Das Evangelium nach Markus (19)

Markus 13,14-37

Die grosse Drangsal

Verse 14-20

In dem Abschnitt, der nun folgt, geht der Herr dazu über, von Ereignissen der Zukunft zu reden. Die Zeitperiode der Versammlung wird stillschweigend übergangen und wir erfahren, was sich während der grossen Drangsalszeit, die nach der Entrückung der Versammlung folgt, in Jerusalem ereignen wird. Diese schreckliche Zeit ist im Propheten Jeremia klar vorausgesagt: «Wehe, denn gross ist jener Tag, ohnegleichen, und es ist eine Zeit der Drangsal für Jakob» (Jer 30,7). Auch Daniel sieht diese Zeit voraus, wenn er sagt: «Es wird eine Zeit der Drangsal sein, wie sie nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht bis zu jener Zeit» (Dan 12,1). Sowohl in der entsprechenden Stelle in Matthäus 24,21 als auch hier im Bericht von Markus sagt der Herr, dass in jener schweren Zeit Tage der Drangsal sein werden, «wie sie seit Anfang der Schöpfung, die Gott schuf, bis jetzt nicht gewesen ist und nicht wieder sein wird».

Die Zerstörung Jerusalems mit all ihren Schrecken mag uns etwas von dieser Zukunft ahnen lassen, erfüllt aber in keiner Weise die Prophezeiung dieser Drangsalszeit. Wir erfahren aus diesem Abschnitt, dass der Herr unmittelbar nach der grossen Drangsal auf die Erde kommen wird. Es ist klar, dass der Herr nach der Zerstörung Jerusalems nicht kam. Überdies kann es nicht zwei Drangsalszeiten geben, «wie sie … nicht gewesen ist». Zudem sagt uns Daniel, dass diese Drangsalszeit für das jüdische Volk während der Regierung des Antichristen stattfinden wird, der von der Nation, die ihren Messias verworfen hat, angenommen werden wird (Joh 5,43). Während der Regierung dieses bösen Menschen wird die schrecklichste Form von Götzendienst eingeführt werden, die der Herr den «Gräuel der Verwüstung» nennt. Die Folge davon wird sein, dass sich in Jerusalem und Judäa Verwüstung ausbreiten wird.

Die Einführung dieses Gräuels wird der Höhepunkt der Feindschaft des Menschen gegen Gott sein. Es wird das Zeichen sein, dass das Zeugnis des gottesfürchtigen Überrests zu Ende ist, und dass sie von Judäa auf die Berge fliehen sollten. Es hat in vergangener Zeit nichts gegeben, und wird auch in der Zukunft nichts geben, was der schrecklichen Drangsal dieser Tage gleichkommen könnte. Sie wird so gross sein, sowohl für die Nation als für den gottesfürchtigen Überrest, dass kein Fleisch überleben würde, wenn der Herr die Tage nicht verkürzte. Um der Auserwählten willen werden die Tage dieser grossen Drangsal verkürzt werden.

Wie immer denkt der Herr an die Seinen, die sich in Prüfungen und Drangsalen befinden. Er ermahnt sie, Er unterweist sie, und Er sorgt für sie. Er denkt an die Arbeiter auf dem Feld und an die Frauen im Haus, und Er vergisst auch die Witterung nicht.

Verse 21-23

Der Herr warnt die Jünger vor falschen Hoffnungen auf Befreiung, vor falschen Gerüchten, falschen Christi, falschen Propheten und angeblichen Zeichen und Wundern. Ihre Sicherheit wird darin bestehen, sich an die Worte des Herrn zu erinnern: «Ich habe euch alles vorhergesagt.»

