7. Gott ist Liebe – Seine Liebe mit uns!
In diesen Versen schaut der Apostel vorwärts und schreibt von der Zukunft der Kinder Gottes, damit sie heute einen Einfluss auf unsere Herzen habe. Das ist ein Grundsatz, der für die ganze biblische Prophetie gilt. Wenn Gott uns das Zukünftige mitteilt, will Er uns nicht nur mit kommenden Ereignissen bekannt machen, sondern unsere Herzen und Gewissen ansprechen. In unserem Abschnitt ist es sein Ziel, unsere Herzen ruhig zu machen.
Freimütigkeit am Tag des Gerichts (V. 17)
«Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden», d.h. auf den Höhepunkt gebracht worden –, «damit wir Freimütigkeit haben an dem Tag des Gerichts.» Der Ausdruck Freimütigkeit kann gut wiedergegeben werden mit «freier Zugang» oder «freudige Unerschrockenheit». Weil Gott uns liebt, werden wir am Tag des Gerichts freimütig und ohne Furcht vor Ihn hintreten.
Für die Ungläubigen kommt einmal der Tag des Gerichts. Aber auch die Glaubenden werden vor dem Richterstuhl des Christus erscheinen. Das wird uns in 2. Korinther 5,9-11 beschrieben: «Deshalb beeifern wir uns auch, ob einheimisch oder ausheimisch, ihm wohlgefällig zu sein. Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder empfange, was er in dem Leib getan hat, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses. Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen.» Diese Stelle zeigt uns, dass es im Blick auf den Richterstuhl zwei wichtige Wahrheiten gibt. Einerseits werden wir dort offenbar. Anderseits ist er ein Ort der Vergeltung.
Diese Verse zeigen uns auch, dass alle Menschen vor dem Richterstuhl des Christus erscheinen müssen. Aber es gibt zwei verschiedene Gerichtssitzungen.
Die erste Sitzung ist für die Glaubenden. Sie findet vor dem Tausendjährigen Reich statt. Nach der Entrückung müssen sie zuerst vor Christus offenbar werden, indem in seinem Licht klar wird, was sie im Leib getan haben. In jenem Moment sehen sie ihr Leben so, wie Gott es schon immer gesehen und beurteilt hat. Doch dann empfangen sie das Gute. Es ist der göttliche Lohn für ihre Treue.
Als Glaubende empfangen wir am Richterstuhl nur Gutes. Es kann zwar sein, dass wir dort Schaden leiden (1. Kor 3,15). Das bedeutet, dass wir nicht alles Gute, das Gott für jeden von uns bereitgestellt hat, bekommen können, weil wir nicht immer treu waren. Der Schaden besteht niemals darin, dass wir Böses empfangen. Das Böse, d.h. die Strafe für unsere Sünden, hat der Herr Jesus damals in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz stellvertretend für uns auf sich genommen. Darum haben «wir Freimütigkeit an dem Tag des Gerichts».
Manche Kinder Gottes haben Angst vor diesem Tag. Das ist schade. Sie haben nicht richtig erfasst, was dann mit uns geschieht. Es ist zwar wahr, dass unser ganzes Leben offenbar wird, aber bevor es offenbar wird, sind wir Jesus Christus gleich, auch dem Körper nach. Wir besitzen dann den Herrlichkeitsleib und dürfen mit Ihm die Gnade betrachten, die Gott uns im Leben erwiesen hat. Wir sehen alles, was wir im Leben hier getan haben, aber wir erkennen auch die ganze Gnade, die uns durch das Leben begleitet hat. Dann empfangen wir als Lohn für unsere Treue das Gute, das Gott uns zugedacht hat. Wir brauchen also keine Angst vor dem Richterstuhl des Christus zu haben.
