Lektionen aus dem ersten Johannes-Brief (2)

1. Johannes 1,5-10

2. Gott ist Licht

Das Wesen Gottes: Er ist Licht! (V. 5)

«Dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist.» Der Charakter des Wesens Gottes ist, dass Er Licht ist. Gott ist rein und heilig, «gar keine Finsternis ist in ihm». Alles, was von Ihm kommt, ist rein, so auch die ganze Heilige Schrift. Jedes einzelne Wort in der Bibel ist rein (Ps 12,7).

Wenn wir vor Gott leben, dann strahlt uns sein Licht an. Es erhellt uns und zeigt uns, wie wir wirklich sind. Aber es beleuchtet auch unsere Umgebung, die Menschen um uns her und alles, was uns begegnet.

Das Johannes-Evangelium beginnt mit dem ewigen Wort, mit dem Sohn Gottes. Dann heisst es weiter: «In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen» (Joh 1,4). Dieses Leben hat sich in der Person des Sohnes, der vor 2000 Jahren Mensch wurde, als Licht offenbart. Er war «das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet» (Joh 1,9).

Doch die meisten verschliessen sich diesem Licht, weil es ihnen nichts Gutes zeigt. Es bringt die traurige Tatsache an den Tag, dass wir die Sünde in uns haben und dass wir gesündigt haben. Dieser Realität wollen sich viele Menschen nicht stellen. Wer sich aber dem göttlichen Licht in Jesus Christus öffnet, dem gelten folgende Worte: «So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.»

Bei unserer Bekehrung haben wir uns ins Licht Gottes gestellt. Nun leben wir als Kinder Gottes in diesem Licht. Darauf will uns Johannes hinweisen, wenn er uns mitteilt, dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist. Diese Tatsache soll sich tief in unser Gewissen eingraben, damit wir ein Leben in echter Gottesfurcht führen.

Der Mensch und sein Bekenntnis (V. 6)

«Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit.» Jetzt beleuchtet das göttliche Licht die Umgebung des Glaubenden.

Nicht immer leuchtet das Licht in uns hinein. Manches in der Bibel ist zu unserer Information aufgeschrieben. Denken wir an das vierfältige Ackerfeld! In jenem Gleichnis vom Sämann informiert der Herr Jesus die Jünger über die Wirkung der Verbreitung des Evangeliums. Er macht uns klar, dass viele Menschen diese gute Botschaft nicht annehmen, damit wir im Dienst des Evangeliums nicht unsicher und mutlos werden, wenn wir Widerstand und Ablehnung erfahren. Auf diese Weise beleuchtet das göttliche Licht unsere Umgebung.

In unserem Vers werden Menschen in dieses Licht gestellt, die eine Beziehung zu Gott vorgeben, sie aber in ihrem Verhalten verleugnen. Wer behauptet, er habe Gemeinschaft mit Gott, jedoch einen egoistischen Lebenswandel führt und Gemeinschaft mit Ungläubigen pflegt, der lügt. Er hat keine Gemeinschaft mit Gott und kein Leben aus Gott. Wenn Menschen an uns herantreten und schöne christliche Reden führen, aber in ihrem Verhalten nur Finsternis offenbaren, dann verleugnen sie ihr Bekenntnis. Sie sind keine echten Christen.

Der Charakter des Glaubenden (V. 7)

Damit wir echte Christen von blossen christlichen Bekennern unterscheiden können, führt Johannes drei Kennzeichen an, die Kinder Gottes prägen:

a) Wandel im Licht

Jeder Glaubende «wandelt im Licht», d.h. er führt sein Leben im Licht Gottes. Das ist der Charakter seines Lebens, denn er hat grundsätzlich den Wunsch, Gott und seinem Wort zu gehorchen. Das gelingt uns leider nicht immer so gut. Wir leben nicht immer entsprechend dem Licht Gottes. Es kann sogar vorkommen, dass wir sündigen.

