Nehmen wir an, dass beunruhigte Seelen, von denen wir gesprochen haben, sich vor dem Urteil Gottes über ihren Zustand demütigen. Dann möchten sie als Erstes wissen, wie sie Vergebung ihrer Sünden erhalten können. Das Blut des Herrn Jesus ist das einzige Mittel, um von der Schuld der Sünde befreit zu werden. «Ohne Blutvergiessung gibt es keine Vergebung» (Heb 9,22). Der Tod des Heilands ist also notwendig. Ja, das ganze Werk der Erlösung gründet sich darauf. Es ist deshalb ganz wichtig, dies gut zu verstehen.
Der Tod als Folge der Sünde
In Römer 5,12 lesen wir, dass «der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben». Wegen seines Ungehorsams hat Adam als Erster dieses Urteil auf sich geladen. Er wurde davor gewarnt, vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, «denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben» (1. Mo 2,17). Adam missachtete das göttliche Gebot und fiel deshalb unter das schreckliche Urteil des Todes. Der Tod ist die Strafe, die Gott an den Ungehorsam geknüpft hat. «Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod und so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben» (Röm 5,12). Es gibt keinen Unterschied, alle sind gleichermassen Sünder. Aus diesem Grund sind alle Nachkommen Adams dem Tod als Strafe für Sünde unterworfen. Der Tod herrscht über die ganze menschliche Familie (Röm 5,13-21). Jedes einzelne Mitglied dieser Familie – ausgenommen die, die an den Herrn Jesus Christus glauben – steht wegen der Sünde unter dem gerechten Urteil des Todes.
Gottes Heilmittel: das Lamm und sein Blut
«Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist» (Röm 5,8). «So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe» (Joh 3,16). Gott ist reich an Barmherzigkeit und hat seinen eigenen Sohn gesandt, damit Dieser leide und sterbe – «der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe» (1. Pet 3,18). Als Abraham im Begriff stand, seinen Sohn zu opfern, hat Gott einen Widder als Ersatz für Isaak bereitgestellt, damit dieser gerettet werden konnte und nicht geopfert werden musste (1. Mo 22). So hat Gott ein Lamm gegeben, das anstelle und zugunsten des Sünders geopfert worden ist: «Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!» (Joh 1,29). Das ist das Geheimnis und die Bedeutung vom Tod des Herrn Jesus. Jeder Sünder darf im Glauben erfassen: Der Heiland ist als mein Stellvertreter gestorben. Er hat für mich das Gericht getragen und meine Schuld gesühnt.
Die wunderbare Auswirkung des Blutes von Christus, das dem Bedürfnis und der Not der Sünder begegnete, entspricht dem Charakter seiner Person und der Natur seines Todes. Sein Blut ist das Symbol seines Todes, d.h. der Opferung seines Lebens, denn das Leben ist im Blut (siehe 3. Mo 17,10-14). Sein Blut reinigt von der Sünde, weil der Wert seines Todes anstelle und zugunsten des Sünders vor den Augen Gottes steht. Gott hat sich herabgelassen, uns dies nicht nur durch direkte Belehrung, sondern auch durch Vorausbilder und Illustrationen mitzuteilen.
Das Passah in Ägypten
Denken wir an die Israeliten in Ägypten während der Passahnacht (2. Mo 12). Gott stand im Begriff, das Gericht über das Land Ägypten zu vollziehen. Wenn aber die Gerechtigkeit ihren Lauf nahm, standen die Israeliten genauso unter diesem Gericht wie die Ägypter. Wie sollten die einen davon ausgenommen werden, während die anderen geschlagen wurden? Gott sagte: «Ich werde in dieser Nacht durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburt im Land Ägypten schlagen vom Menschen bis zum Vieh, und ich werde Gericht üben an allen Göttern Ägyptens, ich, der HERR. Und das Blut soll euch zum Zeichen sein an den Häusern, worin ihr seid; und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen; und es wird keine Plage zum Verderben unter euch sein, wenn ich das Land Ägypten schlage» (2. Mo 12,12.13; siehe auch V. 21-23). Beachten wir: In dieser Nacht bestand der einzige Gegensatz zwischen den Israeliten und den Ägyptern im Blut des Lammes. Es handelte sich nicht um eine Unterscheidung zwischen Israel und Ägypten. Es war das Blut, das die Hand des Gerichtsengels abhielt – das Blut, das aussen an die Häuser gestrichen worden war. Gott hatte gesagt, dass Er vorübergehen werde, wenn Er das Blut sehe. Das Blut des Lammes – denn das Lamm hatte sterben müssen – reinigte sie im Bild von der Schuld. So konnte Gott die Israeliten gerechterweise von der Strafe verschonen, während Er die Ägypter zu Recht bestrafte. Für uns gilt: «Auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet worden» (1. Kor 5,7).
Der Sühnungstag
Der grosse Sühnungsstag, der in 3. Mose 16 beschrieben wird, gibt uns die gleiche Belehrung. Aaron musste das Blut der beiden Sündopfer – das Blut des Stiers und das Blut des Ziegenbocks – auf den Sühndeckel und vor den Deckel sprengen, wo Gott zwischen den Cherubim thronte. «An diesem Tag wird man Sühnung für euch tun, um euch zu reinigen: Von allen euren Sünden werdet ihr rein sein vor dem HERRN» (3. Mo 16,30). Diese Opfer waren aber nur ein Schatten der Wirkung, die das Blut des Herrn Jesus hat. «Nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut – ist Christus ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte. Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh, auf die Verunreinigten gesprengt, zur Reinheit des Fleisches heiligt, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen!» (Heb 9,12-14). Wir werden belehrt: «Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde» (1. Joh 1,7).
