Petrus unter dem Schutz Gottes
Kapitel 12 der Apostelgeschichte ist für alle Zeiten ein Dokument dafür, wie Gott die Seinen in der Welt, wo sie um des Namens Christi willen verfolgt werden, erretten kann, auch wenn sie mit keinerlei menschlicher Hilfe rechnen können. Ob Er Petrus hier befreit oder später durch den Märtyrertod gehen lässt – immer ist er in seiner mächtigen Hand. Der Feind darf gegenüber den Erlösten, die Jesus mit seinem kostbaren Blut erkauft hat, keinen Schritt weiter gehen, als Er es ihm erlaubt.
Die erbitterten Gegner des Christentums in Jerusalem hatten durch den Übertritt des Saulus von Tarsus in die Reihen der früheren Opfer seiner Verfolgungswut ihren eifrigsten Vertreter verloren. Aber Satan ist nicht verlegen; er erweckt sich andere Werkzeuge. Zum Beispiel Herodes. Dieser suchte sein Königtum dadurch zu befestigen, dass er sich den Juden nützlich erwies. Das liess sich ja, so meinte er, durch Verfolgung der scheinbar schutzlosen Versammlung der Christen in Jerusalem ohne Risiko erreichen.
Schon hatte er einige misshandelt und Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert getötet. Der Beifall der Juden machte ihn immer kühner, und schliesslich liess er auch Petrus festnehmen, dieses besondere Werkzeug des Herrn, durch den in dieser Stadt mehrere Tausende des Volkes an Christus gläubig geworden waren.
Aber Herodes hatte seine Rechnung ohne Gott gemacht. Wohl liess er den wehrlosen Gefangenen im Kerker mit Ketten an zwei Soldaten schmieden, so dass dieser keine Bewegung machen konnte, ohne dass sie es merkten. Wohl standen Wächter an der ersten und zweiten Tür. Wohl war das eiserne Tor draussen geschlossen. Aber was nützten alle diese ausgeklügelten Sicherheitsmassnahmen, wenn Gott seinen Diener noch viele Jahre zum Wohl seiner Versammlung erhalten wollte?
Einen ersten Beweis seiner Macht gab Gott darin, dass Er durch seinen Geist das Herz seines Knechtes dermassen stärkte und mit Frieden erfüllte, dass dieser in seligem Vertrauen auf Ihn ruhig und tief schlafen konnte, obwohl die grausame Hinrichtung anderntags bevorstand. Die eigene Kraft hätte hier, wie einst im Hof des Hohenpriesters, kläglich versagt. – Ist dies nicht eine Ermunterung für alle, die heute durch ähnliche Umstände zu gehen haben?
Wie rührend war in jener Nacht auch Gottes Fürsorge für seinen gefangenen Knecht! Er dachte an alles: Sein Engel schlug den Schlaftrunkenen an die Seite, sonst wäre er nicht erwacht. Er hiess ihn aufstehen, sich umgürten, die Sandalen unterbinden, das Obergewand überwerfen und ihm folgen. Ohne zu wissen, wie ihm geschah, gehorchte Petrus. Erst als der Engel von ihm schied, kam er zu sich und wurde er sich seiner wunderbaren Befreiung bewusst.
Petrus ging durch die nächtlichen Strassen zum Haus der Mutter des Markus, in dem viele der Geschwister zum anhaltenden Gebet für den Apostel versammelt waren. Flehten sie darum, dass Petrus ihnen erhalten bleibe? Oder um die Gnade, dass er durch seinen Zeugentod Gott verherrlichen möge? Das erstere war sehr wohl möglich, auch wenn sie es jetzt für unmöglich hielten, dass er leibhaftig an ihrer Türe erschien. Ach, auch unser Verstand will uns oft hindern, die Erhörung unserer eigenen Gebete zu erwarten! Aber der schlichte Glaube darf erleben, dass Gott über Verstehen erhört, wenn das Gebet nach seinem Willen ist.
