Zusammen nachfolgen
Dem Herrn Jesus Christus nachzufolgen ist eine persönliche Sache. Er ruft dich mit Namen in seine Nachfolge: «Komm, folge mir nach!» Doch die ersten Jünger verfolgten nicht einfach jeder für sich seinen Weg. Oft war es ein Weg, den sie zusammen gingen. Das bemerkenswerteste Beispiel sind wohl Petrus und Johannes. Sie folgten dem Herrn nicht nur persönlich, sondern wir finden sie sowohl während der Zeit, da der Herr Jesus hier lebte, als auch nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt, wie sie gemeinsam ihrem Meister nachfolgten und Ihm dienten.
1) Zusammen laufen
«Da ging Petrus hinaus und der andere Jünger, und sie gingen zu der Gruft. Die beiden aber liefen zusammen, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam als Erster zu der Gruft» (Joh 20,3.4).
Bei der Beschreibung des Auferstehungstages unseres Herrn richtet der Geist Gottes unsere Aufmerksamkeit auf das Laufen dieser beiden Jünger. Sie gingen nicht gemächlich, sondern liefen, weil sie von Maria Magdalene erfahren hatten, dass man den Herrn aus der Gruft weggenommen habe. Obwohl sie zusammen liefen, war Johannes schneller als Petrus. Warum wohl? Johannes wusste sich von seinem Meister geliebt und wünschte, so schnell wie möglich bei der Gruft zu sein. Petrus dagegen, obwohl er den Herrn liebte, lief langsamer als Johannes und kam später zur Gruft. Mit einem beschwerten Herzen konnte er wohl nicht so schnell laufen wie Johannes.
Das änderte sich, nachdem der auferstandene Herr eine persönliche Begegnung mit ihm hatte, bei der es zu einem Gespräch unter vier Augen kam (Lk 24,34; 1. Kor 15,5). Da konnte er die Sache mit der Verleugnung ordnen. Als der Herr später den Jüngern am See Tiberias erschien, warf Petrus sich ins Wasser, um dem Herrn entgegenzuschwimmen. Er wünschte nichts lieber, als so schnell wie möglich bei seinem Meister zu sein.
Petrus und Johannes gingen ihren Weg zusammen. Aber entsprechend ihrer persönlichen Beziehung zum Herrn und ihrer Erkenntnis von Ihm waren ihre Schritte unterschiedlich schnell.
2) Konkurrenz in der Nachfolge und im Dienst
Nachdem der Herr seinen Jünger Petrus auch öffentlich wiederhergestellt hatte, forderte Er ihn erneut auf: «Folge mir nach!» Da wandte dieser sich um und sah den Jünger, den Jesus liebte, nachfolgen. Das veranlasste ihn, den Herrn zu fragen: «Herr, was wird aber mit diesem?» (Joh 21,21). War das nicht dieser andere Jünger, der sich während des Abendessens an die Brust Jesu gelehnt und gefragt hatte: Herr, wer ist es, der dich überliefert? Stiegen da nicht eifersüchtige Gedanken über die vertraute Beziehung auf, die Johannes zum Herrn hatte, und im Blick auf den unterschiedlichen Dienst, den der Herr ihm anvertraut hatte?
Wir lernen mit Petrus, dass jeder Nachfolgende ein Jünger sein kann, den Jesus liebt. Unsere Aufgaben und unsere Lebenswege werden verschieden sein, so wie es der Herr uns zugedacht hat. Doch das braucht durchaus kein Hindernis zu sein, Ihm gemeinsam zu folgen und zu dienen, wie wir das bei Petrus und Johannes mehrfach sehen.
Weitere Beispiele für einen gemeinsamen Weg und Dienst sind:
- Paulus und Apollos waren eins in ihrem Dienst. Der eine hat gepflanzt, der andere hat begossen, aber jeder hat für sich Lohn bekommen.
- Priska und Aquila standen als Ehepaar gemeinsam im Dienst für den Herrn.
- Evodia und Syntyche waren zwei Glaubensschwestern, die mit dem Apostel zusammen im Evangelium mitgekämpft hatten.
Nachfolge ist – obwohl persönlich – doch gemeinsam möglich, wenn wir gleich gesinnt sind im Herrn. Nur geschieht das nicht automatisch. Wir sind vielmehr aufgerufen, es zu lernen. Wenn es in dieser Hinsicht Schwierigkeiten gibt, sind treue Mitknechte gefragt, die bereit sind, anderen beizustehen (Phil 4,2.3).
3) Zusammen beten
«Petrus aber und Johannes gingen hinauf in den Tempel um die Stunde des Gebets, die neunte» (Apg 3,1).
Sicher war die Gebetszeit für sie nicht einfach ein Festhalten an der bisherigen Gewohnheit. Sie waren ja angetan mit Kraft aus der Höhe. Trotzdem suchten sie in Abhängigkeit vom Herrn Leitung für ihren Glaubensweg.
Es besteht offensichtlich ein Zusammenhang zwischen ihrem Beten und ihrem Dienen. Petrus und Johannes haben im Obersaal bei ihrem letzten Zusammensein mit ihrem Herrn vor seinem Tod gelernt, dass wer in der Nähe des Herrn weilt, seine Gedanken erfahren kann. Jetzt war der Herr im Himmel verherrlicht, also nicht mehr anwesend. Aber im Gebet konnten sie mit Ihm Gemeinschaft pflegen. Wie viel mehr sollten wir, die keine Apostel sind, Ihn im Gebet suchen, nicht nur um Ihn zu bitten, sondern auch um Ihn zu loben und zu preisen.
