Heilstatsachen (6)

Von neuem geboren (3)

Der Sinn der Worte des Herrn

Nikodemus hat den Herrn Jesus gefragt, ob es überhaupt möglich sei, dass jemand von neuem geboren werden kann. Darauf hat der Herr ihm die Art und Weise gezeigt, wie ein Mensch von neuem geboren wird: nur durch den Heiligen Geist und durch das Wasser des Wortes Gottes (Joh 3,4.5).

Vor dem Hintergrund dieser Belehrung des Herrn kann jetzt der Sinn der weiteren Worte genauer erklärt werden. In Johannes 3,9 fragt Nikodemus: «Wie kann dies geschehen?» Zuerst wirft ihm der Herr mit aller Sanftmut sein Unwissen (Vers 10) und seinen Unglauben (Verse 11.12) vor. Danach gibt Er ihm eine ausführliche Antwort auf seine Frage. Sie umfasst drei Teile, die das ganze Geheimnis offenbaren, das Nikodemus nicht erfassen konnte.

a) Die Person des Sohnes des Menschen

Der Herr Jesus ist die Grundlage von allem im Wort Gottes. Seine Person bildet auch die Basis des Evangeliums, durch das Menschen unter der Wirkung des Heiligen Geistes zum neuen Leben geführt werden. «Niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist» (Vers 13). Hier haben wir das grosse Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes. Er war im Himmel, aber Er ist «aus dem Himmel herabgestiegen». Er ist von einer Frau geboren worden. Dadurch wurde Er zum Sohn des Menschen auf der Erde. Trotzdem kann Er, während Er mit Nikodemus spricht, von sich sagen, dass Er «im Himmel ist». Es ist der Mensch gewordene Sohn Gottes, der wahrer Mensch und wahrer Gott in einer Person ist und hier im Sohn des Menschen offenbart wird. Diese wunderbare Würde der Person des Herrn Jesus verleiht seinem Werk eine unendliche Wirksamkeit.

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die wahre Lehre über unseren Herrn mit eifersüchtiger Sorgfalt zu bewahren und jede Belehrung zu verwerfen, die entweder seine menschliche oder seine göttliche Natur infrage stellt. Alles, was gegen die Person des Herrn Jesus ist, steht auch im Widerspruch zu seinem sühnenden Opfer am Kreuz. Seine Person ist die Grundlage des Evangeliums der Gnade Gottes und gibt ihm seinen Charakter. «Der Gott, der sprach: Aus Finsternis leuchte Licht, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi» (2. Kor 4,6).

b) Das Werk des Erlösers

In diesem Werk finden wir das zweite göttliche «Muss». In Vers 7 hat der Herr Jesus gesagt: «Ihr müsst von neuem geboren werden.» Nun sagt Er: «Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe» (Joh 3,14.15). Warum musste der Sohn des Menschen erhöht, d.h. gekreuzigt werden? Es war eine moralische Notwendigkeit, denn «ohne Blutvergiessung gibt es keine Vergebung» (Heb 9,22). Als Er die Stelle des Sünders einnahm, musste Er «um unserer Übertretungen willen verwundet» und «um unserer Ungerechtigkeiten willen zerschlagen» werden (Jes 53,5). Er hat «selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen» (1. Pet 2,24). Zudem standen wir unter dem Gericht und unter dem Verdammungsurteil über die Sünde. Darum musste Er im Bild der Schlange für uns zur Sünde gemacht, ja, zum Fluch werden (2. Kor 5,21; Gal 3,13) und an unserer statt sterben.

Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass Er als Stellvertreter des Sünders erhöht werden musste, «damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe» (Joh 3,15). So ist Er zur Quelle des Lebens geworden. Ja, noch mehr: In der Auferstehung ist Er das Leben jedes Glaubenden (Kol 3,3.4), denn bei der Neugeburt wird dieses Leben durch die Kraft des lebendig machenden Geistes mitgeteilt. Durch den Charakter seines Todes – als Stellvertreter des Sünders am Kreuz – ist Er das Leben derer, die an Ihn glauben. Denn in seinem Tod hat Er unsere Sünden gesühnt. Durch diese Sühnung hat Er alles Trennende zwischen dem Gott der Gnade und den verlorenen Sündern beseitigt. Daher kann Er sagen: «Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt» (Joh 11,25).

