c) Gleichnisse über das Verhalten der Gläubigen (2)
Splitter und Balken
In diesem Gleichnis kommt unser Herr auf die böse Neigung unserer natürlichen Herzen zu sprechen, andere zu richten.
Wer andere richtet, gibt damit zu erkennen, dass er weiss, was der Christ zu tun und zu lassen hat; und Gott, vor dessen Richterstuhl wir einst alle gestellt werden (Röm 14,10), wird uns für dieses Wissen, womit wir andere verurteilt haben, persönlich verantwortlich machen: «Denn mit welchem Urteil ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Mass ihr messt, wird euch zugemessen werden.» Je genauer ich den Weg Gottes kenne, desto grösser ist meine Verantwortung.
Wer andere richtet, wird vom Herrn Jesus gefragt: «Was aber siehst du den Splitter, der in dem Auge deines Bruders ist, aber den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?» Ach, wer in einer fleischlichen Gesinnung lebt, ist froh, beim Mitbruder Unstimmigkeiten zu entdecken, sei es, um den eigenen Zustand zu rechtfertigen oder um sich über den anderen zu erheben! Ein solcher lebt nicht im Licht Gottes. Vor Ihm erkennte er den Balken im eigenen Auge, vor Ihm würde er sich selbst verurteilen und richten und für sich selbst von seiner Gnade in Christus Gebrauch machen.
Dann würde er «klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen». Er würde sich dann nicht als ein überheblicher «Heuchler» mit seinem Bruder beschäftigen, sondern mit einem gereinigten Herzen, das vom Licht Gottes, von seiner Liebe, Gnade und Barmherzigkeit, die er selber erfahren hat, erfüllt ist. Dann würde er zu den «Geistlichen» gehören, denen das Wort zuruft: «Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen wieder zurecht im Geist der Sanftmut, wobei du auf dich selbst siehst, dass nicht auch du versucht werdest» (Gal 6,1).