Vers 7
Die vorangegangenen Verse haben uns den Vorsatz Gottes für Gläubige vorgestellt. In diesem Vers werden wir an den Weg erinnert, den Gott eingeschlagen hat, damit wir an diesen Segnungen teilhaben könnten. Wir sind erlöst worden durch das Blut Christi, und unsere Sünden sind uns nach dem Reichtum seiner Gnade vergeben worden. Der Reichtum seiner Gnade begegnet allen unseren Bedürfnissen als Sünder; die Herrlichkeit seiner Gnade entspricht dem Wohlgefallen Gottes, uns als Heilige zu segnen. Ein reicher Mann kann einen Bettler aus der Fülle seiner Reichtümer segnen. Das wäre eine grosse Gnade. Aber wenn der reiche Mann weiter ginge und den armen Mann in sein Haus aufnähme und ihm die Stellung eines Sohnes gäbe, wäre das nicht nur Gnade gegenüber dem armen Mann, sondern zur Ehre und Herrlichkeit des reichen Mannes. Der Reichtum der Gnade begegnete den Bedürfnissen des verlorenen Sohnes und bekleidete ihn mit einem Gewand aus dem Haus des Vaters. Die Herrlichkeit der Gnade gab ihm den Platz eines Sohnes im Haus. Die Herrlichkeit der Gnade Gottes hat Gläubige zu Söhnen, nicht zu Dienern gemacht.
Die Offenbarung des Willens Gottes zur Verherrlichung Christi und zum Segen der Versammlung
Verse 8,9
Gott hat sich nicht nur vorgenommen, uns später in die für uns bestimmte Segnung zu bringen, und nicht nur besitzen wir jetzt schon die Erlösung unserer Seelen und die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade, sondern Er hat diese gleiche Gnade gegen uns überströmen lassen, damit wir in der gegenwärtigen Zeit die Erkenntnis seines Vorsatzes hätten. Gott hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, damit wir das Wohlgefallen kännten, das Er sich vorgesetzt hat.
Es ist der Wille Gottes, dass die Versammlung, während sie hier auf der Erde ist, die Eingeweihte seiner Ratschlüsse sei. Gott möchte, dass wir weise und verständig seien im Blick auf alles, was Er nach seinem Wohlgefallen, zur Verherrlichung Christi und zum Segen der Versammlung tut und noch tun will. Gottes Gedanken zu haben und seine Absichten zu kennen, hält uns ruhig in Gegenwart einer unruhevollen Welt und erhebt uns über Sorge und Sünde, als solche, die wissen, wie alles enden wird.
Ein «Geheimnis» in der Schrift ist nicht unbedingt etwas Verborgenes, sondern eher ein Geheimnis, das Gläubigen mitgeteilt wird, bevor die Welt öffentlich davon erfährt. In der Welt sehen wir den Menschen seinen eigenen Willen nach seinem Wohlgefallen tun, und daher all das Leid und die Verwirrung. Es ist das Vorrecht des Gläubigen, die Geheimnisse Gottes zu kennen, und deshalb zu wissen, dass Gott alle Dinge nach seinem Wohlgefallen ausführen wird, und dass am Ende seine Vorsätze die Oberhand haben werden.
Verse 10-12
Die nun folgenden Verse enthüllen uns dieses Geheimnis Gottes. Wir lernen, dass es darin zwei Teile gibt:
- Erstens ist da der Vorsatz Gottes für Christus;
- zweitens finden wir da, was Gott sich für die Versammlung in Verbindung mit Christus vorgesetzt hat.
Es ist das Wohlgefallen Gottes, für die Verwaltung der Fülle der Zeiten alle Dinge in Christus zusammenzubringen. Die «Fülle der Zeiten» kann kaum auf den ewigen Zustand hinweisen, denn dann wird Gott alles in allem sein. Vielmehr weist dieser Ausdruck auf die kommende Welt des Tausendjährigen Reiches hin, wenn die vollen Ergebnisse der Regierungswege Gottes in Vollkommenheit gesehen werden. Alle Grundsätze der Regierung, die den Menschen zu verschiedenen Zeiten anvertraut worden sind, und in denen sie so vollständig versagt haben, werden in Vollkommenheit unter der Verwaltung Christi gesehen werden. Der Verfall der Zeiten wurde unter der Regierung des Menschen gesehen die «Fülle» oder Vollkommenheit der Zeiten wird gesehen werden, wenn Christus regiert. Dann wird sich jedes geschaffene Ding oder Wesen, im Himmel und auf der Erde, unter seiner Kontrolle und Führung bewegen. Als Folge davon werden Einheit, Harmonie und Frieden vorherrschen. Das ist das Geheimnis des Willens Gottes zur Verherrlichung Christi.
