Was können wir von den Schafen lernen?

In der Bibel begegnen wir verschiedene Male – z.B. in Psalm 23, Hesekiel 34 und Johannes 10 – dem Bild vom Hirten und seiner Herde. Der Heilige Geist wendet es auf die Beziehungen des HERRN zu seinem irdischen Volk an, im Neuen Testament aber auf den Herrn Jesus und die Seinen, die an Ihn glauben.

Für diesmal stellen wir uns im Zusammenhang damit aber nur die einfache Frage: Was können wir von den Schafen lernen?

Für viele ist dieses Tier der Inbegriff der Dummheit, ein unselbständiges Herdentier. Aber das Wort macht im erwähnten Bild im Gegenteil auf das kluge Verhalten des Schafes aufmerksam und stellt es uns Menschen in mancher Hinsicht als ein Beispiel hin, das wir nachahmen sollen.

Das Schaf lässt sich finden

Ohne Führung ist das Schaf verloren. Es kann sich nicht orientieren und verirrt sich. In der Wüste findet es keine Nahrung und kein Wasser. Den Gefahren weiss es nicht zu begegnen und den wilden Tieren gegenüber kann es sich nicht verteidigen.

Wenn sich – was selten vorkommt – ein Schaf von der Herde löst und umherirrt, so macht sich der Hirte auf die Suche.

Wie verhält sich nun dieses Schaf? Eilt es davon oder versteckt es sich, wenn der suchende Hirte naht? Nein, es lässt sich finden!

Unser aller Leben hat auf ebensolche Weise begonnen. Bei uns Menschen war dies keine Ausnahme. «Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen Weg» (Jes 53,6), auf einen Weg, der von Gott wegführte und im Verderben endet.

Aber was ist geschehen? Vom Himmel her ist «der gute Hirte» gekommen. Er hat sein eigenes Leben für die Schafe gelassen (Joh 10,11.15.17.18). Dadurch hat Er für sie, für alle an Ihn Glaubenden, die Sünde gesühnt, die Strafe getragen und den Feind zunichtegemacht. Hätte Er einen grösseren Beweis von Liebe geben können?

Das ist aber noch nicht alles. Er geht auch dem verlorenen Schaf nach, «bis er es findet.» «Und wenn er es gefunden hat, legt er es mit Freuden auf seine Schultern» und bringt es «nach Hause» (Lk 15,4-6).

Wer handelt nun töricht, das Schaf, das sich zu seiner Herde zurückführen lässt, oder die vielen verirrten Sünder, die vor der suchenden Liebe des guten Hirten fliehen?

Das Schaf vertraut seinem Hirten

Der Hirte trägt das gefundene Schaf zu seiner Herde. Das ist sein Platz, und es kommt nicht oft vor, dass es ihn verlässt. Es vertraut seinem Hirten und unterzieht sich allen seinen Anordnungen.

Und wir, die wir zur Herde des guten Hirten gehören, vertrauen wir unser ganzes Leben seiner täglichen, ununterbrochenen Führung an? Oh, dieses Vertrauen ist ein so ungeheuer wichtiges Element im Leben des Christen! Es wird sich darin zeigen, dass wir uns in allem seinem Willen unterwerfen, auch wenn er unserem eigenen Wünschen und Wollen entgegen ist.

Wir lernen dieses völlige Vertrauen auf Ihn nur in dem Mass, wie wir das Vertrauen auf unser eigenes Herz, auf die eigene Weisheit, den eigenen Verstand und die eigene Kraft aufgeben. (Vgl. Sprüche 28,26; 3,5).

Wie äussert sich beim Schaf dieses Vertrauen in seinen Hirten?

Das Schaf weidet auf den Auen, zu denen der Hirte es hinführt

Die Herde grast in der Nähe des Hirten. Dieser weiss, wo es grüne Auen und frisches Wasser hat. Das Schaf hat ihm vertraut und ist ihm zu diesem Weideplatz gefolgt. Geht er weiter, so läuft es ihm nach.

