Ich bin (1)

Johannes 6,35; Johannes 11,25; Johannes 14,6

Das Leben – das Brot des Lebens

Der Herr Jesus offenbart sich im Evangelium Johannes und in der Offenbarung mehrere Male als der grosse «Ich bin», als der ewig Seiende, offenbart im Fleisch, und in dem «die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt» (Kol 2,9). Wir möchten jetzt über die Stellen der Schrift nachdenken, die von dieser Offenbarung reden. Möchte die Betrachtung einiger der göttlichen Herrlichkeiten des Menschen Christus Jesus unsere Seelen mit Anbetung erfüllen und sie dazu treiben, auszusprechen, was sie in dieser Person gefunden haben, wie dies beim Propheten Jesaja der Fall war, der, als er seine Herrlichkeit gesehen hatte, von Ihm redete (Joh 12,41).

Zweimal verkündet der Herr Jesus, dass Er das Leben sei. «Ich bin die Auferstehung und das Leben … Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.» Als Sohn Gottes hatte Er das Leben in sich selbst und Er hat die Macht, es mitzuteilen. «Denn wie der Vater Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, Leben zu haben in sich selbst … So macht auch der Sohn lebendig, welche er will» (Joh 5,26 und 21).

Weil dieses Leben in Christus ist, kann es nur durch den Glauben an Ihn erworben werden; indem der Glaube Christus erfasst, ergreift und empfängt und geniesst er das Leben. «Wer den Sohn hat, hat das Leben» (1. Joh 5,12). Von seinen Schafen redend, sagt der Herr: «Ich gebe ihnen ewiges Leben» (Joh 10,28). Dieses Leben, von göttlichem Wesen, ist ewig, unverderblich, völlig ausserhalb der Reichweite des Todes. Darum fügt der Herr hinzu: «und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit». In der Tat, weil dieses Leben in Christus ist, kann es den Schafen nicht genommen werden: Wenn sie verloren gingen, müsste Christus selbst verloren gegangen sein. Gewiss, wir mögen vielleicht berufen werden, durch den Tod zu gehen, aber das Leben, das wir in Christus besitzen, wird in keiner Weise davon berührt, denn es ist «verborgen mit dem Christus in Gott» (Kol 3,3). Beim Kommen des Herrn wird das Leben, das der Tod nur für eine Zeit zu verhüllen, aber niemals zu vernichten vermochte, nach der Auferstehung oder der Verwandlung der Heiligen, bei ihrer Verherrlichung mit Christus in seiner Fülle offenbart werden.

Es ist ein Leben, das sowohl über den Tod als auch über die Sünde triumphiert. Christus, der vollkommen heilig ist, ist unser Leben; Er kann den Seinen nur ein Leben mitteilen, das dem seinen gleichförmig ist, das heisst ein unverderbliches, heiliges Leben, unerreichbar für die Unreinheit. Indem Er durch seinen Sühnungstod allem entsprach, was die göttliche Gerechtigkeit hinsichtlich der Sünde des Menschen forderte, hat Christus «den Tod zunichtegemacht, aber Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht durch das Evangelium» (2. Tim 1,10). So ist Er in der Auferstehung das Leben und die Gerechtigkeit aller Sünder geworden, die an Ihn glauben. Satan, zum Schweigen gebracht, kann dieses Leben in keiner Weise angreifen, das in Christus unser Teil ist. Wir sind in der Herrlichkeit ebenso völlig einsgemacht mit unserem Heiland, wie Er sich mit uns einsgemacht hat auf dem Kreuz. Wir sind buchstäblich in Ihm, mit Ihm lebendig gemacht, eins mit Ihm; der Vater hat uns Ihm gegeben; wir sind in seiner Hand. Darum sagt Er: «Niemand wird sie aus meiner Hand rauben.» Noch mehr, Er ist eins mit dem Vater in seiner Liebe zu den Schafen, so dass auch niemand sie aus der Hand des Vaters rauben kann. Welche Macht vermöchte über die Macht Gottes zu triumphieren und uns aus seiner Hand zu rauben?

Aber Christus lässt sich nicht daran genügen, uns das Leben zu geben: Er gibt es in Überfluss. «Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben» (Joh 10,10). Die es empfangen, empfangen damit in Ihm «die Überfülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit» (Röm 5,17). Dieses Leben Christi bringt uns eine Überfülle von Segnungen durch die Macht des Heiligen Geistes. «Weil ich lebe, werdet auch ihr leben» (Joh 14,19). Unser Leben ist für Zeit und Ewigkeit mit dem Seinen verbunden. Wir leben aus seinem Leben hier auf der Erde und werden aus seinem Leben in der Herrlichkeit leben, wenn wir Ihm gleichförmig gemacht worden sind.

Also schon jetzt haben wir das Vorrecht, in der Kraft dieses Lebens zu wandeln, was praktisch nur verwirklicht werden kann, wenn wir uns von Christus, dem Brot des Lebens, nähren. «Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird niemals dürsten … Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt» (Joh 6,35.51). Christus stellt sich hier zuerst als das aus dem Himmel herabgekommene Brot vor – das Brot des Lebens, das lebendige Brot – dann aber als der, der sein Fleisch und sein Blut gibt für das Leben der Welt. Durch seine Menschwerdung war Er als Sohn des Menschen vom Himmel herabgekommen, lebte inmitten der Menschen als das Brot des Lebens und teilte allen denen, die an Ihn glaubten, das Leben mit. Auf dem Kreuz hat Er sein Fleisch gegeben und sein Blut vergossen, so dass man, um das Leben zu haben, jetzt «sein Fleisch essen und sein Blut trinken», das heisst, an einen gestorbenen Christus glauben muss.

Als Brot vom Himmel ist Er von nun an die Speise dieses göttlichen Lebens. Wer sich von diesem lebendigen Brot nährt, wird niemals mehr hungern noch dürsten: seine in dieser Weise gestillte und gesättigte Seele hungert und dürstet nicht mehr nach den Dingen der Welt. Durch dieses Leben ist der Gläubige Teilhaber der göttlichen Natur geworden, indem «ihr dem Verderben entflohen seid, das in der Welt ist durch die Begierde» (2. Pet 1,4). Und dieses Leben ist uns im Wort Gottes offenbart worden. Es ist daher wichtig, dass wir uns davon nähren. Wir finden in 1. Könige 19 eine Illustration dieser Wahrheit: Elia in der Wüste musste zweimal essen vom «Kuchen, auf heissen Steinen gebacken», den der Engel ihm zubereitet hatte. So empfing er Kraft vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Horeb, dem Berg Gottes, zu wandern. Ohne diese göttliche Nahrung wäre er nie dort angelangt.