Der Zimmermann

Markus 6,1-3

Der Zimmermann

«Und er (Jesus) ging von dort weg und kommt in seine Vaterstadt, und seine Jünger folgten ihm. Und als es Sabbat geworden war, fing er an, in der Synagoge zu lehren; und viele, die zuhörten, erstaunten und sprachen: Woher hat dieser das alles, und was ist das für eine Weisheit, die diesem gegeben ist, und solche Wunderwerke geschehen durch seine Hände? Ist dieser nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und ein Bruder von Jakobus und Joses und Judas und Simon? Und sind nicht seine Schwestern hier bei uns? Und sie nahmen Anstoss an ihm» (Mk 6,1-3). Diese Stelle ist die einzige, in der von Jesus als dem «Zimmermann» gesprochen wird.

Überall, wohin der Herr Jesus während seines öffentlichen Dienstes kam, stiess Er auf Ablehnung. Man wollte Ihn nicht. Diese Ablehnung war in seiner Vaterstadt Nazareth besonders gross. Dort kannte man Ihn, denn dort hatte Er einige Jahre in seiner Familie gelebt und gearbeitet, ohne öffentlich in Erscheinung zu treten. Als Er nun als Knecht und Prophet Gottes zurückkam, erkannten Ihn die Bewohner von Nazareth sofort wieder. Und doch kannten sie Ihn nicht wirklich; denn sie erstaunten über seine Lehre und seine Wunder.

Hatten sie denn nichts von Ihm und seinem Wundertun gehört? Scheinbar konnten sie das Gehörte nicht mit «diesem Jesus» verbinden, den sie als einfachen Handwerker gut kannten. Sollte der mit göttlicher Kraft lehren und Wunderwerke vollbringen können?

Die Menschen schauten sich seine Familie an: Das ist doch der Sohn der Maria! Nach ihren Bemerkungen muss sie wohl arm gewesen sein, und ihr Mann Joseph lebte offensichtlich nicht mehr. Und was war von seinen Geschwistern zu halten? «Die sind doch wie wir!» Sein Vater war ein Zimmermann. Das lesen wir in Matthäus 13,55, wo Jesus der «Sohn des Zimmermanns» genannt wird – übrigens auch das einzige Mal in der Schrift. Aus einer solchen Familie konnte doch keine Person stammen, die Wunder tat!

Wir können dieses Urteil gut nachvollziehen. Geht es uns nicht ähnlich, wenn wir jemand kritisch beurteilen, den der Herr als besonderes Werkzeug benutzt? Als Erstes schauen wir uns seine Familie und sein Umfeld an.

Der Sohn eines Zimmermanns? Wie kommt so jemand zu solcher Kraft und Weisheit? Die Bewohner von Nazareth nahmen Anstoss am Herrn.

Indem sie Ihn selbst «den Zimmermann» nannten, ging ihre Verachtung noch weiter. Aus bescheidenen Verhältnissen konnte vielleicht noch etwas Besonderes hervorkommen. Doch Er selbst war ja auch nicht mehr als ein unbekannter Zimmermann. Er hatte keine brillante Schulung, keine geistige Ausbildung, keine Rhetorikausbildung genossen, Er besass keinen akademischen Titel – Er war «nur» ein Handwerker!

Ja, der Schöpfer des Universums selbst wollte es so. Er wählte diesen Beruf und diese einfachen Verhältnisse für sich aus. Warum wurde Er Zimmermann? Wir wissen es nicht. Jedenfalls wurde Er, dem als Zimmermann Balken und Nägel vertraut waren und der damit umzugehen wusste, später zum Tod an einem Kreuz (aus Holzbalken) verurteilt.

Welch eine Verachtung, dass Ihm sein Beruf vorgehalten wurde, als seine Landsleute seinen Dienst – seine Weisheit und seine Wunder – beurteilten. Konnten die Hände, die einen Hammer führten, solche Wunder vollbringen? Diese Menschen erkannten wohl, dass hier mehr als ein Zimmermann vor ihnen stand. Aber sie wollten Ihm keinen Glauben schenken. Deshalb lehnten sie Ihn von Anfang an ab und hassten Ihn. Wir dagegen beugen uns anbetend vor Dem, der als Schöpfer und Herr des Universums keinen menschlich hohen Beruf wählte, sondern Zimmermann sein wollte.