Jüngerschaft und Nachfolge (2)

Die Bedingungen zur Nachfolge

Die Bedingungen zur Nachfolge

«Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme täglich sein Kreuz auf und folge mir nach. Denn wer irgend sein Leben erretten will, wird es verlieren; wer aber irgend sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es erretten.

Denn was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst aber verliert oder einbüßt? Denn wer irgend sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommt in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel» (Lk 9,23-26; vgl. Mt 16,24-27).

Obwohl der Herr sich an alle richtet, ist der Ruf zur Nachfolge persönlich. Nehmen wir Simon Petrus als Beispiel, der zum Herrn Jesus kam, bei Ihm blieb und Ihm dann auch nachfolgte. Das trug sich so zu: Wir dürfen sicher annehmen, dass Simon, als er von Johannes getauft wurde, Buße getan hatte. Dann wurde er durch seinen Bruder Andreas zum Herrn Jesus, den Johannes der Täufer das Lamm Gottes nannte, geführt (Joh 1,41.42). Simon glaubte an den Herrn und Dieser gab ihm einen neuen Namen: Petrus, was Stein bedeutet. Damit ist er ein Beispiel für jeden Jünger des Herrn, den Er bei der Bekehrung zu einem lebendigen Stein an seinem Haus macht.

Erst später, als der Herr sein Boot benutzte, um zu den Volksmengen zu sprechen, begann Petrus auch die Nachfolge (Lk 5,4-11). Der Herr blieb ihm bei jener Gelegenheit nichts schuldig. Er entschädigte ihn für die Benutzung des Bootes mit dem wunderbaren Fischfang.

Aber was hat Petrus veranlasst, dem Herrn zu folgen? War es nicht die herrliche Person Jesu, der alles wusste und allmächtig war? Der, dem die Fische gehorchten, musste der Sohn Gottes sein, was Petrus später auch bezeugte (Lk 9,20). Zu jener Zeit sprach der Herr zudem von sich als dem Sohn des Menschen, der leiden und auferstehen sollte.

Petrus folgte einer wunderbaren Person, obwohl er seine wahre Grösse noch nicht kannte. Wir folgen Ihm als dem Sohn Gottes, aber auch als dem Sohn des Menschen, der gelitten hat. Doch bedenken wir: Die Nachfolge eines verworfenen Herrn hat Bedingungen. Der Herr nennt drei und gibt dazu drei Begründungen, damit wir Ihm ohne Wenn und Aber folgen können.

1) Verleugne dich selbst

Da geht es um unsere eigene Person, um unser Ich. «Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst.» Der Mensch lebt naturgemäss sein eigenes Leben, ein Leben nach seinen Gedanken, Vorstellungen und Wünschen, ein Leben der Selbstverwirklichung. Aber diese eigenen Wege enden in der Verirrung (Jes 53,6). Sich selbst verleugnen bedeutet, seinen eigenen Willen aufzugeben, von diesen eigenen Wegen zurückzukommen und Jesus Christus zu fragen: «Was willst du, Herr?» Wir geben damit nicht unsere Persönlichkeit auf, aber wir unterstellen uns dem Herrn. Wir müssen lernen, zwischen der Sicht Gottes und der von Menschen zu unterscheiden, wie der Herr Petrus erklärte: «Du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist» (Mt 16,23). Paulus erklärt es uns so: «Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat» (Gal 2,19.20).

Zu jeder Bedingung folgt auch eine Begründung: «Denn wer irgend sein Leben erretten will, wird es verlieren; wer aber irgend sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es erretten» (Lk 9,24). Wer sein Leben in eigener Regie führt, wird es – in Bezug auf die Ewigkeit – mit einem Totalverlust beenden. Wer aber bereit ist, es jetzt – nach den Gedanken der Menschen – zu verlieren, wird es in der Zukunft gewinnen. Wer zuerst Verlust in Kauf nimmt, der wird zudem jetzt in der Nachfolge des Herrn das «wirkliche Leben» ergreifen (1. Tim 6,19). Er gehört zu den Gewinnern.

2) Nimm täglich dein Kreuz auf

Da geht es um unser Verhältnis zur Welt. Sein Kreuz aufnehmen meint nicht das geduldige Ertragen der täglichen Mühen, Schwierigkeiten und Leiden, die uns auferlegt sind. Dieses Los haben alle Menschen, ob sie nun Jünger des Herrn sind oder nicht. Obwohl das Wort «etwas ist dein Kreuz» sprichwörtlich ist, entspricht es nicht den Belehrungen der Bibel. Es geht um unsere Selbstverleugnung gegenüber der Welt. Mit Welt sind hier die Menschen gemeint, die sich ohne Gott organisieren. Ein System, das ohne Gott funktioniert. Die Welt hat viele Gesichter. Ob die Menschen nun gottlos oder religiös sind, sie leben ohne Gott.

