Ich bin unglücklich

Du sagst: «Ich bin sehr unglücklich. Die Dinge, die einst meine Freude waren, üben leider wieder ihre Anziehungskraft auf mich aus. Wohl preise ich den Herrn für sein Werk auf dem Kreuz. Auch finde ich Gefallen am Lesen des Wortes. Aber ich kann meine Gedanken nicht auf Christus gerichtet halten. Ich muss daraus schliessen, dass Er nicht wirklich der Anziehungspunkt meines Herzens ist. Ich verstehe mich selbst nicht. Was soll ich nur tun?»

Ich will versuchen, dir zu helfen, soweit der Herr mich dazu befähigt.

Ich bin froh, dass du merkst, dass bei dir etwas nicht stimmt und auch, dass du dich danach sehnst, wieder zurecht zu kommen. Die Sache wäre viel schlimmer, wenn dieser Zustand andauerte, ohne dass du Rat suchtest.

Der Hauptgrund deiner Unglückseligkeit liegt vermutlich darin, dass es deine Gewohnheit ist, mehr in dich selbst hineinzublicken als auf Christus. Du beschäftigst dich mit dem, was du denkst, was du fühlst, anstatt mit dem, was Christus gesagt und getan hat und was Er tut. Du machst dich selbst zum Mittelpunkt, statt Christus.

Lies einmal für dich selbst, was der Herr in Johannes 15,1-10 über das Geheimnis wahrer Jüngerschaft und Fruchtbarkeit gesagt hat. Merke dir besonders seine Anweisung, die darin immer und immer wiederkehrt. Es ist das Wort: «Bleibe in mir.» – «Ohne mich», sagt Er, «könnt ihr nichts tun.»

Aus deinen Worten scheint hervorzugehen, dass du vom Herrn abgelenkt wurdest und nicht in Ihm geblieben bist.

Aus der erwähnten Stelle geht ganz klar hervor, dass, wenn du sorgfältig auf die Worte des Herrn achtest, deine Schwierigkeiten verschwinden werden und Freude dein Teil sein wird, und nicht Trübsinn. Beachte, was Er hinzufügt: «Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde» (Vers 11). Wenn deine Freude nicht «völlig» ist, so muss dies daher rühren, dass du vergessen hast, was der Herr in den Versen 1-10 über das Bleiben in Ihm gesagt hat.

Was bedeutet dieses «in Christus bleiben»? Nichts anderes als das ständige Bewusstsein seiner Nähe bei dir. Glaubst du, dass Er bei dir ist, oder glaubst du es nicht? Der Herr sagte, bevor Er aus dieser Welt wegging: «Siehe, ich bin bei euch alle Tage» (Mt 28,20). Auch gab Er den Jüngern die Zusicherung: «Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch» (Joh 14,18). Paulus sagte in Rom: «Der Herr aber stand mir bei» (2. Tim 4,17). Ist Er bei dir?

Für einen Gläubigen ist die Verheissung der Gegenwart des Herrn kein Geheimnis, sondern eine einfache, feste Tatsache, und er bleibt in seiner Gegenwart, solange er sich im Glauben auf diese Verheissung stützt. Erinnere dich stets daran, dass der Herr bei dir ist und dir beisteht. Glaubst du es? Ja oder Nein?

Das Lesen des Wortes und das Preisen des Herrn für sein Werk darf nicht nur aus einem Pflichtgefühl heraus getan werden. Möglicherweise ist dein Leben freudlos geworden, weil du vergessen hast, dass Er so nahe bei dir ist. Trifft dies zu, so bist du nicht in Ihm geblieben, und es ist dann nicht zu verwundern, wenn dein Herz kalt und unglücklich geworden ist. Das Ziel von Paulus war: «Ihn zu erkennen» (Phil 3,10). Auch du musst also danach streben, Ihn zu erkennen, und darfst nicht jenen Jüngern gleichen, die «nicht wussten, dass es Jesus sei», und Er war doch unmittelbar bei ihnen!

Vergiss nicht, dass in dir, das ist in deinem Fleisch, «nichts Gutes wohnt» (Röm 7,18). Erwarte nicht vom Fleisch, dass es gut wird und gut bleibt. Aus einem toten Ding Leben und Liebe hervorbringen zu suchen, ist vergebliches Bemühen. Du bist gestorben und dein Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott (Kol 3,3).

Bleibe daher in Christus. Bleibe in fortwährender, persönlicher, lebendiger Berührung mit Ihm. Dann wird jedes Ding in deinem Leben in die richtige Beziehung, ins rechte Verhältnis rücken, und Christus selbst wird in dir leben. Der Herr sagt: «Bleibt in mir und ich in euch.» Bete dieses Gebet: «Herr Jesus, mache mir dich selbst zu einer lebendigen, strahlenden Wirklichkeit!» Und wenn du die Schrift liest, so bete auch: «Herr, zeige mir dich selbst!»