Vers 16
Offenbart im Fleisch
Das Geheimnis der Gottseligkeit ist deshalb gross, weil es sich um den Herrn der Herrlichkeit in seiner vollkommenen Menschheit handelt. Der Herr war vollkommen Mensch wie wir, jedoch ohne Sünde; seine Menschheit war rein.
Wie ist doch diese Menschwerdung des Sohnes Gottes eine so wunderbare Tatsache! Am Kreuz finden wir die völlige Offenbarung der Gnade und der Wahrheit Gottes, und um auf dem Kreuz zu sterben, hat der Herr in seinem unbedingten Gehorsam gegenüber dem Willen seines Vaters Menschengestalt angenommen, einen von Gott selbst bereiteten Leib. Er hat an Fleisch und Blut teilgenommen, damit Er durch den Tod den zunichtemachte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren (Heb 2,14.15).
In Hebräer 5,7.8 wird uns der Herr der Herrlichkeit in den Tagen seines Fleisches gezeigt, in Beziehung zu seinen Leiden in Gethsemane, wo Er aus der Hand seines Vaters den bitteren Kelch entgegennahm, den Er am Kreuz trinken sollte. Er wurde getötet nach dem Fleisch (1. Pet 3,18). Er hat für uns gelitten, und unsere Gedanken erheben sich, wenn sie mit der Art und Weise beschäftigt sind, in der Er zur Verherrlichung Gottes und aus Liebe zu Ihm gelitten hat.
Die Menschheit des Herrn bleibt über das Kreuz hinaus bestehen (Lk 24,39); sein Fleisch konnte die Verwesung nicht sehen (Ps 16,10). Er ist der Mensch, in dem die Gottheit leibhaftig wohnt (Kol 2,9). Der Herr ist auch in der Herrlichkeit der «Sohn des Menschen», wie Er selbst sich nennt. Der Mensch ist im Menschen Jesus Christus ohne seine Schwachheiten in den Himmeln vertreten; das gibt uns Vertrauen, uns an Gott zu wenden. Gott ist uns durch Christus nahegekommen. Der Herr kann uns helfen und in den Versuchungen aufrecht halten; Er vermag Mitleid mit uns zu haben, gibt uns Trost in der Prüfung, verwendet sich für uns (Heb 2,17.18; 4,14-16; 7,25).
Gerechtfertigt im Geist
Gott, offenbart im Fleisch, ist gerechtfertigt worden im Geist. Das ist sozusagen das Gegenstück. So wie Gott «im Fleisch» war, so wurde das Fleisch das vom Geist Gottes erfüllte Gefäss. Jesus, der verachtete Mensch, war Gott! Gott konnte es nicht zulassen, dass man Ihn den sündigen Menschen gleichstellte, und daher wurde Er für den Glauben im Geist gerechtfertigt. Er hat genügend lange auf der Erde gelebt, um das Leben eines Menschen ohne Sünde zeigen zu können. Bis ins Innerste geprüft, offenbarte sich die Vollkommenheit in diesem Menschen, den Gott als seinen Sohn anerkannte. Sein ganzes Leben, in allen seinen Einzelheiten, beweist, dass Er aus dem Geist geboren ist (Lk 1,35), sein ganzer Dienst, dass der Geist auf Ihm war. Er ist der, den die Kuchen «gemengt mit Öl» und «gesalbt mit Öl» vorbildeten (3. Mo 2,4). Der Geist war da und offenbarte die Grösse und die vollkommene Gerechtigkeit Jesu, Er kennzeichnete Ihn als den einzig und vollkommen Gerechten (gerechtfertigt im Geist). Und das war es auch, was der Geist in deutlicher Weise durch die Auferstehung erwies (Röm 1,4). Es ist auffallend, dass im Evangelium Lukas der Heilige Geist am meisten erwähnt wird, besonders in den Begleitumständen der Geburt des Kindes Jesus (Lk 1,15.35.41.67; 2,25.26.27) und am Anfang seines Dienstes (Lk 3,21.22; 4,1 und besonders 14.18).
Er ist der Mensch, in dem der Geist wohnen kann, der erste Mensch aus dem Geist geboren, und sein ganzes Leben offenbart Ihn als solchen.
