Das Evangelium nach Markus (25)

Markus 16,1-20

Die Auferstehung und Himmelfahrt

Verse 1-3

Zum dritten Mal haben wir die drei hingebungsvollen Frauen – Maria Magdalene, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome – vor uns. Anscheinend hatten sie bereits wohlriechende Gewürzsalben gekauft, um den Leib des Herrn zu salben, sobald der Sabbat vergangen sein würde. Der Unglaube meinte, den Leib des Herrn in der Gruft zu finden, und Unwissenheit wollte ihn dort festhalten. Aber es gefällt dem Geist Gottes, das Kostbare vom Wertlosen zu trennen, und Er verweilt daher bei ihrer hingebenden Liebe, die sie dazu geführt hatte, die Gewürzsalben zu kaufen und bei Sonnenaufgang zur Gruft zu kommen.

Auf dem Weg zu der Gruft sagen sie zueinander: «Wer wird uns den Stein von dem Eingang der Gruft wegwälzen?» Für das Vernunftdenken des natürlichen Menschen liegt immer noch ein grosser Stein vor dem Grab Christi. Von Gott entfremdet, findet der gefallene Mensch unüberwindliche Schwierigkeiten in der Wahrheit der Auferstehung. Die griechischen Philosophen, und auch viele Philosophen der heutigen Zeit, bekennen sich zum Glauben an die Unsterblichkeit der Seele, aber sie weigern sich, die Auferstehung des Leibes gelten zu lassen. Der Gedanke, dass seine Seele weiterlebt, nachdem sie den Leib verlassen hat, gefällt dem Verstand des Menschen. Aber wenn der Leib auferweckt werden soll, dann muss offensichtlich die Kraft Gottes tätig werden, und der Gedanke, von dem Gott abhängig zu sein, den die Menschen hassen, ist dem Verstand des Menschen zuwider. Lässt man Gott weg, ist die Auferstehung unmöglich; bringt man Gott und seine Macht hinein, verschwinden alle Schwierigkeiten – der Stein ist weggewälzt.

Verse 4-7

Als sie zu der Gruft kommen, sehen diese Frauen, dass Gott ihnen zuvorgekommen war und der Stein weggewälzt ist; allerdings nicht, damit der Leib des Herrn die Gruft verlassen konnte, sondern damit die Jünger hineingehen und feststellen könnten, dass die Stätte, wo Er hingelegt worden war, leer ist. Kein Stein, wie gross er auch sein mochte, konnte den Leib des Herrn in der Gruft zurückhalten.

Als sie in die Gruft eintreten, sehen sie sich sogleich einem himmlischen Boten gegenüber, der ihren Herzen Zuversicht geben und sie beruhigen will, indem er sagt: «Entsetzt euch nicht; ihr sucht Jesus, den Nazarener, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hingelegt hatten.» Sie suchten Jesus, und weil sie das taten, würde trotz Unwissenheit und Unglauben alles gut werden. Was suchen wir? Ist der Herr Jesus der Gegenstand unserer Herzen?

Wie jemand gesagt hat: «Es ist die Hingabe des Herzens an den Herrn, die der Seele Licht und Verständnis bringt.» Wie oft liegt der Grund, dass wir gegenüber der Wahrheit blind sind und unfähig, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, darin, dass wir unseren Blick nicht auf Christus allein gerichtet halten. Wir suchen vielfach unseren Eigenwillen und unsere Selbsterhöhung, anstatt den Herrn Jesus und seine Ehre. In dem Mass wie wir «Jesus suchen», in dem Mass werden wir Licht bekommen. Wir mögen vieles suchen, was an und für sich gut ist, aber den Herrn vom ersten Platz verdrängt: Seelen nachgehen, einen Dienst, das Wohl der Menschen, die Fürsorge der Heiligen suchen; wenn wir aber «Jesus suchen», wird alles seinen richtigen Platz finden, und wir werden Licht für unseren Pfad bekommen. Weil sie Jesus suchen, erhalten diese Frauen Licht von oben und werden zu einem Dienst für den Herrn ausgesandt.

Sie sollten diese Botschaft «seinen Jüngern und Petrus» überbringen. Es ist rührend, dass gerade in diesem Evangelium, in dem uns alle Einzelheiten von dem bedauerlichen Fall des Petrus berichtet werden, sein Name besonders erwähnt wird. Wäre die Botschaft einfach für alle Jünger gewesen, hätte Petrus vielleicht gesagt: «Sie ist nicht für mich; ich gehöre nicht mehr zu den Jüngern.» Durch die besondere Erwähnung des Petrus wird jeder solche Gedanke beseitigt. Die Jünger haben zu lernen, dass das Herz des Herrn in seiner Liebe zu ihnen unverändert geblieben ist, obwohl sie Ihn alle verlassen hatten und geflohen waren, und obwohl Petrus Ihn verleugnet hatte. Und wie in den Tagen seines Lebens auf dieser Erde, so ist es jetzt auch nach seiner Auferstehung: Er wird «vor seinen Jüngern hingehen», um ihnen den Weg zu weisen, und sie werden «ihn sehen», und alles wird geschehen, «wie er ihnen gesagt hat». Dürfen wir in einem weiteren Sinn nicht sagen, dass trotz des Niedergangs der Kirche in ihrer Verantwortlichkeit, trotz der Zersplitterung und des Versagens des Volkes Gottes, die Zeit kommen wird, da Er, unser auferstandener und verherrlichter Herr, alle seine Schafe um sich selbst versammeln wird? Dann werden wir Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen, und jedes Wort, das Er ausgesprochen hat, wird sich erfüllen.

