Lohnt es sich, ein Jünger des Herrn Jesus zu sein?
Diese Frage bewegte auch die zwölf Jünger Jesu, als sie den reichen jungen Mann traurig weggehen sahen. Er liebte seinen Reichtum zu sehr, als dass er bereit war, dem Herrn nachzufolgen. Doch sie wollten den Herrn nicht verlassen. Warum blieben sie bei Ihm? Was hatten sie davon, dass sie Ihm nachfolgten?
Wie so oft ist es Petrus, der dem Herrn die Frage stellte, und wir sind ihm dankbar dafür, dass er es tat. Ist es nicht auch für uns wichtig, dass wir wissen, warum wir Ihm folgen? Nachfolgen bedeutet immer etwas verlassen. Aber man verlässt es, um dafür bei Ihm zu sein. Wenn wir etwas aufgeben, müssen wir sicher sein, dass es sich wirklich lohnt, sonst werden wir früher oder später zurückbleiben.
1) Verlieren, um zu gewinnen
Die Jünger der ersten Stunde haben wirklich viel aufgegeben. «Petrus aber sprach: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlassen hat um des Reiches Gottes willen, der nicht vielfach empfängt in dieser Zeit, und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben» (Lk 18,28-30).
Nachfolgen hat auch heute Konsequenzen. Da hat sich z.B. ein junger Mann bekehrt. Seine Eltern sind noch ungläubig. Sie bemerken seine Veränderung zum Guten, aber sie verstehen nicht, dass er nun andere Interessen hat. Es entsteht eine Entfremdung. Als er von zu Hause wegzieht, findet er bei einem gläubigen Ehepaar eine Unterkunft. Sie werden ihm zu einem geistlichen Vater und einer geistlichen Mutter. Weiter findet er im Kreis der Familie Gottes viele Brüder und Schwestern, denen er nun durch den Glauben näher steht als seinen eigenen Eltern.
Der Verlust, den wir jetzt erleiden mögen, führt zu einem doppelten Gewinn:
- Heute durch das, was der Herr dir und mir in seiner Nachfolge schenkt – allem vorab durch ein sinnerfülltes Leben.
- In der Zukunft das ewige Leben in seiner ganzen Fülle als Krönung der Nachfolge. Umgekehrt werden wir, wenn wir dem Herrn nicht konsequent nachfolgen, gewissen Leiden aus dem Weg gehen, aber den Genuss der Gemeinschaft mit Ihm verlieren.
Als Beispiel mag uns Jakob dienen, der vor dem Pharao bekennen musste: Wenig und böse waren die Jahre meiner Fremdlingschaft im Vergleich zu denen meiner Väter – obwohl er ein Alter von 130 Jahren erreicht hatte (1. Mo 47,7-10). Seine Worte drücken das Bedauern aus, Jahre für sich selbst gelebt zu haben. Erst gegen Ende seines Lebens, als er nach Bethel zurückgekehrt war, hatte er die Gemeinschaft mit dem HERRN gesucht.
Und wie sieht die Belohnung in unserem Fall aus? Wir merken bald, dass wir sie nicht in Geld und Gütern finden werden. Diese sind nicht nur eins der wesentlichen Hindernisse, dass Menschen zum Glauben kommen. Sie halten auch uns davon ab, dem Herrn praktisch nachzufolgen. Ist es nicht auffallend, dass arme Menschen einfacher zum Herrn finden als reiche? Der Herr hat uns etwas Wertvolles und Bleibendes zugedacht:
2) Nähe zum Sohn und zum Vater und Gemeinschaft mit ihnen sind Belohnung für den Diener
Um zu verstehen, wie der Herr seine Jünger und Diener belohnt, muss man zuerst den Wertmassstab Gottes kennen lernen: «Wer sein Leben lieb hat, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren» (Joh 12,25). Das geht gegen menschliches, egoistisches Denken. Der Mensch will gewinnen, um zu besitzen. Der Herr lehrt, dass man zuerst säen muss, um ernten zu können. In Bezug auf das Leben heisst das, dieses zuerst verlieren, um es dann zu gewinnen.
