Auf einem Kopfkissen schlafend

Matthäus 8,24; Markus 4,38

Auf einem Kopfkissen schlafend

Eine weitere Einzelheit, die nur bei einer Gelegenheit genannt wird, finden wir in Matthäus 8,24 und Markus 4,38. Dort lesen wir von Jesus, dem Sohn des Menschen, dass Er schlief. In Matthäus 21 heisst es zwar, dass Er in Bethanien übernachtete. Doch der Geist Gottes benutzt in Verbindung mit dem Herrn das Wort «schlafen» nur bei der oben erwähnten Gelegenheit.

Es wird uns von einer Situation berichtet, bei der wir am wenigsten gedacht hätten, dass unser Retter schlafen könnte. Auf dem See Genezareth herrschte ein Sturm mit hohem Wellengang. Matthäus spricht von einem so grossen Unwetter, dass das Schiff von den Wellen bedeckt wurde. Als erfahrene Fischerleute hatten die Jünger zwar schon manchen Sturm miterlebt. Aber war es je so schlimm gewesen? Sie konnten in dieser Situation keinen Augenblick an Schlaf denken. Nicht nur, weil diese Umstände ihren ganzen Einsatz erforderten, sondern auch, weil sie echt Angst um ihr Leben hatten.

Und ihr Meister? Er schlief, und zwar als der unermüdliche Diener. Welch ein gewaltiger Ausdruck seines Gottvertrauens!

Markus 4 zeigt uns, dass der Herr Jesus einen arbeitsreichen Tag hinter sich hatte. Wir können gut verstehen, dass Er am Abend ermüdet war. So finden wir den besonderen Ausdruck: «Und sie nehmen ihn, wie er war, in dem Schiff mit.» Wer Er war, hatten die Jünger mehrfach erlebt, noch an diesem Tag, und sie würden es in einer eindrücklichen Weise kurze Zeit später noch einmal erfahren. Aber wie war Er – ihr Meister? Er war als Diener den ganzen Tag unterwegs gewesen, hatte die Menschen ununterbrochen belehrt und sich um sie gekümmert. Die ganze Zeit hatte Er nicht an sich selbst gedacht. Abgearbeitet, im Sinn von «ermüdet» (Joh 4,6), stand Er am Ufer, um zur anderen Seite zu gelangen. Dort wollte Er weiter dienen. Ob man Ihm nicht die Arbeit ansehen konnte, die jetzt tagelang hinter Ihm lag? Sie nahmen Ihn mit, wie Er war. Er zog sich nicht vorher um. Er gönnte sich keine Pause, sondern ging weiter.

Genau in diesem Augenblick kam jener heftige Sturm auf. Der Meister aber hatte sich hingelegt und schlief auf einem Kopfkissen. Es handelte sich vermutlich um das einfache Ruderkissen, das im Boot zur Verfügung stand. Aber der Schöpfer des Universums hatte als Diener keine Ansprüche. Er nutzte die kurze Gelegenheit, die Ihm zwischen seinen Arbeitsstationen blieb, um sich ein wenig auszuruhen.

Wir wissen heute, dass auch diese Ruhe zugleich «Arbeit» war, denn Er wollte seinen Jüngern eine weitere Lektion mit auf den Lebensweg geben. Aber berührt es uns nicht, dass wir von unserem Retter an keiner anderen Stelle lesen, dass Er geschlafen hat? Natürlich hat auch Er normalerweise nachts geschlafen, denn Er war vollkommen Mensch. Aber da, wo wir die Jünger schlafend finden, und wo wir dies erwartet hätten, da steht nichts von seinem Schlaf. Nur hier, in dem Moment, wo jedem Angst und Bange werden musste – war unser Herr nicht vollkommen Mensch? –, da hatte Er die Ruhe zu schlafen.

Welch eine Ruhe – in dieser Unruhe! Der Sturm konnte Ihn nicht stören. Er, der sein Werk mit Hingabe tat, nutzte einen Moment zur Ruhe, als der Dienst seine Aktivität nicht benötigte. Nur göttliche Ruhe, die kein Misstrauen kannte, und wahres Gottvertrauen erlaubten es Ihm, während des Sturms zu schlafen.

Wir bewundern Ihn in dieser Würde – die sich im aufopfernden Dienst zugleich zu den Jüngern und zu uns herabneigt. Bis heute!