Die Gnade Gottes war auf Ihm
In Lukas 2,40 heisst es von unserem Herrn in einmaliger Weise: «Gottes Gnade war auf ihm.» Dieser Ausdruck wird auf das Kind Jesu bezogen, das «wuchs und erstarkte, erfüllt mit Weisheit». Doch die Gnade Gottes blieb auf Ihm, während seines ganzen Lebens hier auf der Erde. Ja, sie wird auf Ihm in alle Ewigkeit ruhen, denn Er wird nie mehr aufhören, Mensch zu sein. Und doch ist es gewaltig, dass diese Wertschätzung Gottes bereits auf seine früheste Kindheit bezogen wird.
Das Kind Jesus war gerade beschnitten und die Reinigung der Mutter Maria vollzogen worden (Lk 2,21-24). Die Wirklichkeit der Anwesenheit des Christus Gottes – von Ihm als Retter gesandt und zugleich Gott selbst seiend – war durch den Lobpreis von zwei gottesfürchtigen Menschen bezeugt und bestätigt worden: von Simeon (einem Mann) und von Anna (einer Frau). Im Anschluss daran finden wir das einzigartige und göttliche Urteil über die Weisheit des Knaben und die Gegenwart göttlicher Gnade auf Ihm.
Er verdiente diese Gunst Gottes vollkommen. Auf erlösten Menschen ruht die Gunst Gottes in Christus, und zwar aufgrund seines Werks am Kreuz auf Golgatha. Auf Christus ruht die Gunst Gottes angesichts dessen, was Er in sich selbst ist und wie Er gelebt und sich verhalten hat (Er machte sich selbst zu nichts!).
Finden wir hier nicht eine gewisse Erfüllung der Worte der Söhne Korahs aus Psalm 84,12: «Gnade und Herrlichkeit wird der HERR geben, kein Gutes vorenthalten denen, die in Lauterkeit wandeln.»? Die Herrlichkeit Gottes ruhte auf Ihm. Sie wurde in der Gnade seines Wesens und seines Handelns sichtbar. Gott kam zu den Menschen – welch ein Erbarmen, und welch eine Herrlichkeit zugleich!
Wir merken: Dieses Kind war – obwohl wahrer Mensch – unabhängig von menschlichen Errungenschaften und Erziehungsbemühungen, von allem, was die Menschen von aussen an Ihn heranbringen konnten. Dieses Kind war der Sohn Gottes, der mit Weisheit erfüllt war. Dadurch konnte die Gnade Gottes auf Ihm ruhen, ja, auf Ihm bleiben.
Beim Lesen dieser Verse wird uns bewusst, wie unaussprechlich herrlich Er ist. Wir staunen, wie seine menschliche Natur von Anfang an von Gott erfüllt war. Gott kommt zu den Menschen, aber nur in Ihm. Das alles zu betrachten, erfüllt unser Herz mit Anbetung und Freude.
In diesem Evangelium, das die Menschheit unseres Herrn betont, finden wir die wirkliche menschliche Entwicklung des Kindes Jesu: ein wahrhaftiges, aber zugleich vollkommenes Kind. Es gibt keine Über-, aber auch keine Untertreibung. Dieses Kind wächst sowohl geistig und geistlich als auch körperlich. Es nimmt zu an Weisheit, an Grösse und Gunst bei Gott und Menschen (Lk 2,52). Zugleich ist dieses Kind unser Herr – stets mit göttlicher Weisheit erfüllt. Darüber hinaus ist Er der ewige Gott, der hier auf der Erde den Menschen die Weisheit austeilt.
Erfüllt mit Weisheit, gibt es in dem Menschen Jesus zu keiner Zeit Platz für irgendeine Torheit oder für Ungehorsam. Gott ist es, der als Mensch dem Menschen begegnet, um ihn zu Gott zu führen. So begegnet Gott dem Menschen nicht in seiner göttlichen Gerechtigkeit, obwohl Er sie nicht beiseite lässt, sondern in Gnade und Liebe. Es ist die Gnade, die zum Kanal der Wahrheit wird (Joh 1,17). Diese Gnade, die mit der Menschwerdung des ewigen Wortes in Verbindung steht, wird in Ewigkeit mit Christus verbunden sein. Welch eine Gnade erblicken wir in und auf diesem demütigen Menschen Jesus!