Der Brief an die Epheser (15)

Epheser 6,1-12

2. Kinder und Eltern

Verse 1-3

Es ist schon bemerkt worden, dass die Ermahnungen im Epheser-Brief immer bei denen beginnen, denen Unterordnung zukommt. Den besonderen Ermahnungen ist die allgemeine Aufforderung vorangestellt, einander untergeordnet zu sein (Kap. 5,21).

Die Ermahnungen zur Unterordnung richten sich besonders an Frauen, Kinder und Knechte. Die Frauen werden vor ihren Männern, die Kinder vor den Eltern und die Knechte vor den Herren ermahnt. Diese Ordnung scheint dem Grundsatz der Unterordnung grosse Wichtigkeit beizulegen. Jemand hat gesagt: Der Grundsatz der Unterordnung und des Gehorsams ist der heilende Grundsatz der Menschheit. Sünde ist Ungehorsam, und sie ist durch Ungehorsam in die Welt gekommen. Seither ist das Wesen der Sünde, dass der Mensch seinen eigenen Willen tut und es ablehnt, Gott untergeordnet zu sein. Eine Frau, die sich nicht unterordnet, wird Ursache für ein trauriges Heim sein; ein Kind, das sich nicht unterordnet, wird ein unglückliches Kind sein; und eine Welt, die sich Gott nicht unterordnet, muss eine Welt des Unglücks und Elends sein. Die Leiden der Welt werden nicht eher geheilt sein, als bis sie unter der Herrschaft Christi in Unterordnung gegenüber Gott gebracht worden ist. Wahres Christentum lehrt diese Unterordnung, und ein christliches Haus sollte zum Voraus etwas von der Glückseligkeit einer untergeordneten Welt unter der Herrschaft Christi darstellen.

Der Gehorsam des Kindes soll jedoch «im Herrn» sein. Das setzt ein Heim voraus, das durch die Furcht des Herrn regiert wird und deshalb dem Herrn entspricht. Die angeführte Stelle aus dem Alten Testament, die die Verheissung des Segens mit dem Gehorsam gegenüber den Eltern verbindet, zeigt, welch einen grossen Wert der Gehorsam unter dem Gesetz für Gott hatte. Obwohl im Christentum der Segen einen himmlischen Charakter trägt, bleibt in den Regierungswegen Gottes der Grundsatz doch wahr, dass das Ehren der Eltern Segen mit sich bringt.

Vers 4

Eltern sollten ihre Kinder nicht nach dem Grundsatz des Gesetzes erziehen. Er könnte sie dazu führen, zu dem Kind zu sagen: «Wenn du nicht gut tust, wird Gott dich strafen.» Die Kinder sollten auch nicht nach den Grundsätzen der Welt, die nichts mit Gott zu tun haben, auferzogen werden. Wenn die Beweggründe für ihre Ausbildung rein weltlich sind, um sie für die Welt tauglich zu machen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn sie in die Welt abgleiten. Darüber hinaus sollten die Eltern darauf achten, ihre Kinder nicht zu reizen und abzustossen, weil sie dadurch ihren Einfluss für das Gute zerstören, indem sie ihre Zuneigungen verlieren. Wir können ihre Zuneigungen nur behalten und sie vor der Welt bewahren, wenn wir sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn auferziehen. Wir sollten sie für den Herrn erziehen und zwar so, wie Er es tun würde.

3. Knechte und Herren

Verse 5-9

Damit ein christlicher Knecht einem irdischen Herrn Gehorsam erweisen kann, muss sein Herz mit Christus in Übereinstimmung sein. Nur als ein Knecht Christi, der von Herzen begehrt, den Willen Gottes zu tun, wird er in der Lage sein, seinem irdischen Herrn mit «Gutwilligkeit» zu dienen. Was mit Gutwilligkeit «als dem Herrn» getan wird, wird seine Belohnung finden.

Christliche «Herren» sollten von den gleichen Grundsätzen wie die christlichen «Knechte» geleitet werden. In all seinem Handeln mit seinen Knechten muss der Herr sich daran erinnern, dass er einen Herrn im Himmel hat. Er sollte seine Knechte mit der gleichen «Gutwilligkeit» behandeln, die er von ihnen erwartet. Darüber hinaus sollte er das Drohen unterlassen und seine Stellung der Autorität nicht dazu ausnutzen, Drohungen zu äussern.

1. Der Kampf

(Kapitel 6,10-20)

Der Brief an die Epheser endet mit einem eindrücklichen Abschnitt, der uns den Kampf des Christen zeigt. Dieser Kampf ist nicht die Übung der Seele, durch die wir gehen mögen, um die Wahrheit zu erfassen. Es wird vorausgesetzt, dass wir die wunderbaren Wahrheiten dieses Briefes kennen und wertschätzen. Der Kampf entsteht dann, wenn wir versuchen, diese Wahrheiten angesichts jeder gegnerischen Macht zu bewahren und aufrechtzuhalten.

