Der Brief an die Epheser (16)

Epheser 6,13-20

3. Die Waffenrüstung Gottes

Vers 13

In diesem Kampf nützen menschliche Waffen nichts. Wir können dem Teufel nur mit der «Waffenrüstung Gottes» widerstehen. Menschliche Hilfsquellen, wie z.B. natürliche Fähigkeiten oder natürliche Charakterstärken, sind in diesem Kampf nutzlos. Das Vertrauen auf solche Waffen könnte uns dazu verleiten, uns mit dem Feind einzulassen, aber nur um eine Niederlage zu erleiden. Der Apostel Petrus musste dies erfahren, als er sich im Vertrauen auf seine eigene Kraft in den Kampf einliess, um dann vor einer Magd zu versagen. Gott kann zwar menschliche Fähigkeit und Gelehrsamkeit in seinem Dienst benutzen. Hier aber geht es nicht um die Frage, was Gott in seinem Dienst gebraucht, sondern vielmehr um das, was Gott uns im Kampf gegen die Listen des Feindes zur Verfügung gestellt hat. Der Feind, dem wir zu begegnen haben, besteht nicht aus Fleisch und Blut, und die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich (2. Kor 10,4).

Wir benötigen in diesem Kampf die «ganze Waffenrüstung Gottes». Wenn ein Stück fehlt, wird Satan schnell genug sein, den Mangel zu entdecken und uns an der verwundbaren Stelle anzugreifen.

Weiter muss die Waffenrüstung «angezogen» werden. Aus der Tatsache, dass wir Christen sind, folgt keineswegs, dass wir die Waffenrüstung auch «genommen» haben. Die Waffenrüstung steht uns Christen zur Verfügung, aber es liegt an uns, sie anzuziehen. Es genügt nicht, sie zu betrachten oder zu bewundern oder in der Lage zu sein, sie zu beschreiben; wir müssen die ganze Waffenrüstung Gottes nehmen oder ergreifen.

Dann lernen wir, dass die Waffenrüstung im Blick auf den «bösen Tag» benötigt wird. Im allgemeinen Sinn ist die ganze Zeitperiode der Abwesenheit Christi für den Gläubigen ein «böser Tag». Es gibt jedoch Gelegenheiten, wo der Feind das Volk Gottes in besonderer Weise angreift und versucht, ihm besondere Wahrheiten zu rauben. Solche Angriffe bilden für das Volk Gottes einen «bösen Tag». Um dann bestehen zu können, müssen wir die ganze Waffenrüstung Gottes tragen. Es ist zu spät, die Rüstung erst im Kampf anziehen zu wollen.

Wir benötigen die Waffenrüstung, um zu «widerstehen» und zu «stehen». Wenn wir irgendeinem besonderen Angriff des Feindes erfolgreich widerstanden haben, benötigen wir die Waffenrüstung immer noch, um auch in der Verteidigungsbereitschaft stehenbleiben zu können. Wenn wir «alles ausgerichtet haben», brauchen wir die Waffenrüstung immer noch, um zu «stehen». Es ist oft so, dass, nachdem wir einen wichtigen Sieg errungen haben, wir in der grössten Gefahr stehen; denn es ist einfacher, eine Stellung zu erobern als sie zu halten. Die einmal angezogene Waffenrüstung kann, solange sich noch geistliche Bosheit in den himmlischen Örtern aufhält und wir uns noch im Bereich der Listen Satans befinden, nicht gefahrlos abgelegt werden.

Wenn wir das Gebet als ein Stück der Waffenrüstung miteinbeziehen, können wir sieben verschiedene Teile der Waffenrüstung unterscheiden.

1. Der Gürtel der Wahrheit

Vers 14

Wir sollen stehen, unsere Lenden mit Wahrheit umgürtet. Geistlicherweise spricht das von den Gedanken und Zuneigungen, die durch die Wahrheit in Ordnung gehalten werden. Indem wir die Wahrheit auf uns selbst anwenden und so alle Gedanken und Regungen des Herzens durch die Wahrheit richten, werden wir nicht nur von der inneren Wirkung des Fleisches befreit, sondern auch unsere Zuneigungen werden der Wahrheit entsprechend gebildet, damit unsere demütige Gesinnung und unsere Zuneigungen auf die Dinge im Himmel gerichtet sind.

