Heilstatsachen (11)

Schwierigkeiten (1)

Sobald die Seele erweckt, von der Sünde überführt und zum Retter Jesus Christus geführt worden ist, treten häufig von allen Seiten Probleme auf. Sie stehen wie unüberwindbare Hindernisse im Weg, so dass der ersehnte Segen nicht erlangt werden kann. Einerseits werden sie durch den Unglauben verstärkt, der in unseren Herzen verwurzelt ist. Anderseits facht der Teufel sie immer wieder an. Dadurch scheinen sie unlösbar zu sein.

Es mag daher für manche hilfreich sein, die am häufigsten gemachten Einwände des Unglaubens aufzuzeigen und darauf einzugehen. Gleichzeitig wollen wir nie vergessen, dass nur der Herr die Schwierigkeiten wirklich und wirksam lösen kann. Die Probleme werden bald aufhören, unseren Geist zu bedrängen, wenn wir sie im einfachen Vertrauen vor dem Thron der Gnade ausbreiten.

Meine Sünden sind zu zahlreich und zu schwerwiegend

Wie oft äussert ein überführter Sünder diesen Gedanken, wenn er vom Reichtum der Gnade Gottes im Herrn Jesus hört. Er bejaht, dass Christus fähig ist zu retten. Er hat auch keinen Zweifel darüber, dass Gott Gnade üben will. Aber seine Schuld scheint ihm zu gross zu sein, weil er meint, gegen das Licht und die Erkenntnis gesündigt zu haben. Andere mögen kommen und gerettet werden, aber für sich selbst sieht er keine Hoffnung.

Zwei oder drei Bemerkungen mögen den Grund für diese Einwände aufzeigen. Erstens handelt es sich dabei um Zweifel an der Wirksamkeit des kostbaren Blutes des Herrn Jesus. Denk daran: Wenn es dich nicht zu reinigen vermag, dann kann es auch nicht von aller Sünde reinigen. Zweitens offenbaren solche Überlegungen ein Misstrauen gegen Gott. Man glaubt nicht an seine Aufrichtigkeit, wenn Er die Sünder durch die Verkündigung des Evangeliums der Gnade einlädt.

Doch Gott sagt: Jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, geht nicht verloren, sondern hat ewiges Leben (Joh 3,16). «Werwill, nehme das Wasser des Lebens umsonst» (Off 22,17). Wenn nun einer meint, er sei in diesem «jeder» und «wer» nicht eingeschlossen, dann stellt er die Wahrheit Gottes infrage. Der Herr selbst erklärt: «Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder» (Mt 9,13). Das sind nicht einige Sünder, sondern alle Sünder. Ein Sünder zu sein, gibt Anspruch, zum Heiland zu kommen. Je klarer einer seinen sündigen Zustand erkennt, umso mehr muss er davon überzeugt sein, dass es in seinem Fall nichts gibt, was ihn von der Barmherzigkeit Gottes ausschliesst.

Liegt die Ursache dieses Einwands vielleicht in der eigenen Selbstgerechtigkeit? In Wirklichkeit sagt man doch eigentlich, man sei nicht würdig genug. Jemand hat geschrieben: Wenn ich das, was Gott sagt, aufgrund meiner Einschätzung zurückweise, mache ich Ihn zum Lügner (siehe auch 1. Joh 5,10). Durch meine Weigerung, an die Liebe Gottes zu mir zu glauben, weil ich mich nicht würdig genug finde, zeige ich nur, wie stark der Stolz in meinem Herzen verwurzelt ist. Gottes Liebe handelt aus eigenem Antrieb, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Sie wird nicht durch meine Verdienste geweckt, sondern durch meinen erbarmungswürdigen Zustand ausgelöst. Es ist auch nicht die Rede von dem, was ich verdiene, sondern was Christus zusteht. Er hat am Kreuz den Platz des Sünders eingenommen, damit der Sünder seinen Platz in der Herrlichkeit mit Ihm teilen kann. Christus hat das erhalten, was der Sünder verdient hätte, damit der Sünder das bekommen kann, was Christus würdig ist zu empfangen. Mein eigenes Ich ist dabei völlig beiseitegestellt.

Der Herr hat schon im Voraus diesen Einwand entkräftet. Als Er auf der Erde lebte, empfing Er viele der verachtetsten und elendesten Menschen. Die stadtbekannte Sünderin (Lk 7,37-39) oder der Verbrecher am Kreuz (Lk 23,40-43) sind ewige Denkmäler seiner Bereitschaft, die schuldigsten Menschen anzunehmen. Begegne diesen menschlichen Einwänden mit den einfachen Beispielen und den klaren Aussagen des Wortes Gottes! Akzeptiere niemals – auch nicht für einen Moment – irgendeine Unterstellung, die dir die Güte und Macht des Herrn verdunkelt. Er will jeden Sünder annehmen und kann alle retten, die zu seinen Füssen Buße tun.

