Die ersten Jahrzehnte des Christentums (23)

Apostelgeschichte 9,31-43; Apostelgeschichte 10,1-16

Vers 31

Vier Dinge kennzeichneten die Versammlungen in ganz Judäa, Galiläa und Samaria:

  • Sie waren in Frieden,
  • sie wurden erbaut,
  • sie wandelten in der Furcht des Herrn und
  • mehrten sich durch den Trost des Heiligen Geistes.

Der Sturm hatte draussen gewütet; drinnen aber hatten sie Frieden. Einen Augenblick lang gab ihnen Gott Erleichterung; und die Versammlungen benutzten dies, um sich zu erbauen und in der Furcht des Herrn zu wandeln. Weder die Versammlungen noch auch die Einzelnen vermögen zu wachsen durch den Trost des Heiligen Geistes, wenn sie nicht treu sind in der Gottseligkeit und in der Furcht des Herrn, in dem sie seine unumschränkten Rechte über alle anerkennen, die Ihm angehören.

Verse 32-35

Der Geist Gottes unterbricht den Bericht über die Anfänge des Dienstes des Saulus, um uns noch Einzelheiten von der weiteren Tätigkeit von Petrus mitzuteilen. Durch ihn sollten jetzt auch die Heiden in das Reich eingeführt werden. Der Herr hatte Petrus die Schlüssel des Reiches anvertraut. Nachdem er Gläubige aus den Juden hineingeführt hatte, durfte er nun auch Gläubigen aus den Nationen die Türe öffnen. Danach sollte Saulus seinen besonderen Dienst ausüben, um der Versammlung, die schon am Tag der Pfingsten gebildet worden war, ihren himmlischen Charakter, in Verbindung mit einem verherrlichten Christus, kundzutun. Der Dienst von Petrus, durch den Gläubige aus den Juden und den Nationen in die Versammlung eingeführt wurden, bereitete den Boden für den Dienst von Paulus vor. Ihre Aufgaben waren verschieden, aber sie ergänzten sich. Die Diener arbeiteten an demselben Werk und gehorchten dem gleichen Herrn, jeder an seinem Platz. Wenn dieses allezeit und von allen beachtet worden wäre, wie viel Misshelligkeit innerhalb der Versammlung Gottes, von den Tagen der Korinther an bis jetzt, hätte da vermieden werden können!

Petrus, der überall hindurchzog, kam auch zu den Heiligen hinab, die in Lydda wohnten. Er fand dort einen Gelähmten, der schon acht Jahre zu Bett lag, und sprach zu ihm: «Äneas! Jesus Christus heilt dich; steh auf und mache dir selbst das Bett!» Er schreibt die Heilung Jesus, dem vom Volk verworfenen Christus zu. Tief beeindruckt von dieser Heilung, bekehrten sich alle, die in Lydda und Saron wohnten, zum Herrn. Diese Meeresgegend von Saron, die unter der Herrschaft Christi aufblühen wird, empfing in geistlicher Hinsicht jetzt schon die Erstlinge der Segnungen, die durch den Propheten Jesaja angekündigt waren: «Sehen werden sie die Herrlichkeit des HERRN, die Pracht unseres Gottes» (Jes 35,2).

Dadurch, dass er aufstand und sein Bett bereitete, machte Äneas öffentlich die in ihm gewirkte Veränderung kund. So muss es mit dem Werk Gottes in einer Seele immer sein. Man kann es nur an den Früchten erkennen, die von seiner Wirklichkeit Zeugnis geben.

Verse 36-43

Petrus wird nach Joppe gerufen. Dort auferweckt er Tabitha (Dorkas = Gazelle), und stellt sie den Heiligen und Witwen lebend dar. Diese treue Schwester war «reich an guten Werken». Und diese Werke waren ihr nachgefolgt (Off 14,13). Die guten Werke der Gläubigen folgen ihnen nicht nur hier auf der Erde nach, sondern auch in die Ewigkeit. Man muss die jetzige Zeit zum Wirken solcher Werke benützen, denn im Himmel werden wir keine Gelegenheit mehr dazu finden und keinen Dorkas-Dienst mit der Gewandtheit einer Gazelle mehr ausüben können. Diese treue Jüngerin hatte sich nach Lukas 16,9 mit dem ungerechten Mammon Freunde gemacht. Sie übte einen «reinen und unbefleckten Gottesdienst» aus, indem sie Witwen und Waisen Gutes tat (Jak 1,27).

Um dieses Wunder der Auferweckung vollführen zu können, folgte Petrus dem Beispiel, das der Herr bei der Auferweckung der Tochter von Jairus gegeben hatte. Er trieb alle hinaus. Er wollte mit Gott allein sein, um auf den Knien sein Eingreifen herabzuflehen. So hatte auch der Prophet Elisa den Sohn der Sunamitin auferweckt (2. Könige 4). Wenn mit den Anwesenden keine Gemeinschaft besteht, ist es besser, im «Obersaal» mit Gott allein zu sein. Der «Obersaal» wird im Wort mehrere Male erwähnt. Da ist man frei von jedem gegensätzlichen Einfluss, um mit dem Herrn verkehren zu können, und da steht der Entfaltung seiner Macht nichts entgegen.

