Heilstatsachen (16)

Der Heilige Geist wohnt im Gläubigen (1)

Die Wahrheit im Glauben erfassen

«Ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus» (Gal 3,26). «Weil ihr aber Söhne seid, so hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der da ruft: Abba, Vater!» (Gal 4,6). So ist die Ordnung Gottes.

Bei unserer Bekehrung haben wir an den Herrn Jesus geglaubt und sind durch den Geist von neuem geboren worden. Seither sind wir Kinder Gottes, die göttliches Leben besitzen. Ausserdem hat der Heilige Geist Wohnung in uns genommen, um uns zu leiten. Dadurch sind wir Söhne Gottes geworden – Söhne durch Adoption. Gott hat uns angenommen und zu seinen Söhnen gemacht.

Die Pläne Gottes mit Israel zeigen uns ein weiteres Beispiel dieser göttlichen Ordnung. Während der Passahnacht, als das Volk in Ägypten war, befand es sich vollständig unter dem Schutz des Blutes. Die «Rettung» wird aber erst nach der Durchquerung des Roten Meeres erwähnt, ebenso auch «die heilige Wohnung» Gottes. Der HERR konnte nur in der Mitte eines erlösten Volkes wohnen. Ähnlich verhält es sich bei einem Menschen, der sich bekehrt. Es kann sein, dass er erweckt und von neuem geboren ist, dass er unter dem Schutz des Blutes des Herrn Jesus steht. Ein solcher Mensch besitzt durch den Glauben an den Erlöser den Heiligen Geist. Aber der Geist Gottes muss sich im Gläubigen ungehindert entfalten können, damit er sagen kann: «Abba, Vater» (Gal 4,6). Deshalb wird im Römer-Brief die Lehre der Innewohnung des Heiligen Geistes im Glaubenden erst ab Kapitel 8 behandelt. Der Heilige Geist wird zwar bereits in Kapitel 5,5 im Zusammenhang mit der Liebe Gottes erwähnt, die in unsere Herzen ausgegossen ist. Aber solange der Glaubende die Befreiung von der Sünde und des Gesetzes nicht kennt, kann er nicht in den Genuss dieser wertvollen Belehrung kommen. Erst nachdem die Frage: «Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?» (Röm 7,24), beantwortet worden ist, lesen wir in Römer 8,9: «Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn nämlich Gottes Geist in euch wohnt.»

Die Wahrheit ist, dass der Geist in jedem echten Gläubigen wohnt. Zu Beginn der Gnadenzeit wurden alle, die das vollständig, einfach und kraftvoll verkündigte Evangelium hörten und glaubten, unverzüglich von der Finsternis zum Licht gebracht und bekamen sofort den Heiligen Geist als Siegel ihrer Errettung. Aber aufgrund der herrschenden Verwirrung in der Christenheit ist das Evangelium durch menschliche Gedanken so verdorben, dass die ganze Gnade Gottes in Jesus Christus nur selten klar verkündigt wird. Viele Menschen, die sich bekehrt und neues Leben empfangen haben, tappen noch lange in der Finsternis herum und seufzen in einem Geist der Knechtschaft. Oft sind sie über die Befreiung nicht richtig belehrt oder sie versuchen immer noch, aus eigener Willenskraft für Gott zu leben. Dadurch wird die Wirkung des Geistes, der ihnen die Sohnschaft bewusst machen will, in ihnen behindert. Obwohl sie gläubig sind, können sie noch nicht freimütig sagen: «Abba, Vater.» Sobald wir aber die wertvolle Wahrheit der Befreiung im Glauben erfasst haben, wirkt der Heilige Geist in uns, so dass wir in einem kindlichen Vertrauen «Abba, Vater» sagen. «Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind» (Röm 8,16).1

Eine christliche Wahrheit

Wir wenden uns nun der biblischen Belehrung über das Wohnen des Heiligen Geistes im Gläubigen zu. Wie wir bereits gesehen haben, sind wir durch die Neugeburt Kinder Gottes geworden. Gleichzeitig hat der Heilige Geist Wohnung in uns genommen. Dadurch sind wir auch Söhne Gottes geworden. Diese Tatsache unterscheidet die Christen von den alttestamentlichen Gläubigen. Die glaubenden Juden waren von neuem geboren, aber der Geist Gottes wohnte nicht in ihnen, «denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war» (Joh 7,39). Wohl wirkte der Heilige Geist durch seine Kraft. Er erweckte die glaubenden Juden zu neuem Leben, wie Er es genauso bei den glaubenden Christen tut. Er stärkte sie für ihr Leben und ihren Dienst. Aber sein Kommen vom Himmel, um persönlich in den Glaubenden der Gnadenzeit und in der Versammlung zu wohnen, war die Folge vom Tod, der Auferstehung und der Verherrlichung des Herrn Jesus.

