Der Brief an die Epheser (5)

Epheser 2,13-18

Vers 13

Das Beiseitesetzen Israels bereitete den Weg für den grossen Wechsel in den Wegen Gottes auf der Erde. Der eindrückliche kurze Rückblick in die Vergangenheit der Nationen, den der Geist Gottes in den Versen 11 und 12 gegeben hat, macht durch Gegenüberstellung die gegenwärtige Stellung der Gläubigen noch auffallender. Nach der Verwerfung Israels hat Gott, indem Er seine Wege verfolgte, die Versammlung ans Licht gebracht. Damit hat Er einen ganz neuen Segensbereich gebildet, der vollkommen ausserhalb des Bereichs der Juden und dem der Nationen liegt.

Diese neue Stellung der Gläubigen sieht sie nicht länger mehr im Fleisch, sondern in Christus. Deshalb beginnt der Apostel von der neuen Stellung mit den Worten zu sprechen: «Jetzt aber, in Christus Jesus», und fährt dann fort, einen Gegensatz zu der früheren Stellung im Fleisch aufzuzeichnen. In Verbindung mit dem Fleisch war der Mensch aus den Nationen äusserlich weit von Gott entfernt, und der Jude, obwohl äusserlich nahe, war moralisch so weit weg, wie der aus den Nationen. Wenn Er zu den Juden sprach, musste der Herr sagen: «Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir» (Mt 15,8).

Dann fährt der Apostel fort zu zeigen, wie Gott gewirkt hat, um die Versammlung zu bilden. Zuerst sind die Gläubigen «durch das Blut des Christus nahe geworden». Die Nationen sind aus der Ferne, in die die Sünde sie gebracht hatte, in Christus in die Nähe gekommen. Das ist keine bloss äusserliche Nähe, die durch Verordnungen und Zeremonien erreicht wird, sondern eine lebendige Nähe, die in Christus selbst gesehen wird, der aus den Toten auferstanden ist und vor dem Angesicht Gottes für uns erscheint. Deshalb heisst es: «In Christus Jesus seid ihr … durch das Blut des Christus nahe geworden.» Unsere Sünden haben uns weit weg gebracht, das kostbare Blut Christi hat unsere Sünden abgewaschen und uns nahe gebracht. Das Blut Christi zeigt die riesige Grösse der Sünde auf, die einen solchen Preis verlangte, um sie wegzunehmen. Es bringt die Heiligkeit Gottes zum Ausdruck, die durch keinen niedrigeren Preis befriedigt werden konnte, und offenbart die Liebe, die den Preis bezahlen wollte. Es ist nicht nur so, dass der Gläubige Gott nahen kann, sondern in Christus ist er «nahe geworden».

Vers 14

Zweitens sind die Gläubigen aus den Juden und den Nationen «eins gemacht worden». Niemand kann die Wichtigkeit der Tatsache überbetonen, dass wir durch das Blut nahe geworden sind, aber für die Bildung der Versammlung ist mehr nötig. Die Versammlung ist nicht einfach eine Anzahl von Gläubigen, die «nahe geworden» sind; denn das ist wahr von jedem bluterkauften Heiligen aus jedem Zeitalter. Sie wird gebildet aus Gläubigen aus den Juden und den Nationen, die «eins gemacht worden» sind. Das hat Christus durch seinen Tod zustande gebracht. In einem doppelten Sinn ist Er «unser Friede». Er ist unser Friede zwischen Gott und dem Gläubigen, und Er ist unser Friede zwischen den Gläubigen aus den Juden und denen aus den Nationen.

Vers 15

In seinem Tod tat Christus das «Gesetz der Gebote» weg, das der Grund der Trennung zwischen Gott und Menschen und zwischen Juden und Nationen war. Das Gesetz verhiess denen Leben, die es hielten, und verurteilte jene, die es brachen. Nachdem klar wurde, dass alle das Gesetz gebrochen hatten, brachte es unweigerlich Verdammnis über die, die darunter standen, und brachte so den Menschen in Gottesferne. Weiter richtete es eine klare Schranke – die Zwischenwand – zwischen Juden und Nationen auf. Bevor diese Trennwand nicht beseitigt war, konnte es weder zwischen Gott und Menschen noch zwischen Juden und Nationen Frieden geben. Am Kreuz wurde der Fluch des gebrochenen Gesetzes getragen und so die Feindschaft zwischen Menschen und Gott, und zwischen Juden und Nationen beseitigt. Den Frieden, der daraus resultiert, haben wir in Christus; Er ist unser Friede. Wir blicken zurück auf das Kreuz und sehen, dass alles, was zwischen Gott und unseren Seelen stand – die Sünde, die Sünden, der Fluch des gebrochenen Gesetzes und das Gericht – dort zwischen Gott und Christus, unserem Stellvertreter, gestanden hat. Wir blicken nach oben und sehen Christus in der Herrlichkeit, wo nichts mehr zwischen Gott und Christus steht, als der ewige Friede, den Er gemacht hat. Deshalb steht auch nichts mehr zwischen Gott und dem Gläubigen. Unser Friede ist uns in Christus gesichert, der «unser Friede» geworden ist.