Im Verlauf des Briefes enthüllt uns der Apostel unsere himmlische Berufung, das Erbe der Herrlichkeit, zu dem wir zuvor bestimmt sind, das Geheimnis von der Versammlung und das praktische Leben, das mit diesen grossen Wahrheiten in Übereinstimmung steht. Wenn wir uns jedoch vornehmen, in unsere himmlischen Segnungen einzugehen und in Übereinstimmung mit ihnen wandeln wollen, werden wir schnell feststellen, dass Satan seine ganze Macht gegen uns aufbietet. In seinem Hass gegen Christus wird der Teufel versuchen, uns die Wahrheit zu rauben, oder wenn ihm dies nicht gelingt, versucht er, Unehre auf den Namen Christi und die Wahrheit in Misskredit zu bringen, indem er diejenigen moralisch zu Fall bringt, die die Wahrheit festhalten. Je besser wir die Wahrheit kennen, umso grösser ist die Unehre, die wir auf Christus bringen, wenn wir versagen, indem wir dem Fleisch Raum lassen. Wir müssen deshalb vorbereitet sein, dem Kampf ins Auge zu sehen. Je mehr wir von der Wahrheit wissen, umso heftiger wird der Kampf sein.

Im Blick auf diesen Kampf werden uns drei Dinge vorgestellt:

  • erstens die Quelle unserer Kraft;
  • zweitens der Charakter des Feindes, mit dem wir kämpfen;
  • drittens die Waffenrüstung, mit der wir ausgerüstet sind, um in der Lage zu sein, den Angriffen des Feindes zu widerstehen.

2. Die Macht des Herrn

Vers 10

Der Apostel lenkt unsere Gedanken zuerst auf die Macht hin, die für uns ist, dann erst beschreibt er die Macht, die uns entgegensteht. Um diesem Kampf ins Auge sehen zu können, müssen wir uns immer wieder daran erinnern, dass alle unsere Kraft im Herrn ist. Deshalb kann Paulus sagen: «Seid stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke.» Unsere Schwierigkeit besteht oft darin, zu erkennen, dass wir keine Kraft in uns selbst haben. Von Natur aus wären wir gern stark an Zahl, stark an Gaben, oder stark in der Kraft einiger mächtiger Führer, aber unsere einzige und wahre Kraft ist «im Herrn und in der Macht seiner Stärke».

Das Gebet des ersten Kapitels stellt uns die Macht der Stärke Gottes vor. Christus ist aus den Toten auferweckt und zur Rechten Gottes in den himmlischen Örtern gesetzt worden, «über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen». Der Apostel sagt: Das ist die «überragende Grösse seiner Kraft an uns (oder in Bezug auf uns), den Glaubenden». Die Macht, die gegen uns ist, ist viel grösser als unsere eigene Kraft, aber die Kraft, die an uns wirkt, ist eine unerreichte Kraft – sie übertrifft jede Macht, die uns entgegensteht. Und weiter ist der, der die höchste Macht hat, der Eine, der «unergründlichen Reichtum» besitzt und uns mit einer Liebe liebt, die «die Erkenntnis übersteigt» (Kap. 3,8.19).

In früheren Tagen wurde Gideon dadurch für den Kampf vorbereitet, dass ihm zuerst gesagt wurde: «Der Herr ist mit dir»; dann wurde er ermahnt: «Geh hin in dieser deiner Kraft.» Gideons Familie mochte die ärmste im Stamm Manasse sein, und er der Geringste im Haus seines Vaters. Aber was machte Gideons Armut oder seine Schwachheit aus, wenn der Herr, der reich und mächtig ist, für ihn und mit ihm war (Ri 6,12-15)? So konnten später Jonathan und sein Waffenträger in der Kraft des Herrn einem grossen Heer gegenüberstehen, denn Jonathan sagte: «für den HERRN gibt es kein Hindernis, durch viele zu retten oder durch wenige» (1. Sam 14,6).

So benötigen wir in unseren Tagen, wo so viel Versagen hinter uns, Schwachheit unter uns und Verderben um uns her vorhanden ist, einen frischen Eindruck von der Herrlichkeit des Herrn, der Kraft des Herrn, dem Reichtum des Herrn und der Liebe des Herrn. Und mit dem Herrn vor uns können wir «in der Macht seiner Stärke» vorangehen.

Ausserhalb von Christus haben wir keine Kraft. Der Herr kann sagen: «Ausser mir könnt ihr nichts tun», aber der Apostel sagt: «Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt» (Phil 4,13). Wir haben also die Macht Christi nur dann zu unserer Verfügung, wenn unsere Herzen in verborgener Gemeinschaft mit Ihm bleiben. Wenn das so ist, wird die ganze Macht Satans darauf gerichtet sein, unsere Seelen von Christus abzuziehen. Satan wird versuchen zu verhindern, dass wir uns von Ihm nähren und in Gemeinschaft mit Ihm vorangehen. Es kann sein, dass er versucht, uns durch die Sorgen und Aufgaben des täglichen Lebens aus der Gemeinschaft mit Christus zu ziehen, vielleicht auch durch Krankheit und Schwachheit des Leibes. Vielleicht benutzt er Schwierigkeiten auf dem Weg, die Streitsüchtigen unter den Kindern Gottes, oder die kleinen Beleidigungen, denen wir begegnen, um den Geist niederzudrücken oder die Seele zu kränken. Wenn wir diese Dinge jedoch nicht zwischen uns und den Herrn kommen lassen, sondern sie zu einer Gelegenheit machen, uns enger an den Herrn anzuschliessen, werden wir lernen, was es heisst, stark im Herrn zu sein, während wir gleichzeitig unsere eigene Schwachheit erkennen. Dann werden wir die Glückseligkeit des Wortes kennenlernen: «Wirf auf den HERRN, was dir auferlegt ist, und er wird dich erhalten» (Ps 55,23).