Dieser Unterschied wird sehr deutlich, wenn wir das Gebet des Psalmdichters anschauen: «Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir!» (Ps 51,13). Der Apostel Paulus hingegen schreibt: «Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch den ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung» (Eph 4,30). Obwohl der Geist durch seinen Einfluss im Herzen des Psalmdichters wirkte, war es möglich, dass er diese wunderbare Macht verlor. Aber heute sind die Glaubenden durch den Heiligen Geist auf den Tag der Erlösung versiegelt, auch wenn sie Ihn noch betrüben können. Ebenso wie die Anwesenheit des Heiligen Geistes auf der Erde im Haus Gottes das Christentum prägt, so unterscheidet auch seine gegenwärtige Innewohnung im Herzen die Kinder Gottes von Glaubenden anderer Heilszeiten. Es ist der Heilige Geist, der uns mit Christus vereint und uns zu Gliedern seines Leibes gemacht hat (1. Kor 12,13). Wir sind nun «von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen» (Eph 5,30). Diese Einheit, diese Stellung als Glieder seines Leibes, war vor der Verherrlichung des Herrn Jesus nicht möglich. Er musste zuerst seinen Platz als Haupt im Himmel einnehmen.

Das Wohnen des Heiligen Geistes im gläubigen Christen zeigt sich unter verschiedenen Blickwinkeln, die wir im Folgenden kurz streifen wollen.

Der Heilige Geist als Zeuge

Die Anwesenheit des Heiligen Geistes auf der Erde ist das Zeugnis der vollbrachten Erlösung. Vor seinem Weggang hat der Herr Jesus versprochen, einen «anderen Sachwalter» zu senden (Joh 14,16.17.26; 15,26; 16,7-14). In Lukas 24,49 sagt Er seinen Jüngern: «Ich sende die Verheissung meines Vaters auf euch. Ihr aber, bleibt in der Stadt, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.» Das Kommen des Heiligen Geistes am Pfingsttag war das unumstössliche Zeichen dafür, dass das Erlösungswerk vollbracht war. Sein Kommen bewies auch, dass Gott das Werk des Herrn Jesus angenommen hat und durch seinen Tod völlig zufrieden gestellt worden ist. «Der Geist ist es, der Zeugnis ablegt, weil der Geist die Wahrheit ist» (1. Joh 5,6).

Wir untersuchen jetzt, was der Heilige Geist als Zeuge in den Kindern Gottes bewirkt. Wir haben bereits gesehen, dass «der Geist selbst mit unserem Geist bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind» (Röm 8,16; Gal 4,6.7). Unter diesem Blickwinkel ist Er für jeden Glaubenden persönlich das Zeugnis der vollbrachten Erlösung. Folglich kann jedes Kind Gottes durch dieses sichere Zeugnis wissen, dass es errettet ist. Aber man kann sich fragen: Wie ist uns das Zeugnis unserer Annahme bei Gott gegeben worden? Die Tatsache, dass sich der Geist in uns befindet, gibt dieses Zeugnis. Durch sein Wohnen in uns weckt Er die Empfindungen, die unserer Beziehung zu Gott als Kinder und Söhne entsprechen. Er bewirkt in uns den Wunsch, uns an der Liebe des Vaters zu freuen und sie zu geniessen. Er versetzt uns in die Lage, in heiliger Vertrautheit als Söhne zu rufen: «Abba, Vater.» Er bestätigt uns das Wort, das wir im Glauben angenommen haben und das uns die Stellung und den Segen zeigt, die wir als Kinder Gottes besitzen. So zeugt Er zusammen mit unserem Geist. Das ist kein hörbares Zeugnis. Es kann nur mit unserem Geist erfasst und aufgenommen werden. Aber es ist dadurch nicht weniger wirklich, denn es handelt sich um ein lebendiges, wenn auch verborgenes Wirken in unserer Beziehung zu Gott.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Kraft und die Klarheit seines Zeugnisses trotzdem von einigen Bedingungen abhängen. «So viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes» (Röm 8,14). Wenn wir durch den Geist geleitet werden, wird damit bewiesen, dass wir Söhne Gottes sind. Ebenso wahr ist folgende Tatsache: Wir empfinden das göttliche Zeugnis unserer Annahme deutlicher, solange wir unser Leben im Gehorsam und in einfacher Abhängigkeit von Gott führen. Wenn unsere Lebensführung den Heiligen Geist betrübt, werden wir vergeblich auf die Stimme seines Zeugnisses warten, denn wir haben Ihn zum Schweigen gebracht. Gott erlaubt den Seinen nicht, leichtfertig zu leben oder sich auf der Sicherheit ihrer Errettung auszuruhen. Wenn wir seine Kinder sind und Ihm angehören, ruft Er uns vielmehr dazu auf, uns durch den Geist leiten zu lassen. Dann bezeugt der Heilige Geist mit unserem Geist unsere Sohnschaft und lehrt uns zu rufen: «Abba, Vater».

  • 1Anmerkung des Übersetzers: Bis hierher wurde der Text leicht angepasst, um folgende Wahrheit deutlich zu machen: Wer an den Namen und an das Werk des Herrn Jesus glaubt, wird von neuem geboren und bekommt den Heiligen Geist, der nun in ihm wohnt (Eph 1,13).