Vers 8

Sie hatten die leere Gruft gesehen, der Engel hatte zu ihnen gesprochen, aber Jesus hatten sie nicht gesehen; wie wir im Lukas-Evangelium lesen: «Ihn aber sahen sie nicht.» Losgelöst von Christus selbst, bewirken der grosse, weggewälzte Stein, das leere Grab und die Gestalt des Engels nur Zittern und Bestürzung.

Verse 9-11

Nun erfahren wir, dass der Herr schon Maria Magdalene, von der Er sieben Dämonen ausgetrieben hatte, erschienen war. Sie, die einst Zeugin der Macht des Herrn über Dämonen war, wird jetzt eine Zeugin seiner Macht über den Tod. Sie bringt den trauernden und weinenden Jüngern die frohe Nachricht, dass der Herr auferstanden sei.

Doch wie schade! obwohl sie die Botschaft vernehmen, glauben sie ihr nicht.

Verse 12,13

In der kurzen Erwähnung der Begebenheit, bei der der Herr den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus begegnete, wird uns erklärt, dass die übrigen auch diesen Zeugen nicht glaubten.

Verse 14-18

Schliesslich kommen wir zu dem Bericht, dass der Herr den elf Jüngern erschien, als sie zu Tische lagen. Der Herr tadelt sie wegen ihres Unglaubens, der auf ihre Herzenshärte zurückzuführen ist. Wurzelt nicht viel von unserem Unglauben in unserer Herzenshärte, so dass unsere Herzen so wenig auf seine Liebe reagieren und sein Wort so wenig Eindruck auf uns macht?

Doch, obwohl der Herr ihre Herzen blosslegt, sendet Er sie sofort aus, um andern zu predigen. Wir könnten denken, dass solcher Unglaube und solche Herzenshärte ein Beweis wären, dass sie völlig untauglich seien für den Dienst, andern zu predigen. Aber gerade diese Blosslegung ihrer Herzen in der Gegenwart des Herrn war eine Vorbereitung zum Dienst. Wenn wir etwas vom wahren Charakter unserer Herzen erfahren und unsere Nichtigkeit kennenlernen, dann kann Gott uns zum Segen für andere benützen.

Sie sollten in die ganze Welt gehen und das Evangelium der ganzen Schöpfung predigen. «Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.» Es wäre der Wahrheit entgegengesetzt, von dieser Stelle abzuleiten, dass die Taufe errettende Kraft vor Gott habe, denn die unerlässliche Wahrheit ist, dem Evangelium zu glauben. Daher heisst es nicht: «Wer aber nicht glaubt und nicht getauft wird, wird verdammt werden.» Der Unglaube ist die verhängnisvolle Sünde, die vor allem gefürchtet werden muss. Ob ein Mensch getauft ist oder nicht – wenn er nicht glaubt, muss er verdammt werden. Die Taufe ist bedeutungsvoll als öffentliches Zeichen vor den Menschen für den Glauben gegenüber Gott. Wenn jemand bekennt zu glauben, und sich weigert, getauft zu werden, sucht er praktisch sein Glaubensbekenntnis zu verbergen, um mit der Welt in Verbindung bleiben zu können. Man mag sich wohl fragen, ob der Glaube eines solchen Menschen Wirklichkeit ist. Der wahre Gläubige wird seinen Glauben bekennen, indem er sich von der Welt trennt. Die Taufe ist das Zeichen des Todes, der unbedingten Trennung. Dadurch, dass er getauft wird, verlässt der Gläubige die Welt und kommt in die christliche Sphäre auf dieser Erde, in der sich das Volk Gottes aufhält.

Der Herr sagt seinen Jüngern, dass denen, die glauben, Zeichen folgen werden. Im Namen Christi würden sie Dämonen austreiben, in neuen Sprachen reden und Kranke heilen. Es ist bemerkenswert, dass der Herr nicht sagt, diese Zeichen würden allen, die glauben, folgen, oder sie würden für alle Zeiten fortdauern. Es ist gut, wenn wir unterscheiden zwischen den Gaben der Zeichen, auf die der Apostel Paulus in 1. Korinther 12,29.30 Bezug nimmt, und den Gaben zur Auferbauung und Vollendung der Heiligen, die wir in Epheser 4,11 finden. Die Gaben der Zeichen im Korintherbrief waren der Kirche am Anfang zu einem öffentlichen Zeugnis gegeben worden, um die Aufmerksamkeit einer ungläubigen Welt auf sich zu lenken. Die Gaben zur Auferbauung des Leibes kamen vom erhöhten Haupt. In Anbetracht der Tatsache, dass die Kirche in ihrer Verantwortlichkeit völlig versagt hat, lenkt der Herr die Aufmerksamkeit der Menschen nicht mehr durch äussere Zeichen und Wunder auf die ruinierte Kirche. Doch obwohl die Kirche ihrer äusseren Zierde beraubt ist, hört der Herr nicht auf, die Seinen zu lieben und seinen Leib zu nähren; darum bleiben die Gaben, die im Brief an die Epheser erwähnt werden, bis zum Ende.

Verse 19,20

Nachdem der Herr den Jüngern seinen Auftrag erteilt hatte, wurde Er in den Himmel aufgenommen und nahm seinen Platz zur Rechten Gottes ein. Sein Werk, das Er als der vollkommene Knecht auf der Erde getan hatte, war beendet. Doch Er wirkte weiter mit seinen Jüngern und bestätigte das Wort, das sie predigten, durch darauf folgende Zeichen.