Im Weiteren vertritt Christus sowohl den Gläubigen aus den Juden als auch den aus den Nationen. Er ist deshalb der Friede unter uns: wir sind einsgemacht. Durch das Kreuz hat Christus das Gesetz der Satzungen als ein Mittel, um Gott zu nahen, vollständig aufgehoben und einen neuen Weg des Zugangs durch sein Blut geöffnet. Der Jude, der Gott auf der Grundlage des Blutes naht, hat mit den jüdischen Satzungen abgeschlossen. Der Heide ist aus seinem Platz der Gottesferne gebracht worden, der Jude aus einer bloss äusserlichen Nähe, und beide sind einsgemacht worden in dem Genuss eines gemeinsamen Segens vor Gott, den keiner von ihnen vorher besessen hat. Die Gläubigen aus den Nationen sind nicht auf die Höhe der jüdischen Vorrechte erhoben worden; noch werden die Juden auf das Niveau der Heiden erniedrigt. Beide sind auf eine vollständig neue Grundlage, auf eine unermesslich höhere Ebene gestellt worden.

Drittens sind die Gläubigen aus den Juden und den Nationen zu «einem neuen Menschen» geschaffen worden. Wir haben bereits gesehen, dass sie beide «eins gemacht» worden sind. Aber dies drückt noch nicht die volle Wahrheit der Versammlung aus. Wenn der Apostel hier angehalten hätte, würden wir wohl gesehen haben, dass die Gläubigen durch das Blut nahe geworden und «eins gemacht» sind, da alle Feindschaft weggetan ist. Aber wir wären beim Gedanken stehengeblieben, dass wir zu einer Gemeinschaft in glücklicher Einheit gemacht worden sind. Das ist in der Tat eine gesegnete Wahrheit, doch die volle Wahrheit über die Versammlung geht weit darüber hinaus. Deshalb fährt der Apostel fort und erklärt uns nicht nur, dass wir nahe geworden und «eins gemacht» sind, sondern dass wir zu einem neuen Menschen geschaffen sind. Der Ausdruck «neuer Mensch» spricht von einem neuen Zustand, der durch die Schönheit und himmlische Gnade Christi gekennzeichnet ist. Kein einzelner Christ könnte genügen, um die Würden Christi zur Schau zu stellen. Die ganze Versammlung ist nötig, um den neuen Menschen darzustellen.

Vers 16

Viertens sehen wir eine weitere Wahrheit darin, dass die Gläubigen zu «einem Leib» geformt sind. Gläubige aus Juden und Nationen sind nicht nur vereint, um die Wesenszüge des neuen Menschen, Christus, in all seinen moralischen Herrlichkeiten, vorzustellen, sie sind auch zu einem Leib gebildet. Das ist mehr als eine Gruppe von Menschen, die unter sich in Übereinstimmung sind. Sie bilden vielmehr eine Gruppe von Menschen, die durch den Heiligen Geist miteinander vereinigt sind, um auf der Erde ein gemeinsamer Leib zu sein, der den neuen Menschen darstellt. So sind die Gläubigen aus den Juden und den Nationen nicht nur miteinander versöhnt worden, sondern sie sind, zu einem Leib gebildet, auch mit Gott versöhnt. Es würde das Herz Gottes nicht zufrieden stellen, die Nationen weit entfernt und die Juden in äusserlicher Nähe zu sehen. Aber nun kann Gott mit Wonne ruhen, da Er die Gläubigen aus den Juden und den Nationen durch das Kreuz zu einem Leib geformt hat. Das Kreuz hat nicht nur alles weggetan, was Anlass zu Feindschaft zwischen Juden und Nationen gab, sondern auch das, was zu Feindschaft gegen Gott führte.

Vers 17

Diese ganze gesegnete Wahrheit ist zu uns gekommen durch das Evangelium des Friedens, das den Nationen, die fern waren, und den Juden, die äusserlich nahe standen, verkündigt worden ist. Wir können verstehen, warum an dieser Stelle, in einem Abschnitt, der von der Bildung der Versammlung spricht, die Verkündigung eingeführt wird. Der Apostel hatte soeben vom Kreuz gesprochen; denn ohne das Kreuz konnte es keine Predigt und ohne Verkündigung keine Versammlung geben. Christus wird als Verkündiger gesehen, obwohl das Evangelium, das Er verkündigt, durch seine Werkzeuge öffentlich kundgetan wird.

Vers 18

Es gibt noch eine weitere Wahrheit von grosser Glückseligkeit: Wir beide (Juden und Nationen) haben durch einen Geist Zugang zu dem Vater. Die Entfernung ist nicht nur auf Gottes Seite weggenommen, sondern auch auf unserer Seite. Durch das Werk Christi am Kreuz kann Gott sich uns nahen, indem Er Frieden verkündigt; und durch das Werk des Geistes in uns können wir dem Vater nahen. Das Kreuz gibt uns das Recht zu nahen; der Geist befähigt uns, dieses Recht zu gebrauchen und praktisch dem Vater zu nahen. Wenn wir den Zugang durch den Geist haben, so ist klar, dass für das Fleisch kein Raum ist. Der Geist schliesst das Fleisch in jeder Form aus. Weder durch Gebäude, noch durch Zeremonien, Musikinstrumente oder Chöre, noch durch eine besondere Klasse von Menschen erlangen wir Zugang zum Vater. Das geschieht nur durch den Geist. Weiter heisst es durch «einen Geist», und deshalb ist in der Gegenwart des Vaters alles in einstimmiger Harmonie.

Wir sehen also in diesem wichtigen Abschnitt erstens die zwei Klassen, aus denen die Versammlung besteht; solche, die einst äusserlich nahe waren und solche, die einst fern waren. Zweitens sehen wir, dass Gott diese beiden Klassen von Gläubigen nahe zu sich gebracht hat. Er hat sie zu einem neuen Menschen geschaffen und zu einem Leib geformt. Drittens lernen wir den Weg kennen, auf dem Gott dieses grosse Werk zustande gebracht hat – durch das Blut Christi, durch das Kreuz, durch die Verkündigung und durch den Geist.