Die Reinigung durch das Blut Jesu Christi
Wir können jetzt klar ableiten, was die Bibel über das Blut des Erlösers in Bezug auf die Sünde lehrt:
- Es ist das einzige Mittel, das Schuldige reinigen kann. Gott hat diese Möglichkeit zur Verfügung gestellt. Daraus folgt, dass jedes andere Mittel ausgeschlossen ist. «Ja, wenn du dich mit Natron wüschest und viel Laugensalz nähmest: Schmutzig bleibt deine Ungerechtigkeit vor mir, spricht der Herr, HERR» (Jer 2,22). «Wenn ich mich mit Schnee wüsche und meine Hände mit Lauge reinigte, dann würdest du mich in die Grube tauchen, und meinen eigenen Kleidern würde vor mir ekeln» (Hiob 9,30.31). Nur das Blut des Christus macht den Sünder weisser als Schnee.
- Das Blut des Herrn Jesus besitzt in sich allein und durch sich selbst eine vollkommene Wirkung. Man kann und muss ihm nichts hinzufügen. Es ist nicht das Blut und noch irgendetwas dazu. Wenn du etwas hinzutust, wie z.B. Erfahrung, Gebete oder Buße, die an ihrem Platz wichtig sind, dann entziehst du dem Blut die reinigende Wirkung.
- Gott hat das Blut bereitgestellt. Er selbst hat seinen Sohn in den Tod gegeben. Diese Vorsorge für die Abhilfe für das Elend der Sünder entspringt ausschliesslich seiner Gnade und liegt daher völlig ausserhalb des Sünders. Gott hat in seiner unendlichen Barmherzigkeit und in seiner Liebe zu den Menschen ein Lamm zum Opfer vorgesehen. Nun kommt das kostbare Blut des Lammes Gottes all denen zugut, die glauben. Es gibt keinerlei Einschränkungen in der Anwendung dieses Blutes, ausser dem Unglauben des Sünders. Es ist für alle vorgesehen. Jeder Mensch hat die Möglichkeit, durch Glauben die Wirkung der Reinigung durch das Blut zu erfahren.
Der Glaube an das Blut
Du hast erkannt, dass du Reinigung nötig hast. Gott hat das bereitgestellt, was dir allein helfen kann. Nun fragst du: Wie kann ich unter den Schutz des Blutes kommen? Ausschliesslich und nur durch den Glaubensgehorsam. Gehen wir zur Passahnacht zurück. Es genügte nicht, das Lamm zu schlachten und das Blut in ein Gefäss zu sammeln. Der Israelit hatte den Auftrag, das Blut an die beiden Türpfosten und an den Türsturz seines Hauses zu streichen. Mit einem Büschel Ysop in der Hand – dem Symbol seiner Beugung unter das göttliche Gerichtsurteil – strich der Israelit das Blut an den Türsturz und an die beiden Pfosten. Damit bekannte er, dass der Erstgeborene den Tod verdient hatte. Gleichzeitig zeigte er seinen Glauben an das Blut als das Mittel, das den Verderber abwehrte und den Erstgeborenen vor dem Gericht eines gerechten Richters schützte.
So ist es auch jetzt. Das Lamm ist bereitgestellt und geschlachtet worden. Das Blut des Heilands ist geflossen. Doch die Tatsache seines vergossenen Blutes gibt dir noch keine Sicherheit im Blick auf deine Errettung. Die entscheidende Frage lautet: Bist du unter dem Schutz des Blutes? Du fragst zurück: Wie kann dies erfolgen? Indem du dich wie der Israelit demütig unter Gottes Urteil stellst, das Er über die Sünde ausgesprochen hat. Das bedeutet, den Platz eines Sünders vor Gott einzunehmen und im Glauben auf das Blut des Erlösers zu blicken. Das bringt dich vor dem gerechten Gericht über die Sünde und der gerechten Strafe in Sicherheit. Denn durch deinen Glauben kommt die ganze Wirkung des Blutes von Christus auf dich. Es steht zwischen dir und dem Gerichtsurteil. Es beschützt dich vollständig und für immer vor den Konsequenzen der Sünde. Dieses Blut hat alle Forderungen der Heiligkeit Gottes an dich erfüllt und sie zufrieden gestellt, denn Gott hat Christus dargestellt als Sühnmittel durch den Glauben an sein Blut (Röm 3,25).
Es bleibt für dich absolut nichts mehr zu tun. Nicht einmal den Ysopbüschel musst du in die Hand nehmen, um das Blut zu sprengen, wie damals die Israeliten. Du musst einfach dem Wort Gottes vertrauen und im Glauben festhalten, dass das Blut bereits vergossen worden ist – das einzige Mittel, das vor Gericht und Tod bewahrt. Dann sieht Gott dich sofort unter der ganzen Wirksamkeit und dem vollen Wert des Blutes: Du bist von aller Unreinheit der Sünde gereinigt und weisser als Schnee. Zögere nicht, den Schutz des kostbaren Blutes Christi zu suchen. Um Mitternacht schlug Gott alle Erstgeborenen Ägyptens. Ebenso unvermittelt und ohne Warnung wird das Gericht jene überraschen, die Christus abgelehnt haben. «Wenn sie sagen: Frieden und Sicherheit!, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, wie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen» (1. Thes 5,3). Höre heute auf den Ruf der Liebe Gottes, der dich einlädt, dem kommenden Zorn zu entfliehen und persönlich an das Lamm Gottes zu glauben, das die Sünde der Welt wegnimmt.