Ich fühle meine Sünden nicht genügend

Das ist wirklich wahr! Diesen Vorwurf müssen sich sogar Gläubige machen, und zwar bis zum Ende ihres Lebens auf der Erde. So haben auch verängstigte Seelen das Empfinden, zu oberflächlich über ihre Sünden zu denken. Ist dieses Gefühl weniger intensiv, beweist es die Herzenshärte, die durch die Sünde bewirkt worden ist. Doch gleichzeitig wird dadurch das Bedürfnis nach Christus grösser und drängender. Das fehlende Empfinden für die Sünde beweist nämlich die Trennung von Gott und die Notwendigkeit der Versöhnung mit Ihm durch den Tod des Herrn Jesus. Das bedeutet aber nicht, dass ein intensiveres Empfinden eine bessere Bedingung wäre, zum Heiland zu kommen. Das würde ja heissen, dass wir uns zuerst aus eigener Anstrengung von einem gewissen Teil unserer Sündhaftigkeit reinigen müssten. Nein, das Evangelium verlangt keine Gefühle bei den Menschen. Es fordert keine Vorbereitung des Herzens, sondern verkündigt eine vorhandene Rettung für alle, die glauben.

Muss ich denn nicht zuerst bereuen und Buße tun? Lass mich fragen: Was verstehst du unter Buße? Sie bedeutet einfach, dass du den Platz eines verurteilten Sünders vor Gott einnimmst und sein Urteil über deine Sünden anerkennst. Die ganze Verwirrung über diesen Punkt entspringt einer falschen Vorstellung über die Buße. Man meint, Buße tun bedeute, über die begangene Sünde betrübt zu sein und den Entschluss zu fassen, sie aufzugeben. Daher prüfen sich viele Menschen, ob sie in diesem Seelenzustand sind, oder versuchen ihn zu erreichen. Doch es gibt nur eine einzige Frage zu beantworten: Bist du ein Sünder und akzeptierst du Gottes Urteil über dich als Sünder? Wenn du das tust, wird sich vonseiten Gottes nichts zwischen dich und den Erretter der Sünder stellen. Das ist die grosse Botschaft des Evangeliums: «Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus» (Apg 16,31).

Richtet sich das Evangelium an mich persönlich?

Kann ich sicher sein, dass Jesus Christus auch für mich gestorben ist? Richtet sich die Einladung des Evangeliums tatsächlich an mich persönlich? – Warum fragst du so? Gott wiederholt in seinem Wort mehrmals: «Jeder, der an ihn glaubt» oder «wer an den Sohn glaubt», wird gerettet (z.B. Joh 3,15.16.36; Apg 10,43). Deshalb ist es offenkundig, dass auch du dazu gehörst, wie wenn dein eigener Name dort stehen würde. Kürzlich sagte ein Evangelist: Wenn du an einer Tür das Schild siehst: «Jeder, der will, darf eintreten», dann verstehst du sofort, dass du das Recht hast, hineinzugehen. Würde dich jemand davon abhalten wollen, indem er behauptet, der Hinweis sei unklar, würdest du sagen, diese Person sei nicht normal.

Nun lesen wir in der Bibel: «Wer will, nehme das Wasser des Lebens umsonst» (Off 22,17). Ist es dann nicht eigensinniger Unglaube, diese Einladung anzuzweifeln, die an alle Menschen gerichtet ist? Folgende Erzählung liefert uns ein Beispiel dafür:

Ein Mensch war wegen seiner Sünden im Gewissen getroffen worden. Doch die Frage, ob das Evangelium auch im gelte, machte ihm zu schaffen. Trotz aller Bibelstellen, die ihm vorgestellt wurden, blieb er unruhig. Als er nach Hause kam, verbrachte er fast die ganze Nacht allein mit Gott. Schliesslich nahm er ein Stück Papier und schrieb darauf: «So wahr ich lebe, spricht der Herr, HERR, ich habe kein Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern dass der Gottlose von seinem Weg umkehre und lebe!» (Hes 33,11). Dann fügte er hinzu: «Ich bin einer dieser Gottlosen!», und darunter: «Der Herr hat kein Gefallen an meinem Tod!» Damit hatte er vor seinen Augen den Beweis, dass Gott auch ihm seine Barmherzigkeit erweisen wollte.

Jeder Sünder kann zum gleichen Schluss gelangen. Wer durch Zweifel über diesen Punkt beunruhigt ist, schreibe zum Beispiel Johannes 3,16 auf, indem er anstelle von «jeder» seinen eigenen Namen einsetzt. Dann wird er aufs Deutlichste erkennen, dass Gott mit diesem Vers auch ihn meint. Ausser dem Unglauben unserer bösen Herzen gibt es tatsächlich nichts, was die Gnade Gottes im Evangelium begrenzen könnte.