Der Apostel begab sich an einen anderen Ort, kehrte aber später nach Jerusalem zurück. Er blieb dem Werk des Herrn erhalten und das Wort Gottes wuchs und mehrte sich. Herodes jedoch, der sich so mächtig gefühlt hatte, wurde beseitigt. Gott schlug ihn mit einer widerwärtigen Krankheit, und er starb kurz darauf eines elenden Todes. Niemand vermag Gott zu widerstehen.
Eine Lücke in der Lebensbeschreibung des Petrus
Vom 13. Kapitel der Apostelgeschichte an wird die Ausbreitung des Werkes des Herrn unter den Nationen beschrieben. Zu diesem Dienst vor allem der Apostel Paulus berufen worden (Apg 9,15).
Petrus wird nur noch im 15. Kapitel erwähnt, weil er – wie wir sahen – am Apostelkonzil gegenüber den Gläubigen aus den Juden ein entscheidendes Wort mitzureden hatte.
Das will nun aber durchaus nicht heissen, dass der Dienst dieses Apostels bedeutungslos geworden wäre oder dass sein Eifer in der ihm vom Herrn gestellten Aufgabe (Joh 21,15-17) nachgelassen hätte. Wie viele Brüder haben damals in ihrem Wirkungskreis in vollem Einsatz, in Treue und grossem Segen dem Herrn gedient, ohne dass ihre Tätigkeit in der Heiligen Schrift aufgezeichnet worden wäre! Es genügt uns, zu wissen, dass, wie in alten Tagen, vor Gott ein «Gedenkbuch» geschrieben wird für die, die Ihn fürchten und seinen Namen achten (Mal 3,16-18). Er nimmt Kenntnis von ihrer Gesinnung, von ihren Worten und all ihrem Dienst.
So vernehmen wir in der Apostelgeschichte z.B. auch von den übrigen elf Aposteln nichts mehr, auch nichts von der Wirksamkeit des Johannes, der doch ein überaus gesegnetes Werkzeug in der Hand des Herrn gewesen sein muss, wie seine Schriften es bezeugen.
Die Pionierarbeit von Petrus, wenn wir sie so nennen dürfen, war getan; nun verblieb ihm hauptsächlich noch der ebenso wichtige Hirtendienst. Es galt nun, die Schafe und Lämmer, die aus dem jüdischen Schafhof herausgerufen worden waren (Joh 10,3.4), zu weiden und zu hüten. Allerdings war ja in der Versammlung Gottes die Zwischenwand der Umzäunung abgebrochen (Eph 2,14), die zwischen Israel und den Nationen bestanden hatte, und es ist nicht anzunehmen, dass dieser Apostel ausschliesslich seinen gläubigen Volksgenossen diente. Doch hat ihn der Herr dazu benutzt, ganz besonders diesen beizustehen, weil Er ihre Fragen und grossen Schwierigkeiten kannte, die in Verbindung standen mit dem Übergang vom alten Bund zum Heilszeitalter der Gnade.
Wie konnte er diese Aufgabe erfüllen, nachdem die Herde des Herrn nicht mehr nur in Jerusalem versammelt, sondern nach vielen Gegenden und Städten Kleinasiens hin und sogar darüber hinaus zerstreut worden war?
Er konnte sie besuchen. Wir wissen aber nicht, in welchem Mass und in welcher Weise er dies getan hat. In den Bibliotheken des Vatikans wären wohl frühchristliche Schriften zu finden, die von seinen Reisen und seinem Wirken in diesen Jahren zu berichten wüssten. Aber diese Überlieferungen sind durchaus nicht zuverlässig, umso mehr als sie, entgegen der Lehre des Wortes, die Neigung zeigen, Petrus zum «ersten Oberhaupt der Kirche und Stellvertreter Christi auf der Erde» zu machen. In der Heiligen Schrift finden sich fast keine Hinweise auf seine Reisen: Gemäss Galater 2,11 kam er nach Antiochien. Aus der Tatsache ferner, dass sich in Korinth einige Christen «des Kephas» genannt haben (1. Kor 1,12; vgl. auch 3,22), lässt sich schliessen, dass diese Petrus gesehen und gekannt hatten und seines Dienstes teilhaftig gewesen waren; vielleicht waren dies aber Christen aus Judäa, die ihm dort begegnet waren. Die Annahme, Petrus habe in Babylon, also im Osten, eine Versammlung der Zerstreuten aufgesucht, lässt sich aufgrund von 1. Petrus 5,13 nicht beweisen.
