Jünger sind informierte Leute
In den Abschiedsworten des Herrn Jesus an seine Jünger wiederholt Er mehrmals den Gedanken, den wir in Johannes 13,19 finden: «Von jetzt an sage ich es euch, ehe es geschieht.» Er informierte sie im Voraus über vieles, das geschehen und sie treffen würde. – Ich habe es dir doch gesagt! Das ist die Ermahnung, die wir schnell zur Hand haben, wenn etwas schief gelaufen ist! Doch wer hört so etwas schon gern? Wohl niemand.
Aber der Herr sagte es seinen Jüngern vorgängig, damit sie in ihrem Glauben nicht irritiert und Schaden nehmen würden. Sie sollten durch die tragischen Ereignisse, die sich innert Stunden überschlagen würden, nicht Anstoss nehmen und zu Fall kommen. Er behandelte seine Jünger als seine Freunde, die man im Voraus ins Vertrauen zieht und informiert. Deshalb verärgerten diese Worte sie nicht. Sie waren vielmehr ein Beweis der Liebe und des Vertrauens des Herrn zu ihnen.
1) Damit ihr glaubt, wenn es geschieht
Der Herr wusste, dass Schlag auf Schlag Ereignisse eintreffen würden, die seine Jünger aus der Bahn hätten werfen können. Deshalb tröstete Er sie mit den Worten:
«Von jetzt an sage ich es euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, glaubt, dass ich es bin … Als Jesus dies gesagt hatte, wurde er im Geist erschüttert und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Einer von euch wird mich überliefern» (Joh 13,19.21).
Die Tatsache, dass einer der Jünger den Herrn überliefern würde, erschütterte Ihn und die Jünger zutiefst. Sie konnten dies, obwohl der Herr es ihnen gesagt hat, kaum für möglich halten. Doch der Herr hat es ihnen gesagt, damit, wenn es dann geschehen würde, sie Ihm, dem Sohn Gottes, glauben würden und ihr Glaube nicht zugrunde gerichtet würde.
«Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe: Ich gehe hin, und ich komme zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe, denn der Vater ist grösser als ich. Und jetzt habe ich es euch gesagt, ehe es geschieht, damit, wenn es geschieht, ihr glaubt» (Joh 14,28.29).
Er musste von ihnen Abschied nehmen, weil Er zum Vater zurückkehrte. Das Abschiednehmen ist schwer, besonders wenn es für immer ist und man weiss, dass man sich auf der Erde nicht mehr sehen wird. Der Abschied von einer geliebten und vertrauten Person, wie der Herr es war, hätte den Fortgang ihrer Nachfolge aufhalten können. Deshalb hat der Herr es ihnen im Voraus gesagt, damit sie dann im Glauben fest bleiben würden.
«Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht Anstoss nehmt. Sie werden euch aus der Synagoge ausschliessen. Es kommt aber die Stunde, dass jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen. Und dies werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben. Dies aber habe ich zu euch geredet, damit, wenn die Stunde gekommen ist, ihr euch daran erinnert, dass ich es euch gesagt habe. Dies aber habe ich euch von Anfang an nicht gesagt, weil ich bei euch war» (Joh 16,1-4).
Weder der Verrat von Judas noch der Weggang des Herrn, noch Verfolgungen, die sie treffen würden, sollten ihren Glauben erschüttern. All das Angekündigte ist eingetroffen, wie der Herr es ihnen gesagt hatte. Tatsächlich sind sie durch diese Worte des Herrn in ihrem Glauben bestärkt worden. Auch wir werden als seine Jünger darüber informiert, dass wir durch viele Trübsale ins Reich Gottes eingehen werden (Apg 14,22).
2) Damit ihr in mir Frieden habt
Unser Glaube soll aber nicht nur unerschüttert bleiben, sondern gefestigt und gewurzelt werden. Deshalb redete der Herr zu den Jüngern, damit sie in Ihm Frieden hätten:
«Dies habe ich zu euch geredet, während ich bei euch bin. Der Sachwalter aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam.»
«Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden» (Joh 14,25-27; 16,33).
Der Herr spricht drei Mal von Frieden zu ihnen:
- Frieden lasse ich euch. Er ging hin, um durch das Blut seines Kreuzes, d.h. durch seinen Tod, Frieden zu machen. Der Mensch ist grundsätzlich in Feindschaft mit Gott. Aufgrund des Kreuzestodes seines Sohnes streckt Gott jetzt jedem seine versöhnende Hand entgegen. Wer in sie einschlägt, bekommt Frieden mit Ihm. Die Feindschaft ist ausgeräumt, er darf in Gott ruhen.
- Meinen Frieden gebe ich euch. Dies ist der Frieden, in dem der Herr Jesus als Mensch in allen Situationen seines Lebens geruht hat – auch in den letzten Stunden vor dem Kreuz. Diesen Frieden möchte Er auch uns schenken.
