Petrus – Fischer, Jünger und Apostel (11)

Apostelgeschichte 4; Apostelgeschichte 5

Petrus und Johannes, ungebildet, aber von Gott belehrt

(Apostelgeschichte 4)

So wie die Ältesten und Führer Israels Jesus Christus verwarfen und damit auch Gott, den Vater, den Er offenbarte, so widerstanden sie jetzt auch dem Zeugnis und der Wirksamkeit des Heiligen Geistes, der dritten Person der Gottheit. Wenn der Geist nun auf der Erde war und in solch offensichtlicher Weise durch die Apostel und Gläubigen wirkte, so wollten sie dieser Tätigkeit beizeiten einen Riegel schieben. Wie verblendet waren sie doch!

Besonders Petrus, der durch seine beiden machtvollen Predigten und auch durch das Wunder an dem Gelähmten in den Vordergrund getreten war, und Johannes, waren ihnen ein Dorn im Auge.

So lesen wir: «Während sie … zu dem Volk redeten, traten die Priester und der Hauptmann des Tempels und die Sadduzäer auf sie zu, weil es sie verdross, dass sie das Volk lehrten und in Jesus die Auferstehung aus den Toten verkündigten. Und sie legten die Hände an sie und setzten sie in Gewahrsam bis zum folgenden Tag, denn es war schon Abend.» Am folgenden Tag versammelte sich das ganze Synedrium in Jerusalem, die Obersten und die Ältesten und Schriftgelehrten und die vom hohenpriesterlichen Geschlecht. Auch Kajaphas war dabei, der das Todesurteil über Jesus ausgesprochen hatte.

Dann wurden Petrus und Johannes vor sie geführt. – Welch ein Gegensatz! Auf den Sitzen dort die gebildete, wohlhabende und einflussreiche Elite des Volkes, und hier die zwei geringen ehemaligen Fischer, die man mit Verachtung musterte!

Aber die beiden fürchteten sich nicht. Sie waren sich voll bewusst: «Mehr sind die, die bei uns, als die bei ihnen sind» (2. Kön 6,16) – «Mit uns ist der HERR, unser Gott, um uns zu helfen und unsere Kämpfe zu führen!» (2. Chr 32,8). Ja, Er konnte sich ungehindert zu ihnen bekennen. Keine ungerichtete Sünde stand zwischen Ihm und ihnen, und ihr Herz, ihre Zuneigungen waren ganz auf Ihn gerichtet.

Als das Verhör begann und die Obersten fragten: «In welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr dies getan?» konnte ihnen Petrus daher, mit Heiligem Geist erfüllt, antworten. Dieser Zustand kennzeichnete ihn nun und viele andere mit ihm, in jenen ersten Tagen sogar die ganze Versammlung. – Ist dies auch bei uns der Fall? Wenn nicht, so müssen wir uns prüfen, was in uns den Geist hemmt.

Völlig unbeeindruckt von dieser gewichtigen Sitzung des Synedriums bezeugte ihnen Petrus mit grosser Freimütigkeit, dass die Heilung an dem Gelähmten im Namen Jesu Christi geschehen sei, den sie gekreuzigt hätten, der nun aber auferstanden und zum Eckstein geworden sei. In keinem anderen Namen unter dem ganzen Himmel sei das Heil Gottes den Menschen gegeben, als nur in Ihm. – In der Kraft des Geistes Gottes war es Petrus eine Freude, vor den Ohren der Führer Israels diesen herrlichen Namen zu bezeugen.

Die Reaktion des Synedriums, das aus Männern bestand, die in der menschlichen Gelehrsamkeit sorgfältig unterwiesen waren, ist typisch für alle, die damals wie heute ihr Haus auf die menschliche Weisheit statt auf Gottes Wort bauen (Mt 7,24-27): «Als sie aber die Freimütigkeit des Petrus und Johannes sahen und merkten, dass es ungelehrte und ungebildete Leute waren, verwunderten sie sich.» Die Worte von Petrus zeugten wohl von einer für sie unerklärlichen Kraft – von der Kraft des Wortes Gottes, dargereicht durch den Geist. Aber sie wollten sein Zeugnis nicht annehmen:

  • erstens, weil sie Gott widerstanden, und
  • zweitens, weil der Verkündiger nicht zu den wissenschaftlich geschulten, sondern zu den ungelehrten und ungebildeten Leuten gehörte.

So gibt es auch heute noch Tausende und Abertausende, die das Wort Gottes, wie es sich in der Bibel persönlich an Herz und Gewissen eines jeden Menschen richtet, nicht annehmen oder nur, wenn es ihnen durch den Kanal menschlicher Weisheit zufliesst, der seine Wahrheit entstellt und ihm seine Kraft raubt!

Petrus musste hier eine ganz ähnliche Erfahrung machen, wie einst der Herr selbst. Die Juden verwunderten sich damals und sagten: «Wie besitzt dieser Gelehrsamkeit, da er doch nicht gelernt hat?» Aber Jesus antwortete ihnen: «Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat. Wenn jemand seinen (Gottes) Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist, oder ob ich aus mir selbst rede» (Joh 7,15-17). Wer sich wirklich Gott unterwerfen will, wird sich auch dem Wort des Herrn Jesus und seiner Apostel unterwerfen, so wie es uns in der Heiligen Schrift gegeben ist, selbst wenn der von Gott belehrte Verkündiger, der mit Jesus Umgang hat (Apg 4,13), keine Hochschulbildung besitzt.