Gesehen von den Engeln
Welch grosse und kostbare Seite des Geheimnisses der Gottseligkeit (Lk 2,13)! Für die Engel war es eine ganz neue Sache, Gott in einer sichtbaren Person betrachten zu können; sie geben uns in ihrem Eifer und in ihrer Aufmerksamkeit, in welchen sie sich befleissigten, den Herrn in seiner heiligen Menschheit zu betrachten, ein schönes Beispiel (Mk 1,13). Nach der Versuchung kamen Engel herzu und dienten Ihm (Mt 4,11). Vor dem Kreuz kam ein Engel vom Himmel, um seine physischen Kräfte zu stärken (Lk 22,43). Wir finden die Engel auch am Grab wieder, bei der Auferstehung des Herrn (Mt 28,2; Mk 16,5; Lk 24,3-6; Joh 20,11.12). Nachdem nun der Herr in die Herrlichkeit eingegangen ist, werden die Ergebnisse des Werkes der Erlösung und die mannigfaltige Weisheit Gottes den Engeln durch die Versammlung kundgetan (Eph 3,10). Die Heiligen haben die kostbare Aufgabe, seine Wesenszüge zu widerspiegeln und Ihn hier auf der Erde darzustellen. Die Engel sind Zeugen alles dessen, was in unserem Leben Platz findet, selbst der kleinsten Einzelheiten (1. Kor 11,10). Die Engel sind Betrachter des persönlichen Zeugnisses eines jeden von uns und des Zeugnisses der Versammlung. Wir sollten also auch um der Engel willen darüber wachen, dass wir dem Herrn seinen Platz der absoluten Erhabenheit über alle Dinge einräumen. Dies ist die Belehrung des Briefes an die Kolosser und des Anfangs des Hebräerbriefes.
In der Offenbarung, wo wir das geschlachtete Lamm mit den Merkmalen der Macht angetan sehen, sind die Engel da, um Ihn zu loben und anzubeten (Off 5,11.12). Der Charakter ihrer Anbetung ist äusserst lehrreich. Sie sind nicht Nutzniesser der Erlösung wie wir, haben aber den Herrn in allen Ereignissen, Umständen und Wesenszügen seines Lebens hier auf der Erde betrachtet. Sie sahen Ihn in seinem Dienst, in seiner Tätigkeit auf der Erde, in seinem Tod und in seiner Auferstehung. Sie sind als eine ungeheure Menge anwesend und rufen mit lauter Stimme: «Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist …» Sie sagen: Macht sei dem, der in Schwachheit gekreuzigt wurde, Reichtum dem, der arm geworden ist, um die Menschen reich zu machen, Weisheit dem, der verhöhnt worden ist und den die Menschen behandelt haben, als hätte Er einen Dämon, Stärke dem, der das Kreuz nicht bis zur Hinrichtungsstätte zu tragen vermochte, Ehre dem, der so sehr verachtet wurde, dass man Ihn zum Preis eines Sklaven verkauft hat, Herrlichkeit dem, der die Schande und die Schmach der Kreuzigung erduldet hat, Segnung dem, der auf dem Kreuz von Golgatha zum Fluch gemacht worden ist. In alle diese Gegenstände der Betrachtung haben sie sich versenkt und mit Ehrfurcht und Aufmerksamkeit hineinzuschauen begehrt (1. Pet 1,12), und das Ergebnis ihrer Betrachtung ist ein Lob, das kein Ende nimmt. Diesem Lob fügen wir unsere Huldigung hinzu und werden es durch die Ewigkeit hindurch tun.
