Heilstatsachen (22)

2. Korinther 5,8-10

Das Strafgericht (1)

Sowohl unter Glaubenden als auch unter Ungläubigen herrscht viel Verwirrung über das Strafgericht. Darum ist es gut, dieses Thema im Licht der Bibel zu betrachten.

Es gibt den allgemeinen Gedanken eines endgültigen Gerichtstages, an dem alle Menschen – seien es Errettete oder Verlorene – vor Gott stehen würden, um die Vergeltung ihrer Taten zu erhalten. Deshalb wird behauptet, dass wir bis zu diesem Tag nicht wissen können, ob wir gerettet sind oder nicht. Diese Ansicht ist verkehrt.

Kein Strafgericht für die Glaubenden

Der Herr selbst hat ausdrücklich erklärt, dass die Glaubenden niemals wegen ihrer Sünden vor dem Thron des Gerichts erscheinen müssen. «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen» (Joh 5,24). Gibt Er damit nicht die volle Zusicherung, dass die Gläubigen nicht ins Gericht kommen werden? Diese Frage ist eng mit dem Besitz des ewigen Lebens verbunden. Denn wenn das Problem unseres sündigen Zustands vor Gott nicht geregelt worden wäre, wie könnten wir in den Besitz des ewigen Lebens kommen? Wir werden belehrt, dass wir es unverzüglich erhalten haben. «Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben.» Es heisst nicht: «… wird ewiges Leben haben» (siehe auch Joh 3,36; 6,47; 1. Joh 5,13).

Die Illustration dieser wunderbaren Wahrheit findet sich im Unterschied, den Gott in der Passahnacht zwischen Israel und Ägypten machte, als Er deren Erstgeburt schlug. Die Israeliten wurden durch das Blut des Lammes vor dem Engel bewahrt, der dieses Gericht mit Macht ausführte. Auf die gleiche Weise ist jeder Glaubende durch das Blut des Herrn Jesus vor dem Gericht Gottes über die Sünde geschützt. Denn Christus hat das Strafgericht an unserer Stelle am Kreuz erduldet. Jeder Erlöste kann sagen: Er selbst hat meine Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen (1. Pet 2,24).

Vielleicht sagst du: Ja, aber dies sind die Sünden, die ich in der Vergangenheit getan habe. Die Antwort lautet: Nein, es handelt sich um alle deine Sünden. Du hast vor dem Tod des Herrn Jesus keine einzige begangen. Trotzdem hat Er die entsprechende Last auf sich genommen und das Strafgericht über alle deine Sünden erduldet. Auf diese Weise konnte die ganze Schuld aller Glaubenden für immer beseitigt werden. Was für eine wunderbare Wahrheit!

Wir sind nicht nur mit Christus gestorben, sondern auch mit Ihm auferweckt worden (Eph 2; Kol 3). Wir sind im Tod des Herrn Jesus durch das Strafgericht gegangen, so dass wir nun auf der anderen Seite stehen, d.h. auf der Seite der Auferstehung. In vollkommenem Vertrauen können wir sagen: «Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt; wer ist es, der verdamme?» (Röm 8,33.34).

Der Richterstuhl des Christus

Obwohl es wahr ist, dass die Glaubenden wegen der Sünde nicht mehr ins Strafgericht kommen werden, müssen doch alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden. «Wir sind aber guten Mutes und möchten lieber ausheimisch von dem Leib und einheimisch bei dem Herrn sein. Deshalb beeifern wir uns auch, ob einheimisch oder ausheimisch, ihm wohlgefällig zu sein. Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder empfange, was er in dem Leib getan hat, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses» (2. Kor 5,8-10). Keine Bestätigung über die Offenbarung aller vor dem Richterstuhl des Christus könnte präziser sein: «Wir alle» – damit sind auch alle Gläubigen gemeint. Wann wird diese Offenbarung aller Glaubenden stattfinden? Weshalb werden sie vor dem Richterstuhl stehen?

Wann werden die Gläubigen vor dem Richterstuhl offenbar werden?

Wir haben im vorherigen Kapitel gesehen, dass die Hoffnung der Gläubigen die Entrückung ist. Dann werden die in Christus Entschlafenen auferweckt und die dann lebenden Gläubigen verwandelt werden. Zusammen werden sie entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft (1. Thes 4,16-18). Diese Hoffnung betrifft ausschliesslich die Glaubenden. Das ist die Auferstehung des Lebens, von der der Herr Jesus in Johannes 5 spricht: «Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts» (V. 28.29).

