2. Philippi
Auch den Heiligen in Philippi lag die Sache des Evangeliums am Herzen. Paulus konnte wegen «ihrer Teilnahme an dem Evangelium vom ersten Tag an bis jetzt» (Phil 1,5) mit Freuden für sie alle danken und beten. Wie sich diese Teilnahme schon am ersten Tag auswirkte, sehen wir in Apostelgeschichte 16:
Kaum hatte Lydia, die Purpurhändlerin, das von Paulus geredete Wort in ihr Herz aufgenommen, kaum war sie errettet, nahm sie schon Paulus und seine Begleiter, die Boten des Evangeliums, in ihr Haus auf. Das war ein wichtiger und damals auch gefährlicher Dienst, den sie auf sich nahm. Er verursachte der Schwester manche Mühe, aber um des Herrn willen nahm sie alles gerne auf sich. «Sie nötigte uns.»
Beim Kerkermeister sehen wir etwas Ähnliches. «In jener Stunde der Nacht», in der die Gnade Gottes diesen brutalen Menschen mittels des Glaubens umgewandelt hatte, nahm er Paulus und Silas zu sich und wusch ihnen die Striemen ab, die ihnen der treue Dienst des Evangeliums eingebracht hatte. Dann setzte er ihnen einen Tisch vor und frohlockte, an Gott gläubig geworden mit seinem ganzen Haus. Auch als Paulus weiterzog, behielten sie ihn «im Herzen». Später, als er in Ketten gelegt wurde, erflehten sie Gnade für ihn und machten seine «Verteidigung und Bestätigung des Evangeliums» (Phil 1,7) zu ihrer eigenen Angelegenheit.
Ihr Interesse für das Werk des Evangeliums zeigte sich auch in den materiellen Opfern, die sie darbrachten: Als Paulus in Thessalonich war, hatten sie ihm «ein- und zweimal» für seinen Bedarf gesandt. Sie gehörten zu den Versammlungen Mazedoniens, deren tiefe Armut in den Reichtum ihrer Freigebigkeit übergeströmt ist (2. Kor 8,2).
Man darf annehmen, dass der erste Besuch von Paulus in Philippi im Jahr 53 n. Chr. stattfand. Diesen Brief aber schrieb er ihnen aus seiner ersten Gefangenschaft, also vermutlich im Jahr 64 n. Chr. Während all dieser Jahre, «von dem ersten Tag an bis jetzt», hatte ihre Teilnahme an dem Evangelium angehalten, trotz der Leiden, die sie dabei zu erdulden hatten!
3. Thessalonich
In Gottes Wort wird der Versammlung der Thessalonicher das schöne Zeugnis gegeben: «Von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen, nicht allein in Mazedonien und in Achaja, sondern an jedem Ort ist euer Glaube an Gott ausgebreitet worden» (1. Thes 1,8).
Diese Versammlung war wie ein Brückenkopf des Lichts im weiten Reich der Finsternis. Ihr Leben spielte sich nicht nur innerhalb der vier Wände eines Versammlungsraumes ab Ihre Werke des Glaubens waren nach aussen hin sichtbar. Ihre Bemühungen der Liebe galten nicht nur den Gläubigen, die Liebe des Christus drängte sie, das Wort vom Herrn und seinem Erlösungswerk in ganz Mazedonien und Achaja bekannt zu machen. Auch sprach es sich dort überall herum, wie sie sich von den Götzenbildern zu Gott bekehrt hatten, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten.
Wie sollte das Beispiel dieser Versammlungen doch auch in unseren Tagen die Gläubigen jeden Ortes anspornen, an dem Werk des Evangeliums warmen Anteil zu nehmen und sich einszumachen mit allen, die der Herr benützt, um sein Wort hinauszutragen zu denen, die noch «in Finsternis und Elend sitzen»!
Heutige Methoden der Evangeliumsverkündigung
Im Hinblick auf die grosse Gleichgültigkeit gegenüber der alten, aber herrlichen Botschaft des Heils in Christus, die sich in den christlichen Ländern immer mehr ausbreitet, sind seitens vieler, die ihr zum Durchbruch verhelfen möchten, neue Wege der Verkündigung betreten worden.