Der Apostel konnte den Zerstreuten aber auch schreiben und ihnen auf diese Weise zu dienen suchen, wenn er verhindert war, sie persönlich aufzusuchen. Ob er dies oftmals getan hat, erwähnt das Wort nicht. Im Neuen Testament finden sich nur seine beiden inspirierten Briefe, die er nicht lange vor seinem Abscheiden geschrieben hat (siehe 2. Petrus 1,12-15; 3,1).
Seine beiden Briefe
Im Rahmen dieses kurzen Überblicks über das Leben des Petrus seien hier nur einige Punkte aus seinen Briefen hervorgehoben, die Seinen Dienst unter den Gläubigen kennzeichnen.
Beide Briefe richten sich an dieselben Empfänger (2. Pet 3,1), also an die nach Kleinasien vertriebenen Gläubigen aus Judäa. Es sind Briefe eines Hirten, dessen Aufgabe es war, für das Wohlergehen der Herde zu sorgen und sie vor dem Feind zu schützen. Zu diesem Zweck erinnerte er sie, die schon in der Wahrheit befestigt waren, an die ihnen bekannten Dinge und wandte diese fortwährend auf ihr Herz und ihre Umstände an (2. Pet 1,12-15).
Wir wissen, dass der Apostel Paulus auf seinen ersten drei Missionsreisen in verschiedenen Gegenden Kleinasiens und auch in der römischen Provinz «Asien» diente. Später hatten auch seine Briefe unter den dortigen Versammlungen zirkuliert (2. Pet 3,15.16). So waren sie also durch diesen von Gott unterwiesenen Lehrer in die Geheimnisse Gottes, in die Ergebnisse des Werkes Christi und in die Lehre des Christentums eingeführt. Wie wichtig war nun aber auch der Dienst des Hirten, der die Herde überwachte und prüfte, ob ihre Füsse bis zum Ziel auf dem vorgezeichneten Wege voranschritten. – Auch wir haben beide Dienste nötig.
Aus dem Inhalt der Briefe ist leicht ersichtlich, dass sich die Petrus-Briefe an Gläubige richteten, die aus dem Judentum kamen. Die Verordnungen des Gesetzes, dem sie unterworfen waren, die irdischen Verheissungen und die Hoffnung Israels werden darin zwar nicht ausdrücklich genannt. Doch werden ihnen der Reihe nach die viel herrlicheren Segnungen, die ihnen Christus gebracht hatte, ins Gedächtnis gerufen, um sie auf dem Christenpfad zu stärken. Sie konnten in ihren eigenen Herzen den Vergleich ziehen mit dem, was sie als Israeliten gekannt hatten: Sie waren nun «zum Gehorsam und zur Blutbesprengung Jesu Christi» geheiligt und auserwählt (1. Pet 1,2-4), im Gegensatz zum Gesetzesgehorsam und der Besprengung mit dem Blut von Opfertieren.
Auch waren sie jetzt «wiedergezeugt zu einer lebendigen Hoffnung … zu einem unverweslichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbteil … in den Himmeln». Das wird zu solchen gesagt, die zum Volk Israel gehörten, das aufgrund der verdorbenen menschlichen Natur jede Hoffnung auf ein irdisches Erbteil verscherzt hatte.
Sie gehörten nun als lebendige Steine zum geistlichen Haus, in dem Gott auf immerdar wohnt (1. Pet 2,1-10).1 Selbst der herrliche, längst zerstörte Tempel Salomos war nur ein schwaches Bild davon.
Jetzt waren sie eine heilige und königliche Priesterschaft, gegründet auf das vollkommene Opfer Jesu Christi. Dagegen stand das Priestertum im alten Bund in Verbindung mit unvollkommenen Opfern und war nur auf die Familie Aarons beschränkt.