Im Brief an die Kolosser wird von Engel-Anbetung geredet, die einige Christen praktizierten, indem sie ihren eigenen Willen taten und so auf Dinge eingingen, die sie nicht gesehen hatten. Eine der Sünden der bekennenden Kirche besteht darin, die Engel zwischen die Herzen der Gläubigen und den Herrn gestellt zu haben. Die Engel dagegen sehen, wenn sie Gott offenbart im Fleisch betrachten, den, der sie erschaffen hat, und verlassen nie ihren Platz als Geschöpfe; sie beten den Schöpfer und Erlöser an. Für diese unsichtbare Welt der Engel ist das Leben Jesu, von der Krippe bis zum Kreuz und auch nach dem Kreuz ein wunderbarer Gegenstand der Anbetung. Wir vergessen oft, dass das ganze Universum, alle Geschöpfe, in irgendeiner Weise zur Verherrlichung Christi beitragen. In Apostelgeschichte 7,53 lesen wir, dass das Gesetz durch Anordnung der Engel gegeben worden sei; die Engel waren bei den Kundgebungen Gottes im Alten Testament also mitbeteiligt. Aber in Christus haben sie Gott im Fleisch gesehen; Gott ist in Ihm in sichtbarer Weise vor alle Geschöpfe getreten.
Dass Gott sichtbar wurde, ist die in diesem Vers enthaltene grosse Wahrheit, die die Versammlung als kostbares Gut zu bewahren hat. Welch ein Anblick war es für die Engel, diesen unsterblichen Geschöpfen, den Schöpfer einen Leib annehmen zu sehen, um sich unter die Engel zu erniedrigen und in den Tod zu gehen! Aber es sind nicht die Engel, die vor uns gestellt werden, sondern der, den sie betrachten. Welche Gnade und welche Ehre für uns, dass uns Gott mit dem verbunden hat, den die Engel als den gesehen haben, in dem die erhabene Grösse der Herrlichkeit Gottes wohnen konnte (in einem Leib, der dem unseren gleichförmig ist, ausgenommen die Sünde), und in sittlicher Hinsicht hervorgestrahlt ist, in einer solchen Weise, dass sie die Blicke der Engel auf sich zog!
Gepredigt unter den Nationen
Das Alte Testament redet vom einzigen Volk, das die Erkenntnis Gottes besass, und von der Segnung dieses Volkes. Nun wird «Gott offenbart im Fleisch» allen Nationen zur Erkenntnis vorgestellt (Röm 11,25.32). Nicht nur hat Er sich offenbart, Er macht sich auch allen kund (Mt 28,19; Mk 16,15.20). Zu diesem Zweck hat Er Knechte erweckt (Apg 9,15; 10,9-20). «Gott offenbart im Fleisch» ist für jeden Menschen (Joh 3,16), ja für die ganze Welt. Schon in 1. Mose 49,22 finden wir diesen charakteristischen Vers: «Sohn eines Fruchtbaumes ist Joseph … die Schösslinge treiben über die Mauer»; die Grenzen Israels werden überschritten. Wenn der Herr unter den Nationen gepredigt wird, so ist dies eine Folge der Weigerung des jüdischen Volkes, Ihn aufzunehmen (Joh 1,11). Christus ist es, der der Inhalt der Predigt ist und sein soll.
Christus wurde zuerst den Juden verkündigt; weil diese jedoch in ihrem Hochmut und in ihrer Ablehnung verharrten, wurden die Nationen die Gegenstände der Gnade des Heiland-Gottes (Apg 13,46). Gott ist der Heiland-Gott aller Menschen (1. Tim 2,3-7). Die Segnung der Nationen ruht auf dem Opfer Christi, auf seinem Tod. Das Werk der Erlösung ist vollbracht worden und jetzt, in der gegenwärtigen Zeit, treten die lieblichen und kostbaren Folgen in Erscheinung, die auf ewig bleiben werden: Die Bildung der Versammlung; Juden und Menschen aus den Nationen werden durch den einen und selben Geist zu einem Leib getauft und haben Zugang zu dem einen und selben Vater. In Johannes 10 redet der gute Hirte von Schafen, die nicht zum Hof Israels gehören; jetzt aber sind alle seine geliebten Schafe zu einer einzigen Herde um denselben Hirten vereinigt.
Die Versammlung ist auf eine ganz andere Weise gegründet worden, als das jüdische Volk. Im Anfang der Apostelgeschichte wird uns gesagt, dass Petrus Christus verkündigte, und wenn die Juden den Herrn Jesus damals aufgenommen hätten, so wäre Er in jenem Augenblick gekommen. Aber indem sie Stephanus verwarfen, haben sie auch Christus endgültig verworfen, und von da an erweiterte sich das Feld des Zeugnisses und der Predigt. Der Apostel Paulus war der grosse Herold der Verkündigung des Evangeliums an die Nationen. Die Offenbarung des Geheimnisses der Versammlung und dessen Verwaltung waren ihm anvertraut, und Christus ist auf diese Weise den Nationen gepredigt worden.
