Was muss ich tun, um errettet zu werden? (Teil 1)
Nachdem aufgezeigt worden ist, was Gott für die Bedürfnisse unserer Seelen vorgekehrt hat, können wir nun die Sache aus der Sicht von uns Menschen betrachten. Von dem Moment an, da ein Mensch von der Sünde überführt worden ist, wird in seinem Herzen in irgendeiner Form die Frage auftauchen: «Was muss ich tun?» So war es auch an Pfingsten, als die Juden bei der Predigt von Petrus in ihren Herzen durch die Kraft des Heiligen Geistes ergriffen wurden. Sie fragten: «Was sollen wir tun, Brüder?» (Apg 2,37). Der Kerkermeister in Philippi fragte Paulus und Silas: «Was muss ich tun, um errettet zu werden?» (Apg 16,30).
Zweimal wurde der Herr Jesus selbst gefragt: «Was soll ich tun, um ewiges Leben zu erben?» (Mk 10,17; Lk 10,25). Bei diesen beiden Fragestellern scheint das «Ich» eine sehr wichtige Rolle einzunehmen. Es ist die Idee vorhanden, etwas zu tun.
Die Frage: «Was soll ich tun, Herr?», die Saulus stellte, als der Herr ihm vor den Toren von Damaskus erschien, hat einen anderen Charakter. Bei dieser Frage liegt der Schwerpunkt auf der Anerkennung der Autorität Dessen, der mit ihm redete. Aber darauf wollen wir hier nicht weiter eingehen.
«Was muss ich tun?» Das ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Fragesteller noch nicht verstanden hat, wer Gott ist und welchen Platz er vor Ihm einnimmt. Es ist daher wichtig, dass diese Frage unter diesem Blickwinkel untersucht und beantwortet wird, weil sie für viele eine charakteristische Zeitspanne ihres Lebens darstellt. Es gibt nur wenige Personen, die sich diese Frage in der Zeit, als sie in Seelennot waren, nicht gestellt haben. Wir möchten anhand von einigen Beispielen untersuchen, welche Antwort das Wort Gottes gibt.
Der reiche junge Mann
Nehmen wir zuerst die Frage des jungen Mannes in Markus 10,17, Matthäus 19,16 und Lukas 18,18. Wir lesen vom Herrn Jesus: «Als er auf den Weg hinausging, lief einer herzu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Lehrer, was soll ich tun, um ewiges Leben zu erben? Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott. Die Gebote kennst du: ‹Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst kein falsches Zeugnis ablegen; du sollst nichts vorenthalten; ehre deinen Vater und deine Mutter.› Er aber sprach zu ihm: Lehrer, dies alles habe ich beachtet von meiner Jugend an» (Mk 10,17-20). Matthäus berichtet, dass der junge Mann hinzufügte: «Was fehlt mir noch?» (Mt 19,20). «Jesus aber blickte ihn an, liebte ihn und sprach zu ihm: Eins fehlt dir: Geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach! Er aber wurde traurig über das Wort und ging betrübt weg, denn er hatte viele Besitztümer» (Mk 10,21.22).
Dieses Beispiel ist bemerkenswert und aufschlussreich, weil der junge Mann so untadelig war und eine so aussergewöhnliche Lebensführung aufwies. Er war sowohl ernsthaft als auch aufrichtig. Er konnte wie Paulus von sich sagen, dass er, «was die Gerechtigkeit betrifft, die im Gesetz ist, für untadelig befunden» worden war (Phil 3,6). Als der Herr ihm die Gebote aufzählte, antwortete er nämlich: «Dies alles habe ich beachtet; was fehlt mir noch?» (Mt 19,20).
Gleichen nicht viele Menschen diesem jungen Mann? Ihre moralische Lebensführung lässt in ihrer äusseren Erscheinung nichts zu wünschen übrig. Sie sind sanft, liebenswert und anziehend. Ihre Aufgaben gegenüber den Eltern nehmen sie als gute Söhne und Töchter wahr. Sie verhalten sich in allen Lebensumständen recht und anständig. In religiösen Angelegenheiten handeln sie pflichtbewusst. So erwerben sie sich das Ansehen ihrer nächsten Freunde und Bekannten. Was fehlt ihnen also noch? Die Antwort des Herrn auf die Frage des jungen Mannes beantwortet auch unsere Frage. Was enthält sie?
Erstens kann der Mensch Gott nichts bringen, was vor Ihm Bestand hat. Mit anderen Worten: Der Mensch vermag nichts zu tun, um ewiges Leben zu erben. Wie Paulus muss er anerkennen, dass seine Gerechtigkeit vor Gott nichts gilt und einem unflätigen Kleid gleicht. Oder anders ausgedrückt: Was für ihn als natürlichen Menschen ein Gewinn war, ist im Blick auf den Herrn ein Verlust. Nichts von dem, was er ist oder was er getan hat, gibt ihm ein Verdienst vor Gott. Das Beste vom Menschen ist in den Augen Gottes unwürdig und schmutzig. Er kann es nicht annehmen.
Zweitens muss der Mensch bereit sein, alles einzubüßen – auch seine Selbstgerechtigkeit und die Welt – wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu. Deshalb fordert der Herr den jungen Mann auf, alles zu verkaufen und es an die Armen zu verschenken. Dann fügt Er hinzu: «Komm, folge mir nach!»
Dies ist die erste Antwort auf die Frage: Was muss ich tun, um ewiges Leben zu erben. Es ist nötig, dass du den Platz zu den Füssen des Herrn Jesus einnimmst und anerkennst: Ich habe nichts zu bringen und bin ein verlorener Sünder. Du darfst dir selbst und der Welt keine Bedeutung mehr beimessen. Vergessen wir die ernste Warnung dieser Geschichte nicht! Moralische Errungenschaften, der Vorzug einer sozialen Stellung und der Reichtum sind die grössten Hindernisse, um zu Christus zu kommen. Warum? Weil sie häufig den wahren Zustand der Seele vor Gott verschleiern oder verdecken.