In Vers 24 verspricht Er allen, die sein Wort hören und Dem glauben, der Ihn gesandt hat, das ewige Leben. Er erklärt, dass diese nicht ins Gericht kommen werden, sondern aus dem Tod in das Leben übergegangen sind. In Vers 25 spricht Er weiter über das Geben des ewigen Lebens an die Glaubenden: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben.» Dies gründet sich auf das, was in den Versen 26 und 27 folgt: «Wie der Vater Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, Leben zu haben in sich selbst; und er hat ihm Gewalt gegeben, Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn ist.» Danach folgt Vers 28: «Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören.»

Bei den beiden in diesem Abschnitt behandelten Punkten handelt es sich um das Leben und das Gericht in Verbindung mit Christus, der die Quelle des Lebens und der Vollstrecker des Strafgerichts ist. Als Sohn Gottes gibt Er Leben. Als Sohn des Menschen ist Er mit Autorität bekleidet, um das Strafgericht zu vollziehen. Folglich bietet Er während der Stunde, die «jetzt» ist, das Leben an, während Er das Strafgericht in einer zukünftigen Stunde ausführen wird. Die jetzige Stunde hat begonnen, als diese Ankündigungen gemacht worden sind. Sie wird mit der gegenwärtigen Gnadenzeit enden. Daher handelt es sich in Vers 25 um lebende Menschen, die geistlich tot sind, aber durch den Glauben ewiges Leben bekommen haben. Es sind nur solche, die die Stimme des Sohnes Gottes im Evangelium hören und annehmen, die vom Tod ins Leben übergehen. Aber nachher wird uns gesagt, dass die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und «hervorkommen werden». Die Stunde in Vers 28 ist wie jene in Vers 25 eine Zeitperiode, aber ohne festgelegte Begrenzung der Dauer. Das macht klar, dass es in Vers 28 nicht um eine gleichzeitige Auferstehung der Gläubigen und Ungläubigen geht.

Durch andere Bibelstellen erfahren wir, dass die Auferstehung des Lebens beim Kommen des Herrn zur Entrückung stattfinden wird (1. Kor 15,23; 1. Thes 4,15-18; Off 20,4-6). Die Auferstehung zum Gericht hingegen wird nicht vor dem Ende des Tausendjährigen Reichs, an der Schwelle zum ewigen Zustand erfolgen. So verstehen wir, dass die Auferstehung des Lebens derer, die durch den Glauben das ewige Leben bekommen haben (Joh 5,24.25), deutlich von der Auferstehung zum Gericht unterschieden wird. Die beiden Auferstehungen unterscheiden sich nicht nur im Zeitpunkt, sondern auch im jeweiligen Ziel und Ergebnis.

Diese Tatsache enthält im Übrigen eine weitere, ernste Belehrung, die wir nur kurz erwähnen wollen: Alle Menschen müssen dem Sohn Gottes Ehre erweisen. Die Glaubenden tun es jetzt freiwillig, indem sie sich vor Ihm demütigen und sich selbst verurteilen, um von Ihm das ewige Leben zu erhalten. Alle, die Ihn jetzt nicht ehren wollen, werden an jenem Tag, an dem Er als Sohn des Menschen alle Ungläubigen nach ihren Werken richten wird, dazu gezwungen werden, Ihn zu ehren. Gegenwärtig handelt Er in Gnade. Dann wird Er in Gerechtigkeit richten.

Nachdem wir gesehen haben, dass die Glaubenden nicht an der Auferstehung zum Gericht teilhaben werden, bleibt noch die Frage, wann sie vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden. Die eindeutige Antwort auf diese Frage finden wir in einigen Bibelstellen. Es wird direkt im Anschluss an sein Kommen zur Entrückung sein und folgt daher auf die erste Auferstehung.

Das ist die klare Belehrung der Gleichnisse von den Talenten in Matthäus 25 und von den Pfunden in Lukas 19. «Nach langer Zeit aber kommt der Herr jener Knechte und hält Abrechnung mit ihnen» (Mt 25,19). «Er rief aber seine zehn Knechte und gab ihnen zehn Pfunde und sprach zu ihnen: Handelt, bis ich komme» (Lk 19,13). Aus diesen Stellen erkennen wir, dass die Gläubigen bald nach der Entrückung vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden.

In allen Ermahnungen, die der Herr Jesus an seine Jünger im Blick auf ihre Verantwortung richtet, verfolgt Er ein Ziel: Er lenkt ihre Augen auf sein Wiederkommen. So ist es auch in den Briefen (1. Kor 1,7.8; 1. Thes 1,9.10; 3,12.13; 2. Thes 1,10; 1. Tim 6,13-16; Tit 2,11-14).