Den Feigenbaum verfluchend

Markus 11,21

Den Feigenbaum verfluchend

Eine weitere nur einmal erwähnte Einzelheit finden wir in Markus 11,21. Dort steht, dass der Herr Jesus etwas verfluchte. Zwar hören wir auch in Matthäus 25,41 davon, dass der Sohn des Menschen als der Richter Ungläubige «Verfluchte» nennt, weil sie sich den Fluch Gottes zugezogen haben.

Es ist auffällig, dass wir nur dieses eine Mal in Markus 11 davon lesen, dass der Herr Jesus etwas verflucht hat. Es war keine Person, sondern eine Sache, ein Baum. Liest man den ganzen Abschnitt, dann stellt man fest, dass nicht Christus von sich sagt, Er habe den Feigenbaum verflucht. Es ist Petrus, der Ihn darauf aufmerksam macht: «Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt.»

Es hat den Anschein, als sollte dieses Verfluchen als ein «befremdliches» Werk dargestellt werden, das nicht zur eigentlichen Aufgabe des Herrn Jesus gehörte. Er selbst sagt an einer anderen Stelle: «Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele» (Mk 10,45), und: «Ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu erretten» (Joh 12,47). Sein Ziel war es, Menschen vom Tod zu erretten, nicht sie zu verfluchen, so dass sie ewig verloren gehen.

Und doch kam dieser eine Moment, da Er diesen Feigenbaum verfluchen musste. Christus hatte Hunger, und als Er einen Feigenbaum mit Blättern sah, suchte Er Früchte daran. Aber Er «fand nichts als Blätter». Obwohl die Zeit der Ernte noch nicht gekommen war und somit niemand die Früchte abgenommen haben konnte, gab es keine.

Dieser Feigenbaum ist ein Bild des ungläubigen Volkes Israel. Es hatte zwar «Blätter» des Bekenntnisses, brachte aber keine Frucht für Gott, obwohl Er dem Volk jede Zuwendung entgegengebracht hatte, damit es Frucht brächte. Er gab sogar seinen eigenen Sohn! Doch es half nichts. Daher verfluchte der Herr diesen Baum.

Auch heute gibt es wohl kaum etwas Verabscheuenswerteres für den Herrn Jesus, als wenn jemand bekennt, ein Christ zu sein, in Wirklichkeit aber geistlich tot ist (Off 3,1-6.14-22). Fängt dieses Übel nicht bereits dort an, wo es wohl noch grossartige Werke gibt, wo aber das Entscheidende – die erste Liebe – fehlt? (Off 2,1-7).

Der Herr Jesus ist gekommen, um zu erretten und zu Gott zu führen. Das hat Er während seines ganzen Lebens auf der Erde gezeigt – und durch seine Hingabe bis in den Tod völlig bewiesen. Er rettet bis heute. Wenn jedoch ein Mensch dieses Werk nicht annehmen will, dann zieht er sich selbst den Fluch Gottes zu. Gericht auszuüben ist bis heute ein für den Herrn Jesus «befremdendes Werk» und eine «aussergewöhnliche Arbeit» (Jes 28,21). Wer die Gnade Gottes zurückweist, zieht sich diesen Fluch selbst zu. Schon zur Zeit Elisas war dies nicht anders. Er kam in Gnade. Aber jene, die diese Gnade abwiesen, zogen sich Gericht zu.

Der Herr hat alle Autorität, dieses «befremdende» Werk auszuführen. Es ist schrecklich, daran zu denken, dass das Wort: «Herr, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt», einmal auf alle die zutreffen wird, die die Gnade unseres Heilands heute ablehnen.

Auch wenn der Retter der Welt heute noch seine segnenden Hände ausstreckt, ist Er zugleich der Richter der Welt. Dazu hat Er alle Vollmacht. Er hat es damals bewiesen, und Er wird in der Zukunft wieder als der Richter auftreten. Welch ein Ernst liegt doch in jener Handlung unseres Herrn!