Weiter dürfen wir sehen, dass es Gottes Wohlgefallen ist, dass die Versammlung in Verbindung mit Christus an diesem ausgedehnten Erbteil, worüber Christus Haupt sein wird, teilhaben soll. Im 11. Vers sagt der Apostel: «Wir haben ein Erbteil erlangt», indem er zweifellos zunächst auf die Gläubigen aus den Juden hinweist. Die jüdische Nation hatte ihr irdisches Erbteil verloren, weil sie Christus verworfen und ihren eigenen Willen verfolgt hat. Der Überrest aus ihnen, der an Christus glaubte, erlangte ein herrlicheres Erbteil in einer kommenden Welt, nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens. Verbunden mit Christus in seiner Regierung, werden die Gläubigen seine Herrlichkeit zur Schau stellen. An jenem Tag wird Er «verherrlicht» und «bewundert» werden in allen denen, die geglaubt haben (2. Thes 1,10). Die Welt und die ganze Schöpfung wird unter Ihm gesegnet sein. Die Versammlung wird ihr Teil mit Ihm haben. Die Gläubigen aus den Juden hatten «zuvor» auf den Christus «gehofft» oder «vertraut». Sie hatten auf Christus gehofft in den Tagen seiner Verwerfung; die wiederhergestellte Nation wird in den Tagen seiner Herrlichkeit auf Ihn vertrauen.
Vers 13
Das «ihr» dieses Verses bringt die Gläubigen aus den Nationen hinein, um an den Segnungen dieses herrlichen Erbteils teilzuhaben. Sie hatten dem Evangelium ihres Heils geglaubt und waren versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheissung.
Vers 14
Das «wir» dieses Verses verbindet die Gläubigen aus den Juden und Nationen. Sie teilen dieses herrliche Erbe miteinander. Durch den Geist erfreuen wir uns eines Vorgeschmackes der Glückseligkeit des Erbes. Dieses Erbe ist ein erworbener Besitz – der Preis dafür ist das kostbare Blut Christi. Alle Schöpfung gehört Ihm, denn Er ist der Schöpfer; und alles gehört Ihm, weil Er es erworben hat. Doch obwohl alles erkauft ist, ist doch nicht alles erlöst. Er hat das Erbteil durch Blut erworben; Er wird es durch Macht erlösen. Wenn Er die ganze Schöpfung durch seine Macht vom Feind befreit hat, wird sie zum Preise der Herrlichkeit Gottes sein.
Das Gebet, dass die Gläubigen die Hoffnung der Berufung und die Herrlichkeit des Erbes kennen möchten
Vers 15
Das Gebet wird damit eingeleitet, dass uns der geistliche Zustand der Gläubigen in Ephesus vorgestellt wird – ein Zustand, der den Apostel ermunterte, unablässig für sie zu danken und zu beten. Wie schön, dass sie durch den «Glauben an den Herrn Jesus» und die «Liebe zu allen Heiligen» gekennzeichnet waren. Da Christus der Inhalt ihres Glaubens war, wurden die Heiligen die Gegenstände ihrer Liebe. Es kann keinen grösseren Beweis für den lebendigen Glauben an Christus geben, als die praktische Liebe zu den Heiligen. Der Glaube bringt die Seele in Verbindung mit Christus, und so mit Ihm verbunden, öffnet sich das Herz für alle, die Ihn lieben. Je näher wir uns bei Christus aufhalten, umso mehr werden unsere Zuneigungen zu denen ausgehen, die sein sind.
Vers 16
Nachdem der Apostel von ihrem Glauben und ihrer Liebe gehört hat, drängt es ihn, unablässig für diese Heiligen zu danken und zu beten. Wenn wir nur mit den Fehlern und Schwächen der anderen beschäftigt sind, werden wir davon überwältigt werden und uns beständig über die Gläubigen beschweren. Wenn wir aber das suchen und uns mit dem beschäftigen, was die Gnade Gottes in den Heiligen zustande gebracht hat, werden wir Grund zum Danken haben. Gleichzeitig werden wir das, was richtiggestellt werden muss, nicht übersehen. Der Apostel übersah in den Heiligen nie das, was von Christus war, obwohl er nie gleichgültig dem gegenüber war, was vom Fleisch kam. Sogar für die Gläubigen in Korinth, bei denen es so viel zurechtzuweisen gab, konnte er danksagen für das, was er von Gott in ihnen sah. In unserer Schwachheit sind wir geneigt, in das eine oder andere Extrem zu fallen. In unserem Bestreben, Liebe zu zeigen, mögen wir das, was falsch ist, sehr leichtfertig behandeln; oder wir mögen in unserem Widerstand gegen das Böse das übersehen, was von Gott ist.