4) Zusammen dienen (Apg 3,2-12; 8,14-25)
Petrus und Johannes gingen hinauf in den Tempel. Da geschah es, dass ein Gelähmter sie ansah. Obwohl Petrus ihm Antwort gab, heisst es doch, dass Petrus mit Johannes unverwandt auf ihn blickten.
Nachdem der Gelähmte geheilt war, Gott lobte und das ganze Volk zusammenlief, antwortete Petrus: «Männer von Israel, was verwundert ihr euch hierüber, oder was seht ihr unverwandt auf uns, als hätten wir aus eigener Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, dass er gehen kann?» Sie dienten also gemeinsam, obwohl der eine mehr hervortrat und oft zuerst redete.
Einen weiteren gemeinsamen Dienst der beiden Apostel finden wir in Apostelgeschichte 8. Nachdem Gott durch den Evangelisten Philippus in Samaria Grosses gewirkt hatte, wurden die beiden aus Jerusalem dorthin gesandt. Sie stellten die Verbindung der gläubig gewordenen Samariter mit der bereits bestehenden Versammlung in Jerusalem her. Durch das Gebet und das Auflegen der Hände von Petrus und Johannes empfingen auch diese Erlösten den Heiligen Geist. Zudem benutzte der Herr den Apostel Petrus, um einen blossen Bekenner, der wohl getauft war, aber nicht wirklich glaubte, zu entlarven.
Dieses Beispiel ermutigt uns, einen anspruchsvollen Dienst nicht im Alleingang, sondern mit einem Gleichgesinnten auszuführen (Phil 2,20-22).
5) Zusammen zeugen
«Den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet, den Gott aus den Toten auferweckt hat, wovon wir Zeugen sind.» – «Mit grosser Kraft legten die Apostel das Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus ab» (Apg 3,15; 4,33).
Bereits als Jünger hatte der Herr sie zu zweit ausgesandt. Jetzt durften sie miteinander von Ihm als dem Auferstandenen zeugen. Sie waren selbst Augenzeugen seiner Auferstehung. Sie hatten Ihn nicht nur gesehen, sondern seine Worte gehört und Ihn mit ihren Händen betastet.
Auch wir dürfen Zeugen von dem sein, was wir aus der Bibel gelernt und an uns selbst erfahren haben. Dabei gibt es sowohl ein persönliches Zeugnis, an dem Platz wo der Herr uns hingestellt hat, als auch ein gemeinsames von solchen, die der Apostel echte Jochgenossen nennt (siehe Fussnote zu Philipper 4,3). Das sind Jünger, die sich unter den Dienst des Herrn beugen und bereit sind, in seiner Nachfolge gemeinsam, d.h. im gleichen Schritttempo, einen Dienst zum gleichen Ziel hin zu tun.
6) Zusammen leiden
«Während sie aber zu dem Volk redeten, traten die Priester und der Hauptmann des Tempels und die Sadduzäer auf sie zu, weil es sie verdross, dass sie das Volk lehrten und in Jesus die Auferstehung aus den Toten verkündigten. Und sie legten die Hände an sie und setzten sie in Gewahrsam bis zum folgenden Tag, denn es war schon Abend» (Apg 4,1-3).
Die Apostel zeugten mutig von der Auferstehung des Christus. Das brachte ihnen Leiden ein, und zwar nicht nur dem Wortführer Petrus, sondern auch Johannes. Sie erfuhren die Wahrheit der Aussage des Herrn: «Ein Knecht ist nicht grösser als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten» (Joh 15,20). Sie litten für eine Wohltat und für ein wahres Zeugnis. Deshalb lesen wir später, dass sie voll Freude waren, weil sie gewürdigt worden waren, für den Namen Jesu Schmach zu leiden (Apg 5,41).
7) Nachfolgen bis zum Ziel
Nach Apostelgeschichte 8 folgt eine Zeit, in der wir Petrus und Johannes nicht mehr zusammen finden. Es wird nicht gesagt, dass sie sich nicht mehr verstanden oder dass gar eine Erbitterung zwischen ihnen war. Das kann – zu unserer Beschämung sei es gesagt – leider auch unter echten Jüngern vorkommen (Apg 15,39).
Wir hören nichts mehr von einem gemeinsamen Dienst, weil der Herr jedem von ihnen einen persönlichen Auftrag erteilt hatte.
Petrus durfte als Hirte des Volkes Gottes die Herde weiden und hüten. Der Herr selbst sagte ihm den Märtyrertod voraus, den er im Alter erlitten hat (Joh 21,18.19; 2. Pet 1,14). Der Tod ist nicht nur ein Feind Gottes, sondern auch der seiner Kinder. Petrus hat Gott in seinem Tod verherrlicht und damit über diesen Feind triumphiert. Die Gnade hat solches in ihm bewirkt. Dieser Gnade anbefiehlt er auch uns: «Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, nachdem ihr eine kurze Zeit gelitten habt, er selbst wird euch vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen» (1. Pet 5,10.11).
Sowohl der Weg als auch der Dienst von Johannes war ein anderer. Er durfte besonders von der Person des Sohnes Gottes zeugen. Das brachte Ihm Leiden ein. Er wurde um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen auf die Insel Patmos verbannt. Dort nennt er sich: «euer Bruder und Mitgenosse in der Drangsal». Die Krönung seines prophetischen Dienstes sind die Worte des Herrn, die er am Ende der Offenbarung aufschreiben durfte: «Ja, ich komme bald. – Amen; komm, Herr Jesus!» (Off 22,20).
Ist es nicht der Mühe wert, seinen Weg einzurichten, um dem Herrn gemeinsam zu folgen und zu dienen?