Einleitung
Wie der hebräische Knecht erklärte: «Ich liebe meinen Herrn», so ging der Herr Jesus aus Liebe zu seinem Gott und Vater nach Golgatha, um dort das Werk der Erlösung zu vollbringen.
- In seinem Tod hat Er Gott im Blick auf die Sünde unendlich und für immer verherrlicht. Als Folge davon wird die Sünde einmal aus dem Weltall entfernt werden (Joh 1,29).
- Am Kreuz hat Jesus Christus in Hingabe an Gott und in Gehorsam zu Ihm sein Leben geopfert. Dabei sind die Wesenszüge Gottes vollkommen ans Licht gestellt worden (Joh 13,31.32).
Diese beiden Aspekte seines Opfertodes haben wir im letzten Artikel betrachtet. Zwei weitere Stellen zeigen, wie Christus am Kreuz aus Liebe und in Hingabe an seinen Gott und Vater das Leben liess.
Ein duftender Wohlgeruch
Epheser 5,2
Drei Bibelstellen weisen deutlich auf die Liebe des Herrn Jesus am Kreuz von Golgatha hin:
- In Galater 2,20 heisst es: «Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.» Das ist die Liebe des Erlösers zu jedem einzelnen Gläubigen persönlich.
- In Epheser 5,2 lesen wir: «Wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat.» Das ist seine Liebe, die uns gemeinsam gilt. Als Erlöste halten wir miteinander an der herrlichen Tatsache fest: Christus hat uns geliebt!
- In Epheser 5,25 steht: «Wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.» Das ist die Liebe des Herrn Jesus zu seiner Versammlung, die Er sich erworben hat. Er hat diese wunderbare Einheit der Erlösten der Gnadenzeit geliebt.
Wie genau ist doch das Wort Gottes! Wir lesen nicht, dass die Versammlung Gottes erlöst worden ist, denn sie befand sich nicht in einem verlorenen Zustand. Nur die einzelnen Menschen waren verloren und mussten erlöst werden. Aber von der Versammlung Gottes heisst es in Apostelgeschichte 20,28: «Die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen.»
In Epheser 5,2 finden wir die Liebe des Herrn Jesus zu uns gemeinsam, aber auch seine Hingabe an Gott. Das soll uns nun beschäftigen: Christus hat sich hingegeben «als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch». Im Ausdruck «Darbringung» liegt der Gedanke von Weihe oder Widmung. Das Wort «Schlachtopfer» spricht von Leiden und von Tod. Aus Liebe zu seinem Gott hat sich Christus Ihm hingegeben. Er hat gelitten und ist gestorben, um sich ganz Gott zu opfern. Gepriesen sei sein Name!
Diesen Gedanken finden wir schon im Alten Testament vorgebildet. Nach der Flut nahm Noah von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln, um sie Gott zu opfern. Er brachte Brandopfer dar. Dann heisst es: «Der HERR roch den lieblichen Geruch, und der HERR sprach in seinem Herzen: Nicht mehr will ich fortan den Erdboden verfluchen um des Menschen willen» (1. Mo 8,21). Da sehen wir, dass diese Opfer, die für Gott zum lieblichen Geruch waren, eine Wirkung zum Heil und Segen der Menschen hatten. Genau das sehen wir auch in unserer Stelle. Christus gab sich Gott ganz hin und damit gab Er sich auch uns. Das ist ein wichtiger Gedanke, der mit unserer Praxis verknüpft wird. In Vers 1 werden wir ermahnt: «Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in Liebe.» In dem Mass, wie wir in Hingabe an Gott leben, werden wir uns für die anderen Gläubigen einsetzen. Dieser Grundsatz steht hier vor uns. Der Herr gab sich ganz Gott hin und starb dabei auch für uns. So liegt im Brandopfer die Grundlage für den Segen, den wir durch das Werk des Erlösers bekommen haben.