So kommt Leben aus dem Tod hervor. Dieses Leben gründet sich auf einen gekreuzigten und auferstandenen Erlöser, denn Er hat «durch den Tod den zunichtegemacht, der die Macht des Todes hat» (Heb 2,14). «Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht» (Joh 12,24).

c) Der Glaube

Der Glaube ist die Verbindung zwischen dem Sünder und dem Herrn Jesus Christus – so wie in der Zeit seines Lebens auf der Erde die körperliche Berührung die Kranken, die geheilt wurden, mit Jesus Christus verbunden hat. Daraus folgt, dass «jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe» (Joh 3,15). Dies wird sofort verstanden, wenn man die Parallele betrachtet, die der Herr hier zieht. Er vergleicht seine eigene «Erhöhung» mit der kupfernen Schlange, die Mose in der Wüste auf eine Stange erhöhte (4. Mo 21,6-9). Es kamen Giftschlangen, die die Israeliten bissen und dadurch töteten. Wer gebissen worden war, musste zur kupfernen Schlange aufblicken, um zu leben. Die Sünde ist die Ursache unseres Todes gewesen. «Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und durch die Sünde der Tod und so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen» (Röm 5,12). Darum werden wir aufgefordert, an den Herrn Jesus zu glauben, der für uns zur Sünde gemacht worden ist (2. Kor 5,21).

Der Hauptpunkt an dieser Stelle ist der Zusammenhang zwischen dem Blick zur Schlange und dem Glauben. Wir lesen: «Mose machte eine Schlange aus Kupfer und tat sie auf die Stange; und es geschah, wenn eine Schlange jemand gebissen hatte, und er schaute auf zu der Schlange aus Kupfer, so blieb er am Leben» (4. Mo 21,9). Beachten wir, dass es der gebissene Israelit war, der die kupferne Schlange anblickte, und dass er dies aus Gehorsam tat, indem er dem Wort Gottes glaubte. Mit Jesus Christus, der ans Kreuz erhöht worden ist, verhält es sich genauso. Wer sich vor Gott als Sünder sieht, anerkennt, dass er «gebissen» worden und wegen der Sünde verloren ist. Wenn er im Glaubensgehorsam auf Jesus Christus blickt, geht er nicht verloren, sondern hat ewiges Leben. Wie beim Passah sehen wir, dass der Sünder nichts tun kann. Er muss einfach glauben, was Gott über seinen Sohn sagt – nämlich, dass Gott im Tod des Herrn Jesus mit der Sünde abgerechnet hat und deshalb allen, die glauben, das Leben versichert. Sobald der Sünder an den Herrn Jesus Christus glaubt, ist er von neuem geboren und hat ewiges Leben.

Fazit

So findet die Neugeburt statt. Das Evangelium – das Wort Gottes – wird verkündigt. Es sagt einer schuldigen Menschheit, dass «Gott die Welt so geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe» (Joh 3,16). Der Heilige Geist bekleidet die göttliche Botschaft der Gnade mit Kraft. Sie dringt in die Herzen der Sünder ein. Wer sie glaubt, wird lebendig gemacht, von neuem geboren und hat das ewige Leben.

Bist du von neuem geboren? Mit dieser deutlichen Botschaft vor Augen kannst du die Frage ohne Schwierigkeit beantworten. Wenn du es bist, wirst du von ganzem Herzen Gott für die Gabe seines eingeborenen Sohnes danken! Wenn du es nicht bist, dann lass dich nochmals warnen. Es ist nicht die Frage, was du sonst noch bist: ein guter Sohn oder eine gute Tochter, ein fürsorglicher Ehemann oder eine hingebungsvolle Ehefrau, ein guter Vater oder eine zärtliche Mutter. Falls du nicht von neuem geboren bist, stehst du ausserhalb des Reichs Gottes, bist du ruiniert und hoffnungslos verloren. Willst du dich damit zufriedengeben? Was wäre mit den gebissenen Israeliten geschehen, wenn sie sich geweigert hätten, die kupferne Schlange anzublicken, und gesagt hätten: «Vielleicht können wir uns selbst helfen»? Sie wären in ihrer Qual und ihrer Sünde gestorben! Dasselbe trifft dich, wenn du dich weigerst, auf Jesus Christus zu blicken und an Ihn zu glauben. Es gibt kein anderes Heilmittel. Nimmst du es nicht im Glauben an, dann hast du das ewige Leben nicht und wirst ewig verloren gehen. Aber wenn du die göttliche Notwendigkeit einer Neugeburt anerkennst, deinen wahren Zustand vor Gott einsiehst und mit einem einfachen Glauben auf Christus schaust, dann wirst du unverzüglich vom Tod ins Leben übergehen.