Am Kreuz scheiden sich die Geister: Wer möchte etwas mit einem Menschen zu tun haben, der unter der Last eines Kreuzes zur Richtstätte geführt wird? Ist jemand reich und einflussreich, wird er begehrt, ein Mensch mit einem Kreuz hingegen ist der Abschaum der Welt. Sein Kreuz aufnehmen bedeutet, sich auf die Seite des gekreuzigten Jesus zu stellen. Das Kreuz löst mich von der Welt und die Welt von mir. Paulus erklärt uns die Bedeutung des Kreuzes: «Von mir aber sei es fern, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt» (Gal 6,14). Er zeigt uns ein zweifaches Bild: Erstens ist die Welt mir gekreuzigt. Sie ist gewissermassen ans Kreuz geschlagen und ohne Anziehungskraft für mich. Zweitens bin ich der Welt gekreuzigt. Das bedeutet, dass sie mit mir nichts mehr zu tun haben will. Von der Welt abgeschrieben zu sein, ist für uns manchmal schwerer zu ertragen, als sie selbst abgeschrieben zu haben!

In seinen Abschiedsworten erklärte der Herr seinen Jüngern diese Reaktion der Welt: «Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihre lieb haben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, darum hasst euch die Welt» (Joh 15,19). Wir müssen also nicht erstaunt sein, wenn die Welt unsere Entscheidungen und unser Verhalten nicht versteht.

Auch für die zweite Bedingung gibt der Herr eine Begründung: «Denn was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst aber verliert oder einbüßt?» (Lk 9,25). Die Welt steht unter der Herrschaft Satans, dem Fürsten dieser Welt. Deshalb ist sie dem Jünger des Herrn gegenüber feindlich eingestellt. Was für einen wirklichen Gewinn gibt es in der Welt überhaupt? Ist sie der Preis einer Seele wert? Nein, der Preis deiner und meiner Seele ist zu hoch! Deshalb macht das Kreuz eine Trennung zur Welt, damit wir Christus gewinnen (Phil 3,8).

3) Folge mir nach

Wir folgen einer Person. Unser Herr ist einzigartig! Erkennen wir Ihn so? Er selbst hat seine Jünger gefragt: «Was sagen die Menschen, dass ich, der Sohn des Menschen, sei?» Nun, die Leute hatten ihre Meinung von Jesus Christus. Aber dann fragte der Herr seine Jünger: «Ihr aber, wer sagt ihr, dass ich sei?» Das ist auch für uns die entscheidende Frage: Wer ist Er für mich? In seiner Antwort stellt Simon Petrus zwei Herrlichkeiten der Person des Herrn vor:

«Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.» Diese Person ist der verheissene Messias und gleichzeitig der Sohn des lebendigen Gottes. Das ist nach dem Zeugnis von Hebräer 1 der Sohn, der von Ewigkeit ist. Das ist seine persönliche Herrlichkeit.

Was bedeutet uns der Sohn des Menschen? Drei Aspekte dieses Titel finden wir in Matthäus 16:

  1. Als Sohn des Menschen in seiner Erniedrigung. Gott wurde Mensch und als kleines Kind in die Krippe gelegt. Er ging seinen Weg unscheinbar (V. 13).
  2. Als Sohn des Menschen in seinen Leiden. Er musste von den Menschen leiden und getötet und von Gott auferweckt werden (V. 21).
  3. Der Sohn des Menschen in seiner zukünftigen Erhöhung: «Denn der Sohn des Menschen wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er jedem vergelten nach seinem Tun» (V. 27).

Wir folgen keiner geringeren Person als Ihm. Welche Ehrfurcht sollen wir vor Ihm, dem Sohn Gottes, haben! Als Sohn des Menschen in Niedrigkeit ist Er ein Beispiel für uns, das wir nachahmen dürfen. Er ging seinen Weg als ein Armer.

Wenn wir uns mit seinen Leiden und seiner Auferweckung beschäftigen, hat das einen gesegneten Einfluss auf unser Leben. Können wir leichtfertig mit der Sünde sein, wenn wir sehen, wie schwer Er dafür leiden musste? Seine Auferweckung gibt uns Heilssicherheit, denn Paulus bezeugt: «Er ist unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden» (Röm 4,25).

Jetzt ist Er von dieser Welt noch verworfen. Das bekommen wir zu spüren, wenn wir Ihm treu folgen. Doch wir wissen um seine zukünftige Herrlichkeit. Dies ist hier die Begründung, Ihm zu folgen und uns seiner nicht zu schämen (Lk 9,27). Er wird in seiner Herrlichkeit kommen, um jedem nach seinem Tun zu vergelten. Das weist auf unsere Verantwortung hin. Lasst uns im Licht seiner zukünftigen Herrlichkeit leben und bedenken: Grösser als der Lohn ist die Person, von der wir den Lohn empfangen. Wir dürfen Jesus Christus folgen. Wollen wir uns jetzt nicht voll und ganz auf seine Seite stellen?