Der erste Brief an Timotheus (7)

1. Timotheus 2,7-15; 1. Timotheus 3,1-7

Verse 7-15

Paulus sagt hier, dass er als Herold (oder Prediger) und als Apostel bestellt worden sei. Er ist sich der Aufgabe bewusst, die ihm anvertraut wurde. Er stellt sich Timotheus vor als mit der ganzen Autorität bekleidet, die Gott ihm gegeben und beruft sich auf die Gabe eines Lehrers, die er empfangen hat (Eph 3,2). Seine Lehre ist die Entfaltung der Tatsachen des Evangeliums, in Glauben und Wahrheit.

Im 8. Vers kommt der Apostel auf die Ermahnungen zum Gebet zurück. Die Unterweisungen, die wir hier finden, benötigen keine Erklärungen; wir haben uns ihnen in aller Einfalt zu unterwerfen. Gehorsam ist das erste Erfordernis. Dass wir Nutzniesser des Sühnungswerkes Christi geworden sind, leitet uns dazu, gehorsam zu sein, nach dem Beispiel Jesu, das Er uns hier auf der Erde gab. Sein Blut verlangt von uns Gehorsam, aber nicht nach einem gesetzlichen Grundsatz, denn das Fleisch ist ganz und gar auf die Seite gesetzt worden. Unser Gehorsam hat die Liebe als Beweggrund (Joh 14,15.21.23; 1. Joh 5,3; 2,3), weil wir Ihn kennen. Um Christi willen zu gehorchen ist für uns Glückseligkeit; Er nimmt Kenntnis vom Zustand unserer Herzen und vom Zustand der Versammlung (Off 2 und 3), und auch die Engel betrachten die Versammlung (1. Kor 11,10). Wir sollen dem Herrn von Herzen gehorchen (Kol 3,23) und sind verantwortlich, hier auf der Erde nach den Unterweisungen des Wortes zur Verherrlichung des Herrn zu wandeln. Zwar werden wir als Gläubige vom Vater als Kinder aufgenommen werden – eine kostbare Tatsache – doch müssen wir auch vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden.

Aber um zu gehorchen, haben wir nötig, zuerst zu beten, indem wir heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung. Auch müssen wir dabei zum Vergeben bereit sein, wie der Herr es uns gelehrt und gezeigt hat. Er erstattete, was Er nicht geraubt hatte (Ps 69,5). Schliesslich sollen wir uns dabei aller Vernünftelei enthalten. Der Herr verwirklichte diese drei Punkte allezeit, darum wurden seine Gebete immer erhört. Wir können Ihn in unserem praktischen Leben darin nur nachahmen, wenn wir unser Fleisch im Tod halten.

Der grosse Gegenstand des Briefes ist der, uns zur Erkenntnis zu bringen, wie wir uns im Haus Gottes zu verhalten haben. Darin sollen wir uns üben, wenn wir vor Gott treten; es führt uns dazu, dass wir uns vom Herrn unsere Füsse waschen lassen (Johannes 13). Das Haus Gottes ist feierlich ernst. Bevor Jakob Gott in seinem Haus (Bethel) begegnete, tat er alle Götzen weg, die sich bei ihm vorfanden, und er begrub sie unter einer Terebinthe (1. Mose 35).

Das gilt auch für uns. Alles, was in Gottes Gegenwart nicht bestehen darf, muss weggetan werden, ob es nun etwas sei, das in unseren Herzen verborgen ist, oder ob es sich um Dinge handelt, die in unserem Äusseren, in unseren Kleidern, oder unserer ganzen Haltung sichtbar sind. Wir haben ein kostbares Kleid erhalten: Christus. Wir sollen alle Weltlichkeit aus dem Haus Gottes verbannen, die Satan immer wieder hereinzubringen sucht. Daher haben wir zu wachen und zu beten und sollen auch füreinander beten und einander helfen, damit jeder so in der Gegenwart Gottes erscheint, wie Er es wünscht.

Wie wird es uns leicht, etwas aufzugeben, wenn wir es zur Ehre des Herrn tun! Der Herr nimmt es zur Kenntnis und wird es einst offenbar machen.

Wir sind von Natur aus geneigt, die äussere Seite der Dinge zu suchen und nach dem zu trachten, was uns vor den anderen eine gewisse Bedeutung gibt. Der Herr aber will, dass wir in der Gemeinschaft mit Ihm allein nach dem streben, was Ihm wohlgefällig ist. Damit wir mit dem angetan seien, was zu seiner Verherrlichung ist, stellt Er selbst die zum Voraus bereiteten guten Werke vor uns. Die Braut wird am Hochzeitsmahl des Lammes mit feiner und reiner Leinwand bekleidet sein, welches die Gerechtigkeiten oder gerechten Taten der Heiligen sind (Off 19,8). Wir arbeiten also gegenwärtig an den Kleidern der Herrlichkeit der Braut. Die Herrlichkeit der Braut besteht darin, mit der Herrlichkeit bekleidet zu sein, die Christus ihr gegeben hat, mit der Person Christi selbst; darüber hinaus aber bestehen die Kleider der Braut auch aus dem, was Gott in den Heiligen hervorbringt. Wir haben darüber zu wachen, dass auch unser Äusseres dem Herrn gemäss sei.