Das erste Stück der Waffenrüstung stärkt also den inneren Menschen und regelt mehr unsere Gedanken und Zuneigungen als unser Benehmen, unser Reden und unsere Wege. Oft unternehmen wir grosse Anstrengungen, um untereinander ein korrektes äusseres Verhalten zu bewahren, während wir zur gleichen Zeit unseren Gedanken und Zuneigungen gegenüber sorglos sind. Wenn wir den Listen des Feindes widerstehen wollen, müssen wir damit beginnen, innerlich richtig zu stehen. Salomo, der Prediger, warnt uns hinsichtlich dessen, was wir mit unseren Lippen reden, worauf unsere Augen blicken, welche Wege unsere Füsse gehen, aber als erstes sagt er: «Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist» (Spr 4,23-27). Jakobus warnt uns: «Wenn ihr aber bitteren Neid und Streitsucht in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit» (Jak 3,14). Streit unter Brüdern beginnt im Herzen und hat seine Wurzel im «bitteren Neid». Wenn die Zuneigungen unter der Herrschaft der Wahrheit stehen, werden Streit, bitterer Neid und andere Übel des Fleisches gerichtet werden; und wenn sie gerichtet sind, werden wir fähig sein, den Listen des Teufels an dem bösen Tag zu widerstehen.

Leider sind wir zu oft nicht vorbereitet auf den bösen Tag. Wir haben es versäumt, uns zu umgürten und handeln deshalb bei einer plötzlichen Herausforderung fleischlich. Wenn wir geschmäht werden, schmähen wir auch, und anstatt geduldig zu leiden, drohen wir. Lasst uns danach trachten, umgürtet zu sein, d.h. so zu wandeln, dass unsere Gedanken und Zuneigungen gewohnheitsmässig von der Wahrheit im Zaum gehalten werden.

2. Der Brustharnisch der Gerechtigkeit

Mit dem zweiten Stück der Waffenrüstung kommen wir zu unserem praktischen Verhalten. Praktische Gerechtigkeit drückt sich bei dem Christen durch einen Wandel aus, der in Übereinstimmung steht mit der Stellung und den Beziehungen, in die er gebracht ist. Wir können vor dem Feind nicht mit einem Gewissen bestehen, das uns über ungerichtetes Böses in unseren Wegen und Verbindungen anklagt. Wir können nicht für die Wahrheit einstehen, die wir in der Praxis verleugnen. Wenn wir den Brustharnisch angezogen haben und somit in praktischer Gerechtigkeit wandeln, werden wir ohne Furcht sein, wenn wir am bösen Tag dem Feind begegnen müssen.

3. Die Füsse beschuht

Vers 15

Praktische Gerechtigkeit führt zu einem Wandel in Frieden. Das Evangelium des Friedens, das wir empfangen haben, macht uns bereit, inmitten der Unruhe der Welt in Frieden zu wandeln. Wenn das Herz durch die Wahrheit regiert wird und unsere Wege praktisch mit der Wahrheit übereinstimmen, werden wir unseren Weg durch diese Welt mit Frieden in der Seele gehen und fähig sein, dem bösen Tag in einem Geist der Ruhe und des Friedens zu begegnen. Wir werden dem Aufruhr in der Welt gegenüber nicht gleichgültig sein, aber wir werden uns durch die vorbeigehenden Ereignisse auch nicht aufregen oder mit Furcht erfüllen lassen. Von den natürlichen Menschen sagt die Schrift: «Den Weg des Friedens haben sie nicht erkannt» (Röm 3,17), aber die, deren Füsse mit Frieden beschuht sind, zeichnen sich auch im Kampf durch Frieden aus.