Gott betrachtete sie, diese Gläubigen aus Israel wie ja auch die aus den Nationen (Röm 9,24.25), jetzt als «eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum». Israel als Ganzes hätte dies sein sollen, aber es war durch seinen Ungehorsam zum «Lo-Ammi», d.h. zum «Nicht-mein-Volk» geworden (2. Mo 19,6; Hos 1,9).
Es war ihnen nun alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt. Die Sprache des Gesetzes aber lautete: Wenn ihr diese Dinge tut, so werdet ihr leben. Niemand hatte seine Forderungen erfüllen können.
Jetzt waren ihnen «die kostbaren und grössten Verheissungen» geschenkt (2. Pet 1,3.4), viel herrlichere als jene, die Israel besass.
Der Eingang in das himmlische und ewige Reich Jesu Christi stand ihnen bevor (2. Pet 1,11), nicht mehr nur der Eingang in das irdische Reich Israels, das auf tausend Jahre begrenzt ist.
Selbst wenn die Empfänger dieser Briefe jetzt noch Fremde waren, so besassen sie mit allen diesen Segnungen unendlich mehr als Israel in seinen besten Zeiten je gekannt hatte. Welche Ermunterung für diese Gläubigen auf ihrem schwierigen Weg!
Die äussere Veranlassung zum ersten Brief mochte die schwere Verfolgung gewesen sein, von der in Kapitel 4,12 die Rede ist. Da der erste Brief keine Zeitangabe enthält, steht nicht fest, ob damit die Verfolgung gemeint ist, die der grausame Kaiser Nero im Jahr 64 gegen die Christen in Szene setzte und die vier Jahre lang im Römischen Reich und seinen Provinzen tobte.
Der Apostel, der an sich selbst erfahren hatte, was es heisst, jahrelang unter Menschen zu leben, die den Christen feindlich gegenüberstehen, der mehrmals in den Kerker geworfen und geschlagen worden war, der sogar dem Märtyrertod ins Angesicht geschaut hatte, war nun um die Herde des Herrn besorgt. Er bangte nicht so sehr um ihr Leben, als vielmehr um ihr Verhalten in dieser Versuchung. Er sah, wie der Teufel jetzt als brüllender Löwe umherging (1. Pet 5,8.9) und die schwachen Schafe dadurch zu verschlingen suchte, dass er ihnen Angst einjagte und sie so zwingen wollte, den Glauben zu verleugnen.
Petrus erinnerte sie daran, dass ihre «Brüderschaft» in der ganzen Welt solchen Leiden ausgesetzt sei und ihnen daher durchaus nichts «Fremdes» widerfahre. Sie sollten nüchtern sein und wachen, damit der Feind sein Ziel bei ihnen nicht erreichen konnte.
Als «Zeuge der Leiden des Christus» (1. Pet 5,1) ermahnte er sie, im Ertragen all ihrer Leiden Christus als Beispiel vor sich hinzustellen (1. Pet 2,21). Wie Er seine Feinde liebte und sogar für sie in den Tod ging, so sollten auch sie ihnen nur Gutes erweisen. Petrus ermahnte sie, sich als Fremde aller menschlichen Einrichtung, also den Königen und Statthaltern der bezüglichen Länder um des Herrn willen unterzuordnen (1. Pet 2,13-17). Er ermunterte sie, denen, die sie und ihren Glauben lästerten, nicht mit Scheltworten zu begegnen, sondern sie durch praktische Gerechtigkeit, durch gute Werke und gottseligen Wandel zum Schweigen zu bringen und zu überführen.
Der Apostel sah aber auch voraus, dass Satan später als listige Schlange unter die Gläubigen kommen würde. Wie im alten Bund falsche Propheten auftraten, so würden auch jetzt falsche Lehrer aufstehen. Er gab ein genaues Signalement ihrer Person, ihrem ausschweifenden Wandel und dem Schaden, den sie dem christlichen Zeugnis zufügen würden. Diese Warnungen finden wir besonders im 2. und 3. Kapitel des zweiten Briefes.