In den Versen 9-11 wird den Frauen empfohlen, in dieser Beziehung auf ihre äussere Erscheinung zu achten. Im Alten Testament (5. Mo 22,5) war das Vertauschen der Kleider zwischen Mann und Frau untersagt; wer solches tat, war dem HERRN ein Gräuel. Heute sucht Satan überall Verwirrung zu stiften. Und dabei ist es doch, wie wenn der Herr sagte: «Ich lege Wert darauf, dass meine Magd (oder mein Knecht) ein Äusseres habe, das meinem Wort entspricht, und kein anderes.» Im ersten Petrus-Brief finden wir denselben Gegenstand der äusseren Erscheinung, mehr von den Ungläubigen aus betrachtet. Diese Erscheinung kann ein wirksames Zeugnis darstellen (1. Pet 3,1-5). Sie ist übrigens der Widerschein des Zustandes des Herzens (der verborgene Mensch des Herzens).

Gott will, dass die Schwestern, ebenso sehr wie die Brüder, in der Erkenntnis des Herrn wachsen. Die Schwester wird als ein schwächeres Gefäss betrachtet (1. Pet 3,7); aber Gott will dieses Gefäss ebenso sehr erfüllen wie das Herz des Bruders. Die Frau soll nicht lehren noch öffentlich reden (1. Kor 14,34). Gott untersagt es ihr, und wenn sie es tut, verunehrt sie Gott und sich selbst. Aber ihre Seele kann im Genuss und in der Erkenntnis des Herrn Fortschritte machen, in der Gemeinschaft mit Ihm. Sie soll in der Stille lernen, in aller Unterordnung, und dabei von allen Mitteln Gebrauch machen, die Gott ihr dazu zur Verfügung stellt. Maria zu den Füssen des Herrn ist darin ein schönes Beispiel (Lk 10,39). Gott kann ihren eigenen Mann benutzen, um sie zu belehren. Er hat aber auch noch andere Mittel zur Hand, und wenn die Schwester unverheiratet ist, wird sie es wie Ruth, die Moabiterin, machen, zu der Boas gesagt hat: «Geh zu den Gefässen und trinke von dem, was die Knaben (Diener) schöpfen» (Ruth 2,9). Der Herr erweckt sich Knechte, die Er mit Kraft und den nötigen Gaben ausrüstet, und durch sie gibt Er allen Erfrischung. Machen wir Gebrauch von den kostbaren Zusammenkünften, die uns Gott ermöglicht? Auch empfahl Boas Ruth, nicht auf ein anderes Feld zu gehen. Der gute Hirte führt uns auf die grünen Auen, die für alle Zeiten allen Bedürfnissen entsprechen. Aber man soll nicht anderswohin gehen zu einer Nahrung, die der Mensch nach dem Fleisch gibt.

Die Christin, die diese Verse vergisst, verunehrt Gott und wird keinen Segen auf sich herabziehen. Wenn die Frau gesegnet werden will, muss sie an ihrem Platz bleiben. Da wird Gott sie ehren. Gott erklärt uns hier, weshalb die Frau nicht über den Mann herrschen und in der Stille lernen soll. Wenn sie sich unterordnet, empfängt sie von Gott Segen und einen Reichtum an Barmherzigkeit, inmitten aller Umstände, in die sie als Frau kommen kann: Sie wird gerettet werden beim Kindergebären. Das Vorrecht der christlichen Frau besteht darin, in Glauben und Gehorsam auf Gott zu vertrauen.

Kapitel 3

Verse 1-7

Im dritten Kapitel geht es um die Ämter in der Versammlung. In Apostelgeschichte 6 wird uns berichtet, dass Diener bestellt wurden, um die Tische zu bedienen. Titus war von Paulus beauftragt worden, Älteste anzustellen. Hier ist nur von den Charakterzügen die Rede, die jene kennzeichnen sollen, die in der Versammlung ein solches Amt haben. Die Apostel hatten die Autorität empfangen, um in den Versammlungen Älteste oder Aufseher anzustellen. In Ephesus gab es Älteste (Apg 20,17), die der Heilige Geist gesetzt hatte (Apg 20,28). In 1. Petrus 5 richtet sich der Apostel an die Ältesten als ihr Mitältester. Wir sehen aus diesen Stellen, dass die Aufgabe der Ältesten darin bestand, über die Herde zu wachen und sie zu weiden, indem sie selbst Vorbilder waren.

