C) Menschen zu seinen Füssen
In den Evangelien finden wir oft, wie die Volksmenge vom Wirken des Herrn Jesus begeistert war. In Lukas 5,26 wurden alle von Staunen ergriffen, verherrlichten Gott und sagten: «Wir haben heute ausserordentliche Dinge gesehen.» Doch es waren immer nur Einzelne, die nicht nur begeistert und erstaunt waren, sondern die nicht zu stolz waren, zu Ihm zu kommen und sich Ihm auch zu unterstellen. Die folgenden Beispiele können uns anleiten, die rechte Haltung vor dem Herrn einzunehmen.
1) Bitten zu seinen Füssen (Lk 8,41)
Jesus war eben aus der Gegend der Gadarener zurückgekehrt, wo sie Ihn gebeten hatten, wegzugehen. In Galiläa dagegen erwartete Ihn das Volk und nahm Ihn auf. Das war eine schöne Bereitschaft, die aber an sich dem Einzelnen nicht weiterhalf. Nur ein Mann – der Synagogenvorsteher Jairus – kam und fiel Jesus zu Füssen und bat Ihn, in sein Haus zu kommen. Jairus muss erkannt haben, wer dieser Jesus war. Als Synagogenvorsteher war er gewohnt, dass Menschen zu ihm kamen, um von ihm etwas zu erbitten.
Aber in seinem Schmerz um seine todkranke Tochter fällt er Jesus zu Füssen. Er kümmert sich nicht um die Leute, noch um das, was sie denken, sondern nimmt den Platz eines Bittenden ein. Zeigt diese Haltung nicht, dass er Jesus als Herrn anerkennt? Die Bitte, in sein Haus zu kommen, zeugt von seinem Glauben an den Heiland. In das Haus eines so Bittenden kann der Herr mit den Worten eintreten: «Fürchte dich nicht; glaube nur, und sie wird gerettet werden.» Welch ermutigendes Wort für diesen leidgeprüften Vater und für jeden, der so bittend zum Herrn Jesus kommt.
2) Gerettet und geheilt zu seinen Füssen (Lk 8,35)
Im Land der Gadarener hatte der Herr Jesus einen Menschen aus der Macht Satans befreit. Das bewirkte einen wunderbaren, für alle sofort sichtbaren Wechsel im Verhalten dieses Mannes.
Einst wurde er von Dämonen in den Grüften umhergetrieben. Jetzt sitzt er zu den Füssen Jesu. Er war nackt, jetzt ist er bekleidet. Er handelte gegen jede Vernunft und unverständig (Eph 4,18.19), jetzt ist er vernünftig. Einst musste er den Dämonen gehorchen, jetzt unterwirft er sich freiwillig dem Herrn. Er bittet Ihn, bei Ihm bleiben zu dürfen. Er möchte den wunderbaren Platz zu den Füssen des Sohnes des Höchsten nicht verlassen. Doch als der Herr ihn nach Hause schickt, gehorcht er willig. – Eine solche Veränderung des Verhaltens will der Herr auch heute bei jedem bewirken, der zu Ihm umkehrt.
3) Vergebung der Sünden zu seinen Füssen (Lk 7,36-50)
Als der Herr Jesus im Haus des Pharisäers Simon zu Tisch lag, kam eine Frau aus der Stadt, die eine Sünderin war. Sie wurde von Dem angezogen, den andere «Freund der Zöllner und Sünder» nannten. Zuerst stand sie zu seinen Füssen, fing an zu weinen und seine Füsse mit Tränen zu benetzen. Dann trocknete sie seine Füsse und küsste sie.
Diese Frau wird als Sünderin bezeichnet, nicht, weil die anderen keine Sünder gewesen wären, sondern weil sie als solche stadtbekannt war. Sie hatte nichts mehr zu verbergen. Aber ihr Verhalten zeigt, dass sie kein Gefallen mehr an der Sünde fand (Röm 1,32). Sie war vielmehr traurig darüber und bereute sie.
Nun tat sie das, was Simon als Gastgeber zu tun verpasst hatte. Sie tat es aus Liebe zu Dem, der ihr viel vergeben würde. Die Anwesenden konnten ihr Gebaren nicht verstehen. Doch der Herr wusste ihre Handlungen und ihre Haltung zu schätzen. Er sah sowohl den Glauben als auch ihre Liebe zu Ihm. Ihr und allen, die ihrem Beispiel folgen, gelten die heilsamen Worte: «Dein Glaube hat dich gerettet; geh hin in Frieden.»