Seine Hingabe an Gott bis in den Tod war für Gott ein duftender Wohlgeruch. Das führt unsere Gedanken zum wohlriechenden Räucherwerk:
«Der HERR sprach zu Mose: Nimm dir wohlriechende Gewürze, Stakte und Räuchermuschel und Galban, wohlriechende Gewürze, und reinen Weihrauch; zu gleichen Teilen sollen sie sein. Und mache Räucherwerk daraus, Würzwerk, ein Werk des Salbenmischers, gesalzen, rein, heilig. Und zerstosse davon zu Pulver, und lege davon vor das Zeugnis in das Zelt der Zusammenkunft, wo ich mit dir zusammenkommen werde: Hochheilig soll es euch sein» (2. Mo 30,34-36).
«Sie werden Räucherwerk legen vor deine Nase und Ganzopfer auf deinen Altar» (5. Mo 33,10).
Schon in seinem Leben, das der Herr Jesus in Hingabe an Gott führte, stieg ein Wohlgeruch zu Gott auf, der sein Herz erfreute. Daran denkt die Braut im Hohenlied, wenn sie sagt: «Lieblich an Duft sind deine Salben» (Hld 1,3). Dazu gibt es in 1. Mose 37,25 ein schönes Bild. Nachdem die Brüder Josephs ihn an die vorbeiziehenden Ismaeliter verkauft hatten, wurde er nach Ägypten geführt. Die Kamele dieser Karawane trugen Tragant und Balsamharz und Ladanum. Das waren Harze, die einen angenehmen Duft verbreiten. Dieser Wohlgeruch begleitete Joseph auf seinem Weg. Genauso war es bei unserem Herrn. Sein ganzes Leben verströmte Er einen Wohlgeruch, der zur Freude Gottes war.
Aber dann ging Er, sein Kreuz tragend, nach Golgatha hinaus, um sich im Tod völlig Gott hinzugeben. Da erfüllte sich der zweite Teil von Hohelied 1,3: «Ein ausgegossenes Salböl ist dein Name.» In seinen Leiden und in seinem Sterben am Kreuz zeigte sich das ganze Mass seiner Hingabe an Gott. Das duftende Salböl wurde ausgegossen, damit sich der wohlriechende Duft ganz und gar ausbreiten konnte. Da stieg ein Wohlgeruch zu Gott auf, wie es ein Liederdichter ausdrückt:
- Aus den Gluten, aus dem Feuer,
deiner Leiden ging hervor,
Wohlgeruch für Gott so teuer,
welcher stieg zu Ihm empor.
Ohne Flecken Gott geopfert
«Wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen!» (Heb 9,14).
Dieser Vers beginnt mit dem Blut des Christus. Der Herr Jesus hat am Kreuz sein Blut, d.h. sein Leben, gegeben. Der Apostel Petrus nennt es das «kostbare Blut Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken» (1. Pet 1,19). Darum wollen wir nie gering vom Blut des Erlösers denken, das Er gegeben hat. Auch bei den Opfern im Alten Testament hatte das Blut eine wichtige Bedeutung, die wir im vollgültigen Opfer des Herrn Jesus erfüllt finden:
- Das Blut des Sündopfers in 3. Mose 16 spricht davon, dass unsere Sünden durch den Opfertod des Erlösers ausgetilgt worden sind.
- Das Blut des Friedensopfers in 3. Mose 3 macht klar, dass Jesus Christus durch die Dahingabe seines Lebens die Grundlage für unsere Gemeinschaft mit Gott gelegt hat.
- Das Blut des Brandopfers zeigt, wie vorzüglich und vollkommen das Opfer des Herrn Jesus ist. Der heilige Gott blickt auf das Blut des Erlösers und sieht darin nur Vollkommenheit, Reinheit und Herrlichkeit.