Geglaubt in der Welt
In Johannes 14,1 sagte der Herr zu seinen Jüngern: «Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich!» Der Herr ist für die Seinen ein Gegenstand des Glaubens geworden in einer Welt, die Ihn verworfen hat und die Er verliess, um zum Vater zurückzukehren, indem Er den Weg nach Golgatha einschlug. Welch ein Gegensatz zu dem, was sich ereignen wird, wenn der Herr kommt, um verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben (2. Thes 1,10)! An jenem Tag wird Er vor der Welt offenbar und von allen Menschen in seiner Herrlichkeit gesehen werden; in der jetzigen Zeit aber ist Er ein Gegenstand des Glaubens. Wir sind in der Zeit des Glaubens. Wir glauben an Gott, ohne Ihn gesehen zu haben, und Gott offenbart im Fleisch, kundgemacht in seinem Sohn, ist ein Gegenstand des Glaubens (Joh 20,29.31; 1. Joh 5,13). Der Apostel sagt anderswo: «Wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen» (2. Kor 5,7). Wir haben nichts mit unseren Augen gesehen, haben unsere Füsse noch nicht auf unseren Besitz gestellt, aber wir wissen, dass alle diese Dinge unser sind.
Dieser Grundsatz des Glaubens bestand schon vor dem christlichen Zeitabschnitt; Abraham wird der Vater der Gläubigen genannt. Aber in diesem 16. Vers von 1. Timotheus 3 handelt es sich um die Offenbarung Gottes als einem Gegenstand des Glaubens. In allen Zeiten kennzeichnete der Glaube das Leben des Gerechten (Hab 2,4), jetzt aber hat der Glaube den Charakter, dass er sich an die Person anklammert (Gal 2,20). In Kapitel 11 des Hebräerbriefes, wo die Zeugen des Glaubens des Alten Testaments vor uns gestellt werden, wird der bemerkenswerte Ausdruck gebraucht: «Als sähe er den Unsichtbaren.» Jetzt aber haben wir Genaueres und Besseres als die Heiligen des Alten Testaments: Wir haben Gott offenbart im Fleisch, den wir durch den Glauben sehen (Heb 12,1-3). Es handelt sich nicht darum, in unserer Einbildungskraft Anstrengungen zu machen, sondern Jesus durch den Glauben zu sehen. Wir haben es durch den Glauben mit Ihm zu tun, unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes, der die Dinge Christi im Wort Gottes nimmt, sie uns mitteilt und sie uns geniessen lässt. Einbildung ist nicht Glaube. Der Heilige Geist hilft uns, den Herrn in seinem Leben, in seinem Tod und in seiner Herrlichkeit zu betrachten. Wenn wir unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes stehen, befinden wir uns auf dem Boden der Wirklichkeit; dann treten wir durch den Glauben in diese Dinge ein und haben den Herrn vor den Augen unserer Herzen und vor dem Gewissen (Eph 1,18; 1. Pet 1,7-9).
Man kann nicht zu sehr auf der Tatsache bestehen, dass unsere Freude in den Dingen Gottes, unser praktischer Besitz von Christus nur durch das Wort und den Geist verwirklicht werden kann. Das ist es, was den Glauben kennzeichnet. Wir werden den Geist ewig besitzen, und Er wird uns in dem Genuss dieser Dinge erhalten. Später werden wir Jesus von Angesicht zu Angesicht sehen, in verherrlichten Leibern, die dem Seinen gleichgestaltet sind; jetzt aber ergreifen wir diese Dinge durch den Glauben, durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wirkt.