Bei der zweiten Sitzung, die 1000 Jahre später am grossen weissen Thron stattfindet, werden die Ungläubigen offenbar. Es kommt ans Licht, dass ihr Name nicht im Buch des Lebens steht. Es werden Bücher aufgetan, in denen ihr ganzes Leben registriert ist, damit offenbar wird, was sie getan haben. Darauf empfangen sie auch etwas. Sie empfangen das Böse, d.h. die Strafe für ihre Sünden. Das ist sehr ernst. Doch damit haben die Kinder Gottes nichts zu tun.
Die vollkommene Liebe (V. 18)
Wenn wir Klarheit über den Richterstuhl besitzen, haben wir Freimütigkeit im Blick auf den Tag des Gerichts, denn «Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein».
Gott schuf den Menschen vollkommen. So gab es im Garten Eden in der Zeit der Unschuld des Menschen keine Furcht. Das änderte sich mit dem Sündenfall. Als Gott in seiner Gnade dem gefallenen Menschen nachging und ihn rief: «Wo bist du?», da antwortete Adam: «Ich hörte deine Stimme im Garten, und ich fürchtete mich, denn ich bin nackt, und ich versteckte mich» (1. Mo 3,9.10). Seither beschleicht Furcht das Herz des Menschen.
Nun stellt sich die Frage: Gibt es auch Furcht im Herzen von Kindern Gottes? Um diese Frage richtig beantworten zu können, müssen wir zwischen berechtigter und unnötiger Furcht unterscheiden. Wenn wir als Glaubende noch Angst vor einem Gericht haben, dann ist das unnötige Furcht, denn wer an den Herrn Jesus glaubt, wird nicht gerichtet. Kinder Gottes werden also von unberechtigter Furcht dadurch befreit, dass sie die Gedanken des Wortes Gottes über ihre vollkommene Errettung im Glauben erfassen.
Doch wir leben noch in einer Welt der Sünde. Daher gibt es für uns auch begründete Angst. Der Herr Jesus hat zu seinen Jüngern gesagt: «In der Welt habt ihr Bedrängnis» (Joh 16,33). Manche übersetzen diesen Vers mit: «In der Welt habt ihr Angst.»
Sogar vom Herrn Jesus wird in Jesaja 53,8 prophetisch gesagt: «Er ist weggenommen worden aus der Angst und aus dem Gericht.» Dabei handelt es sich um die Gerichtsverhandlungen, die Er vor dem Kreuz über sich ergehen lassen musste. Da haben sich böse Menschen gegen Jesus Christus vereinigt, um Ihn zu verurteilen und umzubringen. In dieser Zeit, da die Bosheit des Menschen sich völlig gegen Ihn entfaltete, hatte der Heiland Angst in seinem Herzen.
Es gibt also berechtigte Furcht, weil wir in einer sündigen, gottlosen Welt leben. Doch da dürfen wir von Gott Hilfe erfahren. Sie liegt in seiner Liebe. Wenn wir Widerstand und Feindschaft erleben, dürfen wir nie vergessen, dass die Liebe Gottes nicht wankt. Das zeigt uns Römer 8,35-39. Da fragt der Apostel: «Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blösse oder Gefahr oder Schwert?» Dann fährt er fort: «Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.» Genau diesen Gedanken will Johannes auch hier zeigen. Wer die Liebe Gottes erfasst hat, die in Jesus Christus auf Golgatha offenbart worden ist, der erfährt, wie jede Furcht verschwindet. Welch eine Hilfe zu wissen, dass uns nichts von der Liebe Gottes scheiden kann!
«Denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe.» Die Angst des menschlichen Herzens ist tatsächlich ein Problem. Darum ist es nötig,
- dass wir unsere vollkommene Rettung im Herrn Jesus gut kennen und im Glauben festhalten;
- dass wir wissen: Was uns auch auf der Erde geschehen mag – nichts kann uns von der Liebe Gottes scheiden.
Jederzeit soll es tief in unser Gewissen eingeprägt sein: «Gott ist Licht.» Aber es soll ebenso tief in unser Herz eingegraben sein: «Gott ist Liebe.»