Verse 4 und 5
Als der Herr mit seinen Jüngern versammelt war, befahl Er ihnen, sich nicht von Jerusalem zu entfernen, sondern auf die Verheissung des Vaters zu warten, «die ihr», sagt Er, «von mir gehört habt».
Er war seit dem Abend nach der Auferstehung der Mittelpunkt des Zusammenkommens der Seinen. Welche Gnade gibt sich kund in den Worten «mit ihnen versammelt»! Sie waren die Seinen, und Er schämte sich nicht, sie seine Brüder zu nennen.
Aber Er sollte sie verlassen, und dann sollte sich die Verheissung des Vaters erfüllen. Vor seinem Tod hatte Er ihnen schon gesagt, dass der Vater ihnen den Heiligen Geist senden würde (Joh 14 und 15). Auch im Alten Testament war der Geist schon verheissen. Die Apostel konnten ihren Dienst nicht beginnen, bevor sie diesen Geist empfangen hatten. Sie mussten daher bis zu jenem Augenblick in Jerusalem bleiben.
«Johannes taufte zwar mit Wasser», sagt Er ihnen, «ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen.» Johannes hatte mit der Taufe der Buße getauft, in Erwartung des Christus, der kommen würde, sein Reich aufzurichten. Nun war Christus gekommen und verworfen worden. Aber durch seinen Tod hat Er die Seinen in die gleiche Stellung versetzt, die Er selbst vor seinem Gott und Vater einnimmt. Nun konnten sie mit dem Heiligen Geist getauft werden. Jesus hatte Ihn empfangen aufgrund seiner eigenen Vollkommenheiten. Die Jünger erhalten Ihn aufgrund der Vollkommenheiten des Werkes Christi, die ihnen zugut gekommen sind.
Vers 6
Die Jünger werden von den Belehrungen über das Reich Gottes abgelenkt durch den jüdischen Gedanken an die Erfüllung der Verheissungen, die dem Volk Israel gegeben worden waren. Sie sagen zum Herrn: «Stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?» Sie haben die Reichweite des Werkes Christi am Kreuz, dessen Resultate sich unendlich viel weiter erstrecken als nur auf das, was Israel betrifft, nicht erfasst. Hatte doch dieses Volk durch die Verwerfung des Messias für den Augenblick jedes Anrecht an irdische Segnungen verloren. Gott bleibt seinen Verheissungen treu, und Israel wird zu seiner Zeit das ihm bestimmte Teil empfangen. Das wird auch bestätigt durch die Ankündigung der Wiederkehr des Herrn im 11. Vers. Aber in der Zwischenzeit bildet sich das Reich Gottes und nicht das Reich für Israel.
Verse 7 und 8
Auf die eben gestellte Frage der Jünger antwortet der Herr: «Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.»
Zeiten und Zeitpunkte stehen im Zusammenhang mit der Aufrichtung der Herrschaft Christi über die Erde. Sie sind unterbrochen worden, um dem Heilszeitalter der Gnade Platz zu machen, das damals begann. Der Vater allein weiss, wann die gegenwärtige Heilsperiode ihr Ende nehmen und die Herrschaft des Sohnes des Menschen aufgerichtet wird. Diese Herrschaft wird mit der Ausübung der Gerichte über einen Zustand der Dinge beginnen, den Gott während der Gnadenzeit ertragen hat. In Bezug auf diese Zeiten und Zeitpunkte sagt der Apostel Paulus zu den Thessalonichern, dass, wenn die Menschen sagen werden «Friede und Sicherheit», ein plötzliches Verderben über sie kommen wird.
In Erwartung dieses Reiches in Herrlichkeit soll die Gnade herrschen, Christus soll gepredigt werden und die Jünger sollten daher Kraft empfangen, um Zeugen sein zu können für einen verworfenen Christus, in dem allein das Heil ist. Der Herr wollte, dass ihr Zeugnis in Jerusalem beginne, in der Stadt, vor deren Toren Er gelitten hat, und dass es sich dann ausbreite in Judäa und unter den Samaritern, dem von den Juden verachteten Volk, und schliesslich alle Grenzen des Landes Israel überschreite, um die Enden der Erde zu erreichen. Als Zeugen Christi sollten die Jünger die Gnade verkündigen und in ihrem ganzen Leben die Sinnesart dessen offenbaren, den sie predigten.
Vers 9
«Und als er dies gesagt hatte, wurde er emporgehoben, indem sie es sahen, und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen weg.» Welch ein Augenblick für die Jünger, als ihr Herr aus ihrer Mitte entschwand! Hatten sie sich doch über das Wiedersehen mit Ihm so sehr gefreut!
Jesus hatte auf dieser Erde nichts mehr zu tun. Vor seinem Tod schon hatte Er seine Jünger alles gelehrt, was sie damals ertragen konnten. Nach seiner Auferstehung hatte Er alles Nötige getan, damit sie völlig überzeugt würden von dieser Tatsache. Er hatte Ihnen die Kraft verheissen, durch die sie seine Zeugen sein würden bis an das Ende der Erde. Aber damit sie diese empfangen konnten, war es nötig, dass der Sohn des Menschen emporgehoben wurde in den Himmel.
Durch die Erhöhung Christi erfüllte sich eine wunderbare Tatsache: ein Mensch wurde in die Gegenwart Gottes eingeführt und bahnte durch seinen Eintritt in die himmlischen Örter sozusagen allen erlösten Menschen den Eingang in diese Örter. Er bereitet ihnen dort eine Wohnung.
Henoch wurde entrückt (Heb 11,5). Auch Elia fuhr auf zum Himmel (2. Könige 2). Der Sohn des Menschen aber wurde emporgehoben auf einen Platz der Herrlichkeit, auf den seine göttliche Person ein Recht hatte. Aber dieser Platz gebührte Ihm auch um seines völligen Gehorsams willen, durch den Gott so vollkommen verherrlicht worden ist.