Sein Leben lieb haben bedeutet, es egoistisch und nach den eigenen Vorstellungen zu leben. Es für sich retten zu wollen bedeutet, für diese Welt zu leben. Auf diese Weise wird man es sicher verlieren (Mk 8,35).
Wer es dagegen hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren. Sein Leben hassen heisst, sein eigenwilliges, sündiges Leben hassen. Dafür schenkt der Herr als Belohnung das ewige Leben, ein Leben in seiner Nähe und in Gemeinschaft mit Ihm und dem Vater. Das erklärt der Herr in den folgenden drei Punkten aus Johannes 12,26:
- «Wenn mir jemand dient, so folge er mir nach.» In dieser Aussage verbindet Er dienen und nachfolgen miteinander. Wer dem Herrn dienen will, muss Ihm nachfolgen, sonst ist er ein unabhängiger Diener, der seinen eigenen Willen tut. Wer Ihm nachfolgt, dem wird Er auch einen Auftrag erteilen, denn Er hat für jeden eine Aufgabe. Es ist ein grosses Vorrecht, dass Er solche, wie wir sind, in seinen Dienst stellt! Unser Dienst kann nur in Gemeinschaft mit Ihm fruchtbar sein. «Wie die Rebe nicht von sich selbst aus Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt» (Joh 15,4). Wenn du Ihm dienst und folgst, wirst du durch seine Nähe belohnt.
- «Wo ich bin, da wird auch mein Diener sein.» Woran erkannten die Menschen die Jünger des Herrn Jesus? – Daran, dass sie mit Jesus gewesen waren, an ihrer Sprache, ihrem Verhalten (Apg 4,13). Heute wird man einen Jünger an seinen Worten, seinem Verhalten und daran erkennen, dass er gern da ist, wo der Herr verheissen hat, in der Mitte zu sein. Für die Zukunft hat der Herr Jesus im Blick auf seine Jünger den Vater gebeten: «Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt» (Joh 17,24). Nähe und Gemeinschaft mit dem Herrn sind auch dein kostbares Vorrecht, wenn du Ihm folgst.
- «Wenn jemand mir dient, so wird der Vater ihn ehren.» Der Unterschied zwischen einem natürlichen Menschen und einem Nachfolger des Herrn Jesus besteht darin: Ein Mensch lebt sich selbst, ein Jünger Jesu dagegen dient seinem Herrn. Dieser ist jetzt noch der verworfene Sohn des Menschen. Deshalb können wir, wenn wir dem Herrn nachfolgen, keine Ehre von den Menschen erwarten, dafür aber von Gott, der unser Vater ist. Wie viel wert ist die vergängliche Ehre der Welt im Gegensatz zur Ehre des Vaters? Welch ein Vorrecht, dass du deinen Weg unter dem anerkennenden Blick des himmlischen Vaters gehen und in seiner Gunst stehen darfst! Was für ein Trost für jeden Diener, die Zustimmung seines Vaters zu finden! Die Gemeinschaft mit Ihm ist sein besonderes Teil.
3) Lohn und Krone
Wir folgen dem Herrn, weil Er uns geliebt hat. Wir dienen, weil die Liebe des Christus uns dazu drängt (2. Kor 5,14). Und doch verspricht der Herr uns Lohn und Vergeltung, um uns anzuspornen, besonders dann, wenn Ausdauer gefordert ist. Deshalb verbindet der Herr den Lohn mit seiner Person: «Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist» (Off 22,12). Der Lohn ist so wertvoll, weil er von Ihm kommt. Wenn wir den Lohn nicht wertschätzen, achten wir auch die Person gering, die uns so reich belohnen will. Heisst es nicht auch von unserem Herrn, dass Er für die vor Ihm liegende Freude das Kreuz erduldete?
