Worte des HERRN aus dem Propheten Jesaja (11)

Jesaja 29,13-14

Gottes Abscheu über religiöse Heuchelei

Der Herr hat gesprochen: Weil dieses Volk sich mit seinem Mund naht und mich mit seinen Lippen ehrt und sein Herz fern von mir hält und ihre Furcht vor mir angelerntes Menschengebot ist: – darum, siehe, will ich fortan wunderbar mit diesem Volk handeln … und die Weisheit seiner Weisen wird zunichtewerden, und der Verstand seiner Verständigen sich verbergen (Jesaja 29,13.14).

Äussere Frömmigkeit ohne eine Herzensverbindung zu Gott ist Ihm ein Gräuel. Nichts ist für Ihn so schlimm und nichts verurteilt Er so scharf wie ein äusserer Schein, der etwas vorgibt, das gar nicht vorhanden ist. Frömmigkeit mit einem kalten Herzen kann Menschen täuschen, aber nicht Gott.

Die Merkmale eines unechten frommen Verhaltens sind Falschheit, Heuchelei und Formalismus.

a) Falschheit

Wer falsch oder unaufrichtig ist, sagt das Gegenteil von dem, was er denkt. Viele Politiker und Diplomaten beherrschen meisterhaft die Kunst, mit Worten ihre Gedanken vor den Menschen zu verbergen. Charles Maurice de Talleyrand, der französische Aussenminister und Diplomat, äusserte das berühmte und bekannte Wort: «Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen.» Wie ganz anders und wie vollkommen wahrhaftig lebte und sprach unser Herr. Als Er gefragt wurde: «Wer bist du?», antwortete Er: «Durchaus das, was ich auch zu euch rede» (Joh 8,25).

b) Heuchelei

Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fügten dem Wort Gottes menschliche Gedanken hinzu, um es zu ihren Gunsten zu verdrehen. Mit ihrem frommen Getue verdeckten sie zudem ihren Egoismus. Anstatt die Eltern zu ehren und ihnen in jeder Hinsicht beizustehen, lehrten sie, dass man dieser Pflicht enthoben sei, wenn man sich religiös betätige. In diesem Fall sei man sogar berechtigt, möglichst viel von seinen Eltern zu profitieren (Mt 15,1-9). Der Herr Jesus verurteilt diese religiöse Heuchelei mit ernsten Worte und zitiert dabei Jesaja 29,13.

c) Formalismus

Wir werden an vielen Stellen in der Bibel darauf hingewiesen, dass göttliche Lehre nur in Herzensgemeinschaft mit Gott erkannt, gelebt und bewahrt werden kann. Wer die biblische Wahrheit mit einem kalten Herzen festhält, verfällt schnell in reine Rechthaberei (2. Tim 1,13; 3,5).

Wenn wir über den christlichen Glauben reden, ohne danach zu leben, verlästern wir das Wort Gottes. Vergessen wir nicht: Alles, was wir sagen, wird an unserem Verhalten geprüft. Natürlich müssen wir bekennen, dass unsere Praxis oft nicht auf der Höhe von dem ist, was wir lehren. Dennoch soll es unser Bestreben sein, die Lehre des Wortes Gottes von Herzen zu verwirklichen.

Ein Diener des Herrn sprach in der Wortverkündigung eindringlich über Bruderliebe. Er schloss mit dem Appel: «Wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben» (1. Joh 3,16). Nach der Zusammenkunft lud ihn ein Bruder zum Kaffeetrinken ein. Als sie zu Fuss nach Hause gingen, wurden sie von einem grossen Hund angegriffen. Da bekam der Christ, der über Bruderliebe gesprochen hatte, Angst und versteckte sich hinter dem anderen!

Wir lächeln über dieses Verhalten. Doch jeder, der das Wort Gottes verkündet, weiss, dass er in ähnlichen Situationen versagt hat. Wenn unsere Praxis jedoch unserer Botschaft krass widerspricht, verunehren wir den Herrn und schaden dem Zeugnis des Wortes Gottes.

Beim Volk Israel zog dies ernste Folgen nach sich. Und bei uns?