Der Apostel hatte diesen Heiligen die Ratschlüsse Gottes enthüllt. Die Tatsache nun, dass er gedrängt ist, zu beten, ist in sich selbst ein Beweis für die Unermesslichkeit dieser Ratschlüsse. Sie sind zu hoch, um mit rein menschlichen Worten ausgedrückt zu werden, und übersteigen die Kraft des menschlichen Geistes, um sie zu erfassen. Der Apostel ist sich im Klaren, dass die blosse Darstellung dieser grossen Wahrheiten nicht genügt, um auf uns einzuwirken. An Timotheus schreibt er: «Bedenke, was ich sage; denn der Herr wird dir Verständnis geben» (2. Tim 2,7). So ist es auch in diesem Brief. Paulus kann uns, geleitet durch den Geist, die Ratschlüsse Gottes entfalten, aber er ist sich bewusst, dass nur Gott Verständnis geben kann. Deshalb wendet er sich im Gebet zu Gott.
Vers 17
Der Apostel wendet sich an «den Gott unseres Herrn Jesus Christus», denn in diesem Gebet wird der Herr Jesus als Mensch gesehen. Das Gebet in Kapitel 3 ist an den Vater unseres Herrn Jesus Christus gerichtet, denn dort wird der Herr als Sohn gesehen. Ein weiterer Grund, um in den beiden Gebeten verschiedene Namen zu gebrauchen, mag darin liegen, dass der Apostel im ersten Gebet wünscht, dass wir die Kraft kennenlernten, die die Ratschlüsse Gottes zur Ausführung bringt, denn der Name Gottes ist zu Recht mit Kraft verbunden. Im zweiten Gebet geht es um die Liebe; es ist darum richtigerweise an den Vater gerichtet.
In diesem Gebet wird Gott auch als «der Vater der Herrlichkeit» angesprochen. Das stellt uns den Gedanken vor, dass die Szene der Herrlichkeit, zu der wir unterwegs sind, ihren Charakter von dem Vater hat, von dem alles kommt. Seine Liebe und Heiligkeit werden diese Welt der Herrlichkeit, in der Gott vollkommen dargestellt werden wird, durchdringen. Während der Vater der Ursprung und die Quelle der Herrlichkeit ist, ist der Herr Jesus als Mensch der Mittelpunkt und der Inhalt der Herrlichkeit. In Ihm ist die ganze Macht Gottes offenbart; sein Name ist über jeden Namen, und Er ist für die Versammlung das Haupt über alles.
Um in die Wahrheiten einzugehen, die den Inhalt des Gebets des Apostels bilden, benötigen wir den Geist der Weisheit und Offenbarung in der vollen Erkenntnis Christi. Alle Weisheit Gottes und jede Offenbarung seines Willens sind in Christus kundgemacht worden. Deshalb brauchen wir die volle Erkenntnis Christi, um in die Weisheit Gottes, in die Offenbarung, die Gott uns von sich selbst und seinen Ratschlüssen kundgetan hat, einzugehen.
Vers 18
Weiter ist die Erkenntnis Christi, für die der Apostel bittet, keine blosse verstandesmässige Kenntnis, sondern eine Herzensbekanntschaft mit einer Person; denn er sagt: «erleuchtet an den Augen eures Herzens». Immer wieder sehen wir in der Schrift und lernen wir durch Erfahrung, dass Gott durch Zuneigungen belehrt. So war es im Fall der armen sündigen Frau in Lukas 7, die «viel liebte» und schnell lernte. So war es auch bei Maria Magdalene, von deren Hingabe wir in Johannes 20 lesen. Am Auferstehungstag war ihre Zuneigung zu Christus offensichtlich mehr in Tätigkeit als jene von Petrus und Johannes. Und diesem liebenden Herzen offenbarte der Herr sich selbst und gab ihr die wunderbare Offenbarung der neuen Stellung seiner Brüder in Verbindung mit dem Vater.