Christus in den Psalmen (1)

Psalm 40

Von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach (1. Pet 1,11).

Einleitung

Es gibt eine Anzahl Psalmen, die uns den Herrn Jesus in ganz besonderer Weise vorstellen, obwohl auch viele andere unter verschiedenen Gesichtspunkten von Ihm reden. – Nachdem der Herr Jesus durch seine Unterhaltung auf dem Weg nach Emmaus zwei Herzen brennend gemacht hatte, offenbarte Er sich auch den Seinen, die in Jerusalem versammelt waren. Bevor Er sie verliess, betonte Er, dass alles erfüllt werden müsse, was in den Psalmen über Ihn geschrieben stehe. Dann öffnete Er ihnen das Verständnis, um die Schriften zu verstehen (Lk 24,32.44.45). Jemand hat diese Psalmen «das Herz des Heiligen Buches» genannt.

Tatsächlich berichten uns die Evangelien vor allem die Ereignisse aus dem Leben des Heilands; die Psalmen hingegen, und besonders jene, die wir jetzt betrachten möchten, geben uns ein wenig mehr Einblick in das, was der Herr Jesus, der so viel und im Allgemeinen einsam gelitten hat, in seinem Innersten empfand.

Solche Psalmen werden im Neuen Testament im Blick auf Ihn sehr oft zitiert, ein Beweis dafür, dass sie wirklich von Ihm reden. Das finden wir in den Ansprachen des Petrus und später des Paulus in der Apostelgeschichte, und vor allem im Brief an die Hebräer.

Wenn aber der Christus so leiden musste, so musste Er auch in seine Herrlichkeit eingehen (Lk 24,26). Die Herrlichkeiten folgten danach (1. Pet 1,11). Gewisse Psalmen richten unsere Blicke auf diese Herrlichkeiten.

Wenn der Geist Gottes uns in diesen Schriftstellen bis zu einem gewissen Mass einen Einblick in die Tiefen schenken will, in die die Liebe des Heilands Ihn führte, gebührt es uns dann nicht, sie mit aller Ehrfurcht zu betrachten, indem wir uns der Distanz bewusst sind, die uns von dem trennt, was Er durchgemacht hat? Psalm 22 zum Beispiel redet von den Stunden der Finsternis, während denen die wenigen Bekannten, die sich zuvor am Fuss des Kreuzes eingefunden hatten, «von fern standen und dies sahen» (Lk 23,49). Man muss auch darüber wachen, nicht über das hinauszugehen, was das Wort uns vorstellt. Einige wollten dies tun, indem sie etwas vermuteten oder diesen oder jenen Gesichtspunkt, der uns nicht deutlich offenbart ist, voraussetzten. Sie haben sich mehr als einmal geirrt, und manchmal leider auch jene, die versucht haben, sie zu korrigieren. Niemand durfte in die Bundeslade, die ein Vorbild von Christus ist, hineinschauen, ja, nicht einmal sie berühren. Das war bei Todesstrafe verboten!

Gemäss den Überschriften ist die Hälfte der Psalmen von David, dem «Lieblichen in Gesängen Israels», verfasst. Sie drücken, wie viele andere, die Erfahrungen aus, durch die solche Männer Gottes gegangen sind. Aber es ist bemerkenswert, dass der Geist Gottes, der sie inspiriert hat, sie oft viel weiter als ihre eigenen Empfindungen führte, so dass sie zum Ausdruck brachten, was der Herr Jesus selbst empfunden hat. Nur dieser Geist der Wahrheit kann von dem Seinen nehmen und es uns verkündigen, und sein Ziel ist, Ihn zu verherrlichen (Joh 16,14).

Andere Abschnitte im Wort Gottes stellen uns verschiedene Vorbilder von Christus vor. Als der Auferstandene sich auf dem Weg nach Emmaus mit den zwei Jüngern unterhielt, «erklärte er ihnen, von Mose und von allen Propheten anfangend, in allen Schriften das, was ihn selbst betraf» (Lk 24,27). Heben wir davon nur einiges hervor: Joseph, Mose und David. Jeder von ihnen hat einen Weg der Leiden gekannt, der sie sehr tief untendurch geführt hat, und danach sind sie zu Ehren erhoben worden. Joseph hat sein Volk von der Hungersnot erlöst, Mose von der Sklaverei, David vom Feind. Das Wort Gottes hebt verschiedene Ereignisse und Erfahrungen ihres Lebens hervor, die, vielleicht in verhüllter Weise, aber für den Gläubigen klar und deutlich, von dem sprachen, der kommen sollte.

Wir betrachten zuerst einige Psalmen, die von den Leiden, und nachher solche, die von den Herrlichkeiten reden: «Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?» (Lk 24,26).