Gott hat, um sich völlig zu offenbaren, nicht seine Macht gebraucht, indem Er die Geister zerschlug und beugte. Er ist vielmehr in Demut, in der Erniedrigung gekommen und hat in der Offenbarung, die Er von sich selbst gegeben hat, das Herz des Menschen auf die Probe gestellt. Die endgültige Erprobung des Menschen geschah, als Gott im Fleisch offenbart wurde; was voranging, waren Teilproben, diese aber war eine totale. Gott, in dieser Weise gekommen, kann nur im Glauben geschaut und erkannt werden: Das ist das Wesen des Christentums.
Aufgenommen in Herrlichkeit
Die Herrlichkeit des Herrn ist die Krönung des Geheimnisses der Gottseligkeit. Dieses Geheimnis ist gross, weil die Herrlichkeit des Herrn wunderbar ist und wohl geeignet, unsere Gedanken und Herzen, gefangen zu nehmen. In Johannes 17,5 lesen wir: «Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.» Als auferstandener Mensch mit der Herrlichkeit verherrlicht zu sein, die Er schon in der vergangenen Ewigkeit besass, war jetzt etwas ganz Neues. Das finden wir auch in Philipper 2,6-11. Dieser sechste Wesenszug des Geheimnisses der Gottseligkeit enthält notwendigerweise das Kreuz (Lk 9,51; Joh 13,1). Christus wurde in die Herrlichkeit erhoben; dazu aber musste Er zuvor an das Kreuz.
In die Herrlichkeit erhoben sein, ist eine Stellung, die Christus in der ganzen Ewigkeit einnehmen wird. Jetzt und während der ganzen Ewigkeit gibt es in der Herrlichkeit Gottes einen Menschen, über den wir im Wort Gottes noch viele diesbezügliche Erklärungen finden. Jesus hat nach seinem Leben auf der Erde den Tod durchschritten und hat Gott dabei in jeder Weise so sehr befriedigt, dass Er Ihn in seine Herrlichkeit aufgenommen hat. Er ist jetzt in der Stellung, in die Er eines Tages auch uns einführen wird, und wir haben jetzt schon das Recht, dort einzutreten. Unser Teil ist nicht mehr mit dem des ersten Adam verbunden, sondern mit dem des Herrn Jesus, des Verherrlichten. Der Glaube ergreift die Tatsache, dass unser Los nun das Los Christi ist. Vom irdischen Paradies wurde der Mensch wegen der Sünde ausgeschlossen; Jesus aber hat für den Menschen das Recht zum Eintritt in die Gegenwart Gottes erworben. Die Herrlichkeit ist nach dem Herzen Gottes die Endbestimmung des Menschen; Christus ist dort, und auch die Seinen werden dort mit Ihm sein. Das volle Evangelium macht nicht beim Kreuz halt; es reicht weiter als bis zur Auferstehung, nämlich zur Himmelfahrt und zur Erhöhung Christi zur Rechten Gottes, in seine Herrlichkeit. Unser Christentum hängt von der Weise ab, wie unsere Herzen mit dem, der in der Herrlichkeit ist, verbunden sind. Unser Glaube vereinigt uns mit einem verachteten Heiland auf der Erde; gleichzeitig sind wir aber auch mit dem Herrn der Herrlichkeit verbunden. Wenn wir in seiner Nachfolge in der Welt den letzten Platz einnehmen, so wird Er uns im Himmel auf den ersten führen.
Streiten wir uns nicht mit den Menschen dieser Welt! Da wir den Herrn lieben, verursacht uns dies keine Anstrengung. Wir haben alles in Ihm. Welch ein Gedanke, welch ein Gegenstand des Lobpreises und der Segnung ist doch dieses Geheimnis der Gottseligkeit! Wir spüren wohl, dass dies die zentrale und grundlegende Wahrheit ist, auf die sich alle anderen Wahrheiten des Wortes stützen. Je enger wir uns an den Text des Wortes Gottes halten, desto mehr werden wir durch den Heiligen Geist dahin geführt, der Person des Herrn Bedeutung, Wert und Preis zuzumessen. Wir sehen in der Apostelgeschichte, dass die Evangelisten am Anfang des Christentums Jesus Christus nicht nur als Heiland verkündigten, wie es heute so oft geschieht, sondern auch als den Herrn – eine viel umfassendere, mächtigere und wirksamere Wahrheit.