Christus hat «durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert». In diesem kurzen, aber inhaltsreichen Satz finden wir alle drei Personen der Gottheit: Gott, den Vater, Gott, den Sohn, und Gott, den Heiligen Geist. Sie alle sind am Werk beteiligt, das am Kreuz geschah. Der Vater hat seinen einzigartigen Sohn, den Er von Ewigkeit her liebt, als Opferlamm gegeben (Joh 3,16). Am Kreuz hat sich der Sohn als Mensch seinem Gott geopfert. Dieses schwere Werk hat Er in der Kraft des Heiligen Geistes vollbracht.
Der Herr Jesus hat sich ohne Flecken Gott geopfert. Darin liegen zwei Gedanken: Zum einen war Er in seinem Leben und in seinem Tod vollkommen rein und fleckenlos. Zum anderen hat Er sich Gott völlig hingegeben – bis in den Tod. Was für eine Reinheit und was für eine Hingabe hat der Heiland am Kreuz gezeigt!
Christus hat sich ohne Flecken Gott geopfert, um unsere Gewissen zu reinigen. Dieser Vers zeigt uns ohne Frage die Seite des Brandopfers im Tod des Erlösers. Aber er hat eine besondere Zielrichtung. Er will uns zeigen, dass wir auf dieser Grundlage als Priester vor Gott erscheinen und Ihn anbeten können. Zu diesem Zweck musste unser Gewissen gereinigt, d.h. von der Sündenschuld befreit werden. Darum ist Heilsgewissheit eine ganz wichtige Sache. Aus der Bibel erkenne ich: Das Blut des Herrn Jesus hat meine Sünden für immer und vollständig von den Augen Gottes weggenommen. Nun halte ich im Glauben fest, dass Gott mich für Zeit und Ewigkeit angenommen hat. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Anbetung. Mein Gewissen muss von meiner Schuld vor Gott entlastet sein. Nur so kann ich freimütig hinzutreten und Ihn anbeten.
Unser Gewissen ist «von toten Werken» gereinigt worden. Was ist damit gemeint? Einerseits sprechen die toten Werke von der Religiosität. Wir finden in der Bibel manche religiöse Menschen – zum Beispiel die Frau von Sichar in Johannes 4, die an religiösen Traditionen festhielt und zugleich in schwerwiegenden Sünden lebte. Man kann also ein sündiges Leben führen und zugleich hochreligiös sein. Diese Frau wies den Herrn Jesus stolz auf den Brunnen hin, den Jakob gegraben hatte. Das ist religiöse Tradition. So etwas kann auch in unserem Herzen aufkommen. Hüten wir uns vor dem religiösen Stolz!
Anderseits ist mit den toten Werken auch die Liturgie im Gottesdienst gemeint. Vielleicht denken wir, das sei keine Gefahr für uns. Doch ist das wirklich so? Wenn wir z.B. stillschweigend festlegen, dass das Zusammenkommen zum Brotbrechen nach einem gewissen Schema verlaufen muss, schränken wir die Freiheit des Heiligen Geistes ein. Vielleicht meinen wir, es soll zwingend mit einem Lied an den Vater beginnen. Oder wir denken, der Ablauf muss immer chronologisch sein: von der Krippe bis zum Kreuz. Doch wir dürfen für die Stunde des Brotbrechens keine Schablone anwenden. Ich möchte sehr davor warnen. Es geht darum, dass wir durch den Geist geleitet werden. Wir sind von diesen toten Werken gereinigt worden, um Gott als Priester zu dienen. Was für ein Vorrecht, den Vater in Geist und Wahrheit anzubeten!
Schluss
Der Herr Jesus ist der hebräische Knecht, der gesagt hat: «Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht frei ausgehen.» Seine Liebe zu Gott, seine Liebe zur Versammlung und seine Liebe zu jedem Gläubigen trieb Ihn, den Weg nach Golgatha zu gehen und dort sein Leben zu opfern. Was für einen grossen Erlöser und wunderbaren Herrn haben wir doch!