Demütig

Matthäus 11,29

Demütig

In Matthäus 11,29, wo das einzige Mal in den Evangelien in direkter Weise vom Herrn Jesus steht, dass Er sanftmütig war, finden wir auch das einzige Mal erwähnt, dass Er demütig war. Er sagt es von sich selbst: «Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.»

Keiner von uns wird so verwegen sein und von sich behaupten, er sei demütig. Wir werden vielmehr immer wieder um Demut bitten müssen. Demütig-Werden ist ein Prozess, der zu keinem Abschluss kommt, solange wir auf der Erde leben. Wir werden, wenn wir uns vom Herrn Jesus bilden lassen, in der Demut zunehmen. Aber vollkommene Demut finden wir nur bei Ihm.

Es fällt auf, dass Er nicht einfach von Demut spricht, sondern von sich sagt, Er sei «von Herzen demütig». Er wollte nicht ein bestimmtes Erscheinungsbild erzielen, also demütig wirken. Seine Vorzüge waren innerer Natur. Sie strahlten nach aussen und wurden für jeden sichtbar, der Augen dafür hatte. Aber ihre Wurzel lag in seinem Innern, in seiner Gesinnung.

Was Salomo als Weisheit verkündigte, zeichnete unseren Meister aufgrund seiner Herzensdemut aus: «Vom Herzen aus sind die Ausgänge des Lebens» (Spr 4,23). Das Herz Jesu war durch Demut geprägt, und das bestimmte sein ganzes Leben. Seine Beweggründe wurden sichtbar, und Gott hat diese für uns aufschreiben lassen. Demut war eins der Kennzeichen des Wesens Christi, und darin dürfen wir Ihn bewundern.

Gab es auf der Erde je eine andere Person, die so niedriggesinnt und bescheiden war wie Er? Finden wir sonst jemand, der wie Er in allem nicht an sich, sondern an die Ehre und Verherrlichung Gottes und an das Wohl und die Not der Ihn umgebenden Menschen dachte? Er eiferte für die Dinge Gottes, seines Vaters. Und in seiner Liebe kümmerte Er sich um unser Elend. Er besass nichts. Wir lesen nie davon, dass Er Geld bei sich gehabt hätte. Aber als die Volksmenge hungrig war, war Er um sie besorgt und beschaffte Brot für sie. Seinen eigenen Hunger stillte Er nicht, als Er wirklich hungrig war (Lk 4,2). Auch bei der Speisung der 5000 lesen wir nicht, dass Er selbst gegessen hätte, obwohl Er es war, der ihnen den ganzen Tag gedient hatte. Als Diener, der den letzten Platz einnimmt, stellte Er seine persönlichen Bedürfnisse immer hinten an. Welch ergreifende Demut! War Er nicht der Höchste, der Ewige, der Anspruch auf den ersten Platz hatte?

Wie war es, als Er als der Schöpfer in seine Schöpfung eintrat und in diese Welt kam? Nahm Er den höchsten oder den niedrigsten Platz ein? Und wie war es, als Er sein Leben auf dieser Erde abschloss? Starb Er nicht an dem untersten Platz, den man sich vorstellen kann: am Kreuz zum Fluch geworden? Stieg Er nicht sogar in die unteren Teile der Erde hinab?

Ritt Er auf einem königlichen Pferd oder auf einer Eselin in Jerusalem ein? Liess Er, der Herr von allen, sich nicht misshandeln? Er liess es zu, dass Ihm, dem alle Diademe gebühren, eine Dornenkrone aufgesetzt wurde!

Wie brennen sich die Worte unseres demütigen Meisters: «Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig», in unsere Herzen ein, wenn Er so vor uns steht! Es musste wirklich nur einmal erwähnt werden, dass Er demütig war, denn die Beweise dafür sind unzählbar.

«Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters» (Phil 2,9-11).