Die Gleichnisse des Herrn (10)

Matthäus 19,16-26

a) Gleichnisse für Sünder (10)

Das Kamel kann nicht durch ein Nadelöhr eingehen

Ein junger, reicher Oberster war mit der Frage zu Jesus gekommen: «Lehrer, was muss ich Gutes tun, um ewiges Leben zu haben?» Nach seiner Meinung hatte er sich bis dahin durch treue Beobachtung des Gesetzes ausgezeichnet. Aber wenn er den Herrn Jesus über das Reich der Himmel und über das ewige Leben reden hörte, merkte er, dass ihm dazu noch etwas Wesentliches fehlte.

Der Herr, der ihn durchschaute, nennt ihm zwei Dinge:

  • Erstens hatte der Jüngling noch nicht erkannt, dass der Mensch nicht gut ist und daher auch nichts Gutes zu tun vermag. Nur Gnade, die sich auf das Erlösungswerk stützt, das Christus Jesus zu erfüllen im Begriff war, kann ihn retten. Diese Gnade war von Anfang an der Inhalt der Verkündigung des Herrn (Lk 4,22). Hatte der Oberste nicht gut zugehört?
  • Als Zweites musste ihm der Lehrer sagen: «Geh hin, verkaufe deine Habe und gib sie den Armen, und du wirst einen Schatz in den Himmeln haben; und komm, folge mir nach!» Der junge Mann hatte Schätze auf der Erde, und diese hinderten ihn, Jesus im Glauben aufzunehmen und Ihm nachzufolgen. Und er wollte sie nicht aufgeben. Betrübt ging er weg.

Nun sagte Jesus zu seinen Jüngern: «Schwerlich wird ein Reicher in das Reich der Himmel eingehen … Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr hindurchgehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes eingehe.»

Das konnten die Jünger nicht begreifen. Unter dem Gesetz war materieller Wohlstand doch gerade dem verheissen, der dem Gesetz gehorchte!

Aber im Reich der Himmel, das Gott nun in Christus einführte, hat die Welt und das Ich keinen Platz. Wer zu diesem Reich gehört, hat seinen Schatz im Himmel.

Wie für so viele Menschen war das Geld auch für diesen Jüngling ein goldener Schlüssel zu allen irdischen Vorteilen und Genüssen. Der Besitz diente seiner Selbstsucht, seinen sündigen Neigungen und trennte ihn somit von Gott. Wohl stand er jetzt vor der engen Pforte und begehrte Einlass, aber nur unter der Bedingung, dass er sein bisheriges Leben weiterführen konnte.

Er war noch «im Fleisch», und wie hätte er da die Begierden des Fleisches überwinden können? Sie waren ja die Früchte seiner Natur! Dem Menschen ist dies ebenso wenig möglich wie einem Kamel, durch ein Nadelöhr zu gehen. Selbst wenn es diesem Tier gelänge, alle seine Lasten abzulegen, so vermöchte es den Eingang doch nicht zu erzwingen, weil es als Kamel dafür unpassend ist.

Auf die erstaunte Frage der Jünger: «Wer kann dann errettet werden?», gab Jesus zur Antwort: «Bei Menschen ist dies unmöglich, bei Gott aber sind alle Dinge möglich.» Ihm sei Lob und Dank! Durch den Glauben an Christus wird der Mensch zum Teilhaber der göttlichen Natur, der dem Verderben entflohen ist (2. Pet 1,4). Die Jünger selbst waren solche Errettete, die «eingegangen waren». Sie hatten alles verlassen und waren Christus nachgefolgt.

Diese verschiedenen Gleichnisse weisen also auf die grossen Hindernisse hin, die den Menschen abhalten wollen, errettet zu werden und ins Reich der Himmel einzutreten:

  • Selbstgerechtigkeit und Selbstvertrauen
  • das Streben nach menschlicher Grösse
  • Bindung an ein religiöses System
  • irdischer Besitz

Die in Christus Jesus erschienene Gnade aber ist das Mittel, um von diesen Hindernissen und Bindungen befreit zu werden. Angezogen und erfüllt von der Grösse seiner Person, vermag der Erlöste Ihm nachzufolgen und mit allem, was er besitzt, Ihm zu dienen.