Die Macht des Feindes

Verse 11,12

Zunächst werden wir ermahnt, daran zu denken, dass wir nicht gegen Fleisch und Blut zu kämpfen haben. Der Teufel mag tatsächlich Männer und Frauen benutzen, um dem Christen zu widerstehen und die Wahrheit zu leugnen, aber wir müssen hinter diese Werkzeuge sehen und den einen erkennen, der sie benutzt. Eine Frau von Fleisch und Blut widerstand Paulus in Philippi, aber Paulus erkannte den bösen Geist, der die Frau beeinflusste, und in der Kraft des Namens Jesu Christi liess er sich in einen Kampf mit der geistlichen Bosheit ein, indem er dem bösen Geist befahl, aus der Frau auszufahren (Apg 16,16-18).

Ein wahrer Jünger aus Fleisch und Blut widerstand dem Herrn, als Petrus angesichts der Leiden des Herrn zu Ihm sagte: «Gott behüte dich, Herr!» Aber der Herr erkannte die Macht Satans hinter dem Werkzeug und konnte sagen: «Geh hinter mich, Satan!» (Mt 16,22.23).

Der Kampf geht also gegen Satan und seine Heere, unabhängig von den Werkzeugen, die er benutzen mag. Fürstentümer und Gewalten sind geistige Wesen, in einer herrschenden Stellung und mit Macht bekleidet, um ihren Willen auszuführen. Es gibt sowohl gute als böse Wesen; hier geht es um böse Mächte, und ihre Bosheit scheint sich in zweifacher Hinsicht auszubreiten. In Bezug auf die Welt sind sie die Weltbeherrscher dieser Finsternis, in Bezug auf die Christen sind sie die «geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern». Die Welt befindet sich in Finsternis und in Unkenntnis über Gott, und diese geistigen Wesen regieren und lenken die Finsternis des Heidentums, der Philosophie, der fälschlich sogenannten Wissenschaft, sowie die Treulosigkeit, den Aberglauben, das Verderben und die modernen Ansichten des Christentums. Der Christ ist ins Licht gebracht und mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet worden. Der Widerstand gegen den Christen nimmt durch die geistlichen Mächte einen religiösen Charakter an, mit dem Ziel, ihm die Wahrheit seiner himmlischen Berufung zu rauben, ihn auf einen Weg zu verleiten, auf dem die Wahrheit verleugnet wird, oder ihn in seinem Wandel in Gegensatz zur Wahrheit zu bringen.

Weiter werden wir über den Charakter des Widerstandes belehrt. Dieser ist nicht einfach Verfolgung oder ein direktes Verleugnen der Wahrheit, sondern der viel feinere und gefährlichere Widerstand, der als «die Listen des Teufels» beschrieben wird. Eine List ist etwas, das schön und unschuldig aussieht und doch die Seele vom Weg des Gehorsams abzieht. Wie oft versucht der Teufel in diesen Tagen der Verwirrung diejenigen, die die Wahrheit erkannt haben, auf Abwege zu führen, die am Anfang so wenig vom wahren Pfad abweichen, dass es übertrieben scheint, dagegen Einspruch zu erheben. Es gibt eine einfache Frage, die sich jeder persönlich stellen kann und durch die jede List aufgedeckt wird: Wenn ich diesen Weg verfolge, wohin wird er mich führen?

Als der Teufel dem Herrn vorschlug, aus den Steinen Brot zu machen, um seinen Hunger zu stillen, schien eine solche Tat sehr harmlos. Dennoch war es eine List, die vom Pfad des Gehorsams gegenüber Gott weggeführt hätte und eine Verleugnung des Wortes gewesen wäre, das da sagt: «Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.»

  • Um die gläubigen Galater von der Wahrheit des Evangeliums abzuziehen, benutzte der Teufel das Gesetz als List, um sie in eine gesetzliche Selbstgerechtigkeit zu verstricken.
  • Um die Gläubigen in Korinth von der Wahrheit über die Versammlung abzuziehen, benutzte der Teufel die Welt als List, um sie in eine fleischliche Selbstgefälligkeit zu führen.
  • Um die gläubigen Kolosser von der Wahrheit des Geheimnisses abzulenken, benutzte der Teufel die List der «eitlen Worte», der «Philosophie» und des Aberglaubens, um sie in eine religiöse Selbsterhebung zu verstricken.

Das sind immer noch die Listen, mit denen wir heute konfrontiert werden.