Sie versuchen, die Botschaft selber «mundgerecht» zu machen, indem sie gewisse unangenehme Elemente des Evangeliums: das völlige Verderben des Sünders, die Unmöglichkeit der Selbsterlösung, die Notwendigkeit gründlicher Buße und Sinnesänderung, der Hinweis auf das kommende Gericht, das Blut Jesu als einzige Grundlage des Heils usw., verschweigen oder wenigstens nur am Rand erwähnen. Es braucht wohl kaum gesagt zu werden, dass eine Verwässerung des Evangeliums einer Entkräftung, ja, sogar einer Veränderung der göttlichen Botschaft gleichkommt, die in dieser Form ihre Wirkung verfehlen und sogar auf Irrwege führen muss.
Oder man sucht einer schriftgemässen Verkündigung Dinge hinzuzufügen, die dem natürlichen Menschen angenehm erscheinen, um auf diese Weise möglichst viele dieser Gleichgültigen anzulocken und für die Aufnahme des unbequemen Evangeliums empfänglich zu machen. Ohne hier auf nähere Einzelheiten eingehen zu wollen, sei dabei aber an den göttlichen Grundsatz erinnert, dass «geistliche Dinge» durch «geistliche Mittel» mitgeteilt werden sollen. «Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird» (1. Kor 2,13.14). Natürliche Mittel vermögen den Menschen wohl «in Stimmung» zu versetzen und ihn sogar «religiös» zu machen. Die Errettung und die Neugeburt eines Menschen jedoch sind die Ergebnisse der Wirksamkeit des Heiligen Geistes durch das Wort Gottes, aufgrund des Werkes Christi.
Anstatt uns von solchen Methoden und den dabei erzielten hohen Erfolgsziffern imponieren zu lassen, sollten wir uns vielmehr auf das besinnen, was nach Gottes Gedanken der Verkündigung Kraft verleiht: Die ungebrochene Kraft des göttlichen Wortes der Wahrheit, die Kraft des Heiligen Geistes, der zum Dienst des Wortes Gaben verleiht, und die Kraft der persönlichen und gemeinsamen Fürbitte. «Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der HERR der Heerscharen» (Sach 4,6).
Freie Evangelisten
Eine weitere Erscheinung unserer heutigen Tage sind die sogenannten «freien» Evangelisten. Sie behaupten, sie seien «nirgends angeschlossen» und fühlen sich in Bezug auf ihren Dienst ganz unabhängig. Sie sehen darin grössere Freiheit und Beweglichkeit für ihre evangelistische Tätigkeit und haben diese zu einem Evangelisationswerk ausgebaut, in dem sie selbst die Führung haben. Nicht nur schliessen sich die Neubekehrten diesem Werk an; auch andere Gläubige glauben hier grössere Freiheit zu finden als in der zu Unrecht als «eng» empfundenen Ordnung des Hauses Gottes, zu der uns sein Wort anleitet (1. Tim 3,15).
Da müssen wir uns aber doch fragen: Kann es Gott wohlgefällig sein, wenn solche Glieder des Leibes Christi, die als lebendige Steine dem Haus Gottes hinzugefügt worden sind, sich der Ordnung dieses Hauses wie einer Zwangsjacke entledigen, um dadurch der Sache des Evangeliums scheinbar besser dienen zu können? Die menschliche Vernunft mag mit «ja» antworten. Der Glaube aber sagt «nie und nimmer» Er weiss, dass auch in der Evangeliumsverkündigung der Segen Gottes vor allem auf dem Pfad des Gehorsams und der Abhängigkeit von Ihm gefunden wird, mag das Werk, das auf diesem Weg zu tun möglich ist, nach aussen hin noch so gering und unbedeutend erscheinen.
Den ganzen Ratschluss Gottes verkündigen
Der Apostel Paulus, der grosse Evangelist, durch dessen Dienst ungezählte Menschen in den Städten der damaligen Welt zum Glauben gekommen sind, verkündigte ihnen nicht nur einige wenige Wahrheiten, die den Anfang des Heilsweges betreffen. Er fühlte sich darüber hinaus tief verantwortlich, sie alles «was nützlich ist» zu lehren, und er hat nicht zurückgehalten, ihnen den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen (Apg 20,20.27). Seine Briefe an die verschiedenen Versammlungen sind ein weiteres Zeugnis dafür.
Wenn auch die heutigen Evangelisten nicht die Lehrgabe eines Paulus besitzen, so sollten sie doch den Willen Gottes vor Augen haben und die Hand dazu bieten, dass die Neubekehrten in die ganze Wahrheit eingeführt werden. Dazu gehört nicht nur die persönliche Heilsgewissheit, die Lehre über die Befreiung, über das Kommen des Herrn usw., sondern auch die grossen Wahrheiten der Versammlung Gottes, zu der sie nun gehören. Jeder muss wissen, wie man sich im Haus Gottes verhalten soll.