Das Alpha und das Omega
Unter den Wesenszügen Gottes stellt das Wort mit besonderer Kraft sein ewiges Bestehen und seine Unveränderlichkeit in den Vordergrund. «Ich bin, der da ist, ich bin der Erste, ich bin auch der Letzte» (Jes 48,12).
«Ich bin der HERR, das ist mein Name; und meine Ehre gebe ich keinem anderen» (Jes 42,8). Sein Name, der sein Wesen offenbart und kennzeichnet, ist «der HERR» oder «Jahwe» – der Ewigseiende, in sich selbst unveränderlich von Ewigkeit zu Ewigkeit (siehe auch 5. Mose 32,39, Ps 102,28, Jes 41,4; 43,10.13). in der Offenbarung nennt sich Gott «das Alpha und das Omega … Allmächtiger, der da war und der da ist und der da kommt … der Anfang und das Ende» (Off 1,8; 4,8; 21,6). Er ist der Erste und der Letzte, das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende von allen Dingen. In allen diesen Offenbarungen zeigt Er sich immer als derselbe, der in sich selbst immer gleich ist, daher ist Er von unerschütterlicher Treue. Er bleibt in Übereinstimmung mit sich selbst. Keine Macht vermag seine Unveränderlichkeit oder seine Erhabenheit anzutasten. Weder die Vergangenheit noch die Zukunft entrinnen seiner Macht und seinem Wissen. Er steht ausserhalb der Zeit, über der Zeit. Er ist «der König der Zeitalter» (1. Tim 1,17), «der ewige Gott» (1. Mo 21,33, Jes 40,28), «ein ewiger König» (Jer 10,10). «Von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott» (Ps 90,2).
Nun aber wenden gewisse Stellen der Schrift fast die genau gleichen Begriffe auf den Herrn Jesus an. Er stellt sich selbst dem Apostel Johannes mit den Worten vor: «Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende» (Off 22,13, siehe auch 1,17). Diese Übereinstimmung des Ausdrucks widerspiegelt die Übereinstimmung der Natur: Der Sohn ist Gott wie der Vater, obwohl vom Vater unterschieden. Der, der das Alpha, der Erste, der Anfang ist, muss notwendigerweise Gott sein, und als solcher ist Er auch das Omega, der Letzte, das Ende. Diese herrlichen Offenbarungen finden wir auch am Anfang des Johannes-Evangeliums: «Im Anfang war das Wort (also «der Erste», wie Gott der Vater, bestehend von Ewigkeit her), und das Wort war bei Gott (also unterschieden von Gott), und das Wort war Gott (der Sohn besitzt von aller Ewigkeit an dasselbe Wesen und dieselben Eigenschaften wie Gott, die Fülle der Gottheit). Dieses war im Anfang bei Gott.»
In seiner Menschengestalt – die Er auf ewig beibehält – hört Christus nicht auf, das Wesen und die Eigenschaften der Gottheit zu besitzen. Darum ist Er, wie Gott, unveränderlich (derselbe) und ewig (der Erste und der Letzte). «Jesus Christus ist derselbe, gestern und heute und in Ewigkeit» (Heb 13,8). Er ist derselbe in seiner Liebe, in seiner Treue und in seiner Macht. Was Er in der Vergangenheit für die entschlafenen Heiligen gewesen ist, ist Er heute auch für uns. Was Er heute ist, wird Er auch während der Ewigkeit sein, in der unsere Herzen von seiner herrlichen Person erfüllt sein werden. Daher werfen sich unsere Seelen schon jetzt vor Ihm nieder und beten Ihn an. «Er ist dein Herr: so huldige ihm» (Ps 45,12).
Als das Alpha, der Anfang, ist Er «vor allen» (Dingen) (Kol 1,17). Diese Stelle bringt nicht nur sein Vorherbestehen zum Ausdruck, sondern auch die Beständigkeit seines Wesens: «Er ist vor allen.» Er ist der «Ich bin» der ewigen Gottheit. «Ich war eingesetzt von Ewigkeit her», sagt die Weisheit, «von Anbeginn, vor den Uranfängen der Erde» (Spr 8,22-31). Er ist der Schöpfer (Kol 1,16; Heb 1,2). Er ist es, der im Anfang die Erde gegründet hat, die Himmel sind Werke seiner Hände, sie werden untergehen, Er aber bleibt. Er ist derselbe, und seine Jahre werden nicht vergehen (Heb 1,10-12). «Durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen. Und er ist vor allen, und alle Dinge bestehen durch ihn» (Kol 1,16-17).
Er ist der Erste, nicht nur wegen seiner Vorexistenz, sondern auch durch seine Erhöhung zur Rechten Gottes. Gott «setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern, über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen (Eph 1,20.21). Gott hat ihn … hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters», (Phil 2,9-11).
Sein Vorrang tritt auch gegenüber der Versammlung in Erscheinung, denn Gott hat «ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, die sein Leib ist» (Eph 1,22). So ist es auch im Blick auf die Engel: «Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in den Erdkreis einführt, spricht er: ‹Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten›» (Heb 1,6). Schliesslich ist Er gegenüber den Mächtigen dieser Welt der König der Könige und der Herr der Herren (Off 19,16). Gott hat Ihm somit eine weltumfassende Oberhoheit verliehen, «damit er in allem den Vorrang habe» (Kol 1,18).
Aber Er ist auch das Omega, der Letzte. Als solcher wird Christus seine allumfassende Oberhoheit für immer aufrecht halten, denn «seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königtum ein solches, das nie zerstört werden wird» (Dan 7,14.27). Auch nachdem Er das Reich dem Gott und Vater übergeben haben wird (1. Kor 15,24.28), wird Er nie aufhören, «Gott, gepriesen in Ewigkeit» zu sein (Röm 9,5) und von Ewigkeit zu Ewigkeit in der Herrlichkeit der Gottheit zu bleiben. Hat Er nicht selber verkündigt: «Ich bin das Omega, der Letzte, das Ende?» Wenn Hiob, gestützt auf eine teilweise Offenbarung sagen konnte: «Ich, ich weiss, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen» (Hiob 19,25), so wissen wir darüber hinaus, dass unser Erlöser sich für immer auf den Thron der Majestät in den Himmeln gesetzt hat. Durch Glauben betrachten wir Ihn dort, in der Erwartung, Ihn bald von Angesicht zu Angesicht zu sehen und Ihm unsere Anbetung darzubringen, mit der sich das triumphierende Halleluja aller Kreatur verbinden wird, zur Ehre des Vaters und des Sohnes. «Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm, die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!» (Off 5,13).