Durch seine Wirksamkeit wie auch durch die Predigt des Evangeliums vollbrachte Petrus die Wunder des zukünftigen Zeitalters, durch die Gott sein Volk heilen, ihm Leben geben und die Macht des Feindes im Hinblick auf die Herrschaft Christi zerstören wird. Durch die Wunder der Apostel bestätigte der Herr das Wort, das sie verkündigten. Das geht auch aus dem Schlussvers des Markus-Evangeliums hervor: «Sie aber gingen aus und predigten überall, wobei der Herr mitwirkte und das Wort bestätigte durch die darauf folgenden Zeichen» (Mk 16,20) (siehe Heb 2,4).

Kapitel 10

Verse 1-8

In Judäa, Galiläa und Samaria war das Evangelium schon verkündigt worden. Die Brüder, die durch die Drangsal zerstreut worden waren, die wegen Stephanus entstanden war, zogen auch bis nach Phönizien und Zypern und Antiochien hindurch. Aber sie redeten zu niemand das Wort als nur zu Juden. Philippus war von Asdod aus bis nach Cäsarea vorgestossen. Nun war der Zeitpunkt gekommen, dass auch den Nationen die Türe des Reiches aufgetan werden konnte. Diese Aufgabe hatte der Herr Petrus anvertraut (Mt 16,19). Aber Er selbst hatte alles dazu vorbereitet, sowohl den Diener als auch die Umstände. Dieser wichtige Dienst von Petrus öffnete den Weg für den Dienst des Apostels Paulus. Dieser sollte nicht nur lehren, dass Menschen aus jeder Nation, die Gott fürchten und Gerechtigkeit wirken, Ihm angenehm sind (Vers 35), dass Jesus Christus Herr von allen ist (Vers 36), sondern auch «dass die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und Mitteilhaber der Verheissung in Christus Jesus durch das Evangelium» (Eph 3,6).

In Cäsarea, bei Kornelius, wurde diese Türe geöffnet. Gott hatte diesen Menschen, «fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus, der dem Volk viele Almosen gab und allezeit zu Gott betete», dazu ausersehen. Der Augenblick war gekommen, um diesem gottesfürchtigen Mann das Heil zu verkündigen, das durch den Glauben an den Herrn Jesus und sein Werk erlangt wird, damit er Vergebung der Sünden empfange. In Christus ist das ewige Leben offenbart worden, und aufgrund seines Werkes am Kreuz konnte es nun mitgeteilt werden. Die Gebete und die Almosen des Kornelius waren hinaufgestiegen zum Gedächtnis vor Gott. Nun wollte Er diesem Heiden das ganze Ausmass seiner Gnade kundtun. Nachdem jetzt die Gerechtigkeit Gottes befriedigt war, gab es auf der Erde für seine Gnade keine Grenzen mehr. Ein Engel wurde zu Kornelius gesandt, nicht um ihm das Evangelium zu verkündigen, sondern um ihm zu sagen, wo Er den für diesen Dienst von Gott ausgerüsteten Diener finden konnte.

Verse 9-16

Damit aber Petrus das Evangelium des Heils über die Grenzen Israels hinaus verkündigte, hatte er seitens des Herrn einer besonderen Offenbarung nötig. Seine jüdischen Vorurteile und nachher auch die der Gläubigen in Jerusalem mussten überwunden werden. Die Gläubigen aus den Juden nahmen das Christentum mit Freuden an, doch hatten sie die grösste Mühe zu verstehen, dass es auch für die Heiden auf demselben Boden zugänglich sei.

Der Herr benützte den Umstand, dass Petrus hungrig war, um ihm durch ein Gesicht begreiflich zu machen, dass das Werk, das er unter den Juden mit so viel Eifer ausführte, sich nun auch unter den Nationen ausbreiten sollte. Auch die Heiden sollten jetzt in die Segnungen des Reiches eingeführt werden, das durch die Verwerfung des Königs eine besondere Form angenommen hatte.

Durch das Werk des Kreuzes reinigt nun Gott jeden Glaubenden, welcher Nation er auch angehöre. Die durch das Gesetz aufgerichteten Unterschiede verschwanden im Tod Christi. Dieser hat dem Menschen nach dem Fleisch, ob er Jude oder Heide sei, ein Ende gesetzt. Vor Gott befinden sich alle auf demselben Boden, sowohl hinsichtlich ihres Zustandes der Sünde als auch im Hinblick auf das Werk Christi. Das ist es, was Petrus durch das Gesicht von allerlei Tieren, die vom Himmel herabkamen, lernen sollte. Dreimal wurde ihm die wichtige Wahrheit gesagt: «Was Gott gereinigt hat, halte du nicht für gemein!» Darauf wurde das Gefäss in den Himmel hinaufgenommen, was Petrus zeigte, dass Gott diese unreinen Wesen, die Er selbst gereinigt hatte, für den Himmel zubereitet hat. Sie kamen von dort und kehrten wieder dahin zurück. Die Gläubigen aus den Juden wie auch die aus den Nationen, sind Gegenstände der Gnade und beschäftigten schon in der Ewigkeit die Gedanken Gottes.