Der Fehltritt eines Erlösten ist schlimmer als das Vergehen eines Ungläubigen. Warum? Weil der Glaubende im Licht sündigt, der Ungläubige hingegen in der Finsternis. Wenn ich bei der Arbeit als Landwirt im halbdunklen Kuhstall schmutzige Hände bekomme, ist das nicht so schlimm, wie wenn ich in einem hell erleuchteten Saal mit schmutzigen Händen einen Vortrag halte.

b) Gemeinschaft miteinander

Der Wandel im Licht führt zur Gemeinschaft miteinander. In der Gemeinschaft der Glaubenden fühlen sich Kinder Gottes wohl. Das ist das zweite Kennzeichen der Erlösten. Das neue Leben ist nicht durch Egoismus geprägt, sondern durch eine selbstlose Einstellung, die an andere Kinder Gottes denkt, ihnen dient und mit ihnen Gemeinschaft pflegt. Auch das ist abstrakt ausgedrückt und grundsätzlich von jedem Glaubenden wahr. Wir wissen, dass es in unserer Praxis häufig nicht so ist. Wie oft sind wir noch sehr egoistisch! Aber Johannes zeigt hier nicht unsere Praxis, sondern die Grundhaltung der Kinder Gottes.

Alle, die ewiges Leben besitzen, sind miteinander eins, weil sie alle zur Familie Gottes gehören (Joh 17,20.21). Diese Verbundenheit erfahren wir ganz praktisch, wenn wir mit Kindern Gottes zusammentreffen. Auf einer Eisenbahnfahrt las ich in der Bibel. Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ein mir unbekannter Mann fragte mich: Lesen Sie in der Bibel? Ich fragte zurück: Lieben Sie den Herrn Jesus? Er nickte und seine Augen strahlten. Der Funke des göttlichen Lebens sprang vom einen zum anderen und es entfaltete sich für einen kurzen Moment eine glückliche Gemeinschaft zwischen uns.

c) Wertschätzung des Erlösungswerks

«Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.» Kinder Gottes wissen, dass das Blut des Herrn Jesus, des Sohnes Gottes, die Kraft hat, von Sünden zu reinigen. Sie glauben und haben persönlich erfahren, dass sein Blut die Fähigkeit hat, Sünden hinwegzutun. Darum schätzen sie den Wert seines Blutes, d.h. seines Opfertodes. Auch das ist eine Grundhaltung von uns Glaubenden, wenn wir leider auch manchmal die Welt und das, was sie bietet, dem Reichtum des Christus vorziehen.

Die Erbsünde (V. 8)

Gottlose Menschen, aber auch bekennende Christen, behaupten, dass sie keine Sünde in sich haben. Sie glauben an das Gute im Menschen und leugnen die Tatsache der Erbsünde in ihnen. Das ist ein Selbstbetrug. Ihre Überlegungen und Schlussfolgerungen sind falsch. Das göttliche Licht deckt diesen Irrtum auf.

Wenn Glaubende nicht über die Erbsünde belehrt sind, kann es sein, dass auch sie meinen, sie hätten die Sünde nicht mehr in sich.

Nach meiner Bekehrung musste ich mit Schrecken feststellen, dass die Erbsünde immer noch da war. Da habe ich mich «noch einmal bekehrt». Das ging sechs Jahre so, bis ich aus Gottes Wort lernte, dass die Sünde im Glaubenden bleibt, solange er hier lebt. Gleichzeitig habe ich noch etwas verstanden: Obwohl die Sünde noch in mir ist, bin ich bei Gott völlig angenommen (Röm 8,1). Diese wunderbare Tatsache macht mich bis heute sehr glücklich.

Das göttliche Licht macht also klar, dass die Sünde im Menschen ist, solange er auf der Erde lebt.

Vergebung und Reinigung (V. 9)

«Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.» Gilt dieser Vers für die Bekehrung eines Menschen oder für die Wiederherstellung eines Gläubigen? Die Antwort liegt in der abstrakten Ausdrucksweise von Johannes. Weil er hier grundsätzlich spricht, sind diese Worte sowohl auf die Bekehrung eines Menschen als auch auf die Wiederherstellung eines Gläubigen auszulegen. Als ich mich bekehrte, wurde diese Aussage das erste Mal in meinem Leben Wirklichkeit. Doch wie oft musste ich nach meiner Bekehrung dieser Aufforderung nachkommen, um wiederhergestellt zu werden!

a) Vergebung

«Wenn wir unsere Sünden bekennen …» Das bedeutet konkret: Wir müssen die Sünden, die uns im göttlichen Licht bewusst werden, namentlich vor Gott nennen. Dann vergibt Er uns, weil Er treu und gerecht ist. Es steht hier nicht, dass Er barmherzig und gnädig ist. Natürlich ist Er das! Aber Gott will uns hier Sicherheit bezüglich der Vergebung unserer Sünden geben. Wenn Er uns aufgrund des vollkommenen Erlösungswerks des Herrn Jesus vergibt, bleibt Er seinem Wesen als Licht und Liebe treu und handelt gerecht mit uns.