1. Die Leiden

1. Psalm 40,7-14.17-18 und 2-4

Der Gehorsam Christi gegenüber dem Willen des Vaters: «Siehe, ich komme» (Vers 8; Heb 10,9)

2. Korinther 3,18 sagt uns: «Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist.» Die Decke, die für die Juden beim Lesen des Alten Testaments unaufgedeckt blieb, und die bis heute auf ihrem Herzen liegt, ist für den Gläubigen weggetan. Wir alle können unverhüllt, mit aufgedecktem Angesicht, die verschiedenen Herrlichkeiten des Herrn betrachten: seine persönlichen, ewigen Herrlichkeiten; seine amtlichen Herrlichkeiten, die wir mit Ihm in seiner Herrschaft teilen werden; seine moralischen Herrlichkeiten auf seinem ganzen Erdenweg. Und der Geist Gottes wirkt in unseren Herzen, damit wir, wenn wir Ihn betrachten, «verwandelt» werden.

Psalm 40 stellt uns den Herrn Jesus vor, wie Er auf einem Weg des Gehorsams und völliger Hingabe in diese Welt kam, in vollkommener Unterwürfigkeit unter den Willen Gottes. «Elend und arm» harrte Er auf seinen Gott. Dieser Psalm ist sozusagen von dieser beharrlichen Erwartung umrahmt. Wir haben nötig, Ihn auf diesem Weg völliger Hingabe zu sehen.

a) «Vor Grundlegung der Welt»

«In der Rolle des Buches steht von mir geschrieben», in dem Buch der ewigen Ratschlüsse Gottes. Es enthält das Geheimnis dessen, was sich in der Verborgenheit des Himmels zwischen dem Vater und dem Sohn zugetragen hat: «Vater … du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt» (Joh 17,24). «Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott»: ewig in seinem Dasein, als Person klar unterschieden, göttlich in seinem Wesen.

«Vor Grundlegung der Welt» wurde das Lamm «zuvor erkannt» (1. Pet 1,20). Und die, die Gott «mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus gesegnet hat», hat Er «vor Grundlegung der Welt in ihm auserwählt» (Eph 1,3.4), «auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters» (1. Pet 1,2). Lasst uns nicht weitergehen in diesem Geheimnis, das uns in dem Mass offenbart ist, in dem unser begrenzter Verstand es erfassen kann.

b) In der Zeit

In Hebräer 10,5 lesen wir: «Als er in die Welt kommt, spricht er …»

Unser Psalm gibt genau an: «Ohren hast du mir bereitet … Siehe, ich komme; … Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust» (Ps 40,7-9).

Johannes 1,1 sagt uns: «Das Wort wurde Fleisch.» Der Herr Jesus selbst erklärt: «Ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; denn ich bin auch nicht von mir selbst aus gekommen, sondern er hat mich gesandt» (Joh 8,42). Und später: «Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen» (Joh 16,28). In Lukas 1,35 offenbart der Engel der Maria: «Der Heilige Geist wird auf dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.» Den Hirten wird verkündigt: «Euch ist  heute in der Stadt Davids ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr.» Und was war das Zeichen? – «Ein Kind, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend» (Lk 2,11.12)! Philipper 2,6-7 vervollständigt das Geheimnis: «Der, da er in Gestalt Gottes war … sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist.»

«Anerkannt gross ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist offenbart worden im Fleisch» (1. Tim 3,16). Sohn Gottes war Er vor Grundlegung der Welt. Seine Geburt auf dieser Erde entsprach dem, was Er schon immer bei Gott war. Er ist wahrer Mensch geworden und trotzdem wahrer Gott geblieben, und zwar in einer einzigen Person, trotz seiner Erniedrigung.

Hüten wir uns, das Geheimnis weiter zu erforschen: «Niemand erkennt den Sohn (bis auf den Grund), als nur der Vater» (Mt 11,27).

c) Auf der Erde

«Ohren hast du mir bereitet … Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust» (Verse 7,9). «Dein Gesetz ist im Innern meines Herzens», so wie die Tafeln des Gesetzes in der Bundeslade lagen. Was brachte dieser vollkommene Gehorsam und diese vollkommene Unterwürfigkeit alles mit sich?

