu seiner Verherrlichung beitragen können?

Als ich heiratete, sagte man: Das ist die Hochzeit von Max und Christa. Nun fragen wir uns: Wird es im Himmel die Hochzeit des Lammes und der Braut sein? Nun, es wird die Hochzeit des Lammes sein. Obwohl dann die Braut in ihrer Vollendung und Schönheit zu sehen ist, wird doch das Lamm im Mittelpunkt bleiben. Jesus Christus ist und bleibt die zentrale Person. So wird Er hier gesehen.

«Komm her, ich will dir die Braut, die Frau des Lammes, zeigen» (V. 9). Die Versammlung bleibt immer Braut und ist zugleich auch die Frau des Lammes. Die Braut repräsentiert die Kraft der Liebe, die Frau zeigt die Tiefe der Liebe. Beides finden wir bei der Versammlung. Das möchte ich aus der Natur veranschaulichen. Im Berner Oberland gibt es einen brausenden Bach, der in einen tiefen See fliesst. Die Kraft der Liebe ist der Bergbach, der tosend über die Felsen hinabstürzt. Die Tiefe der Liebe ist der See, der still und tiefgründig ist. Liebe im Brautstand kann viel Kraft entfalten. Eheliche Liebe ist ruhig und tief. Beides wird die Beziehung der Versammlung zum Herrn Jesus ewig kennzeichnen.

«Er führte mich im Geist weg auf einen grossen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt, Jerusalem, herabkommend aus dem Himmel von Gott» (V. 10). Hier sehen wir den ureigensten Charakter der Versammlung. Sie ist himmlisch und göttlich, denn sie kommt von Gott aus dem Himmel herab. Das ist die Versammlung, für die sich der Herr Jesus hingegeben hat.

Schlussfolgerung für uns

Christus hat als hebräischer Knecht gesagt: «Ich liebe meine Frau.» Dann ist Er – bildlich gesprochen – hingegangen und hat sich an den Pfosten stellen lassen. Sein Ohr ist im übertragenen Sinn durchbohrt worden – Er trägt das Zeichen seiner ewigen Knechtschaft.

Wir werden ewig beim Herrn Jesus sein. Viele Lieder drücken aus, dass wir Ihn erwarten. In einem Lied singen wir: «Hin zu Jesus möcht ich eilen, heim zu Ihm ins Vaterhaus.» Das ist die persönliche Erwartung. In einem anderen Lied heisst es: «Deine Braut, Herr, wartet hier, sehnt sich sehr nach oben.» Hier sagen wir gemeinsam als Versammlung, dass wir auf Christus warten. Es ist mein Wunsch, dass jeder von uns eine persönliche Beziehung zum Herrn Jesus hat. Gleichzeitig dürfen wir an alle Erlösten denken, die zur Versammlung gehören. Sie bilden eine Einheit, die besteht, auch wenn sie wegen unseres Versagens nicht mehr sichtbar ist. Gott sieht diese Einheit und wir dürfen sie im Glauben festhalten. So schliessen wir alle Erlösten in unsere Herzen ein und sehnen uns danach, dass der Herr Jesus wiederkommt und seine Braut zu sich in den Himmel holt. Kennen wir die Lehre der Entrückung? Warten wir auf das Kommen des Herrn?

Vor Jahren hörte ich, dass ein Bruder aus Holland einen gesundheitlichen Zusammenbruch erlitten hatte und wahrscheinlich bald heimgehen würde. Einige Zeit später traf ich ihn unerwartet in Deutschland. Da sprach ich ihn an: Ich habe gehört, dass du sehr krank geworden bist, doch jetzt sehe ich dich hier. Da antwortete er: Ja, ich war krank und muss nun Medikamente nehmen, bis der Herr Jesus wiederkommt. Das war seine sehnliche Erwartung!