Denken wir an die Worte, die der Herr im Gleichnis von den Talenten für seine guten Knechte hat: «Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn» (Mt 25,21.23) Ist nicht allein schon die Anerkennung: «Wohl, du guter und treuer Knecht», der Mühe wert, Ihm zu folgen? Und doch will Er uns an seiner eigenen Freude teilhaben lassen und uns auf diese Weise belohnen, indem Er hinzufügt: «Geh ein in die Freude deines Herrn.» Vielfältig und mehrfach sind seine Zusagen für jeden, der Ihm nachfolgt, Ihm dient und sogar mit Ihm oder für Ihn leidet. Sie sollen uns Ansporn sein:
- Wer alles verlassen hat, um Ihm zu folgen, wird hundertfach empfangen und dazu ewiges Leben erben (Mt 19,27-30).
- Die, die am Haus Gottes mitbauen, erinnert der Geist Gottes an ihre Verantwortung, damit sie darauf achten, wie sie bauen, um ihren Lohn nicht zu verlieren: «Wenn das Werk jemandes bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen» (1. Kor 3,14).
- Auch in Bezug auf Säen und Ernten im Dienst, stellt der Herr eine Belohnung in Aussicht: «Der erntet, empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit beide, der sät und der erntet, zugleich sich freuen. Denn hierin ist der Spruch wahr: Einer ist es, der sät, und ein anderer, der erntet» (Joh 4,36.37). Das Säen ist nicht die gleich befriedigende Arbeit wie das Ernten, weil es auf Hoffnung und manchmal unter Tränen geschieht. Geerntet wird dagegen mit Jubel. Ernten bringt Genugtuung mit sich. So weiss der Herr jeden für seine Mühe zu belohnen.
- Nachfolgen kann aber auch bedeuten, mit Ihm oder für Ihn zu leiden. Deshalb ermuntert Er seine Jünger mit den Worten: «Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen und wenn sie euch ausschliessen und schmähen und euren Namen als böse verwerfen um des Sohnes des Menschen willen; freut euch an jenem Tag und hüpft vor Freude, denn siehe, euer Lohn ist gross in dem Himmel» (Lk 6,22.23). Der Lohn wird unserer Treue angemessen sein, aber sicher alles übertreffen, was wir uns ausdenken können.
Zudem stellt der Herr als besondere Anerkennung und Ehre Kronen in Aussicht. Wir weisen auf drei Kronen hin, die auf das Nachfolgen, Dienen und Leiden folgen:
- Ein Jünger sein heisst dem Herrn Jesus nachfolgen. Paulus vergleicht dies mit dem Laufen in der Rennbahn: «Wisst ihr nicht, dass die, die in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber einer den Preis empfängt? Lauft nun so, dass ihr ihn erlangt. Jeder aber, der kämpft, ist enthaltsam in allem; jene freilich, damit sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche» (1. Kor 9,24.25).
- Auch für den Dienst verheisst der Herr eine Krone. Für Paulus waren die Thessalonicher, denen er diente, seine Krone: «Wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes? Nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft? Denn ihr seid unsere Herrlichkeit und Freude» (1. Thes 2,19.20).
- Eine besondere Krone verleiht der Herr denen, die für seinen Namen leiden, wie Johannes an die Versammlung in Smyrna schrieb: «Fürchte nichts von dem, was du leiden wirst. Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Drangsal haben zehn Tage. Sei getreu bis zum Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben» (Off 2,10).
Zusammenfassend halten wir fest, dass der Herr uns für das belohnt, was Er durch seine Gnade in uns bewirken konnte. Sein Lohn ist nicht einfach eine «Abgangsentschädigung», sondern bleibender Lohn. Zudem wird Er uns ehren. Aber weil alle Ehre Ihm gehört, werden die Ältesten im Himmel – die Repräsentanten der verherrlichten Erlösten – ihre Kronen vor Dem niederwerfen, der auf dem Thron sitzt: «Dann werden die 24 Ältesten niederfallen vor dem, der auf dem Thron sitzt, und den anbeten, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und werden ihre Kronen niederwerfen vor dem Thron und sagen: Du bist würdig, o unser Herr und unser Gott, zu empfangen die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht; denn du hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden» (Off 4,10,11).
Lohnt es sich nicht, dem Herrn nachzufolgen?