Der Weg
Als der Herr Jesus den Jüngern seinen Weggang ankündigte, um in das Haus seines Vaters zurückzukehren, sagte Er ihnen: «Und wohin ich gehe, wisst ihr, und den Weg wisst ihr» (Joh 14,4). Von der Unwissenheit der Jünger, deren Sprachrohr Thomas war, sprach dann der Herr dieses unvergessliche Wort aus: «Ich bin der Weg.»
Der Mensch, der sich durch seinen Ungehorsam von Gott entfernt hat, ist durch eigene Anstrengungen nie dazu gelangt, einen Weg zu finden, der ihn bis zu Ihm geführt hätte. Sein Suchen nach dem Paradies, das er verloren hat, ist nichts anderes als ein unaufhörliches und verzweifeltes Umherirren. «Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen Weg» (Jes 53,6). «Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat», erbarmte sich unseres Elends und hat sich uns in Christus genaht. Und jetzt hört der verirrte Sünder, der in der Nacht umhertastet, aber nach Licht und Heil dürstet, eine Stimme voller Liebe zu ihm sagen: «Ich bin der Weg» – der wahre, der einzige Weg.
Auf diesem Weg kann der Sünder ohne Furcht Gott nahen und Ihn als seinen Vater kennen lernen. Er empfängt den Geist der Sohnschaft, in dem er ruft: «Abba, Vater.» «So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben» (Joh 1,12). Christus allein ist der Weg, der zu Gott führt, «denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe» (1. Pet 3,18).
«Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden» (Eph 2,13). In Christus in eine solche Nähe Gottes eingeführt, sind wir eingeladen, tatsächlich hinzuzutreten «mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und so gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser» (Heb 10,22).
So ist also Christus der Weg, um zum Vater zu kommen, ein Weg, der – wie man gesagt hat – «den, der an Ihn glaubt und Ihm vertraut, bis zum Vater trägt». Dies ist, genau genommen, nicht der Weg, um in den Himmel zu gehen – obwohl auch dies wahr ist – sondern der Weg, auf dem der Mensch, in Ihm, in das Haus des Vaters eingeführt werden kann. Daher, um zu wissen, wo der Herr Jesus hinging, musste man zuerst Ihn, den Weg, erkennen. Weder Mose noch die Propheten hatten Gott als den Vater offenbart. Einzig «der eingeborene Sohn, der im Schoss des Vaters ist», hat es getan, und nicht nur das, Er hat auch kundgemacht, dass Er der einzige Weg ist, auf dem der Sünder zum Vater kommen kann. «Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.» Indem er Christus im Glauben als seinen Heiland annimmt, «kommt er zum Vater», den Christus vollkommen offenbart hat. In seinem Gebet in Johannes 17, kann Er sagen: «Ich habe deinen Namen, (das heisst Gott, den Vater), den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast … und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun (durch den Heiligen Geist), damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen» (Joh 17,6 und 26). Unser gegenwärtiges Vorrecht besteht nun darin, die Liebe zu kosten, die aus unserer Kindesbeziehung zu Gott, unserem Vater, in Jesus hervorfliesst, in Erwartung der Herrlichkeit, in der wir sie in vollkommener Weise geniessen werden. Doch schon jetzt ist Christus in uns der Bürge unserer Stellung vor Gott und unserer Beziehung zu Ihm. Er ist der Weg, auf dem wir zum Vater gekommen sind, so dass «weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn» (Röm 8,39.39).