Wer gehört zur Versammlung Gottes?
Der griechische Ausdruck «ekklesia», der mit «Versammlung» übersetzt worden ist, bedeutet eigentlich «Herausgerufene». Sie ist also eine Körperschaft von Menschen, die Gott durch das Evangelium seiner Gnade aus der Welt zu sich selbst herausgerufen hat. Sie haben dieser frohen Botschaft gehorcht und den Heiland und Erlöser, von dem sie spricht, in lebendigem Glauben angenommen. In Christus Jesus sind sie nun «Geheiligte» oder «Abgesonderte» geworden (1. Kor 1,2). «Gott hat … die Nationen heimgesucht, um aus ihnen ein Volk zu nehmen für seinen Namen.» (Apg 15,14). Die Versammlung Gottes und jeder Einzelne, der zu ihr gehört, soll daher diese Absonderung von der Welt in seinem Wandel verwirklichen.
Der Herr tut zu der Versammlung hinzu
In einem weltlichen Verein beschliessen die Menschen, ob und welche Mitglieder sie aufnehmen wollen. Der «Versammlung Gottes» aber, diesem lebendigen Organismus, fügt ausschliesslich der Herr die Einzelnen hinzu (Apg 2,47). Die Versammlung selbst hat, wie wir später noch sehen werden, lediglich die Verantwortung zu prüfen, ob der, der mit der Versammlung praktische Gemeinschaft haben will, wirklich vom Herrn hinzugefügt worden ist und dem Charakter eines aus der Welt «Herausgerufenen» entspricht.
Auch heute noch wird jeder, den der Herr hinzufügt «mit dem Heiligen Geist versiegelt» (Eph 1,13). Jeder hat dadurch an der am Pfingsttag geschehenen «Taufe mit dem Heiligen Geist» teil und bildet mit allen Gläubigen den Leib Christi auf der Erde, von welchem wir noch ausführlicher sprechen werden.
Die Gläubigen werden dem Herrn hinzugetan
Anderseits ist es auch wichtig, hervorzuheben, dass die Erretteten durch die Wirksamkeit des Geistes Gottes dem Herrn, und nicht etwa einer besonderen Gruppe von Gläubigen hinzugetan werden (Apg 5,14; 11,24). Und es versteht sich von selbst, dass jeder von Ihm abhängig und Ihm unterworfen sein soll.
Gesammelt aus dem Volk der Juden und aus den Nationen
Gottes Geheimnis über «die Versammlung», die am Tag der Pfingsten praktisch ihren Anfang genommen hat, wurde der Lehre nach erst dem Apostel Paulus offenbart. Es gipfelte darin, «dass die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und Mitteilhaber seiner Verheissung in Christus Jesus durch das Evangelium» (Eph 3,1-12).
Wir haben uns an diese Wahrheit gewöhnt. Aber das schmälert die gewaltige Bedeutung dieser Tatsache keineswegs. Lange Jahrhunderte hindurch war Israel von allen Völkern der Erde das einzige Volk, mit dem Gott einen Bund eingegangen war, mit dem Er als Gott der HERR in Beziehung stand und das Er sein Volk nannte. Nur in der Mitte dieser «Beschnittenen» hatte Er seine Wohnung aufgeschlagen. Die Aussprüche Gottes wurden Israel anvertraut (Röm 3,2). Nur zwischen dem HERRN und ihnen bestanden Bündnisse der Verheissung.
Die Nationen aber waren dem Bürgerrecht Israels entfremdet. Sie waren Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheissung. Sie hatten keine Hoffnung und waren ohne Gott in der Welt (Eph 2,12).
In Christus wurde nun die Zwischenwand der Umzäunung, von der Israel bisher umgeben war, abgebrochen. Christus hat die beiden – Israel und die Nationen – in einem Leib mit Gott versöhnt. Die Gläubigen aus beiden Gruppen haben jetzt durch Ihn den Zugang durch einen Geist zu dem Vater (Eph 2,11-22). Nun ist nicht mehr: «Grieche und Jude, Beschneidung und Unbeschnittensein, Barbar, Skythe, Sklave, Freier, – sondern Christus, alles und in allen» (Kol 3,11).
Die Schlüssel des Reiches der Himmel
Der Herr sagte zu Petrus: «Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was irgend du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein; und was irgend du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein» (Mt 16,19).
Wann hat Petrus diese Schlüssel gebraucht?
Zum ersten Mal an Pfingsten und den nachfolgenden Tagen. Da hat er dem Volk Israel durch die Predigt der Buße und des Evangeliums von Christus Jesus, dem Auferstandenen, den Eintritt in das Reich der Himmel aufgeschlossen (Apg 2). Dieses irdische «Reich der Himmel» ist aber wegen der Verwerfung des Messias durch Israel noch nicht in Erscheinung getreten, und diese Gläubigen sind der Versammlung Gottes, die eine himmlische Berufung hat, hinzugefügt worden.
Petrus sollte die Schlüssel aber auch für die Nationen gebrauchen (Apg 10). Er tat es nicht ohne weiteres, da er in den jüdischen Vorurteilen befangen war und den grossen Wechsel in den Gnadenwegen Gottes noch nicht begriffen hatte. Der Herr musste es ihm zuerst durch ein Gesicht klarmachen. Als dann Petrus dem Römer Kornelius und allen, die bei ihm waren, das Evangelium verkündigte, fiel der Heilige Geist in offenkundiger Weise auf alle, die das Wort hörten. Damit waren auch Gläubige aus den Nationen offiziell der Versammlung Gottes hinzugetan worden.
Eine Eigentümlichkeit der «Versammlung Gottes»
Wenn Menschen zu irgendeinem einmaligen Zweck in einem Lokal oder auf einem Platz zusammenströmen, so bilden sie während dieser kurzen Stunden eine Versammlung. Gehen sie aber wieder auseinander, so besteht die Versammlung nicht mehr. Mit der «Versammlung Gottes» verhält es sich ganz anders. Dieses Gebilde bleibt seit seiner Entstehung in den Tagen der Apostel bis zu seiner Aufnahme in den Himmel vor Gott ununterbrochen bestehen. Die Gläubigen mögen auf dieser Erde tausend Kilometer weit voneinander entfernt sein und keine Möglichkeit haben, sich zusammenzufinden – sie bilden dennoch die «Versammlung Gottes», innig und unzertrennlich miteinander verbunden.