Das Evangelium nach Markus (7)

Markus 6,1-13

Der Dienst Christi nach seiner Verwerfung (1)

Die grossen Wahrheiten, die uns in Kapitel 6 vorgestellt werden, stehen in Verbindung mit Begebenheiten, die sich auf dem Land, am Hof des Königs, in der Einöde, auf dem Berg und auf dem stürmischen See abspielen. In den ersten beiden Ereignissen lernen wir den niederen moralischen Zustand der Welt kennen, die Christus verwirft; in den letzten drei entdecken wir die Fülle der Hilfsquellen in Christus für die, die Ihm getrennt vom Lauf der Welt nachfolgen.

Verse 1-6

Im ersten Abschnitt sehen wir den Herrn in seinem demütigen Dienst der Liebe, wie Er sich mit dem einfachen Volk «seiner Vaterstadt», «seiner Verwandtschaft» und «seinem Haus» verbindet. Er kommt mit göttlicher Weisheit und göttlicher Kraft in ihre Mitte, lehrt die Wahrheit unter den Armen des Landes und heilt einige kranke Leute. In keiner Weise aber leistet Er der Eitelkeit der menschlichen Natur Vorschub, die Pomp und Zurschaustellung liebt und Menschen wegen ihrer niedrigen Herkunft verachtet. Der Dienst des Herrn in Gnade offenbart den niedrigen moralischen Zustand des Volkes. Sie sind wirklich erstaunt über seine Lehre und seine Weisheit und können nicht anders, als seine Wunderwerke anzuerkennen. Aber «sie nahmen Anstoss an ihm». Das Fleisch bleibt immer das gleiche. Sind wir in unseren Tagen nicht zuweilen in Gefahr, sogar als Christen, durch Hochmut und Eitelkeit des Fleisches das Werk Gottes zu hindern, indem wir den Dienst eines Knechtes Gottes wegen seiner einfachen Herkunft geringschätzen? Oder wir können als Diener dadurch zu Fall kommen, dass wir versuchen, aufgrund unseres Wohlstandes oder unserer gesellschaftlichen Stellung gehört zu werden. Beim Herrn war alles vollkommen. Das Versagen war nur aufseiten des Volkes. Diese einfachen Landleute setzten die Weisheit der Belehrung des Herrn und die Macht seiner Werke herab, indem sie sagten: «Ist dieser nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria?» Und sie sagten: «Seine Brüder und Schwestern sind bei uns.» Sie erkannten nicht die Herrlichkeit seiner Person und die Gnade seines Herzens, und dass Er, obwohl Er reich war, um unsertwillen arm wurde, damit wir durch seine Armut reich würden. So wurde der Schöpfer ein Zimmermann und der Sohn Gottes der Sohn der Maria. Der Herr erinnert jene, die Ihn aufgrund seiner Erniedrigung verwerfen, daran, dass «ein Prophet nicht ohne Ehre ist, ausser in seiner Vaterstadt und unter seinen Verwandten und in seinem Haus». Das bedeutet nicht, dass der Herr in seiner Vaterstadt verworfen wurde, wie es bei uns sein könnte, weil man unsere Schwächen oder Misserfolge kennt. Doch die Vertrautheit mit Ihm in den Dingen des Lebens führte dazu, den Auftrag, den Er von Gott hatte, herabzusetzen.

Die Folge davon ist, dass Er dort wegen ihres Unglaubens kein Wunderwerk tun konnte. Es ist ernst, wenn wir bedenken, wie weit in unseren Tagen der Unglaube das Werk Gottes behindert. Wenn der Glaube, wie dies im Fall der kranken Frau im letzten Kapitel zutraf, den Segen hervorbringt, so ist es ebenso wahr, dass der Unglaube seinen Ausfluss hindert. Trotzdem erhebt sich seine Gnade über unseren Hochmut und unseren Unglauben und heilt «einige Schwache», aber der Segen bleibt auf «einige» beschränkt. «Er verwunderte sich über ihren Unglauben.» Geben nicht auch wir Ihm leider zuweilen Gelegenheit, sich über unseren Unglauben zu verwundern? Trotzdem verfolgt Er seinen Weg, lehrt in den Dörfern ringsum und wird trotz Hochmut und Unglaube nicht müde in seinem Dienst.

Verse 7-13

Die Verwerfung seines Dienstes mag die Ausübung eines Wunderwerkes in seiner Vaterstadt unmöglich machen, aber sie kann die Gnade seines Herzens nicht zurückhalten. So sendet der Herr die Zwölf aus als ein neues Zeugnis seiner Gegenwart in Gnade und Macht, um Menschen zu segnen. Ein besonders eindrückliches Zeugnis seiner Herrlichkeit als göttliche Person sehen wir in der Tatsache, dass Er «ihnen Gewalt gab über die unreinen Geister». Niemand kann Macht ausüben und Wunder tun, wenn ihm nicht die Kraft dazu gegeben ist. Aber wer, ausser Gott, kann diese Kraft geben? Weiter war die Art und Weise, wie sie ausgesandt wurden, für sich selbst ein Zeugnis von der Gegenwart dessen, der Herr von allem ist. Sie sollten nichts mit auf die Reise nehmen. Sie sollten in der fürsorgenden Liebe des Herrn, der auf der Erde war, und unter seinem Schutz ruhen. Er würde so über die Herzen der Menschen verfügen und die Umstände so leiten, dass ihnen nichts fehlen würde.

Ihr Auftrag durfte nicht zu einer Reihe von sozialen Besuchen herabsinken. Sie standen im Dienst des Herrn und sollten deshalb an einem bestimmten Ort im gleichen Haus bleiben. Der Inhalt ihrer Predigt war die Buße, denn die Gegenwart des Königs und das Evangelium des Reiches waren schon verkündigt worden, mit dem Resultat, dass die Führer Christus wegen der Grösse seiner Ansprüche verworfen hatten, während das Volk Ihn wegen der Niedrigkeit seiner Stellung nicht wollte. Die Führer beschuldigten Ihn, Er vollbringe seine Wunderwerke in der Kraft des Teufels; das Volk sagte, Er sei nur ein Zimmermann. Die Nation wird aufgerufen, über ihre Bosheit Buße zu tun. Und weiter sollte das endgültige Zeugnis des Gerichts über alle angekündigt werden, die diese Botschaft verwarfen.