4) Danken zu seinen Füssen (Lk 17,11-16)
Zehn aussätzige Männer hatten den Herrn angefleht: «Jesus, Meister, erbarme dich unser!», aber nur einer kehrte zurück, um Gott zu verherrlichen. Er tat es, indem er zu seinen Füssen auf sein Angesicht fiel und Ihm dankte.
Von diesem Samariter lernen wir Dankbarkeit, die sich nicht nur über die Heilung freut, sondern zum Heiland kommt, um dem Geber der Heilung, Gott, zu danken. Besonders schön ist seine Haltung: Er fiel aufs Angesicht zu seinen Füssen. Er gab Gott die Ehre in Haltung und Worten, weil er in der Person des Herrn Jesus die Herrlichkeit Gottes erkannte.
Muss der Herr nicht auch heute die Frage stellen: «Wo sind aber die neun? Sind keine gefunden worden, die zurückkehrten, um Gott Ehre zu geben, ausser diesem Fremden?» – Sollte das grosse Heil, das wir empfangen haben, uns nicht dahin führen, Ihm auf unseren Knien zu danken?
5) Zuhören zu seinen Füssen (Lk 10,38-42)
Maria hatte das gute Teil erwählt: Sie setzte sich zu den Füssen Jesu nieder und hörte zu. Sie empfing Worte der Gnade und des ewigen Lebens. Sie war eine Lernende, die sich unter den Lehrer und sein Wort stellte.
Ist es nicht eine Not unserer Zeit, dass wir ob der Fülle der täglich auf uns einströmenden Informationen keine Zeit finden, um still zu werden und Ihm zuzuhören? Sogar durch grosse Tätigkeit für Ihn können wir zum einsichtsvollen Dienen unbrauchbar werden. Der Platz zu seinen Füssen ist der richtige Ort zum Lernen. Da geniessen wir die Gemeinschaft mit dem Herrn. Wenn wir uns wie Maria unter sein Wort stellen, werden auch wir die Erfahrung Hiobs machen: «Wer ist ein Lehrer wie er?» (Hiob 36,22).
6) Getröstet zu seinen Füssen (Joh 11,32-36)
Als Maria nach dem Tod ihres Bruders Lazarus hörte, dass der Herr kam, verliess sie schnell das Haus und die, die sie trösten wollten, um zu Dem zugehen, der sie allein trösten konnte. «Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füssen und sprach zu ihm: Herr, wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben.» Sie hatte so viel vom Herrn gelernt, dass sie keinen Moment zögerte, um zu Ihm zu kommen. Zu seinen Füssen empfing sie Trost. Durch ihre Haltung beugte sie sich gleichsam unter die Tatsache des Todes. Ihre Worte dürfen wir nicht als Auflehnung, sondern als Klage und Ausdruck der Trauer verstehen. Durch das Ausschütten ihres Herzens kommt auch ihr uneingeschränktes Vertrauen zum Herrn zum Ausdruck. Er nahm Anteil an ihrer Trauer, indem Er tief im Geist seufzte und sich erschütterte. «Jesus vergoss Tränen.» Sie wurde durch sein Mitgefühl getröstet, bevor Er sich durch die Auferweckung des Lazarus als die Auferstehung und das Leben erwies.
7) Anbeten zu seinen Füssen (Joh 12,1-3)
Wem die Sünden vergeben sind, wer in der Gegenwart des Herrn gelernt hat und zu seinen Füssen getröstet worden ist, der ist zubereitet, Ihm etwas zu bringen. Die Geschwister in Bethanien (Haus des Elends oder der Öde), Martha, Maria und Lazarus, sind zusammen ein Vorbild für uns Gläubige, für die die Welt öde und elend ist.
Martha diente. Jeder hat seinen Dienst und das Mass seines Dienstes. – Lazarus war einer, der mit dem Herrn Jesus zu Tisch lag. Wir dürfen mit dem Herrn und untereinander Gemeinschaft haben. Maria salbte die Füsse des Herrn mit einem Salböl von echter, sehr kostbarer Narde. Durch diese Salbung brachte sie die Wertschätzung für ihren Herrn zum Ausdruck. Sie war zu seinen Füssen.
Sie trat in den Hintergrund, um Ihm allein diese Wohltat und diese Ehre zu erweisen. Das ist ein Bild der Anbetung, die wir Gott und dem Herrn Jesus in Geist und Wahrheit bringen dürfen.