Er verkündigte die Gerechtigkeit Gottes; Er hemmte seine Lippen nicht; Er verbarg Gottes Gerechtigkeit nicht im Innern seines Herzens; Er erzählte von dessen Treue und dessen Rettung; Er verhehlte die Güte und Wahrheit Gottes nicht. In den Evangelien können wir von Ort zu Ort dem folgen, der die Gnade vorstellte, Güte und Mitgefühl gegenüber den Kranken, den Armen und allen, die zu Ihm kamen, bezeugte. Aber Er fürchtete sich auch nicht, offen gegen jene zu reden, die diese Gnade ablehnten, vor allem gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten (Lk 20,1-8). Zu Beginn seines öffentlichen Dienstes hatte Jesus mehrmals wiederholt: «Glückselig … Glückselig» (Mt 5,3-12). Warum musste Er am Ende seiner Laufbahn so manches Mal wiederholen: «Wehe … Wehe … Wehe» (Mt 23,13-29)?

Als Er die Städte schalt, in denen die meisten seiner Wunderwerke geschehen waren, mit welcher Traurigkeit musste Er da wiederholen: «Wehe …». Und doch «hob Jesus zu jener Zeit an und sprach: … Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir.» Er unterwirft sich dem Widerstand, der Ablehnung. Und doch bleiben seine Arme offen: «Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben» (Mt 11,28).

Was hat Er vor sich? – «Denn Übel bis zur Unzahl haben mich umgeben, meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht, dass ich nicht sehen kann; zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes, und mein Herz hat mich verlassen» (V. 13). «Meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht»: Dies ist, was ihn erwartet, und das ist noch nicht das Gericht Gottes über die Sünde am Kreuz. Es ist in gewissem Sinn der Bock Asasel (3. Mo 16,8.21.22), der, mit den Sünden Israels beladen, allein in ein ödes Land fortgeht.

«Die Gefallen haben an meinem Unglück» (V. 15). Wie viele Male hat Er «den Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet» (Heb 12,3). Ein Wort, das immer wiederkehrt, ist kennzeichnend für die Evangelien: «gegen». Die Pharisäer hielten Rat «gegen» ihn (Mt 12,14; 27,1). Sie suchten «Zeugnis gegen Jesus» (Mk 14,55.60); sie «versammelten um (oder gegen) ihn die ganze Schar» (Mt 27,27); und wie schrecklich kam dies zum Ausdruck, als Er gar angespien wurde (Mk 14,65; 15,19).

Er nimmt Zuflucht zu seinem Gott und bittet um Befreiung: «Jetzt ist meine Seele bestürzt, und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde! Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen!» (Joh 12,27.28). Es gibt jedoch einige, die auf seine Liebe antworten und den Heiland-Gott suchen: «Lass fröhlich sein und sich in dir freuen alle, die dich suchen; die deine Rettung lieben, lass stets sagen: Erhoben sei der HERR!» (V. 17).

«Ohren hast du mir bereitet.» Hebräer 10,5 sagt: «Einen Leib hast du mir bereitet», einen Leib, von Gott selbst geformt, geboren von einer Jungfrau, einen menschlichen Leib, so vollständig menschlich, dass Er Hunger und Durst hatte und müde wurde auf dem Weg. Aber es ist ein Leib, den Er annehmen wollte, um sterben zu können (nicht zu müssen) (Heb 2,14). Am Abend, bevor Er das höchste Opfer stellte, setzte Er das Abendmahl ein und sagte zu den Seinen: «Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; dies tut zu meinem Gedächtnis!» Er hatte alles gegeben: seine Herrlichkeit, seine Liebe, sein Mitgefühl, seine Kräfte, seinen Ruf, seine Ehre, und noch vieles dazu; was konnte Er noch mehr geben? – Seinen Leib! Er hat, wie das stumme Schaf, die Schläge, den Speichel, die Geisselung, die Schmach erduldet, und schliesslich die schrecklichen Qualen des Kreuzes, an dem Er durch die Stunden der Finsternis ging, als Er für uns zur Sünde gemacht wurde.

Zwei Männer, die es nicht gewagt hatten, Ihm öffentlich nachzufolgen, sind sich am Fuss des Kreuzes, an dem dieser leblose Leib hing, begegnet: «Sie nahmen nun den Leib Jesu und wickelten ihn in Leinentücher mit den Gewürzsalben … Es war aber … in dem Garten eine neue Gruft … Dorthin legten sie Jesus» (Joh 19,38-42)

Am Schluss des Psalms ruft Christus uns in Erinnerung, was Er war: «elend und arm», zwei Ausdrücke, auf die einzugehen wir aufgefordert werden. Das ist uns, die wir wenig von Elend und wirklicher Armut wissen, nur in beschränktem Mass möglich. «Glückselig, wer Acht hat auf den Armen! Am Tag des Unglücks wird der HERR ihn erretten. Der HERR wird ihn bewahren … er wird glücklich sein auf der Erde» (Ps 41,2.3).

