Sanftmütig

Matthäus 11,29

Sanftmütig

Nur einmal heisst es vom Herrn Jesus auf direkte Weise, dass Er sanftmütig war. Bemerkenswerterweise sagte Er es selbst von sich, und zwar in Matthäus 11,29: «Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.»

Wir haben uns an diesen Charakterzug unseres Herrn vielleicht schon so gewöhnt, dass er uns nicht mehr unmittelbar zur Anbetung führt. Haben wir uns schon überlegt, warum wir diese Auszeichnung unseres Herrn nur einmal in den Evangelien finden? Bei einem gewöhnlichen Menschen müsste man sie wohl mehrfach betonen, damit sie glaubwürdig wäre. Bei Ihm nicht. Nein, Er nennt sich selbst so und braucht dieses Kennzeichen nicht zu wiederholen – es steht für sich und ist unanfechtbar. Es gibt keinen einzigen anderen Menschen, auf den diese Aussage in dieser Fülle zutrifft: Christus war sanftmütig.

Diese Eigenschaft unseres Meisters tritt noch hervor, wenn wir an alle drei Vorkommen von Sanftmut in den Evangelien – alle im Matthäus-Evangelium – denken. Die erste Stelle finden wir in der sogenannten Bergpredigt, wo der Herr Jesus die Sanftmütigen glückselig preist, «denn sie werden das Land erben» (Mt 5,5). Das war damals (und ist in geistlicher Hinsicht auch heute) der Segen für wahrhaft Sanftmütige.

Aber wo gab es diese sanftmütigen Menschen? Da war nur Einer, auf den diese Beschreibung zutraf und der volles Anrecht auf diesen Segen hatte. Und dieser Eine lud die mit Sünden beladenen Menschen ein, zu Ihm zu kommen, um bei Ihm wahre Ruhe zu finden. Nur Er bot sich ihnen an, war für sie ansprechbar und hatte ihnen wirklich etwas Bleibendes zu geben. Er verkaufte es ihnen nicht für teures Geld.

In der zweiten – es ist die oben zitierte – Stelle wird deutlich, wie Er in Milde, Freundlichkeit und Freigebigkeit auf die Menschen zukam (Mt 11,28.29). Er erschien in Gnade, um ihre Sünden auf sich zu nehmen, und nicht im Gericht über ihre Sünden. Ja, Er war und ist der ewige Sohn Gottes, den sie zugleich als den sanftmütigen Menschen vor sich stehen sahen, den sie anschauen und betasten konnten und dem sie gehorchen sollten. Er war der, den nur der Vater erkennt (Mt 11,27).

Wenn der Herr Jesus von sich sagte: «Ich bin sanftmütig», so ist das weder Überheblichkeit noch Übertreibung, sondern Wahrheit. Es ist das Urteil Gottes selbst, wie dies die dritte Stelle in Matthäus 21,5 zeigt. Dort wird die göttliche Voraussage aus dem Alten Testament mit den Worten zitiert: «Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und reitend auf einer Eselin.» Es war der HERR, der dies durch den Propheten Sacharja ankündigen liess; es war derselbe Herr, der es seinen Jüngern zitierte; und es war derselbe Herr, von dem dies gesagt wurde. Gott sorgte dafür, dass dies alles in sein ewiges Wort aufgenommen wurde.

So finden wir in diesem Evangelium die Verheissung für die Sanftmütigen – ausgesprochen durch den Herrn. Sie wurde in vollem Mass Wirklichkeit in Ihm, der diesen Segen aussprach und auf sich beziehen konnte. Und damit befand Er sich in Übereinstimmung mit dem prophetischen Wort aus dem Alten Testament – und wieder ist es der Herr selbst, der es aussprechen kann.

Und wie manches Beispiel seiner sanftmütigen Gesinnung finden wir in den Evangelien. Er war sanft, zart, mild, geduldig und freundlich, wenn Menschen zu Ihm kamen, oder wenn Er zu ihnen ging. Seine Worte und Handlungen waren klar und wahr, nie die Sünde übersehend – und doch voll Sanftmut. Denken wir nur an seine Begegnung mit der Frau am Jakobsbrunnen, mit dem Kranken am Teich Bethesda, mit der Volksmenge oder mit dem Blindgeborenen (Joh 4; 5; 6; 9). Wir bewundern unseren Meister, der in Liebe und Sanftmut die Menschen aufnahm und ihnen Rettung schenkte.