Um die Gläubigen zu ermuntern, stellte Petrus immer wieder die Offenbarung der Herrlichkeit Christi vor ihre Blicke (1. Pet 1,7; 1,13; 4,13; 2. Pet 1,11), an der sie teilhaben und worin sie «mit Frohlocken» sich freuen würden. Er selbst hatte diese kommende Herrlichkeit auf dem Berg der Verklärung betrachten können (Mt 17,1-8) und war völlig überzeugt, dass es sich lohnte, hier auf der Erde allen Fleiss anzuwenden, um bis zum Ende auf dem Pfad des Gehorsams voranzugehen. Denn wer so wandelt, wird einen reichen Eingang in das ewige Reich Jesu Christi haben (2. Pet 1,8-11).
Anderseits wies sie Petrus auch auf den Tag Gottes hin, an welchem die Erde und die Werke auf ihr verbrannt werden und neue Himmel und eine neue Erde in Erscheinung treten, in denen Gerechtigkeit wohnt (2. Pet 3,7-13). So hatten sie – und auch wir – also mächtige Beweggründe zu einem treuen und heiligen Wandel:
- Es war ihnen alles geschenkt zum Leben und zur Gottseligkeit.
- Den Treuen stand ein reicher Eingang ins ewige Reich Jesu Christi bevor.
- Statt nach vergänglichen Werken zu streben, die von den Menschen anerkannt werden, war es weit besser, im Licht der Ewigkeit zu wandeln, Gott zu dienen und so die Ankunft des Tages Gottes zu erwarten und zu beschleunigen.
Beide Briefe enden mit dem Hinweis auf die Gnade Gottes, in der wir stehen. Wer, wie Petrus, diese Gnade in ihrer unermesslichen Fülle erfahren hat, weiss, wie gross sie auch für alle Erlösten ist und für ihr gesamtes Zeugnis auf der Erde. Petrus hatte nur den Wunsch, dass alle in der Erkenntnis dieser Gnade und der Person unseres Heilandes Jesu Christi wachsen möchten, zu seinem Preise (2. Pet 3,18).
Das Ende von Petrus
Der Auferstandene hatte am See Tiberias zu Petrus gesagt: «Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst.» Das war eine Andeutung auf die Art seines Todes (Joh 21,18.19). Tatsächlich berichtet Tertullian, ein christlicher Schreiber des 3. Jahrhunderts, dass Petrus im Jahr 68 unter Nero gekreuzigt worden sei, im Gegensatz zu Paulus, der im gleichen Jahr durch Enthauptung den Märtyrertod erlitten habe. Andere Schreiber aus derselben Zeit erwähnen zwar, dass der Apostel auf seinen Wunsch mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden sei, doch gehört dies wohl ins Reich der Legenden. Dass Gott durch seinen Tod «verherrlicht» wurde, bestand nicht darin, dass Petrus durch eigenen Mut seine Leiden verschärfte, sondern dass er durch Gottes Gnade in ungebrochener Treue und Zeugenkraft den Glauben bewahrte.
Für ihn war dieser qualvolle Tod nichts anderes als «das Ablegen meiner Hütte» (2. Pet 1,14). Das Kommende war für ihn eine strahlende Wirklichkeit, sein Leib aber nur ein provisorischer Wohnort seiner Seele. Sie hatte ihre Wurzeln schon längst in ihren Herrn und Meister im Himmel gesenkt.
So haben wir nun Simon Petrus von den Gestaden des Sees Genezareth, in dem er seine Fischnetze auswarf, bis zu dem Augenblick begleitet, wo er nach vielen Jahren hingebenden Dienstes, in denen er mit den ihm anvertrauten Talenten mit allem Fleiss gehandelt hat, von seinem Herrn den Zuruf vernehmen durfte: «Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn!» (Mt 25,21). Er war in sich selbst nicht anders und nicht besser als wir. Aber was hat Gott aus ihm machen können, weil er mit seinem ganzen Herzen Jesus, seinem geliebten Herrn, nachgefolgt ist!
- 1Eine Anspielung auf Matthäus 16,18, d.h. auf die Worte Jesu an Petrus.