Die Aufgabe des Dieners war anders; aus Apostelgeschichte 6 kann man entnehmen, dass die Diener durch die Brüder eingesetzt werden können, sie wurden nicht nur durch die Apostel ernannt. Auch die Aufgabe des Führers ist ein wenig anders als die des Ältesten; ein Führer ist ein Ältester, der darüber hinaus eine Gabe besitzt (Apg 15,22.32; 1. Tim 5,17). Heute gibt es auf der Erde keine Autorität, um Älteste und Führer einzusetzen; der Herr selbst ist es, der jetzt denen, die Er bezeichnet, die sittliche Autorität und die notwendige Fähigkeit verleiht, um diese Dienste auszuüben.

Die in Kapitel 3 aufgezählten Eigenschaften allein machen noch keinen Bruder zum Ältesten; die Brüder, die diese Eigenschaften aufwiesen, waren nicht unbedingt Älteste. Aber die, die Älteste waren, mussten diese Eigenschaften besitzen. Wir haben die Brüder anzuerkennen, die der Herr befähigt hat, um Älteste zu sein, und sollen wünschen, dass Er solche erweckt. Wenn wir es nicht tun, wird es zu unserem eigenen Schaden sein, und es wird dann in der Versammlung Unordnung entstehen.

Was wir im dritten Kapitel dieses Briefes haben, sind mehr die Aufgaben des Ältesten und seine notwendigen Wesenszüge. Im Brief des Petrus haben wir mehr die Funktion des Ältesten, das Wachen über die Herde Gottes. Diese Aufsicht ist eng mit dem Charakter des Ältesten verknüpft; Aufseher und Ältester sind zwei gleichbedeutende Ausdrücke. Im ersten Petrus-Brief werden die Jüngeren ermahnt, sich den Ältesten unterzuordnen (1. Pet 5,5, siehe auch Heb 13,7.17). Dies setzt bei allen tiefe Demut voraus. Wir müssen überzeugt sein, dass es keine andere offizielle Autorität gibt, als die des Herrn. Die Autorität eines Ältesten, also eines Bruders, der diese Eigenschaft hat, ist sittlicher Art und wird vom Herrn gegeben. Es ist überaus wichtig zu beachten, dass in der Versammlung, wo alles Gnade ist, die alle auf denselben Boden stellt, die Türe nicht offensteht für allerlei Freiheiten und für alle Unordnung. Im Gegenteil. In der Versammlung soll die Ordnung der Gnade herrschen, nicht die des Gesetzes; aber diese Ordnung ist nur umso schöner und, man könnte sagen, umso unnachgiebiger.

Die Apostel besassen eine Autorität, die der Herr nun niemandem mehr gibt. Es ist aber zu wünschen, dass der Herr Brüder erweckt und bildet, die für Ihn und mit seiner Autorität über die Herde wachen. Im Brief des Petrus wird gesagt: «Alle aber seid gegeneinander mit Demut fest umhüllt» (1. Pet 5,5). Vor allem die Ältesten sollen diesen Charakterzug der Demut tragen; die Demut ist ein Wesenszug ihrer sittlichen Autorität. Man soll aber nicht meinen, die Herde müsse nicht überwacht werden. In einer Herde, über die nicht gewacht wird, muss man sich auf allerlei Unordnung gefasst machen. Wenn der Aufseher sieht, dass jemand in Gefahr ist, warnt er ihn; verunreinigt sich jemand, so kniet er nieder, um seine Füsse zu waschen. Um dies zu tun, ist Autorität vom Herrn nötig; nicht jeder kann diesen Dienst ausüben. Es gibt eine Handlungsweise, die vom Herrn ist und die man sich nicht selbst aneignen kann. Wenn keine Aufseher da sind, kann die Versammlung eine falsche Richtung einschlagen, so dass das Zeugnis verschwindet.

Der Aufseher oder Älteste kann zugleich ein Führer sein. In diesem Fall besitzt er nebst seinem Amt noch eine Gabe. Ein Ältester kann ein Bruder sein, der keinen öffentlichen Dienst ausübt, es wird sogar oft so sein. Aber diese beiden Funktionen können in einem Bruder auch vereinigt sein, obwohl sie deutlich unterschieden sind. Zur Ausübung des Amtes eines Ältesten wie auch zur Ausübung einer Gabe ist es nötig, dass der Bruder von Gott mit einer sittlichen Autorität bekleidet ist. Diese zu besitzen, ist das schwierigste. Weshalb? Weil man sie nicht ohne Gott besitzen kann. Um diese Autorität zu haben, muss der Bruder die Gegenwart Gottes verwirklichen, und das ist eine fortwährende Übung. Der Älteste, der ein Vorbild der Herde sein soll (1. Pet 5,3), muss es in erster Linie in der Demut und in der Heiligkeit sein. Wer das Amt des Ältesten ausübt, muss unparteiisch und ohne Schmeichelei sein, einer, der sich selbst verleugnet und nicht die Person ansieht. Dies alles ist nicht leicht zu befolgen; dafür braucht es einen Mann Gottes.