Die Auferstehung
Welch ein Trost für den Gläubigen, den Fürsten des Lebens angesichts des Todes ausrufen zu hören: «Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit» (Joh 11,25 und 26)! Kein Wort der Schrift bringt die unumschränkte Macht des Herrn Jesus über den Tod, den Lohn der Sünde, klarer zum Ausdruck.
Gott hatte zu Adam gesagt: «Von Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben» (1. Mo 2,17). Der Mensch zog es vor, auf den Teufel zu hören und ass von der Frucht des Baumes. So ist «die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben» (Röm 5,12). Aber Christus ist gekommen, um die Macht Satans zu vernichten. «Er hat durch den Tod den zunichtegemacht, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel» (Heb 2,14).
So schrecklich «die Macht des Todes» auch sein mag, so ist die Macht Christi doch unendlich erhaben über die des Feindes, denn Er ist Gottes Sohn. Um jedoch Satan und den Tod zu besiegen, musste Er in das Gebiet des Feindes eindringen und selbst «in den Staub des Todes» hinabsteigen (Ps 22,16). So singen wir:
- O Herr, in welche Leidensnot
bist du für uns gekommen,
als du dem Starken durch den Tod
die Todesmacht genommen.
«Durch den Tod» hat er den entmachtet, der die Macht des Todes hatte. Er bestätigt dies dem Apostel Johannes im Gesicht von Patmos: «Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades» (Off 1,18). Er vernichtete den Feind und bemächtigte sich der «Schlüssel des Todes und des Hades», die Satan seit dem Fall Adams besass.
Anderseits musste die Gerechtigkeit Gottes befriedigt werden. Denn «der Lohn der Sünde ist der Tod» (Röm 6,23). Der sündige Mensch hätte diesen schrecklichen Lohn empfangen sollen. Um uns aber vom ewigen Tod zu befreien, hat sich unser göttlicher Stellvertreter mit unseren Sünden beladen und sie durch sein Blut gesühnt. «Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten» (1. Pet 3,18). Er hat an unserer Stelle den Lohn empfangen, den wir verdienten, also den Tod. So hat Christus durch das Werk des Kreuzes die Forderungen der Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes erfüllt. Darum hat Ihn Gott aus den Toten auferweckt und Ihn zu seiner Rechten mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Durch den Glauben an dieses Werk haben wir am Sieg von Christus teil: Er ist unsere Gerechtigkeit, unsere Heiligkeit, unser Leben geworden.
Die Verwandlung der Lebendigen und die Auferweckung der Toten in Christus werden die unendliche Macht des göttlichen Lebens sichtbar machen, das die Gläubigen schon jetzt hier auf der Erde besitzen, obwohl es noch nicht völlig offenbart ist. «Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist» (1. Joh 3,2). Dieses überaus kostbare Teil entspringt unserer Vereinigung mit Christus, und der Heilige Geist ist der Bürge dafür. «Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes» (Röm 8,11).
Alle, die durch den Glauben Christus als ihr Leben besitzen, haben die Gewissheit der Auferstehung und des ewigen Lebens, denn weder Satan noch Tod haben Macht über ein solches Leben. Wohl kann der Tod unserem irdischen Leben noch ein Ende setzen, aber wenn Christus kommen wird, offenbart Er seine Macht der Auferstehung und des Lebens, indem Er unsere Körper zum Leben erweckt, die dann Unverweslichkeit und Unsterblichkeit anziehen werden. Hinsichtlich unserer Seelen schon jetzt lebendig gemacht, werden wir es dann auch bezüglich unseres Körpers sein, indem die Macht des Todes durch die Gegenwart des Fürsten des Lebens endgültig vernichtet sein wird. Wäre es nicht so, so wäre sein Sieg über den Tod nicht vollständig. «Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!» (1. Kor 15,57). Der Leib des Menschen ist ebenso sehr ein Bestandteil von ihm wie seine Seele. Die Sünde ist es, die durch den Tod die Trennung der Seele und des Geistes vom Körper hervorruft. Würde der Körper nicht auferstehen, bliebe der Erlöste in einem Teil seines Wesens den Folgen der Sünde unterworfen. Gott hat den Menschen als ein Ganzes erschaffen – Geist, Seele und Leib – und als ein Ganzes hat Er ihn erlösen wollen. Bezöge sich die Erlösung nur auf unseren Geist und auf unsere Seele, so wäre sie nur eine Teilerlösung. Aber Gott lässt nicht die Werke seiner Hände (Ps 138,8): Die Erlösung wird vollständig sein und der Tod völlig vom Sieg verschlungen werden.
In Bezug auf unseren Körper «in Hoffnung errettet», «seufzen wir in uns selbst, erwartend die Sohnschaft: die Erlösung unseres Leibes» (Röm 8,23), der jetzt noch sterblich und verweslich ist. Der Tag ist nahe, an dem sich diese Hoffnung erfüllt und an dem der Herr «unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit» (Phil 3,21). Befreit von «diesem irdischen Haus, in dem wir seufzen» (2. Kor 5,2), weil es so oft unseren Genuss der geistlichen Dinge verhindert, werden wir «das Bild des Himmlischen tragen» (1. Kor 15,49). Beachten wir wohl, dass gesagt wird: «Er wird umgestalten» und «wir werden alle verwandelt werden»: Unser zukünftiger geistiger Leib steht in Beziehung zu unserem gegenwärtigen Leib, wie die Pflanze zum Samen oder der Schmetterling zu seiner Puppe. Die leibliche Auferstehung des Herrn Jesus unterstreicht diese Wahrheit mit aller Kraft. Das Wort Gottes redet von einer Auferstehung der Körper, die in den Gräbern sind. «Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden» (Joh 5,28). Es ist «der Leib unserer Niedrigkeit», der umgestaltet (Phil 3,21), lebendig gemacht wird (Röm 8,11); er, der in Verwesung gesät wurde, ist es, der in Unverweslichkeit auferweckt wird, und er, der als ein natürlicher Leib gesät wurde, wird als ein geistiger Leib auferweckt werden (1. Kor 15,42-44). Obwohl er der alten Schöpfung angehört, ist er doch der Same des kommenden Leibes der Herrlichkeit, der zur neuen Schöpfung gehört. Dann nach Seele und Leib von der Macht des Todes befreit, werden wir unserem verherrlichten Erlöser auf ewig gleichförmig gemacht sein.