Verse 24,25

«In jenen Tagen», die der grossen Drangsal unter den Juden folgen werden, wird jede eingesetzte Autorität unter den Nationen umgestürzt werden. Die Ordnung, die Gott für die Regierung der Welt eingesetzt hat, wird in Verwirrung enden. Die höchste Macht, hier im Bild durch die Sonne dargestellt, wird verfinstert werden. Die davon abgeleitete Autorität, dargestellt durch den Mond, hört auf, Einfluss zu haben; und untergeordnete Autoritäten, die mit den Sternen verglichen werden, verlieren ihren Platz und ihre Macht. Diese Zeitperiode wird – trotz der Prahlerei der Menschen über ihren Fortschritt – in unvergleichlicher Drangsal, Verwirrung und Anarchie enden.

Vers 26

Wenn die Bosheit von Juden und Nationen den Höhepunkt erreicht hat, wird Gott öffentlich eingreifen, indem Christus als der Sohn des Menschen kommt, um die Erde in Besitz zu nehmen. Sein erstes Kommen geschah in Umständen der Schwachheit und Niedrigkeit; sein zweites Kommen wird in grosser Macht und Herrlichkeit sein.

Vers 27

Das Versammeln der Auserwählten Israels, die unter die Nationen zerstreut sind, wird sogleich auf das Kommen des Sohnes des Menschen folgen. Aus andern Schriftstellen wissen wir, dass die Versammlung schon vorher entrückt sein wird, um dem Herrn in der Luft zu begegnen. Sie wird mit Ihm erscheinen, aber davon lesen wir in diesem Abschnitt nichts. Der Herr spricht zu jüdischen Jüngern und von jüdischen Hoffnungen. Er spricht hier nicht von Wahrheiten, die die Versammlung betreffen und von denen seine Zuhörer zu jener Zeit keine Kenntnis haben konnten.

Verse 28,29

Wenn der Feigenbaum seine zarten Blätter hervortreibt, ist das ein sicheres Zeichen, dass der Sommer nahe ist. So wird das Erscheinen des gottesfürchtigen Überrests inmitten der abgefallenen Nation ein Vorzeichen dafür sein, dass die Zeit des Segens für das Volk naht.

Verse 30,31

Das verdrehte und ungläubige Geschlecht der Juden wird nicht vergehen, bis alles dieses geschehen ist. Sie werden zwar tatsächlich unter die Nationen zerstreut und ohne ihr eigenes Land sein. Aber wie wir wissen, sind sie nie von anderen Nationen absorbiert worden. Überdies werden die Worte des Herrn nicht vergehen, bis dieses alles erfüllt sein wird. Wir wissen, dass das für alle Worte des Herrn gilt. Aber wegen des Unglaubens unserer Herzen hinsichtlich des Eingreifens Gottes in den Lauf dieser Welt, wird es hier besonders im Hinblick auf sein zweites Kommen betont.

Verse 32-36

Von dem Tag seiner Erscheinung weiss niemand, nicht einmal der Sohn, der Mensch geworden ist. In der Stellung eines Knechtes konnte Er sagen, dass Er den Tag nicht kenne. Weil wir den Tag nicht wissen, werden wir aufgefordert, «zu wachen und zu beten». Christus ist wie jemand, der in ein entferntes Land verreist ist und seinen Knechten und jedem Menschen sein Werk angewiesen hat, und dem Türhüter einschärfte, zu wachen. Daher sollen die Diener des Herrn wachen, damit Er, wenn Er plötzlich kommt, sie nicht von der Welt übermannt und Ihm gegenüber in geistlichem Schlaf liegend finde.

Vers 37

Die Schlussworte des Herrn sind eine Ermahnung an all die Seinen. Nicht alle Einzelheiten über die Zukunft mögen eine direkte Anwendung für Christen haben, aber das Schlusswort, zu wachen, gilt allen. Die Gläubigen aller Zeitperioden empfangen ihre Autorität vom Herrn, und sie sind die Diener des Herrn. Jeder hat vom Herrn eine Arbeit aufgetragen bekommen. Jeder muss wachsam sein, damit er nicht in einen geistlichen Schlaf fällt und versäumt, für den Herrn tätig zu sein.