4. Der Schild des Glaubens

Vers 16

So wichtig und nötig es ist, die Gedanken und Zuneigungen durch den Gürtel der Wahrheit in Ordnung zu halten, unser Verhalten durch den Brustharnisch in Gerechtigkeit zu bewahren und in Frieden durch diese Welt zu gehen, so wird doch noch etwas anderes für den Kampf gebraucht. Wir benötigen «über das alles» den Schild des Glaubens, um uns vor den feurigen Pfeilen des Feindes zu schützen. Hier bedeutet der Glaube nicht die Annahme des Zeugnisses Gottes über Christus, wodurch wir gerettet sind. Es geht hier um den täglichen Glauben und das Vertrauen in Gott, die uns die Zusicherung geben, dass Gott für uns ist. Unter dem Druck der vielfältigen Prüfungen, die über uns kommen, sei es durch die Umstände, durch Krankheit, durch Trauer oder in Verbindung mit den vielen Schwierigkeiten, die ständig unter den Kindern Gottes aufkommen, mag der Feind versuchen, unsere Seelen durch die schreckliche Vorstellung zu verdunkeln, dass Gott nach allem doch gleichgültig und nicht für uns sei. In jener dunklen Nacht, als die Jünger auf dem See mit dem Sturm zu kämpfen hatten und die Wellen in das Schiff schlugen, war der Herr Jesus bei ihnen, doch Er schlief wie einer, dem ihre Gefahr gleichgültig ist. Das war eine Prüfung für den Glauben. Leider waren sie nicht geschützt durch den Schild des Glaubens, so dass ein feuriger Pfeil ihre Rüstung durchdrang und der schreckliche Gedanke aufkam, der Herr würde sich nach allem doch nicht um sie kümmern. So weckten sie Ihn auf und sagten: «Liegt dir nichts daran, dass wir umkommen?» (Mk 4,37.38).

Ein feuriger Pfeil ist nicht ein plötzlicher Wunsch, eine Begierde zu befriedigen, die aus unserem Fleisch, also von innen, kommt. Es ist vielmehr eine teuflische Einflüsterung von aussen, die Zweifel an der Güte Gottes aufkommen lassen will. Satan Schoss einen feurigen Pfeil auf Hiob ab, als seine Frau ihm in seiner furchtbaren Prüfung vorschlug: «Sage dich los von Gott und stirb!» Hiob löschte diesen Pfeil mit dem Schild des Glaubens aus, denn er sagte: «Wir sollten das Gute von Gott annehmen, und das Böse sollten wir nicht auch annehmen?» (Hiob 2,9.10). Der Feind benutzt in seinen Bemühungen, unser Vertrauen in Gott zu erschüttern und uns von Ihm abzuziehen, immer noch die schwierigen Umstände des Lebens. Der Glaube benutzt die gleichen Umstände, um sich näher an Gott zu halten und so über den Teufel zu triumphieren. Weiter mag Satan versuchen, gewisse abscheuliche Gedanken in unseren Sinn einzuflössen, gewisse Eingebungen des Unglaubens, die sich in die Seele brennen und den Geist verdunkeln. Solche Gedanken werden nicht durch menschliche Beweisführungen ausgelöscht, oder indem wir zurückfallen in «Gefühle» oder «Erfahrungen», sondern durch den einfachen Glauben an Gott und sein Wort.

5. Der Helm des Heils

Vers 17

Wenn der Gläubige den Helm aufgesetzt hat, ist er in der Lage, in der Gegenwart des Feindes sein Haupt kühn zu erheben. Indem wir durch den Glauben den feurigen Pfeilen des Teufels widerstehen, erfahren wir in den schwierigen Umständen, dass Gott für uns ist. Er rettet uns nicht nur vor Prüfungen, sondern wie die Jünger im Sturm, auch durch die Prüfungen hindurch. So sind wir fähig, mit Mut und Energie voranzugehen, im Bewusstsein, dass, obwohl wir in uns selbst schwach sind, Gott der Gott unseres Heils ist und Christus uns völlig zu erretten vermag (Heb 7,25).

6. Das Schwert des Geistes.

Es wird uns ausdrücklich gesagt, dass dieses Stück der Waffenrüstung das Wort Gottes ist, und nicht einfach das Wort, sondern das Wort angewendet in der Kraft des Geistes. Das ist die eine grosse Angriffswaffe. Bevor wir nicht die Waffenrüstung angezogen haben, die unsere inneren Gedanken, unseren nach aussen sichtbaren Wandel regelt und unser Vertrauen in Gott befestigt, werden wir nicht im richtigen Zustand sein, um das Schwert des Geistes zu führen. Wenn das Wort Gottes in der Kraft des Geistes gegen den Feind angewendet wird, kann ihm nicht widerstanden werden. Als der Herr durch die Listen des Teufels versucht wurde, widerstand Er dem Feind jedes Mal mit dem Wort Gottes, das Er in der Kraft des Geistes gebrauchte. «Es steht geschrieben», stellte den Teufel bloss und besiegte ihn. Das Wort Gottes, das in uns bleibt, ist unsere Stärke, denn der Apostel Johannes kann den Jünglingen schreiben: «Ihr seid stark und das Wort Gottes bleibt in euch und ihr habt den Bösen überwunden» (1. Joh 2,14).