Haben wir nicht noch weit mehr Ursache, hinsichtlich Weide und Wasserquelle auf unseren «guten Hirten» zu vertrauen? Er sagt: «Ich bin das Brot des Lebens: wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird niemals dürsten.» Und auch: «Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke» (Joh 6,35; 7,37). Das sind klare Angaben dafür, wo wir die «grünen Auen» und das «frische Wasser» zu suchen haben: Sie sind nur in Ihm und bei Ihm zu finden. Auch der Heilige Geist leitet uns immer wieder zu Ihm hin.

Sucht unser Herz voll Vertrauen die Nähe des guten Hirten? Traut es Ihm zu, dass Er es zur besten Weide führt? Oder suchen wir andere Weideplätze? Die Welt hat deren so viele, denken wir nur schon an den Lesestoff! …

Von unserer Antwort hängt Glück und Wehe ab. Wenn der Psalmist voller Überzeugung ausruft: «Mir wird nichts mangeln!», so deshalb, weil er sich vom guten Hirten «lagern» und «führen» liess. Die ganzen Segnungen des 23. Psalms, worin nur das wunderbare Tun des göttlichen Hirten beschrieben wird, sind einzig für den, der beständig seine Nähe sucht.

Das Schaf geht auf den Wegen des Hirten

Welch liebliches und rührendes Bild: eine Schafherde, die ihrem Hirten folgt! Ihm nachfolgen, das ist ihre ganze Weisheit. Aber könnten sie etwas Vernünftigeres tun? Der Hirte ist ihnen an Verstand und Wissen und Erfahrung weit überlegen. Er weiss den richtigen Weg, kennt alle Gefahren und kann sie allein zu den rechten Lagerplätzen führen. In seiner Gegenwart allein finden sie Bewahrung und Sicherheit. Er trägt für alles die Verantwortung.

Ist der Abstand zwischen der Weisheit unseres guten Hirten und unserer eigenen Einsicht nicht noch viel grösser? Wie viel Ursache haben daher auch wir, in steter Abhängigkeit Ihm zu folgen! Dann stehen wir unter seinem Schutz und geniessen den Frieden und die Freude seiner Gemeinschaft. So wird auch unser Wandel Gott wohlgefällig sein. Immer aber, wenn wir unserer eigenen Weisheit und unserem Eigensinn folgen, geht es schief. Das haben wir schon so oft gemerkt!

Er führt uns in Pfaden der Gerechtigkeit «um seines Namens willen». Der Name Jesus erinnert uns daran, dass Er als Mensch hier auf der Erde in vollkommener Abhängigkeit von seinem Vater lebte. Er tat allezeit das Ihm Wohlgefällige. Er hat die Gebote seines Vaters gehalten und ist so in seiner Liebe geblieben.

Das war die Quelle seiner Freude (vgl. Joh 8,29; 15,10.11). Um seines Namens willen führt Er uns nun auf denselben Pfaden, damit seine Freude auch in uns sei. Auch wir sind «auserwählt … zum Gehorsam … Jesu Christi» (1. Pet 1,2).

Das Schaf kennt die Stimme des Hirten und folgt ihm

Dass das Schaf den Klang der Stimme seines Hirten zu unterscheiden vermag, ist seine Rettung. Fremde haben schon in böser Absicht Schafen zu rufen versucht; aber diese kennen deren Stimme nicht und fliehen vor ihnen.

Ach, wie viele Stimmen von «Fremden» gibt es doch in der Welt! Sie möchten die Gläubigen vom guten Hirten und von seiner Weide weglocken. Und hinter diesen Stimmen steht der «Dieb», der stehlen und schlachten und verderben will.

Möchten wir doch auch hierin den Schafen gleichen und unser Herz und Ohr einfältig (durch eine Falte) auf den Herrn gerichtet halten, damit wir in dem Stimmengewirr dieser Welt jederzeit seine Stimme unterscheiden können. «Er geht vor uns her»: Wir können Ihn im Glauben sehen und seinem Beispiel folgen. Aber Er redet auch durch sein Wort und seinen Geist zu unseren Herzen: Wir können Ihn hören.

Welch einen vollkommenen, einzigartigen Hirten haben wir doch in dieser Welt! Er sorgt in so wunderbarer Treue für uns! Wenn wir Ihm allezeit folgen, wie rechte Schafe es tun, so wird es auch unsere Erfahrung sein: «Mir wird nichts mangeln.»