Das Evangelium nach Markus (18)

Markus 13,1-13

Die grosse Drangsal

Der niedrige Zustand der Juden ist offenbar geworden und die Führer jeder Partei wurden in der Gegenwart des Herrn verurteilt. Sie hatten ihren Messias verworfen und standen im Begriff, Ihn zu kreuzigen. Dieser Gipfel der Bosheit sollte das Volk unter das Gericht Gottes in seinen Regierungswegen bringen und zur grossen Drangsal führen, die durch die Propheten vorausgesagt worden war. Dies wird für die wahren Jünger des Herrn – den gottesfürchtigen Überrest inmitten einer gottlosen Nation – Schwierigkeiten und Gefahren, Leiden und Verfolgung mit sich bringen. Um sie auf diese schrecklichen Tage vorzubereiten, nimmt der Herr die Jünger allein auf die Seite und kündet ihnen die bevorstehenden Ereignisse an, indem Er sie auf die Gefahren aufmerksam macht, denen sie ausgesetzt sein werden, und ihnen Anweisungen gibt, wie sie sich angesichts dieser Gefahren verhalten sollten.

Verse 1,2

Dieser Unterweisung geht voraus, dass einer der Jünger die Aufmerksamkeit des Herrn auf die Grösse und Pracht des Tempels lenkt. Der Herr anerkennt, dass die Gebäude gross waren, aber das, was von den Menschen so bewundert wurde, war in den Augen Gottes zu einer Räuberhöhle geworden und zur Zerstörung bestimmt. Nicht ein Stein würde auf dem andern gelassen werden.

Verse 3,4

Dieser Ausspruch des Herrn befremdete jene, die den Tempel als das Haus Gottes und den herrlichen Mittelpunkt ihrer Religion betrachteten, und das führte einen der Jünger dazu, die Frage zu stellen: «Wann wird das sein, und was ist das Zeichen, wann dies alles vollendet werden soll?»

Im Gespräch, das nun folgt, sagt der Herr viel mehr, als nur auf diese Fragen zu antworten. Sie dachten an Ereignisse, der Herr aber hatte die Seinen, ihre Leiden und Gefahren inmitten dieser Ereignisse vor sich. In Übereinstimmung mit dem besonderen Charakter dieses Evangeliums finden wir zudem in dem Bericht, wie Markus ihn schildert, dass der Herr seine Jünger ganz besonders im Blick auf ihren Dienst ermahnt, inmitten der Nation, die Ihn verworfen hatte, ein Zeugnis für Ihn zu sein.

Um diese Ermahnungen und Unterweisungen zu verstehen, ist es unbedingt nötig, sich daran zu erinnern, dass die Jünger den gottesfürchtigen jüdischen Überrest darstellen. Daher ist der Dienst, von dem der Herr spricht, nicht ausdrücklich christlicher Dienst in Verbindung mit der Christenheit, obwohl es manche Grundsätze und Wahrheiten gibt, die sowohl für das irdische wie für das himmlische Volk Gottes Anwendung finden. Es ist ein Dienst, den die zwölf Jünger während der Anwesenheit des Herrn auf der Erde unter den Juden begonnen hatten und der, nach seiner Himmelfahrt bis zur Verwerfung des Heiligen Geistes bei der Steinigung des Stephanus, unter ihnen fortgesetzt wurde. Er wird von einem gottesfürchtigen Überrest unter den Juden von neuem aufgenommen werden, nachdem die Versammlung weggenommen sein wird, und wird sich auf alle Nationen ausdehnen. Das Evangelium, das sie verkündigten und noch verkündigen werden, ist nicht genau das gleiche, das heute verkündigt wird. Es wird selbstverständlich Christus und sein Werk sein, was sie verkündigen, und die Gnade Gottes, die Sündern aufgrund dieses vollbrachten Werkes vergibt. Aber es wird die gute Botschaft sein, dass Er kommt, um zu herrschen, und dass Buße und Vergebung der Sünden durch den Glauben an Christus der Weg ist, um in den Genuss der Segnungen des irdischen Königreiches zu gelangen (Off 14,6.7).

Verse 5,6

Der Herr beginnt seine Rede mit fünf Warnungen. Zuerst warnt Er die Jünger vor solchen, die sich als Christus ausgeben. Viele werden im Namen Christi kommen; manche wagen sogar zu sagen: «Ich bin es!», und der Herr fügt hinzu, dass sie «viele verführen» werden. Diese Warnung beweist, dass der Herr ausdrücklich den gottesfürchtigen Überrest inmitten der jüdischen Nation im Auge hat. Christen, die in der christlichen Wahrheit unterwiesen sind, würden nicht verführt werden durch einen Mann, der sich als Christus ausgibt, denn sie wissen, dass, wenn Christus wiederkommt, sie Ihn in den Wolken sehen werden. Der gottesfürchtige Überrest wird richtigerweise darauf warten, dass Christus auf dieser Erde erscheint, und wird daher leicht verführt werden durch das Gerücht, dass Er gekommen sei.

Verse 7,8

Zweitens werden die Jünger davor gewarnt, aus «Kriegen und Kriegsgerüchten» die Schlussfolgerung zu ziehen, dass das Ende nahe sei. «Dies muss geschehen» in einer Welt, die Christus verworfen hat. Kriege, Erdbeben, Hungersnöte und Drangsale sind der Anfang der Leiden, nicht das Ende.

Verse 9-11

Drittens wird den Jüngern vorausgesagt, dass ihr Zeugnis sie mit den Regierungen der Welt in Konflikt bringen wird. Aber diese Verfolgung wird das Mittel sein, das Gott benützt, um das Evangelium vor die Grossen dieser Erde zu bringen – ein «Zeugnis» vor Statthaltern und Königen. Zudem muss dieses Evangelium zuvor allen Nationen gepredigt werden, bevor Christus kommt. Im Hinblick auf dieses Zeugnis und die Verfolgung, die es mit sich bringt, ermahnt der Herr seine Jünger, nicht im Voraus zu sorgen, was sie zu ihrer Verteidigung sagen sollten, wenn sie als Gefangene vor die Grossen dieser Erde gestellt werden würden. Sie sollten einfach reden, was irgend ihnen in jener Stunde gegeben werde, denn nicht sie würden die Redenden sein, sondern der Heilige Geist.

Vers 12

Viertens werden die Jünger darauf vorbereitet, dass das Vorstellen der Wahrheit in der Kraft des Heiligen Geistes im menschlichen Herzen derart schlimme Feindschaft hervorrufen wird, dass die Verfolgung vonseiten verwandtschaftlicher Beziehungen kommen wird, und je näher die Familienbande, desto erbitterter der Hass. Der Bruder wird den Bruder zum Tod überliefern, der Vater das Kind; und Kinder werden sich gegen die Eltern erheben und ihre Hinrichtung bewirken.

Vers 13

Fünftens wird den Jüngern vorausgesagt, dass die Verfolgung nicht nur vonseiten der Regierenden und der nächsten Familienangehörigen kommen wird, sondern dass sie von allen gehasst werden würden, weil sie den Namen Christi bekennen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, dieser wird errettet werden – was immer das Ende auch sein wird, sei es der Tod als Märtyrer oder das Erscheinen Christi auf dieser Erde. Wie immer wird der Test der Echtheit das Ausharren sein. Es mag tatsächlich Versagen geben, und manche mögen in ihrer Liebe erkalten, aber jene, die echten Glauben haben, werden ausharren. Petrus brach zusammen, aber sein Glaube hörte nicht auf, er hielt stand bis zum Ende.