Die Gleichnisse des Herrn (7)

Lukas 18,9-14

a) Gleichnisse für Sünder (7)

3. Wie können Sünder in das Reich der Himmel eingehen?

In einer Reihe von Gleichnissen macht der Herr deutlich, wie der Sünder das Evangelium des Heils aufnehmen soll und welche Hindernisse dabei überwunden werden müssen.

Der Pharisäer und der Zöllner (Lk 18,9-14)

Im Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner gab unser Herr Jesus den Menschen unter dem Volk, «die auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien, und die Übrigen verachteten», eine deutliche Lehre. Sie glichen diesem hochmütigen, von sich selbst eingenommenen Pharisäer.

Bei den Menschen hatte dieser zwar punkto Frömmigkeit die beste Note. Wie treu war er doch im Besuch des Gottesdienstes im Tempel! Zweimal fastete er in der Woche, was im Gesetz ja nicht einmal gefordert wurde! Auch in Sachen Zehnten nahm er es ganz genau; von seinem ganzen Erwerb brachte er den vollen Teil ins Vorratshaus. Und wie konnte dieser Mann beten! Wenn man ihm so zuhörte, meinte man wirklich, er sei Gott in der Gerechtigkeit ebenbürtig.

Aber was hielt Gott von ihm? Das ist doch die wichtigste Frage.

Nun, da stand es gar nicht zum Besten. Alle diese frommen Werke, mit denen er sich vor den Menschen und vor sich selbst tarnte, vermochten ihn vor Gott nicht zu bekleiden. Vor Ihm stand er in unverhüllter, sündiger Blösse da. Solange der Mensch sich weigert, seine Sündhaftigkeit und Schuld in Aufrichtigkeit vor Gott anzuerkennen, ist all sein religiöses Getue zudem nur widerliche Heuchelei.1

Auch der Zöllner, der gleichzeitig mit dem Pharisäer in den Tempel getreten war, zählte zu den Sündern, ja sogar zu den grössten unter ihnen. Aber er hat es weder vor den Menschen noch vor Gott verheimlicht. Sein Zustand bedrückte ihn und drängte ihn, die Gnade Gottes zu suchen. Sein ganzes Verhalten zeigte, dass er seine Schuld im Licht Gottes erkannt hatte: Er stand von fern und wollte sogar nicht die Augen zum Himmel erheben. Er schlug an seine Brust und betete kurz und echt: «O Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!»

Wer sich so vor Gott auf den ihm zustehenden Platz erniedrigt und sich nach seiner Gnade ausstreckt, den kann Er rechtfertigen. Er wird ihn bekleiden mit Kleidern des Heils und ihn mit dem Mantel der Gerechtigkeit umhüllen (Jes 61,10). Christus selbst wird ihm «zur Gerechtigkeit» werden (1. Kor1,30).

So schliesst der Herr dieses Gleichnis mit den Worten: «Dieser (Zöllner) ging gerechtfertigt hinab in sein Haus vor jenem; denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.»

  • 1Vergleiche die ausführliche Auseinandersetzung des Herrn mit den Pharisäern in Matthäus 23.