Jeremia brachte in seinen Klageliedern zum Ausdruck: «Ich bin der Mann, der Elend gesehen durch die Rute seines Grimmes» (Klgl 3,1). In Psalm 88,10 lesen wir: «Mein Auge verschmachtet vor Elend.» «Gedenke, HERR, dem David all seine Mühsal!» (Ps 132,1). «Gedenke meines Elends» (Klgl 3,19).

Er war «der Arme», weil Er sich freiwillig «arm stellte», obwohl Er «viel Vermögen» hatte (Spr 13,7). Seine Armut ging so weit, dass Ihm die treuen Frauen, die Ihm nachfolgten, mit ihrer Habe dienten (Lk 8,3). Und als die Pharisäer und Herodianer Ihn fragten, ob man dem Kaiser Steuer bezahlen solle, musste Er sie bitten, Ihm einen Denar zu bringen, weil Er selbst keinen besass (Mk 12,15). «Er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet» (2. Kor 8,9).

Die letzten Worte in Psalm 40 lauten: «Meine Hilfe und mein Erretter bist du; mein Gott, zögere nicht!» Er ist nicht erhört worden, indem Er vor dem Tod errettet wurde, sondern durch den Tod hindurch. «Der in den Tagen seines Fleisches, da er sowohl Bitten als Flehen dem, der ihn aus dem Tod zu erretten vermochte, mit starkem Schreien und Tränen dargebracht hat (und wegen seiner Frömmigkeit erhört worden ist), obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte» (Heb 5,7.8). Die ersten drei Verse unseres Psalms werden die Antwort geben.

d) Die göttliche Antwort (Verse 2-4)

«Beharrlich habe ich auf den HERRN geharrt, und er hat sich zu mir geneigt und mein Schreien gehört. Er hat mich heraufgeführt aus der Grube des Verderbens (dem Tod), aus kotigem Schlamm (der Sünde); und er hat meine Füsse auf einen Felsen gestellt», jenen ruhmreichen Felsen der Auferstehung. «Er hat sich zu mir geneigt.» Gott sieht sozusagen seinen Sohn aus der Grube heraufsteigen; Er «hat sein Schreien gehört»; dieser Sohn, der so viel gelitten hat, «wird von Gott begrüsst» (Heb 5,10): «Setze dich zu meiner Rechten» (Ps 110,1). Der Tod ist Ihm nicht erspart geblieben, aber, nachdem Er auferstanden war, «ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden» (Heb 5,9).

Nachdem das Opfer vollendet ist, kann Er «ein neues Lied, einen Lobgesang unserem Gott» anstimmen. Er ist nicht mehr allein: «Viele werden es sehen und sich fürchten und auf den HERRN vertrauen» (vgl. Joh 12,24).

An diesem Auferstehungstag, dem ersten Tag der Woche, dem Tag des Lichts, bemüht Er sich, jene, die sich entfernt hatten, zurückzuführen, um sie am gleichen Abend um sich zu haben: einen Petrus, der Ihn verleugnet hatte; zwei, die nach Emmaus gegangen waren; und noch andere. Als Er in ihrer Mitte erschien, «da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen».

Noch heute ist es am ersten Tag der Woche unser Vorrecht, als Glieder seines Leibes um Ihn, den Mittelpunkt, versammelt zu sein. Durch die Teilnahme am Brotbrechen verwirklichen wir «die Gemeinschaft des Leibes des Christus», jenes Leibes, in dem Er so viel gelitten hat, aber auch jenes geistlichen Leibes, der aus allen Erlösten besteht und dessen Haupt Er selbst ist (1. Kor 10,16.17).

Noch einmal: «Glückselig, wer Acht hat auf den Armen!» Das war das Vorrecht einer Maria von Bethanien (Joh 12,7), wie auch der Maria Magdalene, die Ihm nachgefolgt war und Ihm gedient hatte und die als erste den Auferstandenen sah. Es war am Abend des Auferstehungstages sogar das Vorrecht der Jünger, obwohl sie nicht verstanden hatten, dass Er zu ihnen im Voraus von seinen Leiden sprach, während sie für sich selbst den ersten Platz suchten (Lk 22,19-24).

Sind wir besser als sie, wenn wir von dem Brot essen, «indem wir den Leib nicht unterscheiden», oder wenn wir versäumt haben, «uns selbst zu prüfen» (1. Kor 11,28.29)? Sich selbst «beurteilen» oder «prüfen» hält uns nicht vom Abendmahl fern, sondern führt uns dazu, daran teilzunehmen (V. 28), im Bewusstsein der Gnade, die aufgrund des Werkes am Kreuz, an das wir uns in einem solchen Augenblick erinnern, denen, die ihre Sünden bekennen, alles vergeben kann.