Das Synedrium war in Verlegenheit. Sie hätten das Wunder an dem Gelähmten, das zur Ausbreitung des Evangeliums von Jesus Christus in hohem Mass beigetragen hatte, gerne geleugnet, aber sie vermochten es nicht, denn es war allen, die in Jerusalem wohnten, offenbar geworden. Im Zusammenhang damit konnten sie den Aposteln nichts antun, ohne sich selbst in ein schlechtes Licht zu bringen. Es blieb ihnen nur übrig, die beiden treuen Zeugen des Herrn ernstlich zu bedrohen, «sich durchaus nicht in dem Namen Jesu zu äussern noch zu lehren.»

Welch ein Ansinnen! Eben hatte Petrus feierlich ausgerufen, in keinem anderen sei das Heil und kein anderer Name sei unter den Menschen gegeben, in dem sie errettet werden müssen – und nun wollten diese Menschen ihn zwingen, von dem alleinigen, göttlichen Heil durchaus nicht mehr zu reden! Arme Werkzeuge Satans, der will, dass die Menschen alle verloren gehen!

Petrus musste widerstehen. Hatte der Herr seinen Jüngern und den Erlösten allen nicht den grossen Auftrag gegeben, dass «in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden soll allen Nationen, angefangen von Jerusalem»? (Lk 24,47). Daher antwortete er mit heiliger Entschiedenheit: «Ob es vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, urteilt ihr; denn uns ist es unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden.»

Wie waren doch diese Knechte und jene ersten Christen mit «Kraft aus der Höhe» erfüllt! Als Petrus und Johannes zu den Ihren kamen und ihnen alles erzählten, da erhob die ganze Versammlung einmütig ihre Stimme zu Gott. Um von dieser Feindschaft befreit und vor Verfolgung bewahrt zu werden? Nein, die Ausbreitung des Evangeliums lag ihnen am Herzen und sie flehten, dass die Knechte Gottes sein Wort im Namen Jesu weiterhin mit aller Freimütigkeit reden möchten!

Als Antwort auf dieses Gebet erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit. Mit grosser Kraft legten die Apostel das Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus ab; und grosse Gnade war auf ihnen allen.

Petrus und die Apostel erleiden Schmach

(Apostelgeschichte 5,12-42)

Der Kampf zwischen Licht und Finsternis ging in Jerusalem weiter. Durch die Hände der Apostel, die im Tempel das Wort verkündigten, geschahen viele Zeichen und Wunder, und viele Gläubige wurden dem Herrn zugetan, Scharen von Männern und auch  Frauen. Selbst die Menge der umliegenden Städte mit ihren Kranken kam nach Jerusalem zusammen und geriet unter den Einfluss des Evangeliums.

Da wurden die Obersten mit Eifersucht erfüllt. Sie legten die Hände an die Apostel und setzten sie in öffentlichen Gewahrsam. Doch als sie anderntags das Synedrium einberiefen und die Gefangenen vorführen wollten, standen diese schon wieder im Tempel und lehrten das Volk: Ein Engel hatte sie befreit, und ihnen geboten, fortzufahren, dem Volk «alle Worte dieses Lebens» zu verkündigen.

Durch dieses Eingreifen Gottes noch nicht ernüchtert, holten die Widersacher sie herbei und stellten sie vor das Synedrium. Der Hohepriester erhob Anklage gegen sie und sagte: «Wir haben euch streng geboten, in diesem Namen nicht zu lehren, und siehe, ihr habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt und wollt das Blut dieses Menschen auf uns bringen.»

Mit ungebrochener Kraft und Freimütigkeit antworteten Petrus und die Apostel: «Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.» Mit Eindringlichkeit zeugten sie von der Auferweckung Jesu, den die Juden ermordet hatten, und von seiner Erhöhung zum Führer und Heiland, nicht um Israel zu richten, sondern noch immer, um ihm Buße und Vergebung zu geben. Nicht allein die Apostel waren Zeugen von diesen wichtigen Tatsachen, sondern auch der Heilige Geist, den Gott denen gab, die Ihm durch gläubige Annahme des Evangeliums gehorcht hatten. Den Menschen im Kapitel 2,37 drang der Aufruf zur Buße durchs Herz; diese verhärteten Herzen hingegen wurden jetzt durch Pfeile des Hasses und der Eifersucht durchbohrt. Sie beratschlagten, die Apostel umzubringen!

Aber die Verfolgung durfte noch nicht ausbrechen. Ihr Zeugnis in Jerusalem war noch nicht abgeschlossen. Der angesehene Gesetzgelehrte Gamaliel erhob Einspruch und riet dem Synedrium, von diesen Menschen abzustehen und sie gewähren zu lassen, «damit ihr nicht gar als solche befunden werdet, die gegen Gott kämpfen.»