- Zudem sollten sie in Ihm Frieden haben. Bis jetzt war Er als Mensch unter ihnen und als solcher an Raum und Zeit gebunden. Er konnte nicht gleichzeitig mit mehreren Personen sprechen, was zum Beispiel bei der Begebenheit deutlich wird, als die Frauen ihre Kinder zu Ihm bringen wollten und die Jünger es ihnen verwehrten (Lk 19,13-15). Wenn Er jetzt aber zu seinem Vater zurückgehen und dann durch den Geist bei ihnen sein würde, wäre Er allezeit bei ihnen. Deshalb konnten sie neu in Ihm Frieden haben. Er war in ihnen und sie in Ihm.
3) Damit meine Freude in euch sei
«Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibt in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde. Dies ist mein Gebot, dass ihr einander liebet, wie ich euch geliebt habe» (Joh 15,9-12).
Er will uns nichts weniger als seine eigene Freude schenken. Wie erlangen wir diese völlige Freude? Indem wir in seiner Liebe bleiben! Er ist dabei unser Beispiel. «Wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.» Wenn wir Ihn lieben, so lasst uns seine Gebote halten. Sein Gebot ist, dass wir einander lieben sollen. Beachten wir den Zusammenhang zwischen
- dem Bleiben in seiner Liebe,
- dem Halten seiner Gebote und
- dem Erfülltsein mit völliger Freude.
Die Liebe ist nicht unsere natürliche Liebe, sondern die Liebe, die Er durch den Geist Gottes in unsere Herzen ausgegossen hat. Sein Gebot ist ein weises Gebot, von dem Er sagt: «Meine Gebote sind nicht schwer!» Sie kommen von Ihm, der selbst die Gebote seines Vaters gehalten hat. Gibt es eine Freude, die tiefer, reiner, bleibender ist als seine Freude? Diese, seine Freude, will Er uns schenken, damit unsere Freude völlig werde. Jünger des Herrn Jesus reagieren sehr verschieden, wenn es das zu bewältigen gilt, was auf dem gemeinsamen Weg Mühe verursacht. Doch sie sind mit grossen und kleinen Gefässen vergleichbar, die, wenn sie in den Ozean seiner Liebe eingetaucht sind, alle mit völliger Freude erfüllt sind.
4) Er teilt uns so viel mit, wie wir zu tragen vermögen
«Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen» (Joh 16,12-14).
Der Herr redete zu seinen Jüngern, aber Er überforderte sie nicht. Er hätte ihnen noch viel zu sagen gehabt, aber Er beschränkte sich darauf, sie zu trösten. Im Besonderen wies Er sie auf den Tröster, den Heiligen Geist, hin, den Er vom Vater zu ihnen senden würde. Dieser würde sie Schritt für Schritt in die ganze christliche Wahrheit leiten und sie auch über die Zukunft informieren. Der erhabenste Dienst des Geistes Gottes aber ist, den Herrn Jesus zu verherrlichen. Wie tut Er das? Er belehrt uns über Jesus Christus und zeigt uns durch das Wort, wie Er ist. Durch die Erkenntnis des Sohnes führt Er uns zur Erkenntnis des Vaters.
5) Er redete offen vom Vater zu ihnen
«Dies habe ich in Gleichnissen zu euch geredet; es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Gleichnissen zu euch reden, sondern euch offen von dem Vater verkündigen werde …; denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich lieb gehabt und geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin» (Joh 16,25.27).
Es geht nicht nur um uns. Der Herr Jesus kam als der Gesandte des Vaters, um uns den Vater kundzutun. Leider hatte die Masse des Volkes seine Worte nicht angenommen, so dass Er sie in Gleichnissen belehren musste. Jetzt aber war die Zeit gekommen, da Er den Seinen offen vom Vater erzählen konnte. Er war der Weg zum Vater. Wenn sie Ihn erkannt hätten, hätten sie auch seinen Vater erkannt. Einem Philippus hatte Er erklärt: So lange Zeit bist du bei mir und hast mich nicht erkannt? Wer mich erkannt hat, hat den Vater erkannt. Der Vater selbst hat euch lieb!
Jeder Mensch hat einen Vater, aber nicht jeder kennt seinen Vater, und nicht jeder, der weiss, wer sein Vater ist, hat auch eine gute Beziehung zu ihm. Natürliche Beziehungen sind uns geschenkt, damit wir eine Ahnung von der wunderbaren Beziehung haben, die unser himmlischer Vater zu uns sucht.
Diese mahnenden und tröstenden Worte unseres Herrn sind auch uns gegeben, damit wir glauben und nicht erschüttert werden, selbst wenn wir in Schwierigkeiten kommen. Sein Frieden und seine Freude sind unser Teil. Die Erkenntnis des Vaters im Sohn und der Genuss der Gemeinschaft mit dem Vater sind das Ziel der letzten Worte unseres Herrn.