Jemand hat gesagt: Unsere Sache ist, gemäss dem Wort zu handeln, komme was wolle; das Ergebnis wird zeigen, dass die Weisheit Gottes darin liegt. Der, der das Wort benutzt, mag schwach sein und wenig natürliche Intelligenz besitzen, aber er wird feststellen, dass das Wort Gottes lebendig und wirksam ist und dass es jede List des Feindes blossstellt.

7. Das Gebet

Verse 18-20

Nachdem der Apostel die Waffenrüstung beschrieben und uns ermahnt hat, sie anzuziehen, schliesst er mit der Ermahnung zum Gebet. Die Waffenrüstung, so vollkommen sie auch ist, darf uns nicht von Gott unabhängig machen. Sie kann nur richtig eingesetzt werden in einem Geist der Abhängigkeit gegenüber dem, der sie bereitgestellt hat.

Der Herr ermahnt uns, «allezeit zu beten und nicht zu ermatten» (Lk 18,1); und Paulus ermahnt, «dass die Männer an jedem Ort beten» sollen (1. Tim 2,8). Hier werden wir ermahnt, «zu aller Zeit» zu beten. Das Gebet ist eine ständige Haltung der Abhängigkeit von Gott. Wir sollen in allen Umständen, an allen Orten und zu allen Zeiten beten. Das Gebet kann jedoch zu einem rein formalen Ausdruck unserer Bedürfnisse werden. Deshalb ist es hier mit «Flehen» verbunden. Flehen ist der ernste Schrei der Seele, die sich ihrer Bedürfnisse bewusst ist. Weiter soll das Gebet unter der Leitung des Geistes stehen und von dem Glauben begleitet sein, der auf die Antwort Gottes wartet. Als Petrus im Gefängnis war, «wurde anhaltend für ihn zu Gott gebetet» (Apg 12,5). Aber offensichtlich versagte die Versammlung ein wenig in der «Wachsamkeit», denn als Gott ihr Gebet erhörte, fiel es ihnen schwer zu glauben, dass Petrus frei war. Weiter wird das Gebet im Geist «alle Heiligen» umfassen, und doch die besonderen Bedürfnisse eines einzelnen Dieners nicht vergessen. So ermahnt der Apostel die Gläubigen in Ephesus, nicht nur für «alle Heiligen», sondern auch für ihn persönlich zu beten.

Durch alle Jahrhunderte hindurch haben die Gläubigen die Waffenrüstung Gottes nötig gehabt, aber in diesen letzten Tagen, da die Finsternis dieser Welt wächst, die Listen des Teufels zunehmen und das Christentum zum Heidentum und zur Philosophie zurückkehrt; wie überaus wichtig ist es da, die ganze Waffenrüstung Gottes zu tragen, damit wir «an dem bösen Tag zu widerstehen und, nachdem wir alles ausgerichtet haben, zu stehen vermögen».

Lasst uns also stehen:

  • unsere Lenden umgürtet mit Wahrheit, um innerlich in unseren Gedanken und Zuneigungen richtig zu stehen
  • angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit, so dass wir in unserer ganzen Praxis glaubwürdig sind;
  • beschuht an den Füssen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens, so dass wir inmitten einer Welt von Uneinigkeit, Streit und Verwirrung in Frieden vorangehen können;
  • den Schild des Glaubens in unserer Hand, um in täglichem Vertrauen auf Gott zu wandeln;
  • mit dem Helm des Heils, mit dem wir verwirklichen, dass Gott alle Dinge zu unserem Guten und zu unserem Heil mitwirken lässt;
  • mit dem Schwert des Geistes, womit wir jedem noch so raffinierten Angriff des Feindes begegnen können;
  • und schliesslich «zu aller Zeit betend», damit wir die Waffenrüstung in einem Geist ständiger Abhängigkeit von Gott gebrauchen können.