Die Vergebung der Sünden ist ein wunderbares und befreiendes Geschenk. Sie folgt unmittelbar auf unser Bekenntnis. Das wird auch aus dem Vorbild des Sünd- und Schuldopfers deutlich (3. Mo 4 – 5). Wenn der Schuldige seine Hand auf den Kopf des Opfers legte, erklärte Gott: «Es wird ihm vergeben werden.»

Petrus verleugnete den Herrn dreimal. Doch in der ersten, persönlichen Begegnung mit dem auferstandenen Herrn empfing er Vergebung.

Sein Verhalten vor und nach diesem Treffen macht diese Tatsache klar. Der sonst so spontane und feurige Petrus lief zuvor nur zögernd zum Grab, so dass Johannes vor ihm dort eintraf (Joh 20,4). Seine Sünde war noch nicht geordnet. Er hatte sie zwar eingesehen, aber sie war noch nicht vergeben. Darum zögerte er. Kennen wir das nicht aus eigener Erfahrung? Wenn in unserem Leben irgendetwas passiert ist, was Gott nicht gefallen kann, dann zögern wir, vor Ihm auf die Knie zu gehen. Durch die vorgefallene Sünde sind wir im geistlichen Leben gehemmt.

Doch nach der Begegnung mit seinem Herrn war Petrus wieder der spontane Jünger. In Johannes 21 gehen einige von ihnen fischen. Sie haben jedoch keinen Erfolg. Da steht ein Mann am Ufer und gibt ihnen Anweisung zum Fischfang. Das Resultat ist ein grosser Fischzug. Johannes erkennt den Herrn als erster, aber Petrus ist zuerst bei Ihm. Weil er Vergebung empfangen hat, hindert ihn nichts mehr, so schnell wie möglich zum Herrn zu gelangen.

b) Reinigung

Der Herr will uns nicht nur die Schuld vergeben, sondern uns auch reinigen. Das erste geschieht sofort, das zweite ist ein Prozess. Die Ursachen, die zu einem Fehltritt geführt haben, müssen erkannt und verurteilt werden. Das geht manchmal nicht so schnell. Beim Opfer der roten jungen Kuh wird uns unter anderem gezeigt, dass die Reinigung vom dritten bis zum siebten Tag dauerte (4. Mo 19,12).

Die Reinigung von Petrus finden wir in Johannes 21,15-17. Dort kam der Herr Jesus nochmals auf das Vorgefallene zurück und deckte die Wurzel auf, die zur Verleugnung geführt hatte. Dreimal musste Er Petrus ansprechen, um ihn von seinem Selbstvertrauen und seiner Überheblichkeit zu reinigen. Bei unserer Bekehrung haben wir grundsätzlich Vergebung und Reinigung erfahren. Aber wenn wir als Glaubende gesündigt haben, dürfen wir immer wieder erfahren, wie Gott uns auf ein Bekenntnis hin vergibt und reinigt.

Die Sünden (V. 10)

Es gibt tatsächlich Menschen, die behaupten, sie hätten nicht gesündigt. Deshalb heisst es: «Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben …»

Zu behaupten, man habe nicht gesündigt, ist noch schlimmer, als wenn jemand sagt, die Erbsünde sei nicht in ihm. Denn jeder, der mit sich selbst aufrichtig ist, weiss, dass er nicht immer in Übereinstimmung mit Gott gehandelt hat. Diese Behauptung ist deshalb eine krasse Unwahrheit und noch schlimmer als das Leugnen der Erbsünde. Solche Menschen machen Gott zum Lügner, denn Er sagt: «Alle sind abgewichen.» – «Alle haben gesündigt.» – «Wir alle straucheln oft» (Ps 14,3; Röm 3,23; Jak 3,2).