Die Siebzig gaben ihm zwar Gehör, doch verlangte ihre Wut nach Abkühlung. Sie riefen die Apostel herbei und verurteilten sie zu einer Anzahl Schlägen, und diese ungerechte Strafe wurde vor ihren Augen ausgeführt. Waren es die üblichen vierzig Streiche weniger einen, wozu die Apostel der Reihe nach unter Schimpf und Schande ihren blossen Rücken herhalten mussten, um dann unter grossen Schmerzen entlassen zu werden? Wir müssen es annehmen.

Aber sie verliessen das Synedrium keineswegs entmutigt und niedergeschlagen. Im Gegenteil, sie waren «voll Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden». Und trotz der erneuten Drohung, ja nicht mehr in dem Namen Jesu zu reden, hörten sie nicht auf, jeden Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren und Jesus als den Christus zu verkündigen.

Welch ein glückseliges Geheimnis ist doch das Erfülltsein vom Heiligen Geist! Je völliger Petrus und die übrigen in ihrem Herzen und Leben Ihm Raum liessen, desto mehr vertiefte Er in ihnen das Bewusstsein ihrer Gemeinschaft mit ihrem verherrlichten Herrn. Ihre Schmach und Geisselung waren für den «Tröster» nur Anlass, ihnen «durch den Christus überreichlichen Trost zu geben» (2. Kor 1,5). – Lasst daher auch uns nie der Schmach ausweichen, die in dieser Welt mit dem Namen Christi verbunden ist!

So hatten sich denn die Worte Jesu an ihnen erfüllt: «Sie werden euch an Synedrien und an Synagogen überliefern; ihr werdet geschlagen … werden um meinetwillen, ihnen zu einem Zeugnis … Wenn sie euch aber hinführen, um euch zu überliefern, so sorgt euch vorher nicht, was ihr reden sollt … Denn nicht ihr seid die Redenden, sondern der Heilige Geist» (Mk 13,9-11).

Petrus nimmt Stellung gegen das Böse in der Versammlung

(Apostelgeschichte 5,1-11)

«Die Menge derer aber, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein Eigen wäre, sondern sie hatten alles gemeinsam … Denn es war auch keiner unter ihnen bedürftig, denn so viele Besitzer von Feldern oder Häusern waren, verkauften sie und brachten den Erlös des Verkauften und legten ihn zu den Füssen der Apostel nieder; es wurde aber jedem ausgeteilt, so wie einer irgend Bedarf hatte» (Apg 4,32-37).

Das war der schöne Zustand, der jene Versammlung am Anfang kennzeichnete. Abgesondert von der Welt und jeglichem Bösen konnte der Heilige Geist ungehindert in ihnen wirken und seine liebliche Frucht in ihnen hervorbringen: «Liebe, Freude, Friede …» (Gal 5,22), Liebe zum Herrn und untereinander, in der völligen Hingabe an Ihn. Das Fleisch mit seiner Selbstsucht war wohl in ihnen, aber da sie im Geist wandelten, kam es nicht zur Auswirkung.

War es bei allen so? Ananias und Sapphira, ein Ehepaar unter ihnen, sahen, wie die Brüder ihre Äcker und Häuser verkauften, um den Erlös zu den Füssen der Apostel niederzulegen. Sie wollten nicht hintenanstehen und vor den anderen als solche gelten, die weniger Hingabe zeigten. Aber ihr Herz war noch nicht vom irdischen Besitz gelöst. Sie verkauften wohl ihren Acker, legten jedoch einen Teil des Verkaufserlöses beiseite. Das war an sich keine Sünde, sondern höchstens ein Beweis, dass sie ihr Herz noch nicht – wie die anderen – völlig dem Herrn ausgeliefert hatten. Aber dann kamen sie überein, zu lügen und die Summe, die sie den Aposteln überbrachten, als den ganzen Kaufpreis zu bezeichnen.

Können wir solches Tun begreifen? Gaben wir uns vor den Gläubigen noch nie den Anschein, hingebender und gottseliger zu sein, als wir es in Wirklichkeit waren? Der Herr möge uns vor einer solchen ungeistlichen Haltung, vor solcher Heuchelei bewahren! Nur wenn wir vor Ihm, vor uns selbst und vor den Mitgeschwistern aufrichtig sind, kann uns geholfen werden, in geistlicher Beziehung Fortschritte zu machen.

Was sagte nun Petrus dazu, der unter den Aposteln die Führung hatte? Liess er sich täuschen?

Wer vom Heiligen Geist erfüllt ist, sieht klar und beurteilt alles so, wie Gott es beurteilt, Petrus durchschaute den frommen Schein und erkannte, dass in dieser Form die Sünde in die Versammlung eindringen und so die freie Wirksamkeit des Geistes hindern wollte. Weil er selbst vor Gott lebte, hasste er das Böse in jeder Form und redete in tiefem Ernst zum Gewissen des Ananias. Er war dabei in voller Übereinstimmung mit Gott; ohne dass er es aussprechen musste, fiel Ananias tot zu Boden, und auch Sapphira ereilte dieselbe zeitliche Züchtigung!