a) Gleichnisse für Sünder (13)
Fröhlich und in Prunk leben – und am Ort der Qual seine Augen aufschlagen
Der Anfang dieses Gleichnisses ist dem vorangegangenen ähnlich. Auch dieser Reiche lebte in selbstsüchtiger Weise nur für sich selbst. «Er kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und lebte alle Tage fröhlich und in Prunk.» Er hatte keine Verbindung mit Gott, der für die Armen besorgt ist, und hatte Ihn nicht erkannt (1. Joh 4,7.8.20). Sonst hätte er den kranken Lazarus in seinem Torweg nicht hungern und ohne Pflege dahinsiechen lassen. Auch er lebte nur dem zeitlichen Genuss und Vergnügen und wies den Gedanken, einmal vor den heiligen Gott treten zu müssen, immer wieder von sich. Aber es kam ein Tag für den Armen und ein Tag für den Reichen, der ihr Los völlig veränderte. Lazarus starb, und seine Seele wurde von den Engeln in den Schoss Abrahams, d.h. ins Paradies getragen, wo die Seelen der entschlafenen Gläubigen sind, die der leiblichen Auferstehung entgegenharren. Nicht seine Armut war es, die Lazarus in der jenseitigen Welt diesen herrlichen und gesegneten Platz gab, sondern einzig sein Glaube an die Verheissungen Gottes in seinem Wort. Ohne Glauben ist es ja unmöglich, Gott wohlzugefallen (Heb 11,6). Befreit von seinem kranken und schwachen Leib, wurde er jetzt wunderbar getröstet.
«Es starb aber auch der Reiche.» – Bei seinem Tod traten nicht die Engel, sondern die Menschen in Tätigkeit: «er wurde begraben». Wie es unter den Reichen damals üblich war, werden sie seinen Leib mit teuren Gewürzsalben einbalsamiert und in einer in Felsen gehauenen Gruft prunkvoll bestattet haben. Aber was geschah inzwischen mit ihm selbst, mit seiner Seele? «Und in dem Hades seine Augen aufschlagend, als er in Qualen war …»
Unvermittelt, von einem Augenblick zum andern, wurde er aus diesem Leben, in dem er «sein Gutes völlig empfangen hatte», an den «Ort der Qual» versetzt. Er befand sich nun nicht in einem «Seelenschlaf», wie uns eine Irrlehre glauben machen will, sondern in einem Zustand, wo er tief empfinden, sehen und überlegen konnte.
Worin bestand denn die Qual seiner Seele? – In der Erkenntnis: Ich bin in meinen Sünden gestorben (Joh 8,21). Sie sind beständig vor mir. Sie klagen mich an und werden mich auf ewig von Gott trennen. Ich hatte die Möglichkeit, durch Umkehr und Glauben errettet zu werden und ins Reich der Himmel einzugehen. Aber ich habe nicht gewollt. Ich hörte nicht auf Gottes Stimme und stiess seine Gnade von mir. Ich wollte das Leben auf der Erde in vollen Zügen geniessen und mich nicht durch irgendwelche Gedanken an das Kommende darin stören lassen. Nun bin ich für immer in der Finsternis.
Ob er jetzt wohl auch wusste, dass es für ihn eine leibliche Auferstehung geben wird, nicht zur Befreiung, sondern zum Gericht? (Off 20,11-15). Wusste er, dass er dann in den Feuersee geworfen wird, der dem Satan und seinen Engeln bereitet ist (Mt 25,41) und dies dann sein ewiges Teil sein wird? Wie hätte dieses Bewusstsein seine Unruhe und Qual erhöhen müssen! Und bei diesem allem sah die Seele dieses einst reichen und verwöhnten Mannes, wie Lazarus «im Schoss Abrahams» jetzt getröstet wird. Wenn er doch wenigstens etwas von diesem Trost haben könnte und Lazarus käme, die «Spitze seines Fingers» ins Wasser tauchte und ihm den brennenden Durst nur ein klein wenig stillte!
Aber Abraham sagte nein. Das schreckliche Los des einst reichen Mannes, der nun im Hades leidet, ist die unabänderliche Folge seines Verhaltens gegenüber Gott während seines Erdenlebens. Zudem ist zwischen dem Ort der Seligen und dem Ort der Qual eine grosse Kluft befestigt, die nie mehr überbrückt werden kann. Sie ist endgültig!
Wie sollten doch diese ernsten Tatsachen, die der Herr enthüllt, einem jeden die Augen öffnen, der die ihm auf der Erde gewährte Gnadenfrist vertändelt und sich mit der falschen Hoffnung tröstet, es gebe im Jenseits noch einen Ausweg.
Nun dachte der ehemalige Reiche an seine fünf Brüder auf der Erde, von denen er wusste, dass sie noch nicht Buße getan hatten und daher auch an seinen Ort der Qual kommen müssten, wenn sie nicht jetzt umkehrten. Er meinte, wenn Lazarus – der ihnen bekannt war – aus den Toten zu ihnen ginge und «sie dringend warne», dann würden sie auf ihn hören. – Aber die Antwort Abrahams, die der Herr mitteilt, ist in dieser Beziehung sehr aufschlussreich. Er sagt: «Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand aus den Toten aufersteht.»
Jeder Mensch möge auf das Wort Gottes hören und ihm gehorchen. Es gibt kein anderes Mittel, das ihn zur Umkehr und zum Glauben bringen kann. Selbst Wunderwerke können den nicht überzeugen, der das Wort nicht zu Herzen nimmt. Wie wichtig ist es also, dass es schlicht und rein bezeugt wird. Es besitzt göttliche Kraft und ist in den Glaubenden wirksam (1. Thes 2,13). Wer dem göttlichen Wort widersteht, ist für die ewigen Folgen, die er ertragen muss, voll verantwortlich.